Frankfurt - Bayern
1 HZ ausgecoacht, 2 HZ die Unnötigkeit des Spielstands aufgezeigt.
Natürlich nahm der FCB etwas den Fuß vom Gas, aber die SGE konnte sich auch aus eigener Kraft aus dieser maracanesken Situation befreien.
Ursachenforschung:
In HZ 1 beherrschte Bayern sowohl offensiv, als auch defensiv die Breite des Feldes. Das hohe Anlaufen der offensiven Dreierreihe der Eintracht konnte, ob seiner Unterzahl, keinen Druck auf die münchner Viererkette ausüben.
Durch das Überspielen der zum Pressing aufgerückten Frankfurter hatte Bayern auch fast immer viel Raum vor sich, viele 1 zu 1 Situationen und erschreckend häufig Geschwindigkeitsvorteile in einem sehr dynamischen vertikalen Spiel.
Vielleicht hätte es auch funktioniert, wenn es mehr Grund zum Vertrauen in die eigene Restverteidigung gegeben hätte. Und an dieser Stelle ein klares Kompliment nach München. Natürlich ist die Idee den Raum hinter den frankfurter Schienenspielern anzugreifen ein alter Hut, aber selten habe ich eine Manschaft in der Umsetzung so variabel und taktisch klug gesehen.
Im Münchner 4-2-2-2 haben die beiden Stürmer und die beiden offensiven Mittelfeldspieler geschickt im Wechsel die Breite variiert, sodass die Frankfurter in der ersten Halbzeit nie zu einer richtigen Zuordnung gefunden haben.
Standen im OM Müller und Musiala breit, hätten bei hochgeschobenen frankfurter Schienenspielern die 6er abkippen müssen, welche dafür das Zentrum komplett für Kimmich und Sabitzer geöffnet hätten.
Standen Mane und Gnabry breit, so wäre die Dreierkette umso mehr auf die Hilfe der Außenverteidiger angewiesen gewesen.
Mane und Gnabry umklammerten dabei häufig die frankfurter Dreierkette indem sie sich vorteilhaft direkt zum Seitenaus hingerichtet Schulter an Schulter neben den Halbverteidigern platzierten. Dabei stand Tuta in der Mitte ohne Zugriff im leeren Raum, konnte diesen aber auch nicht verlassen, weil Bayern aus dem 10er Raum noch jeden Bereich hätte anspielen können.
Zum Teil war man bei den Frankfurtern aber auch wie vor dem 0:3 sehr schlampig. Wie sich da Musiala und Mane zwischen Knauf und Tuta platzieren konnten…
Bei dem Spiel war auch eine weitere Frankfurter Entwicklung zu sehen. Knauff durfte mehr Kostic statt Durm Äquivalent sein. Die Dreierkette pendelte rechts seltener zur Viererkette.
Umstellungen:
In Halbzeit 1 veränderte man auffallend wenig. Lediglich Rode und Sow tauschten die rechte und linke Seite auf der 6er Position. Möglicherweise versprach man sich, dass ein defensiverer Rode den Raum hinter Kostic besser schließen könnte.
In Halbzeit 2 wurde Rode durch Jakic 1:1 ersetzt. Wichtiger war der Wechsel von Borré auf Kolo Muani. Mit Borré gab man das offensive, hohe Dreierpressing auf. Die Außenstürmer ließen sich nun, wie für ein 4-3-3 gegen den Ball eher typisch, neben die Zentrumsspieler fallen, sodass ein tiefes 5-4-1 entstand. Die Umschaltmomente suchte man nun eher aus der Tiefe und fand mit Kolo Muani einen Spieler der mit körperlicher Präsenz die Bälle festmachen konnte oder dynamisch die bayrische Restverteidigung anlaufen konnte.
Zusätzlich schloss man die „Kostic Lücke“ indem man Lenz auf seine Flügelverteidigerposition stellte, Kostic zum offensiven Linksaußen machte, Götze dafür auf Rechtsaußen schob, weshalb Lindstrøm den Platz verlassen musste.
Es wurden also sehr viele Hebel umgelegt. Deshalb folgende These: Glasner wusste, dass er so viel ändern musste, dass die entsprechenden Rollenanweisungen nicht oder nur ungenügend im Spiel zu vermitteln gewesen wären. Wenn aus diesem Grund die Änderungen nicht gegriffen hätten, dann hätte er diese Karte aber schon gespielt und das Selbstvertrauen, welches man in Halbzeit 2 wieder etwas zurückgewinnen konnte, hätte schwereren Schaden genommen. Stattdessen kann er in künftigen Spielen mit der Ansage „wie gegen die Bayern“ wechseln.
Nach dem Anschlusstreffer änderte Glasner erneut etwas die Statik im Spiel. Alidou ersetze Kostic nicht positionsgetreu, sondern tauschte mit Götze, sodass dieser sich wieder auf seiner ursprünglichen, linken Position wiederfand. Alidou schob von rechts nun häufiger zu Kolo Muani auf, sodass häufiger ein situatives 5-3-2 entstand.
Fazit: Ohne das asymmetrische Pendeln der Dreier- zur Viererkette könnte der Pressingansatz der SGE gegen qualitativ hochwertige Gegner zu frech, weil anfällig sein. Andererseits scheint man nun die Früchte einer sehr polyvalenten Kaderplanung einzufahren und kann nun die taktische Bandbreite eines 3-4-3 Systems effektiver ausschöpfen.
Spannend bleibt der Ausblick auf mögliche Abgänge einerseits (Kamada hat z.B. nicht gespielt) und die personelle Entwicklung in der Stamm-Dreierkette, insbesondere in der zentralen IV, anderseits.
So, und jetzt erstmal @Pulisicinho lesen