Rasenfunk Royal - Saisonrückblick 17/18 1. FSV Mainz 05

Es ist wieder soweit. Zwischen dem 14. Mai und dem 23. Mai zeichne ich die Royal-Segmente zu allen Bundesligisten auf. Wie immer in einer völlig undurchschaubaren Reihenfolge.

Ich freue mich auch diesmal über Fragen und Input eurerseits. Wie ihr wisst, ist alles rund um den Royal mit hohem Aufwand verbunden - von euch unterstützt zu werden bei der Vorbereitung, hilft mir da sehr.

Folgende Dinge sind für mich interessant:

Welche Spiele waren für den Verein besonders wichtig in der Saison (wie war der Saisonverlauf)?
Wie hat sich der Kader bewährt, mit Blick auf Neuverpflichtungen zu Beginn der Saison und generell?
Gab es wichtige Themen abseits des Platzes?
Wie war die Stimmung bei Fans und Umfeld?
Die Gäste werden wieder eigene Stichpunkte mitbringen, anhand derer wir uns durch die Saison hangeln. Da könnt ihr gerne auch Vorschläge machen, vielleicht schaut der/die ein oder andere hier ja vor seiner/ihrer Aufzeichnung rein.

Die Bonusfrage ist dieses Mal: Die Saison deines Vereins als Seriencharakter - wer ist es und warum?

Da die Bonusfragen immer sehr knifflig sind, freuen sich die Gäste hier sicher auch über Vorschläge. Es bleibt dann ihnen überlassen, ob sie sich daran orientieren oder nicht.

Danke für eure Mithilfe!

Es ist sehr schwierig, diese Saison irgendwie einzuordnen und ich bin froh, dass ich dir nicht Rede und Antwort stehen muss. Hier mal meine Beobachtungen:

Saisonverlauf/ Stimmung

Wie zu befürchten war, haben bereits die ersten beiden Partien gegen Hannover und Stuttgart die Saison in eine gewisse Richtung gelenkt. Nachdem man gegen die Aufsteiger jeweils unglücklich mit 0:1 verlor, kam bereits erste Skepsis bezüglich des neuen Spielstils (mit z.B. deutlich höheren Ballbesitzquoten gegenüber der Vorsaison) und dessen Effektivität auf.

Gerade angesichts der anstehenden Partien gegen Leverkusen, München und Hoffenheim stand ein totaler Fehlstart im Raum. Obwohl zumindest gegen Bayer ein Sieg gelang, standen bereits vier Niederlagen nach fünf Spielen auf dem Tableau. Ich hatte das Gefühl, dass die Stimmung schon an diesem Zeitpunkt entscheidend gekippt ist.

Die Erklärung hierfür liegt meiner Meinung nach darin, dass der Verein seit dem Wiederaufstieg 2009 oft überperformt hat, nie direkt am Abstiegskampf beteiligt war und auch in einer mittelmäßigen Saison (z.B. 2011/12 oder 2014/15) stets frühzeitig den Klassenerhalt perfekt machte. So ist es schwer, die Erwartungen neuerer Fans dorthin zu steuern, wo Mainz 05 sich finanziell eigentlich in der Liga positioniert. Hinzu kommt das Image, dass man sich im Zuge der Engagements von Jürgen Klopp und Thomas Tuchel aufgebaut hat. Während man sich immer über einen starken Offensivdrang, Innovationen in Taktik und Aufstellung, innere Geschlossenheit sowie die besondere Gastfreundschaft der Fans definiert hat, gingen all diese Faktoren nun schon über einen längeren Zeitraum schleichend verloren.

Die vor der Saison formulierten spielerischen Ambitionen wurden bereits im September über Bord geworfen und dafür ein vorsichtiger Spielstil mit Fünferkette implementiert, der einerseits die Offensive lähmte und andererseits nicht die erwartete defensive Stabilität erbrachte. Darüber hinaus rückten die Querelen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat auch öffentlich den Verein in ein derart schlechtes Licht, wie man es seit etwa zwanzig Jahren nicht mehr erlebt hat. Die vakante Rolle des Meinungsführers innerhalb des Vereins nach dem Abgang von Christian Heidel führte auch nach der Etablierung der neuen Vereinsstruktur noch zu Machtkämpfen. Ich schätze, dass man es es hier zuvor verpasst hat, die eigentlich jedem klare Vereinsphilosophie so in den unterschiedlichen Vereinsebenen zu verankern, dass eine solche Situation gar nicht erst hätte entstehen können. So hatte ich aus der Ferne den Eindruck, dass Vereinsoffizielle untereinander und auch im Umgang mit den Fans oft aneinander vorbeiredeten, obwohl die Ziele sich ähnlich gestalteten. Zumindest kehrte durch die Ablösung der Streitfigur Johannes Kaluza durch Stefan Hofmann als neuen Präsidenten (Stichpunkt "Stallgeruch“) und der Komplettierung des Vorstandes im Februar in der Führungsebene etwas Ruhe ein bzw. verlagerten sich die Diskussionen wieder hinter geschlossene Türen.

Sportlich ging es durchwachsen weiter. Man gewann zwar die entscheidenden Heimspiele gegen Hertha, HSV und Köln, bot allerdings dabei sehr schwere Kost. Die mäßige offensive Durchschlagskraft änderte sich auch im nun häufiger verwendeten 4-1-4-1 nicht. Nach Niederlagen gegen Freiburg und Augsburg rutschte man dann wieder unten rein und blieb vor der Winterpause in fünf Ligaspielen ohne Sieg (Platz 15). Das daraus resultierende Murren wurde durch das Erreichen des Viertelfinales im DFB-Pokal zumindest ein wenig gestillt. Als bemerkenswert zum Ende des Jahres empfand ich die große Rotation im Offensivbereich, wobei sich anstelle des üblichen Stammpersonals auf einmal vorher wenig berücksichtigte Spieler wie Robin Quaison, Gerrit Holtmann und Rekonvaleszent Emil Berggreen hervortaten.

Nach der Winterpause gab es dann bloß more of the same. Wieder gingen vier der ersten fünf Spiele verloren. Nach dem miserablem Auftritt im DFB-Pokal in Frankfurt (0:3) und der darauffolgenden Niederlage in Hoffenheim kam es dann zum zwischenzeitlichen Bruch von Mannschaft und Fans. Es gab dort ein Paradebeispiel für die schlechte Kommunikation zwischen beiden Seiten: die Fans begegneten dem Spiel in der 2. Halbzeit nur noch mit Ironie (an Fastnacht wohlgemerkt), die Mannschaft fühlte sich verschaukelt usw…Offene Briefe von beiden Parteien machten das Ganze nicht einfacher. Der Präsident war zudem noch relativ frisch im Amt und wollte es sich wohl mit beiden Seiten nicht verscherzen - er hielt sich also im Hintergrund. Der Ton wurde immer rauer.

Die Mannschaft zeigte in der nächsten Woche eine Reaktion und gewann ungefährdet in Berlin. Inzwischen war man auf dem Relegationsplatz angekommen und die nächsten Gegner waren die direkten Konkurrenten Wolfsburg und Hamburg. Es folgten zwei gelinde gesagt schlechte Spiele, bei denen man aber immerhin jeweils remis spielte. Auch Sandro Schwarz konnte die Auftritte nicht nachvollziehen und verzweifelte meines Erachtens etwas an der Mentalität seiner Mannschaft. Nach einem unglücklichen 0:1 gegen Schalke und einem weiteren desaströsen 0:3 in Frankfurt wurde dann sehr laut und breit die Trainerfrage gestellt. Das war an diesem Zeitpunkt auch legitim: kaum spielerische Entwicklung war zu sehen und die Punktausbeute war auch nicht mehr gut. Beachtenswert war jedoch die ganze Saison über, dass die Mannschaft sich stets (weitestgehend) geschlossen vor den Trainer gestellt hat und insbesondere in Person von Stefan Bell Selbstkritik geäußert hat. Man bringe einfach nicht das Konzept des Trainers auf den Platz.

Tatsächlich kam das Team nach der unruhigen Länderspielpause dann deutlich verändert zurück. Die gelegentlichen Unsicherheiten und individuellen Fehler, die die ganze Saison das Spiel durchzehrten, waren zwar weiterhin noch vorhanden, jedoch stimmte die kämpferische Leistung und mannschaftliche Geschlossenheit wieder. Auch lief das Angriffsspiel im nun stringent angewendeten 4-3-3 mit verstärkt eingebundenen Außenverteidigern wieder runder. Nach zwei Unentschieden gab es den ersten Befreiungsschlag gegen Freiburg, ehe man in Augsburg in alte Muster zurück verfiel.

Die letzten beiden Auftritte waren dann schlicht Mainz 05 in Reinform. Etwas Spielglück gehörte natürlich auch dazu, aber nichtsdestotrotz waren die Siege gegen Leipzig und Dortmund am Ende verdient. Besonders erfreulich ist natürlich das grandiose Debüt von Ridle Baku. Das vergrößert auch die Gruppe der selbst ausgebildeten Spieler im Profikader.

Alles in allem lässt sich nach der Saison also ein gemischtes Fazit ziehen. Ich hoffe, dass das Trainerteam die richtigen Schlüsse aus der Saison zieht und das spielerische Konzept im Sommer sicherer innerhalb der Mannschaft gefestigt werden kann, auch wenn es eine große Fluktuation im Kader geben wird.

Transfers/ Kader

Vor der Saison vermittelte dieser Kader bei mir das Motto „Viel kann, nichts muss“, sprich viel Breite, aber wenig herausragende Qualität in der Spitze. Da man über lange Strecken der Saison als Mannschaft nicht wirklich funktionierte, waren die Ergebnisse an sich nicht überraschend.

Da Rouven Schröder den Verein wohl gen HSV verlässt, kann man ja kurz ein Fazit zu seiner Arbeit ziehen. Allgemein kann man vielleicht festhalten, dass Schröders Verpflichtungen besonders in den Fällen von Gbamin und Diallo aufgegangen sind, die auch vorher schon als sichere „Geldanlage“ galten. Ihre jeweils etwas höhere Einkaufssumme werden sie nun um einiges vervielfachen und damit die Grundlage für einen Neustart bieten, wie Schröder ihn genannt hat.

Ansonsten haben sich seine Verpflichtungen in dieser Saison kaum hervorgetan. René Adler wurde zwar zur erwarteten Führungsperson, machte durch seine Verletzungen aber nicht mal die Hälfte aller Spiele. Viktor Fischer und Alexandru Maxim spielten in Mainz so wechselhaft wie bei ihren vorherigen Stationen. Kenan Kodro kam mit der Empfehlung von einer guten Rückrunde in La Liga und ließ ausgerechnet im Torabschluss viele Wünsche übrig. Die Winterneuzugänge Nigel de Jong und Anthony Ujah waren auch eher unauffällig.

Es bleibt also bezüglich Schröder die Frage, ob seine Erwerbungen in den letzten zwei Jahren nur nicht die gewünschte (und mögliche?) Leistung erreichten oder ob sein Gespür ihm einen Streich gespielt hat. Gerade bei den misslungenen Transfers zu dieser Saison kann man meist sagen „told you so“. Ich bin mir also nicht sicher, ob man bei der Schaffung eines ausgeglichenen Kaders nicht dessen Qualität etwas verwässert hat.

Die internen Verstärkungen könnten dagegen in der kommenden Saison schon eine größere Rolle spielen. Suat Serdar ist endgültig im Profibereich angekommen, Florian Müller und Bote Baku könnten in ein paar Jahren zu wichtigen Stützen der Mannschaft heranreifen. Mit Aaron Seydel kommt zudem aus Kiel eine vielseitige Verstärkung für die Offensive zurück.

Zukunft

Nach dieser turbulenten Saison auf und neben dem Platz steht nun angesichts der kommenden Transfers wieder die gewohnte Frühsommerdepression an. Zahlreiche verdiente Spieler und Leistungsträger werden uns voraussichtlich verlassen. Dazu zählen einerseits mit Jean-Philippe Gbamin und Abdou Diallo (Vertrag je bis 2022) die herausragenden Akteure dieser Spielzeit und andererseits Publikumslieblinge wie Pablo de Blasis und Yoshinori Muto (Vertrag endet jeweils 2019). Auch Leon Balogun (Vertrag endet) zieht es wohl in die Premier League bzw. hat er durch seinen Stammplatz in Nigerias Nationalmannschaft bei der WM die Chance, sich ins Rampenlicht zu spielen.

Angesichts dieses großen Umbruchs kann ich mir vorstellen, dass Nigel de Jong noch ein Jahr bleibt. Als Führungsfigur wurde er sofort in der Mannschaft akzeptiert und scheint sich in der Rolle als verlängerter Arm des Trainerteams auch wohlzufühlen. Gerade als Mentor für Suat Serdar und Bote Baku kann er auch wichtig sein, selbst wenn er eine limitierte Rolle bezüglich der Einsatzzeit innehaben sollte.

Ansonsten freue ich mich, dass Sandro Schwarz aller Voraussicht nach auch nächste Saison Trainer bei Mainz 05 ist. Ich denke weiterhin, dass er großes Potenzial hat, obwohl er in seiner Debütsaison in der Bundesliga viel Lehrgeld zahlen musste. Er verbindet für mich aber genau das, was man als Trainer des Vereins braucht: Expertise und einen guten Schuss Emotionalität. Mit dem Ergebnisdruck in der Bundesliga muss man erstmal zurechtkommen. Gerade in seinem Umgang mit den Medien hätte ich vor der Saison mehr Konfliktpotenzial gesehen, meist präsentierte er sich auch in den schwächeren Phasen wesentlich souveräner als seine erfahreneren Kollegen in Freiburg oder Hamburg.

Insgesamt wünsche ich mir, dass Mainz 05 nächstes Jahr unabhängig von den Resultaten wieder ein ganzheitliches Bild mit klarer Strategie auf und neben dem Spielfeld abgibt, wobei alle an einem Strang ziehen.

Edit: Ist ja gerade in puncto (Nicht-)Transfers schon wieder einiges passiert, seit ich den Beitrag geschrieben habe. Lasse das Ganze aber trotzdem so stehen.

Mir ist zumindest noch eine Parallele zu TV-Serien eingefallen: Mainz 05 ist der viel umjubelte Gastdarsteller, der aber in jeder Staffel nur für einen kurzen Handlungsstrang auftaucht.

Welche Spiele waren für den Verein besonders wichtig in der Saison (wie war der Saisonverlauf)?

Habe mich jetzt mal recht genau an die o. g. Frage gehalten und ein paar „spezielle“ Spiele rausgepickt und weiter unten noch eine kurze Saisonverlaufseinschätzung allgemein angegeben.

    1. und 2. Spieltag gegen Hannover und in Stuttgart (jeweils 0-1): Denkbar schlechtester Saisonauftakt gegen zwei motivierte Aufsteigerteams, da hätten viele Fans sicherlich direkt mehr Punkte erwartet. Hat meiner Meinung nach dafür gesorgt, dass man direkt von Beginn an unten drin stand.
    1. und 14. Spieltag in Freiburg und gegen Augsburg (1-2 bzw. 1-3): Zwei Spiele gegen zwei „auf dem Papier“ eher schwache Teams. Gegen Augsburg daheim war man wirklich total unterlegen, in Freiburg wäre sicherlich bei besserer Chancenverwertung mehr drin gewesen (Kodros vergebene Großchance bleibt da in Erinnerung). Ab dem Zeitpunkt war vermutlich vielen klar, dass man lange gegen den Abstieg wird spielen müssen.
    1. Spieltag in Bremen (2-2): Ganz später Ausgleichstreffer in Bremen, der dafür gesorgt hat, dass man wenigstens mit einem Unentschieden in die Winterpause gehen kann. Wichtig für die Moral (Jaja, ich weiß. Gibt 3€ ins virtuelle Phrasenschwein).
    1. Spieltag in Hoffenheim (2-4): Der Bruch mit den Ultras. Mannschaft ging nach dem Spiel nicht in die Kurve, nachdem die Unterstützung ab Mitte der zweiten Halbzeit ausblieb/die Fans lieber Fastnachtslieder gesungen hatten. Es folgte ein offener Brief der Mannschaft, der Konflikt eskalierte ein wenig. Richtig zusammengefunden haben beide Gruppen vielleicht erst wieder im Leipzig-Spiel, da war wieder super Stimmung.
    1. Spieltag in Frankfurt (0-3): Vielleicht der sportliche Tiefpunkt der Saison. Nach dem Spiel muss intern etwas passiert sein, von den folgenden sechs Spielen wurde lediglich in Augsburg verloren. Vielleicht lag es an der Aussprache zwischen sportlicher Leitung und Fans, vielleicht lag es an der Rückkehr zur Viererkette, mit der man defensiv wieder wesentlich stabiler stand, vielleicht lag es an der Startelfrückkehr von Publikumsliebling de Blasis, der sportlich in den letzten paar Begegnungen aufblühte oder vielleicht war es einfach ein Kombination aus all dem.
    1. Spieltag gegen Leipzig (3-0): Der Glaube an den Klassenerhalt war spätestens jetzt bei allen zurück! Vor allem kämpferisch starke Leistung gegen (formschwache) Leipziger, in der man in der Anfangsphase sehr viel Glück hatte, nicht einem Rückstand hinterher zu laufen (Wer weiß, wo man jetzt stehen würde, wenn die Großchancen von RaBa genutzt worden wären?). Dazu mit einer der „Geschichten, die nur der Fußball schreibt“. U23-Kicker Baku mit Bundesligadebüt und Tor – was will man mehr?

Allgemeiner Saisonverlauf: Man hängt irgendwie die ganze Saison mehr oder weniger unten drin – sicherlich auch direkt bedingt durch die zwei Niederlagen gegen beide Aufsteiger an den ersten beiden Spieltagen und das darauffolgende anspruchsvolle Restprogramm. In der Hinrunde einige Spiele, in denen man gefühlt zu wenig mitnimmt (gegen Hoffenheim, in Gladbach, in Freiburg). In der Rückrunde dann auch glücklichere Ergebnisse (in Hamburg, gegen Wolfsburg). Letztendlich konnte man sich durch die enorm starke Schlussphase retten (nur eine Niederlage aus den letzten sechs Spielen).

Wie hat sich der Kader bewährt, mit Blick auf Neuverpflichtungen zu Beginn der Saison und generell?

Zuerst ein kurzer Blick auf alle Transfers:

  • Adler: Zu Beginn für mich solide, nicht mehr und nicht weniger. Dann lange verletzt und im ersten Spiel nach Comeback direkt mit bösem Patzer im Pokal in Frankfurt. Ansonsten dann im Saisonfinish ein sehr starker Rückhalt, sicherlich ein sinnvoller Transfer.

  • Diallo: Sensationeller Transfer. Ob als Linksverteidiger oder im Zentrum, wahrscheinlich unser bester Spieler diese Saison. Defensiv stark, nach vorne durch gute Spieleröffnung und Dribblings auch mit Akzenten. Auch wenn ich hoffe, dass er noch ein Jahr gehalten werden kann, muss man wohl bei einem hohen Angebot davon ausgehen, dass er wieder weg ist.

  • Fischer, Kodro: Beide letzten Sommer gekommen und im Winter schon wieder weg. Bei Kodro ist’s immerhin ein Abschied auf Zeit, er ist nur ausgeliehen und könnte (gerade bei einem Muto-Abgang) wieder ein Thema werden im Sommer. Fischer wollte im Winter unbedingt weg, da hat’s einfach nicht gepasst. In der Bundesliga hat er wenig gezeigt, in Erinnerung wird sicherlich sein starkes Pokalspiel gegen Kiel bleiben.

  • Maxim: Eigentlich als Malli-Ersatz geholt, konnte er nie so wirklich überzeugen. Dass er kicken kann, steht außer Frage. Vielleicht der technisch beste Fußballer im Kader. Problematisch, dass es seine ideale Rolle als klassischen Zehner selten gab in den Formationen, in denen man gespielt hat (4-3-3/4-1-4-1 oder 3-5-2/5-3-2).

  • Ujah, de Jong: Die beiden Wintertransfers. Während Ujah eher als Joker eine Rolle spielte und nur durch seinen Harakiri-Rückpass im Spiel gegen Gladbach auffiel, de Jong vor allem auch neben dem Platz wichtig. Zuletzt gegen Leipzig und Dortmund dann auch sportlich von Bedeutung. Hat sich zu einem Leader entwickelt, gut möglich, dass er noch mal ein weiteres Jahr Vertrag bekommt.

  • Zentner: Kam nach Leihe zurück aus Kiel und durfte unerwartet (da Huth zu dem Zeitpunkt verletzt war), Adler länger vertreten, was er solide gemacht hat.

Kaderzusammenstellung insgesamt: Sagen wir es mal so: Rouven Schröder wird im Sommer auf jeden Fall nicht langweilig werden. Lediglich zwei klassische Außenverteidiger im Kader (Donati und Brosinski), keine gleichwertige Alternative für Gbamin auf der Sechs und nach den Abgängen von Jairo und Fischer im Winter zumindest auch quantitative Lücken im offensiven Mittelfeld zeigen zahlreiche Baustellen auf. Zudem ist ja mit einigen Abgängen zu rechnen (Gbamin, Muto und Diallo wecken alle Begehrlichkeiten). Bei Gbamin gibt es schon Aussagen vom Berater, dass er gehen könnte, von Muto selbst war zuletzt Ähnliches zu hören („will jetzt den nächsten Schritt machen“). Klar - das Prinzip, Spieler weiterzuentwickeln und dann zu verkaufen, gehört zu Mainz 05 dazu; das wird ja auch nach außen so kommuniziert, dass man grundsätzlich gesprächsbereit ist. Zumindest bei Diallo habe ich aber die Hoffnung, dass er noch ein Jahr gehalten werden kann, da er einfach erst eine Saison hier ist und ja auch noch ein paar gute Jahre vor sich hat.

Erfreulich dagegen, dass sich Berggreen nach ewig langer Verletzungspause so gut eingefunden hat und Quaison in seiner zweiten Saison vor allem in einigen Auswärtsspielen gute Ansätze gezeigt hat.

Kurzer Ausblick auf die kommende Transferperiode: Gut aufgestellt ist man im Tor. Adler, Müller, dazu Zentner und der Rückkehrer Huth (Von den beiden letztgenannten wird vermutlich allerdings noch mindestens einer gehen. Vier Torhüter sind zu viel.). Müller hat in Hamburg sein Talent gezeigt, ich denke, dass er ein weiteres Jahr von Adlers Erfahrung profitieren kann und vielleicht auch Spielpraxis bekommen wird, da Adler ja leider recht verletzungsanfällig ist.

Zur Defensive: Bedarf besteht sicherlich auf den Außenpositionen (insbesondere Links), auch fürs Zentrum sollte jemand kommen (Bungert spielt aufgrund von Verletzungen sportlich keine Rolle mehr, Baloguns Vertrag läuft aus – Verlängerung für mich unklar? und evtl. ist eben noch der Abgang Diallos zu befürchten).

Zentrales Mittelfeld: Wird mit de Jong verlängert? Geht Gbamin? Wie wird man versuchen, Maxim einzubinden (doch wieder klassiches 4-2-3-1?)?. Viele offene Fragen, ich denke, dass für’s Zentrum auch mindestens ein neuer kommen wird. Für die 8er-Positionen stehen Latza, Serdar und vermutlich dann auch Baku zur Verfügung – für eine komplette Saison Bundesliga ist das aber relativ dünn.

Außenbahnen/Sturm: Hier wird sicherlich auch was passieren. De Blasis will laut eigener Aussage den Verein verlassen (laut Schröder ist da das letzte Wort aber auch noch nicht gesprochen), zudem ist ein Wechsel von Muto vorstellbar. Bleiben Öztunali, Holtmann, Onisiwo, Quaison, Berggreen, Ujah und vlt. Rückkehrer Kodro und Seydel. Wären für mich sehr dünn besetzte Außenbahnen, da lediglich die ersten drei genannten dort ihre Stärken haben und vorne nur auf den bisher glücklosen Ujah und den lange verletzten Berggreen zu setzen wäre mir auch zu riskant. Hier rechne ich mit bestimmt zwei-drei Transfers.

Die große Frage wird hier wieder sein, wie man a) den zu erwartenden Verlust von Leistungsträgern kompensieren kann und b) den Kader auch insgesamt so zu stärken, dass man nicht wieder die ganze Saison gegen den Abstieg spielen muss.

Gab es wichtige Themen abseits des Platzes?

Ganz klar im Vordergrund steht hier natürlich die Thematik um die Neubesetzung des Präsidentenpostens bzw. die Umstrukturierung in der Führungsebene allgemein. Mit Johannes Kaluza ist man in die Saison gegangen, der dann nach Rücktritt (aufgrund von offensichtlicher Uneignung) und Neuwahl im Januar von Stefan Hofmann abgelöst wurde. Hofmann kennt als ehemaliger Leiter des NLZ den Verein und ist bei den Fans beliebt, ich kann mir gut vorstellen, dass das auch langfristig gut passt. Mit Jan Lehmann für den kaufmännischen Bereich wurde zudem der Vorstand, der noch aus Schröder und Hofmann besteht, komplettiert. Hoffentlich sind jetzt auch die Differenzen zwischen Aufsichtsrat und Schröder ausgeräumt. Hier hat man immer mal wieder von Konflikten gehört, die jetzt wohl aufgrund Schröders Verbleib ausgeräumt sein sollten.
Ansonsten vielleicht noch zwei kleine Punkte, die für mich zeigen, dass sich der Verein in die richtige Richtung entwickelt: Am Trainingsgelände am Bruchweg wird seit längerem gebaut, hier entsteht ein neuer Trainingsplatz. Zudem soll im Spätsommer ein teilweise durch Crowdfunding finanziertes Fanhaus fertig gestellt werden. Unabhängig vom Verein entstanden, nur durch Eigeninitiative von Fans. Zwei gute Zeichen für die Zukunft!

Wie war die Stimmung bei Fans und Umfeld?

Bei Facebook: Äußerst beschissen. Im Stadion: Gefühlt nicht ganz so schlimm. Seit Saisonbeginn sind mir in vielen Facebookkommentaren die Schröder- und Schwarz-Nörgler aufgefallen. Ist wahrscheinlich bei anderen Vereinen auch so, dass es immer Unzufriedene gibt, für mich dennoch kein Normalzustand (Vor allem da immer die gleichen Kritikpunkte kamen: „Wie kann man denn einen Trainer holen, der aus der dritten Liga abgestiegen ist? Unter’m Heidel hätt’s das nicht gegeben. Spieler XY spielt wieder – was soll das?“ etc.). Letztendlich hat sich ja – wie auch letzte Saison schon – das Festhalten am Trainer ausgezahlt. Der „Mainzer Weg“ eben. Außer Freiburg war man der einzige Verein im Abstiegskampf, der seinen Trainer nicht entlassen hat (manche Clubs konnten ja sogar durch zweimaligen Trainertausch glänzen). Ein bisschen in Vergessenheit gerät mir allgemein, dass die vergangene Saison vielleicht auch einfach ein wenig als Normalfall angesehen werden muss. Wenn ich mir die Budgets der Bundesligavereine ansehe, ist es das normalste der Welt, dass Mainz da unten mitspielt. Wenn dann noch zwei „natürliche Absteiger“ wie letztes Jahr Darmstadt und Ingolstadt wegfallen, rutschst man eben auch unten mit rein.

Klar, die Saison ist alles andere als gut verlaufen. Es wurden Fehler im sportlichen Bereich gemacht. Dazu die Unruhe in der Führungseben. Ich vertraue allerdings darauf, dass die handelnden Personen das jetzt alles in Ruhe aufarbeiten und die richtigen Schlüsse daraus ziehen, wie man wieder in ruhigere Fahrwasser kommen kann. Schröder hat jetzt bekannt gegeben, dass er bleiben wird. Trainer Schwarz wurde auch das Vertrauen ausgesprochen. Wenn Schwarz beispielsweise einmal in Ruhe arbeiten kann und seine Vorstellung von Fußball umsetzen kann, kann ich mir auch gut vorstellen, dass man wieder erfolgreicher spielen wird.

Kurz zu erwähnen ist noch das Verhältnis zu den Ultras. Wie ganz oben schon erwähnt, waren die Spiele in Hoffenheim und Frankfurt (Pokal) dabei wohl Tiefpunkte. Teilweise ausgebliebene Unterstützung der Fans nach mangelhafter Leistung der Mannschaft – da hat’s dann schon mal gekracht. Auch nach dem Heimspiel gegen Freiburg gab es sicherlich noch Differenzen. Über 90 Minuten kam keinerlei Support der Ultras, im Vordergrund stand der Protest gegen das Montagsspiel, in Person von Adler und Latza wurde das auch kritisch nach dem Spiel angemerkt. Fazit: Nach dem Leipzig-Spiel hatten sich dann alle wieder lieb und spätestens in Dortmund gab es dann die Versöhnung, als sogar Schwarz auf den Zaun durfte.

Die Bonusfrage ist dieses Mal: Die Saison deines Vereins als Seriencharakter - wer ist es und warum?
Puh, da muss ich passen. Vielleicht gibt es noch kreative Antworten anderer User.

Danke euch für den tollen Input!

Aufzeichnung findet heute Abend statt.