Ich hab versucht nicht allzu viele Inhalte meines Vorgängers zu wiederholen.
Welche Spiele waren für den Verein besonders wichtig in der Saison (wie war der Saisonverlauf)?
Man kam aus einer insgesamt unbefriedigenden Saison voller Enttäuschungen (knapp verlorenes Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt, unglücklich verlorenes EL Viertelfinale gegen Schalke und in einer sehr ausgeglichenen Liga konnte man sich im Endspurt (drei Unentschieden gegen Augsburg, Wolfsburg und Darmstadt) nicht auf einem Europaleague-Platz festsetzen. Aus dieser Konstellation erwuchs bei den Fans für 17/18 die Erwartung ohne EL-Teilnahme die Verletztensituation zu verbessern und die Leistungen zu stabilisieren.
Abgesehen von den vier krassen Niederlagen (Dortmund, Leverkusen, Bayern, Wolfsburg) und den beiden letzten Heimspielen (gegen Wolfsburg und Freiburg) wurden die meisten Spiele 2017/18 knapp gestaltet. Es gab kaum klar überzeugende Spiele, da die Mannschaft zu keinem Zeitpunkt offensiv und defensiv gefestigt wirke. Konnte man sich im ersten Saisondrittel noch auf die Verwertung von Standardsituationen verlassen, musste man nach dem Heimspiel gegen den FC Bayern feststellen, dass der Borussia im Offensivbereich die Kreativität in der Kreation von Chancen und die Qualität im Abschluss fehlte. Stindl war überfordert mit seinen Aufgaben auf dem gesamten Platz (Raffael fiel ab Mitte Dezember für drei Monate aus) und fand keine Abschlüsse. Hazard vergab die wenigen Chancen, die man sich erspielte idR kläglich. Torgefahr von den anderen Flügelspielern bestand praktisch gar nicht. Bis auf Hazard und Johnson (ein Tor, fällt seit Anfang Dezember mit Rückenproblemen aus) hat in der gesamten Saison kein offensiver Flügelspieler (namentlich Herrmann, Traore, Grifo, Hofmann) getroffen. So beedete man das zweite Drittel der Saison (14.-23. Spieltag) mit 7 Niederlagen aus 10 Spielen. Im Verlauf des letzten Saisondrittels stabilisierte sich die Borussia immer weiter.
Kurz zur Verletztenmisere: Das Vertrauen der Fans (und scheinbar auch der Spieler) in die medizinische Abteilung und den zu dieser Saison eingesetzten Rehakoordinator Dr. Schlumberger (ehem. FCB, BVB) der Borussia schwindet. Höhepunkt war die Mittelfußbruch-Diagnose für Vestergaard, die, durch eine, auf Vestergaards Initiative eingeholte, Zweitmeinung aus Dänemark, als unbedeutende Altverletzung klassifiziert werden konnte. Die zahlreichen Verletzen und die Dauer der Verletzungen lassen die Arbeit der medizinschen Abteilung in einem guten Licht erscheinen. Hier besteht massiver Verbesserungsbedarf.
Wie hat sich der Kader bewährt, mit Blick auf Neuverpflichtungen zu Beginn der Saison und generell?
Der Spieler-Altbestand hat leistungsmäßig durchweg stagniert. Viele wurden durch langwierige Verletzungen blockiert (Traoré, Bénes, Raffael, Herrmann, Drmic, Strobl, Grifo). Von Doucouré ganz zu schweigen, der, seit er zur Saison 16/17 kam, quasi durchgehend von Muskelverletzungen geplagt ist. Herausheben muss man Thorgan Hazard. Die Torquote ist zwar verschlechtert (16/17: 271 Min/Tor und 17/18: 294 Min/Tor), aber er erarbeitet sich mehr Chancen und sein Engangement im Defensivverbund ist besser, als im letzten Jahr. Auch Yannik Vestergaard möchte ich lobend hervorheben. Defensiv steht er meist stabil, seine Torgefahr ist verbessert und seine Spieleröffnung ist mutiger geworden. Auf dem Platz, auch im Training, gibt er sich als Leader und Antreiber.
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass sich die technischen Fähigkeiten der Mannschaft eher verschlechtert haben. Viele Angriffe scheitern aufgrund von Unzulänglichkeiten in der Ballannahme und Fehlpässen in der gegnerischen Hälfte (die Passquoten der Borussia trügen nämlich, da häufig hintenrum auf Sicherheit gespielt wird).
Wenn man nach einer Wohlfühlstory sucht, findet man sie ganz sicher bei Josip Drmic, der seit dem 14.03.2016 mit Knorpelschaden und Knieverletzung ausfiel. Er hat sich wieder zurückgekämpft und schoss im Saisonendspurt vier Tore.
Bobadilla – Leider immer wieder verletzt, sodass er selten Matchfitness hatte. In den wenigen Spielen überzeugte er als körperlicher Wandspieler und Raffael-Ersatz, der dem Kombinationsspiel der Borussia guttat.
Grifo – Kam mit großen Vorschusslorbeeren. Leider scheint er den Trainer, vor allem was die Defensivbewegung angeht, nicht überzeugen zu können. Er deutete in zwei BL-Spielen (bei Hoffenheim und im Kurzeinsatz zu Hause gegen Hamburg) und in zwei Testspielen (4:1 gegen Bielefeld, 0:3 bei Mainz) seine Unterschiedsspieler-Qualiät an.
Ginter – Passsicher und Zweikampfstark. Manchmal stimmt es in der Abstimmung und im Stellungsspiel im Strafraum nicht hundertprozentig, aber das macht der mit Einsatz wieder wett. Im Aufbauspiel wird er immer mutiger.
Zakaria – Ein fantastischer Spieler. Herausragende Passqoute. Zeigt Einsatz und Willen. Leider übertreibt er es gelegentlich und muss gelb-rot-gefährdet ausgewechselt werden. Auch seine Vorstöße in die gegnerische Box fallen auf.
Cuisance – Schon im Telekom-Cup vor der Saison fiel die enorme Qualität dieses Spielers auf. Dribbelstark und mit Übersicht hat er sich einen festen Platz im Kader der Borussia gesichert. Im verlauf der Rückrunde gelang ihm nicht mehr so viele starke Szenen, wie zuvor, aber bei ihm hat man immer das Gefühl, dass er ein Spiel mit einem Pass entscheiden kann. Er ist quasi die Verkörperung des neuen Vereinsslogans: unbekümmert, ungezügelt, ungezähmt.
Gab es wichtige Themen abseits des Platzes?
Der Bau eines 31 Millionen Euro teuren Hotelkomplexes (mit 131 Zimmern, Rehazentrum und Museum) schreitet voran und soll etwa mit Beginn der kommenden Saison fertiggestellt werden.
Man wechselt den Reha-Partner. Medicoreha wird von Medical Park abgelöst, die zB für den FC Bayern Basketball verantwortlich sind.
Man baut ein neues Jugendinternat mit Platz für 24 Talente (bislang 12). Fertiggestellt wird es Ende 2018.
Wie war die Stimmung bei Fans und Umfeld?
Die Unzufriedenheit im Gladbacher Umfeld ist definitiv da. Diese resultiert mMn aus den folgenden Gründen:
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objektiv starker Kader schafft es über weite Strecken nicht mitreißenden Fußball zu spielen (Trainer?) Die Klimax der Unzufriedenheit mit der Art des Borussen-Fußballs war der glanzlose Heimsieg gegen Hertha (2:1, drei Torschüsse), bei dem die Nordkurve auf die Laola mit der Mannschaft verzichtete. Die wenig verständnisvolle Reaktion einiger Spieler mündete in einer Erklärung des Vorsängers gegenüber der Mannschaft.
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andere Teams schwächeln, die Chance auf eine Top-Platzierung wird verspielt mit einer Mischung aus unmotivierten, spielerisch grausamen, Spielen (bei Freiburg, Wolfsburg und Mainz) und ordentlichen Heimspielen, die man aufgrund der schlechten Torausbeute verliert (Leverkusen, Leipzig, Dortmund).
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relativierende Äußerungen bzgl. Einstellung und Spielweise der Verantwortlichen wurden kritischer hinterfragt. Das besserte sich mit Eberls Auftritt im Aktuellen Sportstudio in dem er Fehler aller Parteien eingestand und zugab, dass ihm der Fußball, den Borussia in einigen Spielen zeigte, ebenfalls nicht gefiel.
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Untereinander war die Stimmung zwischen den Fans auch aufgeheizt. Einerseits bzgl. der sportlichen Einschätzung der Mannschaft, andererseits gab/gibt es einen Konflikt zwischen Ultras und Teilen der Kurve. Diese warfen den Ultras vor, sich selber wichtiger zu nehmen, als den Verein, nachdem sie mehrfach die Stimmung boykottierten (gegen RaBa 19 Minuten, nach dem Fahnenklau durch Kölner Ultras usw.) und als Reaktion auf die Niederlage in Köln Yann Sommer beim Warmmachen beleidigten. In den letzten Heimspielen präsentierte sich die Kurve wieder als Einheit. Ganz sicher ist das direktere Auftreten von Max Eberl in der Öffentlichkeit und bei der JHV auch ein Grund dafür.
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Der VAR wird von den Gladbacher Fans nach den (Fehl-)Entscheidungen sehr kritisiert. Der VAR schürt die Gesamtunzufriedenheit im Stadion. (Sorry, die Aufzählung muss mal sein)
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- Wendt/Caligiuri gegen Schalke (Elfer)
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- Hofmann in Köln (Elfer)
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- Notbremse Oprae gegen Raffael (Rot), Baier blockiert den Ball mit der Hand (Elfer)
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- Rebic gegen Herrmann (Rot), Boateng gegen Vestergaard (Elfer)
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- Sokratis hält Vestergaard (Elfer)
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- Eggestein blockiert Torschuss aus nächster Nähe mit der Hand, VAR bleibt stumm. Für Schalke wird ein solcher Elfer aber gegen Gladbach gegeben
Wenn mir eine Serienfigur einfällt, editiere ich den Beitrag. Es müsste jemand sein, der eine gute Ausgangsposition hat, aber aufgrund diverser selbst- und fremdverschuldeter Gründe keinen Erfolg hat.
Dir, lieber Max, viel Spaß und gute Nerven bei der Vorbereitung des Rasenfunk Royal.