Durch die letzte Folge habe ich auch mal wieder Lust gehabt etwas zu schreiben, auch wenn ich mir grds. einen anderen Ausgang gewünscht hätte als BVB Fan. Leider kann man bei Sky nach wie vor keine Spiele im Relive sehen, weshalb mir für die Beobachtungen nur die Highlights blieben, leider findet man hier nicht immer passende Beispiele zu allem.
Aber von Beginn an: Der BVB rotiert erneut sehr wenig, hierzu hatte ich ja auf den (guten) Beitrag von @zaunpfahl schon etwas geschrieben. Hummels rotierte für Süle rein, da er im Duell mit Frey ein sehr passender Gegenspieler ist und auch seine Passqualität für den Matchplan passend war. Mit selber Begründung rotierte auch Guerreiro für Özcan ins ZM. Für die verletzten Adeyemi, Reus und Brandt durften auf den Außen Malen und Bynoe Gittens ran.
Der bereits angesprochene Matchplan von Terzic bezog sich hierbei sehr konkret auf die Herangehensweise von Schalke in den vergangenen Wochen. Schalke verteidigt die Gegner über das gesamte Feld nahezu Mann gegen Mann.
Um hiergegen Vorzugehen hat sich Terzic zwei Elemente ausgedacht, die immer wieder sichtbar waren. Zum einen Bälle aus der Verteidigung auf entgegenkommende Stürmer (insb. Haller als Wandspieler) bei zeitgleichen gegensätzlichen Bewegungen. Hier kommt dann die Passqualität von Hummels ins Spiel, da er häufig diese Bälle spielen konnte.
Hier kommt Malen vom Flügel in einen Raum den Guerreiro freigezogen hat, da er sich in die letzte Kette hat fallen lassen (und dort den Ball hat).
Guerreiro spielt nun den Ball auf Malen, der ihn nochmal auf Haller, der ebenfalls in Richtung Malen kommt, ablegt.
Durch diese Bewegung verliert Wolfs Gegenspieler ihn kurz aus den Augen, sodass er mit Tempo die Linie lang laufen kann. Haller hält den Ball kurz und spielt ihn dann in Wolfs Lauf, sodass der BVB in der Folge in 3 gg. 2 Überzahl auf der Seite in Richtung Schalker Tor läuft.
Das zweite Element um dieser Mann gg Mann Orientierung zu entgehen war ein häufigeres Herausziehen von Guerreiro aus dem Zentrum auf den Flügel, sodass man im Zentrum Räume schaffte, die man bespielen konnte. Auch Bellingham zog hier heraus, allerdings meiner Erinnerung nach vermehrt Guerreiro, weswegen seine Hereinnahme ins ZM Sinn machte, mit Blick auf das nach Außen ziehen.
In diesen freien Raum agierte Malen sehr gerne von seiner Flügelseite aus, sodass Schalke die Mannorientierung nicht aufrecht erhalten konnte. Hätte man dies tun wollen hätte ein Spieler aus der Viererkette herausziehen müssen.
Der BVB hat das Schalker Spiel hier enorm gut erkannt und sich zum Vorteil gemacht. Problematisch ist jedoch, dass man abseits der Momente in denen man die genannten Prinzipien nutzen konnte, keine Gefahr kreieren konnte. An der Stelle frage ich mich auch bei Terzic ob dahingehend noch Entwicklungspotenzial ist. Man kann viel loben (höhere Intensität, bessere Gegnereinstellung, bessere (Rest-)Verteidigung), aber wiederkehrende Prinzipien im eigenen Ballbesitz sind für mich nach wie vor kaum erkennbar. Als BVB sind diese allerdings bei der hohen Ballbesitzquote zwingend notwendig.
Aber zurück zum Spiel und den Toren: Beim 1-0 erkennt Schlotterbeck, dass er keine Gegnerbindung hat und einen freien Raum bis zur Viererkette vor sich hat.
Er startet in diesen rein und kann mit Ball am Fuß auf Yoshida laufen. Dieser kann jedoch nicht nach vorne verteidigen, da er ansonsten Raum hinter sich freigeben würde. Haller könnte hier reinziehen, sodass Jenz mitgehen müsste, sodass ein Ball auf den dann komplett freien Bellingham möglich wäre. Der Abschluss ist dann auch noch sehr stark von Schlotterbeck.
Insgesamt zeigt das 1-0 dann auch die steigende Bedeutung der IV für Mannschaften die viel Ballbesitz haben. Solche Situationen zu erkennen und auszunutzen wird immer wichtiger. Dazu kam die generelle Fähigkeit von Schlotterbeck anzudribbeln gestern auch einige Male zum Vorschein.
Schalke gleicht dann nach der Halbzeit aus. Ausgangspunkt ist ein katastrophaler Ballverlust von Bellingham. Er kann den Ball hier einfach steil auf Bynoe Gittens spielen, der dann auf den im Zentrum (erneut) freien Malen ablegen kann.
Stattdessen versucht er sich den Ball an Kral vorbeizulegen und verliert ihn. Ab hier kann der BVB das ganze auch noch verteidigen, da man mit sechs Spielern in der Nähe des Balles ist bzw. hinterm Ball ist. Can realisiert hier allerdings den Laufweg vom späteren Torschützen Bülter zu spät, sodass dieser im Rücken komplett frei ist und Cans Sprint zum Ende der Szene zu spät kommt und Bülter die sehr gute Hereingabe von Frey ins Tor einschieben kann.
Ab diesem Punkt hatte der BVB mehr Mühe sein Konzept durchzusetzen und Schalke kam etwas besser ins Spiel. Vor dem 2-1 stehen zwei Schalker bei Bellingham, der einen komplett freien Ball ins Zentrum auf Can spielen kann. Da Bellingham alleine gegen zwei Schalker stand, kann die Mannorientierung der Schalker in der Folge nicht mehr stimmen. Can kann erst unbedrängt den Ball tragen, da Bülter nicht realisiert, das sein Hereinrücken hier logisch wäre, da er mit Wolf den Äußersten BVB Spieler hat und man, falls dieser den Ball bekommen sollte, problemlos in der letzten Kette verschieben kann.
Kral rückt dann auf Can raus um den Lauf aufzunehmen. Da er allerdings vorher Guerreiro deckte, laufen nun Bynoe Gittens und Guerreiro zu zweit gegen einen Gegenspieler Richtung Tor. Bynoe Gittens hierbei mit einem super Laufweg in die Mitte um den Gegenspieler (der bei Man gg Mann ihn deckte) vom freien Guerreiro wegzuziehen.
Nach dem super Abschluss von Guerreiro steht es dann 2-1 und der BVB hat erneut die Kontrolle vermehrt zurückgewonnen. Bynoe Gittens der ebenfalls auf Fährmann frei zuläuft kann dies jedoch nicht nutzen und so bleibt Schalke nur ein Tor vom Punkt entfernt.
Einen erneuten Umschaltmoment kann Wolf erst noch mit der Fußspitze retten. Der zweite Ball gelangt dann jedoch zu Bülter. In der Zwischenzeit hat der BVB jedoch gut nach hinten gearbeitet und ist (eigentlich) in guter Verteidigungsposition, macht jedoch einige Fehler:
Bülter hat den Ball auf Außen und gleich zwei Gegenspieler. Allerdings macht keiner wirklich Druck auf den Ball, sodass dieser relativ ungestört flanken kann. In der Box ist der BVB dann in 4 gg 2 Überzahl. Allerdings stehen Hummels, Schlotterbeck und Ryerson nicht auf einer Höhe. Da Hummels bei Terodde deutlich tiefer steht als die anderen beiden (Warum? Abseits?!) kann Karaman im Rücken von Ryerson zwischen ihn und Schlotterbeck laufen und dort dann auch noch die fehlende bzw. schwere Kommunikation, da er aus dem Rücken kommen kann ausnutzen.
Insgesamt war es für mich das beste und deutlichste Spiel des BVB in der Rückrunde. Freiburg mal ausgenommen, da man hier sehr lange in Überzahl war. Man hat sich jedoch vorne selbst nicht belohnt und hinten in entscheidenden Szenen viel angeboten. Das Spielglück war diesmal definitiv nicht auf Seiten des BVB. Grundsätzlich stelle ich mir die Frage nach dem Plan von Terzic mit Ball. Wie oben geschrieben erkennt man kaum Prinzipien im Ballbesitz. Szenen in dene man gefährlich wird sind meist in der individuellen Klasse, durcheinander beim Gegner (Umschaltmomente) oder der guten Vorbereitung auf spezifische Einzelheiten wie der Mannorientierung von Schalke begründet.