Feedback zum Kurzpass FootballLeaks

Vielen herzlichen Dank für diesen unglaublichen Kurzpass an Christoph Henrichs und dich. Es war schön, das noch einmal in dieser Form aufbereitet zu hören und ich bin gespannt, was da noch kommt.

Aus meiner Sicht hatte Spiegel so etwas das Problem, dass sie mit dem für mich uninteressantesten Thema begonnen haben. Alles was da an Steuervermeidungstricks rausgeholt wird, ist schön und gut, hat aber relativ wenig mit dem auf dem Platz zu tun. Hoffnung macht mir die Ankündigung für die zukünftigen Spiegelausgaben, wo man von dem Thema weg geht. Da kommt man dann glaube ich auch näher an die Fans heran, wenn die erfahren, dass Spieler A zu Verein B gewechselt ist, weil dort der Sportdirektor mehr Schmiergeld zu verteilen hat o.ä.

Ganz großes Kino - und ganz langes. Wenn der Kurzpass jetzt immer über eine Stunde dauert und die Schlusskonferenz über 3 Stunden, werde ich schon mal einen Teil meines Jahresurlaubs für das nächste Tribünengespräch sparen.

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Danke dir, das freut mich sehr, weil ich die Aufnahme recht wild in meine Nacht und Christophs Nacht pressen musste. Ehrlich gesagt hab ich diesmal bewusst nicht auf die Uhr geschaut, weil mir das Thema so wichtig war. Eigentlich zu lange für einen Kurzpass, aber halt auch Sonderfall. Bin gespannt, wie es da weitergeht und teile deine Einschätzung: Die Steuersache war vielleicht tatsächlich der falsche Beginn. Ich hoffe auf noch mehr und auch andere Reaktionen durch die Öffentlichkeit. Sonst versandet die eh schon geringe Chance, dass sich etwas ändert.

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Mich haben die Football Leaks zugegebenermaßen gar nicht interessiert - gerade auch weil der österreichische Partner das Thema fürchterlich aufbereitet hat (womit sich vielleicht auch Nicole Selmers Kommentar ein bisschen besser erklärt), aber habe mir die Sendung trotzdem angehört, weil is ja Rasenfunk.

Um ehrlich zu sein: Mich interessiert’s immer noch nicht. Solange in der Bevölkerung dieser unendliche Unwillen da ist, Steuern zu zahlen, wird Steuerhinterziehung weiterhin von allen nicht als das Problem wahr genommen, dass sie sind. Nämlich dass Leute Straßen, Krankenhäuser und andere Infrastruktur nutzen, ohne ihren finanziellen Beitrag dazu zu leisten. Steuerhinterzieher sind nichts als gemeine Diebe. Solange wir das Bewusstsein als Ganzes nicht haben und legale Steuertricks als Kavaliersdelikt gelten ist mir Ronaldos Steuerhinterziehung als Einzelfall egal.

Aber ja, wir werden eh sehen, was da jetzt zusätzlich rauskommt. Wenn in diesen Dokumenten das Licht auf Jugendspielerverträge und andere deutlich menschenhandligere Themen kommt, wird’s sicher interessanter, weil da der gesellschaftliche Druck stärker sein wird.
Welcher beim gemeinen Diebstahl der Steuerzahlverweigerer nicht da ist. Leider.

Wobei es schon erstaunlich ist, wie das Thema Ulli Hoeneß in Deutschland aufgenommen wurde, was ja auch “nur” Steuerbetrug war.

Ich sag auch Danke für den sehr interessanten Kurzpass. Ich finde es allerdings auch etwas heuchlerisch, wenn privat versucht wird, an jeder Ecke Steuern zu vermeiden und das beim „kleinen Mann“ als legitim angesehen wird, aber bei Stars auf einmal die Empörung riesig ist (oder sein soll). Keine Frage, ich versuche auch an vielen Ecken Geld zu sparen und kaufe online z.B. viel im Ausland, einfach weil es viel günstiger ist und ich Geld sparen will, genauso wie ich auch auch der Kirche ausgetreten bin, aber das zwar finanziellen, aber eben nicht aus steuerlichen Gründen. So „schade“ ich globalen Firmen gerne, indem ich auch die Globalisierung ausnutze, den Staat (keinen übrigens) hingegen nicht. Eine meiner Meinung nach sehr gravierender Unterschied!

Ich bin ja beruflich viel im (auch Zweite bis Dritte Welt ähnlichem) Ausland unterwegs, vielleicht wird einem dann die Fortschrittlichkeit und die Vorzüge von (für uns) elementarer Infrastruktur besser bewußt und damit auch die Notwendigkeit der Staatsausgaben für diesen Bereich. In Deutschland hab ich auch eher das Gefühl, dass die Notwendigkeit von Steuern zwar vorhanden ist, aber mir scheint das das Gefühl, dass es anderen besser gehen könnte oder einen Hauch mehr bevorteilt sein könnte, für einen großen Teil wirklich unerträglich sein muss. Selbst wenn diese „Bevorteilung“ die sozial schwächsten wie Flüchtlinge betrifft. Neid in seiner absurdesten (und abartigsten) Form. (Aber ich will da nicht weiter abdriften).

Abseits davon vielleicht ein interessanter Link: Ronaldo hat seine Jahreseinkünfte für 2015 veröffentlicht:

Es wurde ganz kurz in einem Nebensatz der Folge ein mögliches Salary Cap nach Vorbild der amerikanischen Ligen angesprochen als Schritt zu einer Lösung. Ich habe mir schon öfter über die Möglichkeit eines Salary Caps Gedanken gemacht, wie man im Folgenden feststellen wird. Generell würde ich Gehaltsobergrenzen befürworten, nur leider gibt es mehrere Probleme bei der Implementierung im europäischen Fussballsystem:

  1. Welche Höhe legt man fest? Setzt man die Gehaltsobergrenze auf 50 Millionen ist das für Bayern München möglicherweise ein echtes Problem. Für den FC Augsburg oder den SV Darmstadt wäre diese Grenze aber nicht restriktiv. Somit schwächt man bei einer absoluten/fixen Gehaltsobergrenze eigentlich nur die reicheren Vereine, was prinzipiell diskriminierend wirkt. Eine Fixe Obergrenze kommt somit nicht in Frage.

  2. Kann man andere Formen von Gehaltsobergrenzen finden? Als weitere Möglichkeit kommt eigentlich nur eine relative Gehaltsobergrenze in Betracht. Fraglich ist hier woran man sich hierbei orientiert. Vorstellbar ist eine Kopplung der Gehälter an andere betriebswirtschaftliche Kennzahlen, wie bspw. den Umsatz. Es wird dann bspw. festgelegt, dass ein Verein maximal 20% seines Umsatzes für Gehälter ausgeben darf (willkürliche Zahl und Bezugspunkt). Prinzipiell schient das recht praktikabel. Allerdings stellt sich dann die Frage was mit einem Verein passiert, der aus der Bundesliga in die zweite Liga absteigt et vice versa. Durch die fehlenden Einnahmen aus TV-Verträgen allein sind dann schlagartig die Gehaltskosten weit über den vorgschlagenen 20% vom Umsatz, da dieser sich enorm verringert. Eine relative Gehaltsobergrenze scheint somit ebenfalls schwierig umzusetzen.

  3. Wer legt die Gehaltsobergrenze fest? Fraglich ist außerdem welche Entität eine Gehaltsobergrenze festlegen kann. Um eine wirksame Gehaltsobergrenze zu implementieren ist es erforerlich, dass diese Europaweit gilt. Wie vergleicht man aber die verschiedenen Länder. Ist es gerechtfertigt in England, Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland die selben Maßstäbe zu setzen wie für Österreich, SLowenien, Dänemark und Schweden? Unabhängig ob es gerechtfertigt ist, müsste man defintiv in allen Ländern die gleichen Gesetze schaffen, da man sonst europäisches Recht verletzt.

Lösung: Die einzig denkbare Lösung um eine Gehaltsobergrenze zu implementieren ist die Amerikanisierung der europäischen Fussballligen: Kein Auf- und Abstieg mehr. Die Errichtung eines Franchise-Systems. Eine gesamteuropäische Superliga. Dem gegenüber stehen wiederum rechtliche Probleme aber auch kulturell ist dies nicht ganz so einfach umzusetzen.

Leider wird es wahrscheinlich niemals zu Gehaltsobergrenzen im Fussball kommen können…

Ich empfand es sehr angenehm, dass ihr – insbesondere du Max - kritisch aber auch selbstreflektiert mit dem Thema umgangen seid, sodass es nicht zu einem “Wutbürgergespräch” verkommt in dem man seine vermeintliche moralische Überlegenheit unter Beweis stellt. Es ist grundsätzlich natürlich eher ein gesellschaftliches Problem als etwas Fußballspezifisches trotzdem ist es vielleicht für viele ein interessanter Einstieg in die Thematik. Es ist sehr selten, dass ein populistisch ausschlachtbares Thema so angenehm beleuchtet wird ohne es zu verharmlosen. :clap:

leider muss ich auch zugeben, dass mich der kriminalistische Stil der Beiträge im Spiegel eher abschreckt, da ich mehr an generalisierbaren Hintergründen in kompakter Form interessiert bin als an mehreren “spannenden Geschichten”. In der Hinsicht war der Podcast aber schon sehr informativ. Demnach fände ich es sehr schön, wenn ihr den Podcast als kleinere Reihe weiterführen könntet. :grinning:

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Erstmal: eine sehr gute Sendung, Max! Auch super, dass es so zeitnah zur ersten Spiegel-Veröffentlichung schon geklappt hat.

Jetzt mal ein paar Gedanken von mir zu dem Thema, warum das ganze in der breiten Öffentlichkeit keine so hohen Wellen schlägt.
Der Punkt Steuerhinterziehung ist leider schon arg abgenutzt. Wie ihr in der Sendung ja auch schon angedeutet habt, viele Menschen überrascht es überhaupt nicht mehr, dass Großverdiener Steuern hinterziehen. Ich würde sogar sagen, die meisten erwarten es wahrscheinlich sogar schon. Egal ob jetzt Top-Manager, Sportstar, Künstler, usw., immer wieder liest man ja von kreativen Steuersparmodellen, es ist schon fast alltäglich geworden. Die Aufregung in diesem Punkt hält sich deshalb wohl doch eher in Grenzen. Dazu kommt noch die Auswahl der Fälle, die der Spiegel genommen hat.
Bei Christiano Ronaldo werden sich wohl viele Leute ins Fäustchen lachen, dass es ihn erwischt hat, aber besonders hier in Deutschland wird der große Aufschrei ausbleiben. Er ist zu weit weg, wirklich „angebetet“ wird er von den meisten Leuten hier auch nicht und aus Spanien hat man schon so einiges über Mauschelein gehört oder gemeint gehört zu haben, so dass sich wohl doch eher Vorurteile bestätigen, als dass ein großer Aufreger zustande kommt.
Mesut Özil wird hier in Deutschland zwar als guter Fußballer respektiert, aber wirklich geliebt wird auch er nicht. Außerdem spielt er schon lange nicht mehr in der Bundesliga und ist auch eher „weit weg“. Dazu kommt noch eine Annahme, wie ich sie in meinem Bekanntenkreis öfters gehört habe: „Der wusste bestimmt gar nix davon. Der hat das doch alles einfach seinem Berater übergeben und sich selber nie darum gekümmert“. Schuld ist also nur der böse Berater/Anwalt und der arme Fußballer kann doch überhaupt nichts dafür.
Hätte der Spiegel aktive Bundesligaspieler und/oder Bundesligavereine auf den Titel gebracht, wäre die Aufmerksamkeit bestimmt größer gewesen.
Was jetzt kommt ist nur ein Gefühl, aber ich glaube, dass viele Fans gar kein so großes Interesse an umfassender Aufklärung haben, weil niemand seine heilige Kuh Fußball zur Schlachtbank führen will. Da stecken zu viele Emotionen mit drin. Jedes Wochenende fiebert man mit seinem Verein, seinen Helden, Vorbildern und die soll man jetzt vom Sockel stoßen? Und da gibt es auch einen gravierenden Unterschied zu dem FIFA-Skandal. Das sind alles alte Herren, die gewissenlos den Fußball kaputt machen. Da hat man die romantische Hoffnung, dass wenn da mal „ordentlich aufgeräumt“ wird, jemand kommt und die gute, alte Zeit des Fußballs zurück bringt. Das der eigene Verein, die eigenen Lieblingsspieler in diesem ganzen kaputten System ebenso mit drin hängen wird dann wohl nur zu gerne ausgeblendet.
Ähnlich verhält es sich mit den Beratern. Die werden bei vielen doch eher als Parasiten des ganzen Systems wahrgenommen und es würde bestimmt auch viele Leute freuen, wenn man da dem einen oder anderen schwarze Kassen und moralisch fragwürdige Geschäfte nachweisen könnte. Dass davon aber groß was auf Vereine oder Spieler zurückfallen würde, bezweifel ich stark.
Warum findet das Thema in (reinen) Sportmedien kaum statt? Da kommen wohl einige Punkte zusammen. Es ist wohl nicht ganz einfach, selber investigativ Tätig zu werden, da alle Dokumente beim Spiegel und den Partnern liegen. Man hat also wohl nur einen sehr eingeschränkten Quellenzugang. Außerdem ist das Thema, gerade bei den Steuersachen, extrem komplex. Vielleicht zu komplex, als das die Redaktionen das wuppen könnten. Ein anderer Punkt wäre wieder die schon oben erwähnte „heilige Kuh“. Diese Medien leben vom Fußball. Deshalb bezweifel ich, dass dort ein gesteigerte Interesse daran herrscht, Vereine und Spieler in Bedrängnis zu bringen. Gerade heute, wo sich eh schon immer mehr Medien beklagen, dass sie immer weniger Zugang zu den Vereinen/Spielern bekommen, weil dieses sich über Social Media Kanäle mittlerweile lieber selber vermarkten, könnte eine unliebsame Berichterstattung den Zugang natürlich noch viel mehr erschweren. Wer schaufelt sich schon gerne sein eigenes Grab?
Dieses ganze System Fußball produziert halt mittlerweile viel zu viel Geld. Und zu viele Leute profitieren in irgendeiner Art davon, mit entsprechend wenig Interesse daran etwas zu ändern. Der Fußball ist, wie heißt es so schön, too big to fail.

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