19. Spieltag: VfB - HSV

Es wird was darüber zu sprechen geben. Definitiv.

Jetzt ist es passiert. Langsam merkt wohl auch der letzte wohin die Reise geht. Nach unten. Ich war ja schon seit dem Ingolstadt Spiel skeptisch ob des Kaders. Man hatte danach noch eine gute Phase aber seit 4-5 Spielen geht nur ganz wenig. Das war heute der Tiefpunkt und ein Rückfall in alte Zeiten. In der Form geht es nur darum, den Relegationsplatz zu vermeiden. Der Kader ist dünn, nicht einmal eine Ausleihe bekommen wir hin. In der Offensive ist kein Konzept zu erkennen, die Defensive ist durch die Verletzungen anfällig. Jetzt spielt man gegen Köln und Gladbach. Da geht man schnell mal mit 0 Punkten raus und dann sieht es zappenduster aus. Ich weiß nicht, warum ich in der Winterpause durch die Experten hier, durch Spielverlagerung etc. von meiner eigentlichen Meinung, die sich spätestens mit dem Stadionbesuch gegen Augsburg manifestiert hat, abgerückt bin und ich mich der Euphorie einer ruhigen Saison hingegeben habe, aber es war ein Fehler.

HSV Fan zu sein ist echt anstrengend…

Glückwunsch übrigens an den VfB. Die Mannschaft ist definitiv stärker als der Tabellenstand und kann sich mit etwas Glück noch auf Rang 7 spielen. Da wird es weiterhin aufwärts gehen.

Das Hauptproblem des VfB bleibt auch unter Kramny offensichtlich auch bestehen: Zu wenige Tore angesichts der reichlichen Chancen. Was hat sich euerer Meinung nach sonst gegenüber Zorniger verändert. Zumindest der Gegentreffer war ja eigentlich ein typischer. Oder hatte Kramny bisher einfach Glück?

Ohne dir zu nahe treten zu wollen, glaube ich, dass auch diese Schwarzmalerei des HSV Umfelds nicht gerade förderlich für die Entwicklung des Vereins ist.
Eine Mannschaft, die gerade eine Phase des Neuaufbaus durchmacht (Kader und Spielsystem) und die letzten Jahre akkut Abstiegsgefärdert war, rutscht (zum ersten mal in der Saison?) in Richtung Abstiegsränge. Das ist doch mit Verlaub das normalste der Welt. Aber um den HSV herum wird jetzt schon wieder der Kometeneinschlag (super Witz! Dino stirbt und so…ihr versteht) prophezeit, ja schon fast herbeigewünscht. Das Spiel gegen Bayern war gut, aber eben gegen Bayern und das gegen den VfB halt schlecht, gschea nint schlimmers (es solle nichts schlimmeres vonstatten gehen), wie man bei mir zuhause so schön sagt…

Was sich vorrangig verändert hat ist, dass die Mannschaft nach dem Rückschlag des Ausgleichs nicht auseinander gefallen ist. Ich vermute ja schon länger, dass der späte Siegtreffer in der Verlängerung des Pokalspiels gegen Braunschweig bei der Mannschaft etwas ausgelöst hat.

In den Spielen danach kamen zwei Sachen zusammen: Zum einen der Wille der Spieler, die Partien zu ihren Gunsten umzubiegen: Gegen Wolfsburg den Rückstand gedreht und in Unterzahl die Führung verteidigt, in Köln den Rückstand gedreht und zum richtigen Zeitpunkt den Sack zugemacht und gestern erst den Führungstreffer nach zigsten Ecke und am Ende dann der völlig verdiente Führungstreffer. Zum anderen kommt der VfB grade einfach in einen Lauf und hat eben auch mal das Glück, trotz zahlreicher vergebener Chancen doch noch den Siegtreffer zu machen.

Ich war auch überrascht davon, dass der VfB die Hamburger über weite Strecken des Spiels so dominiert hat. Ich glaube aber auch nicht, dass an der Elbe jetzt alles den Bach runtergeht. Diese Saison ist für beide Vereine die erste nach einer Katastrophen-Spielzeit in der sich der VfB nur unwesentlich vor dem HSV gerettet hat. Ich schließe mich da @LuckyLuke an: solche Höhen und Tiefen sind für beide Vereine in dieser Saison normal.

Zunächst einmal: Ich bin nicht das HSV Umfeld und in dem Maße auch nicht repräsentativ für die Fanszene an sich. Viele sind optimistischer als ich. Ich möchte gerne erklären woher mein Denken kommen könnte: Natürlich hängt es mich den letzten beiden schweren Saisons zu tun. Ich glaube bei meinen letzten 10 Stadienbesuchen hat der HSV vielleicht insgesamt 1-2 Spiele gewonnen, oftmals ging ich mit 0-3 oder 1-5 aus dem Stadion. Es geht aber nicht nur um die letzten beiden Saisons. Selbst als der HSV auf dem Papier gute Saisons gespielt hat, endeten sie mit einer Enttäuschung (siehe Europa League aus vor dem Endspiel im eigenen Stadion im Halbfinale oder die vier Spiele gegen Bremen in der Saison davor). Die einzige Kontinuität, die es gab war die des Misserfolgs bzw. des Gefühls zu scheitern. Ansonsten hatten wir in Hamburg wie weithin bekannt ist, weder auf der Trainerbank, noch im Management eine Art von Kontinuität. Ich würde mich auch nicht als Schwarzmaler bezeichnen, sondern vor allem als Realist, der durch die letzten Jahre ein wenig in Richtung des Pessimismus getrieben wurde.

Zudem: Ich sehe die Probleme nicht erst seit wenigen Spielen, sondern wie gesagt schon seit dem 7-8 Spieltag. Und vor dem Saison habe ich auch nur mit Abstiegskampf gerechnet. Dennoch bin ich sehr besorgt. Das beginnt bei guten Merkmalen, wie dem teilweise guten Pressing, das aber mit konditionellen Problemen auszuwiegen ist und uns oft in Halbzeit 2 den Wind aus den Segeln nimmt (22/27 Gegentoren in Halbzeit 2), über die Offensive, bei der trotz aller Fortschritte keine Identität zu erkennen ist und die in 95% der Spiele deutlich weniger Chancen als der Gegner herausspielt. Die Defensive ist stabilisiert und man lässt sich in dieser Saison nicht mehr abschießen. Sehe ich also als den positivsten Mannschaftsteil. Hier kommen dann aber die fehlenden Alternativen bei Verletzungen und Sperren zusammen, sodass wir hier gerade am Stock gehen.

Grundsätzlich hatte ich auch die Befürchtung einer Labbadia-Rückrunde, die auch noch eintreffen könnte. Schon bei seinen anderen Vereinen war es ja durchaus üblich, dass man in der Rückrunde schwächer war als in der Hinrunde, was viel mit Kondition etc. zusammenhing. Auch hier sind die Symptome dafür klar ersichtlich. In der Winterpause hat absolut überhaupt nichts funktioniert und das Trainingslager war ein kompletter Reinfall. Durch ständige Verletzungen und den dünnen Kader konnte Labbadia überhaupt nichts austesten. Nichts fundamental verbessern. Man gibt zwei Spieler ab und vergrault Olic, ohne auch nur das Geld für eine Leihe zu haben, um den Kader wenigstens auf dem Schmalen Niveau zu halten. Viele Spieler, die im Moment Stamm spielen, plagen sich mit Blessuren rum. So ist es bei Lasogga nur eine Frage der Zeit, bis der sich wieder verletzt und dann 3-4 Monate ausfällt.

Dazu kommt eben, dass viele sich scheinbar nicht wirklich mit der Tabelle beschäftigt haben, weil wir seit Monaten zwischen Rang 7 und 12 liegen. Es ist verdammt eng und viele Teams aus dem Keller haben einen Aufwärtstrend oder zumindest breitere Kader. Im Moment sehe ich nur Hannover und Darmstadt hinter uns. Alle anderen eher auf Augenhöhe oder besser und zudem eben mit der positiveren Stimmung im Umfeld. Ich sage nur, dass es ganz ganz schwer wird, nicht wieder auf Rang 16-18 zu landen. Und nicht weil ich Schwarzmaler bin, sondern weil ich es einfach glaube. Was glaubst du wie gerne ich mich irren würde und nicht am letzten Spieltag noch zittern würde.

Stuttgart z.B. hat eben jetzt Aufwind, sie haben den breiteren Kader, den frischeren Trainer und die besseren Einzelspieler. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, aber man scheint ja zumindest in der Offensive ein Konzept zu haben, denn schließlich spielt man sich in einem Spiel mehr Chancen heraus, als wir in 5-6 Spielen zusammen. Natürlich ist die Chancenauswertung miserabel, aber immerhin hat man überhaupt welche und so die Möglichkeit, Tore zu erzielen.

Okay, offensichtlich habe ich mich falsch ausgedrückt.

  1. Mein Ausdruck “Umfeld” war wohl nicht ganz korrekt gewählt. Ich kenne gar nicht genug HSV Fans und beschäftige mich auch nicht intensiv genug mit dem Verein, um das tatsächliche Umfeld zu charakterisieren. Ich wollte eigentlich nur das Phänomen beschreiben, dass beim HSV in der allgemeinen Wahrnehmung (zumindest nach meinem persönlichem Empfinden) jetzt die ganzen “war doch klar” und “also doch wieder Abstiegskampf” Schreier aus ihren Löchern kommen. Das ist natürlich ein ganz normaler Vorgang, wenns grade mal nicht so läuft, aber scheint mir beim HSV extrem zu sein. Extremer als bspw. beim VfB die komplette Hinrunde. Und der HSV als Verein ist eben nicht besonders gut, solche Entwicklungen vorauszusehen und präventiv dagegen vorzugehen, indem man z.B. immer wieder wiederholt, dass man auch diese Saison damit rechnet gegen den Abstieg zu spielen, gute Platzierungen als Momentaufnahme klar herausstreicht, usw…
    Diese Mischung aus allgemeiner Wahrnehmung und spezieller/-m Erwartungshaltung/Erwartungsmanagement war gemeint mit dem Begriff “Umfeld”.

  2. Auch das “Schwarzmalen” war wohl nicht gut gewählt. Mir ist klar, dass eine solche Vergangenheit das Realismuspendel eher in Richtung Pessimismus ausschlagen lässt. Ich wollte nur ausdrücken, dass es beim HSV sowohl allgemein als auch “innerhalb” des Vereins (Fanszene, Führung,…) sehr schnell eine Krise herbeigerufen wird (s.o.). Ich glaube aber auch, dass den allermeisten Fußballinteressierten klar war, dass wohl der ein oder andere Rückschlag mindestens diese Saison mit dabei sein wird und ich daher die allgemeine “Untergangsstimmung”, die ich auszumachen glaube, von der ich dich aber auch gerne ausnehme, wenn du das schon seit einem halben Jahr predigst, für absolut übertrieben halte.

  3. Der HSV hat ein Konzept. Und genau an diesem Punkt würde ich dir gerne widersprechen. Der VfB hat eindeutig in der Defensive Schwierigkeiten und dafür in der Offensive ein starkes Konzept. Beim HSV ist es ziemlich genau andersrum. Warum sollte das eine auf die gesamte Saison gesehen zwingend schlechter sein als das andere? Und selbst wenn es das ist, steht der VfB eben vor dem HSV, mit dem Kader kann der Hamburger aber eh nicht mithalten und das war schon vor der Saison klar. Neben Darmstadt und Hannover sehe ich übrigens noch die Eintracht klar hinter dem HSV, ich mein die haben Veh als Trainer und somit hinten kein Konzept und vorne maximal ein halbes…