Tribünengespräch 112 – Was kostet uns die EM?

Korrekt, das war in meiner Kindheit nicht so, dies schrieb ich im Ausgangspost, so ändert sich unsere Welt, das Kapital, das war eine wertfreie Äußerung. Ich habe keinerlei Insights bezüglich all deiner anderen Punkte, dass Unternehmen in China anders aufgebaut/finanziert sind und operieren als in einer freien Marktwirtschaft war so der Hintergedanke bezüglich Sponsoren, wenn wir nur bei den Ländern auf Menschenrechte verweisen eben gerne auch bei den Sponsoren. Was ist der Sinn Alipay in China zu bewerben? Der Chinese kann Paypal doch gar nicht nutzen, wir haben hingegen die Wahl, deshalb die Werbung hier, thats it, thats all.

Danke. So hatte ich dich auch verstanden.

Dann hast du also, was die Beachtung der UEFA Euro 2024 in der Volksbank China angeht, nur geraten, als du dies meintest:

Das ist bedauerlich. Ich hatte gehofft, dass da etwas mehr Substanz hinter deiner Aussage stecken würde, auch wenn du mit „ich glaube“ eingestiegen bist, was mir eine Warnung hätte sein können.

Das ist eine Aussage, mit der ich in dieser Grundsätzlichkeit nur bedingt etwas anfangen kann. Man müsste da wahrscheinlich etwas mehr differenzieren zwischen staatlichen, halb-staatlichen und quasi-privatwirtschaftlichen Unternehmen aus der Volksrepublik China, was hier allerdings zu weit führen dürfte.

:joy:

Es gibt in der Volksrepublik China nicht nur Alipay als Anbieter für bargeldlose Bezahlung. WeChat Pay will mir spontan einfallen. Vielleicht deshalb?

Ich kenne auch Grautöne. Ich sehe nur nicht, dass Coca Cola einen anderen Grauton hätte. Das lässt sich auch bei genügend anderen Unternehmen finden.
Davon abgesehen war mein Ausgangspunkt ja gar nicht die Werbung/Partnerschaften, sondern die Ausrichterländer.

Ich weiß nicht, wie zielführend das immer wäre. Deutschland dürfte dann niemals Ausrichterland für irgendwas sein, wenn man die Bewertungsmaßstäbe entsprechend setzen würde.

Ansonsten hast du natürlich recht - ich habe hier einige Dinge vermengt. Entschuldige bitte.

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Ich muss mich ein bischen zurückhalten, damit ich mich nicht so sehr aufrege, dass du dieses Beispiel als „Sportwashing“ für Deutschland heranziehst.

  1. Nicaragua ist ja dafür bekannt, ein sehr demokratisches Land zu sein. Lies dir mal Berichte über das Ortega-Regime durch. Sind so richtige Menschenfreunde dort, die haben ein Sportwashing mehr nötig als Deutschland.
  2. Hat Nicaragua auch die Hamas-Führung dort angezeigt bezüglich des 7 Oktober? Habe davon bislang nix gelesen, wer mir aber einen ensprechenden Artikel vorliegt kann das gerne tun.
  3. Wer das Vorgehen Israel als Völkermord bezeichnet, hat für mich den demokratischen Diskurs verlassen!

Natürlich gibt es in demokratischen Ländern auch etwas, was man „Sportwashing“ nennen könnte, aber es ist mehr nach innen gerichtet um Gesetze im Parlament zu beschließen, welche man nicht so gerne breit in der öffentlichkeit Diskutieren möchte. Ein „Sportwashing“ findet im Vergleich zu China oder Russland in der Form nicht statt. Und die USA und Frankreich als Beispiele von Sportwashing herzuziehen ist auch sehr weit hergeholt.

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Nein, das gibt es nicht. Das heißt nämlich tatsächlich „Sportswashing“.

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Hallo Max,
Ein paar Gedanken von mir zu der von dir Angesprochenen Verteilung der EM Stadion.
Zuerst mal allgemein, hält man die Karten der WM 2006 und der EM 2024 nebeneinander, ist hier ein Rückschritt zu erkennen, das muss man so sehen.


Man sieht 2006 noch, dass da die Spielstätten zumindest halbwegs gleichmäßig und mit ähnlichen Abständen verteilt sind. 2024 ist eine sehr deutliche Häufung auffällig.
Zu sehen ist in beiden Versionen natürlich das einzige Stadion im Osten.
Und Berlin.
Damit zu dem Thema EM im Osten. Natürlich kann man sich jetzt wünschen, dass hier mehr los wäre. Mehr Spielstätten. Aber ich fürchte das ist ein Problem, was aus vielen Gründen her kommt. Z.B. dass die Entstehung von größeren Stadien und dem Umfeld sicherlich auch mit der Dauer an Bundesliga zu tun hat. Da hatte Rostock mal ein paar Jahre, Dresden noch weniger. Schaut man auf die Stadien, ist seit 2006 bei vielen Standorten zwar modernisiert worden. In einer gewissen große die aber zu klein ist. Und an jedem einzelnen Standort wird man Gründe finden, warum das nicht größer gebaut wurde. Liga, erwartete Zuschauerzahlen und Baupreise sind da sicherlich Komponenten davon. Ich hätte noch 3 Standorte im Kopf gehabt, die sich vielleicht noch von den Städten her angeboten haben. Die Stadien sind aber alle zu klein.
Magdeburg, 2020 Nordtribüne modernisiert, 25 000 International (MDCC-Arena – Wikipedia)
Rostock, 2022 letzte Renovierung, 25 000 (Ostseestadion – Wikipedia)
Und natürlich, Dresden, Neubau eröffnet 2009, kosten 45 Mio, 27 000 (Rudolf-Harbig-Stadion – Wikipedia)
Aber ich würde auch keiner der Städte vorwerfen wollen, dass sie ins Risiko hätten gehen sollen und für die EM einfach mal so einen riesen Tempel hinzustellen der viel zu überdimensioniert ist, dann im Ligabetrieb nicht annähernd voll wird und mehr Kosten verursacht als rein kommen.
In Dresden hat man sich ja z.b. bewusst für den erhalt des Standortes für das Stadion entschieden. Das hatte dann aber die Begrenzung, dass es eine Maximale Bauhöhe von der Stadt verordnet gab, die wird bestimmt durch den nebenliegenden großen Garten. Die alternative wäre gewesen irgendwo an der Autobahn ein größeres Stadion zu bauen, eventuell 2 Ränge.
Für mich war es die richtige Entscheidung das nicht zu tun.
Will sagen, ja der Osten hätte potential für mehr gehabt, es geht aber zum einen nicht holter di poltern hier Ufos hinzusetzen (selbst RB hat in Leipzig ja schon den Standortvorteil gehabt, nicht erst was bauen zu müssen, das Zentralstadion stand da schon so da, 2004 eröffnet, für die WM 2006 gebaut). Da ist eben seit der Wende so viel schief gelaufen, runter gewirtschaftet, nicht weiter gedacht worden. Das würde auch mal für ein Tribünengespräch eignen das ganze Thema. just saying.

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Um mal wieder zur Sendung zurückzukommen: Danke dafür. Waren jetzt (für mich) keine krassen Neuigkeiten, aber interessant die Infos so kompromiert zusammengefasst und aus verschiedenen Perspektiven einegordnet zu bekommen.

Ich hatte den Beitrag vor dem Anhören gelesen und war deshalb sensibilisiert. Nach meinem Mitzählen hat Matthias es zweimal angesprochen. Klar sidn die Ereignisse in Mannheim jetzt relativ kurzfristig, ich teile aber deine Verwunderung darüber irgendwelche Sicherheitskostensteiegrungen damit zu begründen, denn aus meiner Sicht hat sich an der allgemeinen Sicherheitslage jetzt kurzfristig nichts groß geändert. Prominente Anschläge auf ein sportlcihes Großereigniss gab es in Deutschland ja schon 1972 und auch 2006 wurde schon Sicherheit groß diskutiert - der 11. September war ja gerade erst 5 Jahre her und die Anschläge auf die U-Bahnen in Madrid und London noch kürzer. Zum Zeitpunkt der Bewerbung lagen die Anschläge von Paris und auch am Breitscheidplatz erst ganz kurz zurück. Seitdem gab es ja immer mal wieder auch solche Messerattacken wie jetzt in Mannheim (z.B. in Würzburg) und immer wieder Berichte über vereitelte Terrorpläne (nicht nur aus islamistischer Richtung, sondern auch von Rechstextremen und Reichsbürger*innen). Ich sehe also eigentlich nicht, warum die Sicherheitsmaßnahmen jetzt wesentlich schärfer sein sollten, als man es 2017 erwarten konnte. Der einzige Faktor, der hier die Kosten erhöht kömnnen eigentlich die gestiegenen Personalkosten (gestiegene Beamtenbesoldung, wegen Inflation) sein.

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Ich will jetzt nicht lange um den heißen Brei herumreden. Der Osten Deutschlands ist für viele Ausländer schlicht keine Urlaubsdestination, weil die Leute dort immer wieder Ausländern gegenüber „ausfällig“ geworden sind. Das wird so auch in anderen Ländern kommuniziert. Ostdeutschland ist für people of colour eine No-go-Area.

Keine Ahnung, warum du das in deinem Beitrag nicht thematisierst.

Es ist auf jeden Fall fraglich, ob die Verteilung der Kosten, Risiken und Gewinne angemessen ist.

Persönlich mache ich aber noch einen kleinen Unterschied zwischen einem privatwirtschaftlichen Unternehmen und einem gemeinnützigen Verein wie der UEFA.
Das Unternehmen schüttet die erzielten Gewinne an seine Eigner aus, der Verein tut das nicht, sondern führt die Einnahmen wieder dem Vereinszweck zu.

Auch hierbei lässt sich natürlich wieder vortrefflich über die Verteilungsentscheidungen der UEFA diskutieren. :wink:

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Was willst du damit andeuten? Dass hier jemand still und heimlich Werbung für Damenhandtaschen gemacht hat?

Ich meine, wenn man sich deinen Beitrag anschaut, der mit den oben zitierten Worten beginnt, dann nutzt du den Hinweis auf die Sendung vor allem dazu, deine Eindrücke zu Themen einzuleiten, die mit der Sendung zu tun haben, aber letztendlich sprichst du über dich.

Was ich sagen will, ist dies: Mir ist es schon mehrfach aufgefallen, dass hier an „sendungsfernen Beiträgen“ herumgemäkelt wurde, was ich immer etwas seltsam fand, denn am Ende ist schon ein „Die Sendung hat mir gut gefallen“ als „sendungsfern“ zu sehen, denn es geht da nicht um die Sendung, sondern um die Wahrnehmung derselben.

Eigentlich könnte man dann nur Sachen sagen wie „Max-Jacob Ost hat im zweiten Teil der Vorstellungen der EM-Teilnehmer bei Serbien Stanisic mit Pavlovic verwechselt“ (was übrigens tatsächlich so passiert ist).

Beim Thema Vertragsgestaltung würde mich interessieren, wieviel Gestaltungsspielraum es da gab, oder ob die Länder mit der Bewerbung vorab und ungesehen den UEFA-Standardvertrag akzeptieren (müssen).

Das wurde nur im Zusammenhang mit Köln und der Biersorte kurz angerissen. Aber das Beispiel deutet doch darauf hin, das es theoretisch möglich war, Einfluss zu nehmen, wenn man es denn wirklich wollte.

Eine Vertragsverhandlung mit Bezug auf den Gewinn des Geschäftspartners zu führen, nach dem Motto „Ich hab Deine Bilanz gesehen. Dir geht es gut, deshalb erwarte ich jetzt für mich günstigere Konditionen!“, stelle ich mir allerdings schwierig oder zumindest spannend vor. :wink:
Noch dazu, wenn ich für meinen Vertrag „Austragungsrechte im eigenen Land“ Vergünstigungen erwarte, weil die UEFA in ihrem Vertrag „Medienrechte“, mit ganz anderen Vertragspartnern, richtig gut verdient.

Im Normalfall, egal in welcher Branche, weiß man nicht einmal, ob oder wieviel Gewinn die andere Seite mit einem Projekt macht.

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Ich will damit sagen, dass der Thread ja von Max eröffnet wurde, um Feedback für seine Sendung zu bekommen. Das ist erstmal - so verstehe ich das - der vorrangige Zweck der Diskussion. Für andere Diskussionen (z.B. „Was verstehen wir eigentlich unter Sportswashing? Und finden wir das schlimm?“) gäbe es im Forum ja die eigene Kategorie „Geplauder“, die sich von der Sendungsfeedback-Kategorie unterscheidet. Der Hinweis bezog sich also mehr auf „Feedbackferne“ als auf „Sendunsgsferne“.

Dass das nicht trennscharf ist - durch die Sendung können ja auch Diskussionen angeregt werden, von denen dieses Forum ja sehr lebt - ist mir klar und finde ich erstmal nicht schlimm. Ich wollte einfach nach dem Anhören der Sendung gerne nun das gewünschte Feedback geben und habe das mit dem vom dir zitierten Satz eingeleitet. Anschließend habe ich noch zu einem der diversen Diskussionspunkte meine subjektiven Eindrücke geschrieben, so wie andere es hier zu verschiedenen Themen auch tun. Das als „Sprechen über mich“ zu bezeichnen finde ich etwas seltsam, weil damit auch für mich ein gewisser Vorwurf mitschwingt, den ich nicht verstehe, aber wenn du das so lesen willst, kannst das das gerne tun.

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Das tut mir sehr leid. Was ich geschrieben habe, war nicht als Vorwurf - schon gar nicht an dich - gedacht, sondern eher als Aufruf an alle, den „inneren Kölner“ bzw. die „innere Kölnerin“ in sich zu entdecken: Levve un levve losse.

Zumindest wenn es halbwegs noch mit der Sendung zu tun hat.

Ich verstehe aber, dass ich das besser - weniger konfrontativ - hätte formulieren müssen. Als Erklärung kann ich nur angeben, dass ich zwei Dinge gleichzeitig machen wollte - mit diesem Ergebnis. Bitte verzeih.

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Ist okay, das kann ja gerade in schriftlicher Kommunikation mal passieren (und ist mir bestimmt auch schon passiert).

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Vorweg:

Ich finde es gut, Diskussionen in andere Bereiche zu verlagern, aber es ist natürlich ein (generelles) Problem des Forums. Einerseits existieren die Threads oft noch gar nicht, weil das Thema erst (aus welchen Gründen auch immer) innerhalb einer Diskussion Eigendynamik entfaltet. Andererseits finde ich, dass die Sportwashing-/Prestige-/Absicht-Frage bei dieser Sendung auch ein bisschen eine Leerstelle ist, weil mehr über die Kosten als über die Zielstellung geredet wurde (der Name verweist auch in die Richtung, aber gleichzeitig ist es die einzige Sendung, die sich bisher mit dem Drumherum beschäftigt). Soll heißen: Ich finde es sinnvoll bestimmte Diskussionen auszulagern, aber gleichzeitig finde ich es schwierig, weil die Grenzen eben leider oft nicht trennscharf sind. Da sind wir wahrscheinlich nahe beieinander.

Einschub: Ich weiß leider auch nicht, ob das Forum überhaupt technisch die Möglichkeiten bietet selektiv Beiträge auszulagern, deshalb verzeih(t) mir die folgenden Ausführungen.

Ich plädiere für eine andere Logik: Jedes Land sollte Sportevents ausrichten und ich kann (wenn ich will) jedes Sportevent angucken. Wenn ich durchschaue, dass Sportwashing (allgemein-)politisch immer das Ziel ist, dann kann ich natürlich gar keinen Sport auf sehr hohem, d.h professionellem, Niveau mehr schauen, weil niemand Sportevents aus Spaß austrägt. Die Alternative ist allerdings (und so mache ich es), dass ich mir wirklich nur den Sport (und evtl. die Beteiligung des Publikums) anschaue und das an vielen Punkten streng von der Politik trenne. Mit jedem, der nicht nur über den Sport, sondern gleich über die ‚große Bedeutung‘ des Events redet, spreche ich über die politische (und wirtschaftliche) Zielstellung. Ansonsten fokussiere ich mich einfach auf die sportliche Ebene à la „spielt Frankreich oder England besser“ oder hätte Österreich aufgrund der Leistung im VF das Halbfinale nicht mehr „verdient“ als ihre Gegner aus Spanien (alle Beispiele natürlich fiktiv). Dabei ist natürlich immer noch die Tür offen (auch je nach eigener Verfassung), um über den Ukrainekrieg zu reden oder über die schlechten Nachrichten aus Frankreich wieder zur allgemeinen Frage zu kommen, ob die Ablenkung einer guten EM überhaupt etwas Gutes ist.

Zum hochpolitischen Teil:

Ich musste insgesamt darüber nachdenken, wie ich auf den Beitrag von @mike-711 reagiere, insofern stelle ich meine Struktur mal unter den Vorbehalt, dass ich eine Auseinandersetzung in der folgenden Struktur erstmal für sinnvoll halte:
Sportwashing ist kein rein außenpolitisches Thema, wie @Mars bereits gezeigt hat und gleichezeitig wird es auch hier außenpolitisch verwendet. Tatsächlich entbehrt deine innenpolitische Fixierung einer gewissen Grundlage. Es ist vollkommen irrelevant, was du oder die Bundesregierung von Nicaragua, dem Völkermordvorwurf oder anderen außenpolitischen Entscheidungen halten (auch wenn ich noch darauf eingehen werde, weil die Diskussion tatsächlich innerhalb der BRD Relevanz hat und ich nunmal hier lebe). Die Politik der BRD im Verhältnis zu Israel ist ein Thema, das, wie bspw. Rassismus in Deutschland (im Unterschied bspw. zur Krankenhausreform), Auswirkungen auf andere Länder und deren Bevölkerung hat und wahrgenommen wird. Beides sind Themen über die man nur ungerne (außerhalb) redet, wenn es um den Standort Deutschland geht und bei beiden ist es hilfreich, wenn man stattdessen über das schöne Sportevent redet, das sympathisch und gut organisiert rübergekommen ist. Warum diverse Bundesregierungen, die sich um den Platz Deutschlands in der Welt sorgen und das deutsche Ansehen fördern wollen, ausgerechnet bei einem Großereignis nur nach innen schauen sollen, erschließt sich jedenfalls nicht, weil du das einfach behauptest.

Ich habe auch noch andere Beispiele herangezogen, die nicht nur Deutschland betreffen, aber die hast du geflissentlich ignoriert.

Wir können gern eine Diskussion über die Sandinisten und Menschenrechte führen, auch wenn ich das (hier) für mittelmäßig hilfreich halte.
Das ist an dieser Stelle erstmal irrelevant:

  1. Ist es kein Argument, das andere auch Sportwashing betreiben oder es nötig haben - wohlgemerkt betreiben die Sandinistas das (aktuell) ja nicht mal. Mir geht es die ganze Zeit (s.o.) nicht darum, wer schlimmer ist, sondern darum, dass die Vorstellung, dass ‚wir‘ besser seien oder ‚das nicht tun‘ würden falsch ist und gleichzeitig daran vorbeigeht, was Menschen außerhalb von Deutschland über die BRD oder gleich Deutsche allgemein denken. Letzteres misst sich allerdings an der Politik der BRD und auch daran, dass der Prozess nunmal nicht ausgeschlossen ist - wobei der Inhalt des Prozesses erstmal irrelevant ist; international entscheidend ist, dass er nicht von vornherein völlig aussichtslos ist und gleichzeitig die Argumentation der Bundesregierung anscheinend nicht stichhaltig genug ist, um die Meinung außerhalb Deutschlands von vornherein zugunsten Deutschlands ausschlagen zu lassen.
  2. Wir können auch gerne eine Diskussion über die Hamas und den 7. Oktober führen - auch wenn das hier ebenso sinnlos ist, weil wir hier nur eingeschränkt in einem Politforum sind. Deshalb beschränke ich das mal auf das Fundament: Es ist beinahe irrelevant, was die Hamas am 7. Oktober getan hat, wenn es um die Frage des Völkermordes geht und um das zu verstehen, muss man noch nicht mal den rechtlichen Rahmen verlassen (und beispielsweise in Moral oder Politik ausweichen). Die Rechtfertigung für ein Verbrechen (bzw. eine Straftat) kann nur in einem gewissen Rahmen ein anderes Verbrechen (der Gegenseite) sein. (Im deutschen Strafrecht heißt das Stichwort Notwehrexzess, wobei bei Israel auch schon über die Notwehrlage gestritten wird) Ob Israel a) ein Verbrechen begeht und b) ob es sich dabei innerhalb des erlaubten Rahmens bewegt und damit dann auch die deutsche Unterstützung diesen Rahmen verlässt, sieht man bei IGH und IStGH anscheinend bei weitem nicht so eindeutig wie du (die individualpolitische Frage, ob man das persönlich für Völkermord hält oder nicht, ignoriere ich mal). Es ist dabei auch einfach vollkommen egal, was derjenige so denkt und tut, der die Anklage vorbringt. Relevant ist einfach nur, ob der Vorwurf von vornherein stichhaltig ist oder nicht. Man kann die Anklage für gegenstandslos halten; man kann das Vorgehen Israels (und die deutsche Unterstützung) für ungerechtfertigt halten; man kann auch beides verneinen und einfach Völkermord gut finden (was du sicherlich nicht tust), aber das ändert nichts daran, dass a) der Vorwurf im Raum steht, b) sich das auf das internationale Ansehen auswirkt und c) die ‚regelbasierte Ordnung‘ international einen, freundlich formuliert, ‚interessanten‘ Eindruck hinterlässt, wenn sie selektiv von vornherein nicht gelten soll, weil es entweder einen selbst betrifft, oder man sich darüber beschwert, dass die anderen (hier Nicaragua) aber auch böse sind. Die Unterstützung für Israel führt aber für die NATO genau zu dieser negativen Reaktion im ‚globalen Süden‘.

Auch hier wieder: Ich führe sehr gerne eine Diskussion darüber, was eigentlich demokratischer Diskurs etc. ist, aber dann geht es ganz weg von dem, was die Mitforenten hier ja eingefordert haben. (Auch wenn es so aussieht; das Folgende ist nicht diese Diskussion)
Deshalb anders: Wenn Israel Völkermord begeht und ich es so nennen würde (was ich noch nicht mal gemacht habe, weil ich primär darüber geredet habe, wie Deutschland insbesondere in Bezug auf Israel international gesehen wird), dann verlasse ich für dich also den demokratischen Diskurs. Wenn die Frage im Raum steht, ob die Bundesregierung sich gerade an Menschheitsverbrechen beteiligt (und ich damit sekundär mitverantwortlich wäre) und du schon von vornherein die Diskussion als undemokratisch verbieten möchtest, dann kann ich nur sagen: I don’t fucking care!
Ich habe kein Problem damit Diskussionen, aus welchen Gründen auch immer, nicht führen zu wollen oder sich nicht daran beteiligen zu wollen.
Ich habe aber ein Problem damit, wenn man die Diskussion schon vor der Diskussion als ungehörig und undemokratisch brandmarken will - ganz besonders dann, wenn es um die Frage geht, ob ich gerade - ganz demokratisch natürlich - Teil eines Verbrechens bin oder nicht.
Das entspricht jedenfalls nicht meinem Demokratieverständnis.

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In Deutschland können wir den Diskurs führen, können Fälle diskutieren, in denen z.B. der Regierung Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Das geht in manchen Ländern nicht ohne persönliche Risiken. Darin sehe ich doch einen großen Unterschied. In Ländern, in denen man bei Kritik oder einem dort nicht akzeptierten Verhalten (Stichwort: LGBTQ) ohne rechtsstaatliches Verfahren weggesperrt werden kann, möchte ich keine sportlichen Grossereignisse veranstaltet sehen.

In Ländern, in denen man bei Kritik oder einem dort nicht akzeptierten Verhalten (Stichwort: LGBTQ) ohne rechtsstaatliches Verfahren weggesperrt werden kann, möchte ich keine sportlichen Grossereignisse veranstaltet sehen.

Ein Rückschritt vor allem für den Süden, der 2 Stadien verloren hat. Man kann die Karte aber auch als Ausdruck eines Fortschritts begreifen. Die Stadien sind jetzt vermehrt dort, wo auch viele Menschen dicht beieinander wohnen. Und man hat die 10 größten Stadien gewählt, damit so viele Menschen wie möglich die Spiele sehen können. Das scheinen mir angemessene Auswahlkriterien zu sein, anders als (wie es in der Sendung anklang) die Forderung, die Stadionauswahl am innerdeutschen ‚Ost-West-Konflikt‘ auszurichten. Die von Dir genannten Gründe, warum die ostdeutschen Städte ihre Stadien nicht weiter ausgebaut haben, finde ich sehr nachvollziehbar. Diese Gründe zeigen auch mMn, dass das Problem (aus reiner Fußballsicht) nicht die Vergabe von 3 oder 4 mehr EM-Spielen in den Osten ist, sondern die wirtschaftliche Struktur der Bundesligen, die es (nicht nur, aber vor allen) den Ost-Klubs fast unmöglich machen, sich wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu stellen. Wäre das der Fall, und die Ost-Klubs hätten eine Chance, in die BL aufzusteigen, dann würde man langfristig z.B. in Dresden sicher über ein viel größeres Stadien nachdenken können und wollen. Aber die Symbolvergabe von EM-Spielen in ein 25.000 Mann Stadion führt zu nichts.

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Das wäre meiner Meinung nach auch das völlig falsche Signal an den Osten Deutschlands gewesen.

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