Servus zusammen,
irgendwo muss ich mich meinen Gedanken hin und ich habe keinen Threat gefunden, der mir passend erschien. Sollte es den geben, dann bitte ich hier schonmal vorweg um Vergebung, aber meine Gedanken zum Füllkrug-Vertrag muss ich irgendwie teilen.
Auch wenn ich Niklas Füllkrug von Hannover 96 gerade in meinem Feedback zur Saisonvorschau ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt habe, so habe ich mit dem Vertrag doch arge Bauchschmerzen.
Kurzer Rückblick: Gladbach hat im Sommer zum Schluss 18 Millionen (oder 16 Millionen + mögliche Boni) für Füllkrug geboten, sowie ein Gehalt von 250k. Hannover hat das Angebot abgelehnt. Da „Lücke“ nun auf viel Geld verzichten musste, hat man ihm eine Vertragsverlängerung angeboten, mit angepassten Konditionen. Sein Gehalt wurde von 80k auf 160k verdoppelt und sein bis 2020 laufender Vertrag OHNE Austiegsklausel wurde bis 2021 verlängert, MIT einer Ausstiegsklausel für 18 Mio. (Mein Kenntnisstand)
(Erstmal der Vertrag im Vakuum) Es gibt drei Möglichkeiten:
Füllkrug schießt weniger Tore: Wenn Fülle unter 10 Tore schießt, ist er auf einmal recht teuer und der Transferwert dürfte deutlich unter 18. Mio sinken.
Füllkrug schießt gleichviel Tore: Schießt er (11-14 Tore) dann profitiert man diese Saison noch einmal von ihm, aber er wird wohl im Sommer gehen. Denn dann ist er immer noch 18 Mio Wert, weil er konstantes Niveau hat. Außerderm sind Vereine wie Gladbach ja bereit nochmal mehr als 50% Gehalt mehr zu zahlen.
Füllkrug schießt mehr Tore: Füllkrug explodiert und greift mit 16+ Tore sogar die Top 3 der BuLi Torjäger an. Dann geht er auch für 18. Mio nach einer weiteren Saison.
Ich sehe (im Vakuum) den Vertrag eigentlich in jedem dieser Szenarien als schlechten oder bestenfalls durchschnittlichen Vertrag an. Na klar: Der Klassenerhalt steht wirtschaftlich unbezahlbar und klappt das mit Fülle, dann hat es sich gelohnt. Aber vom Vertrag her gesehen: Entweder man hat einen überteuerten Stürmer an der Backe, der letzte Saison einen Ausschlag nach oben hatte, aber das Niveau nicht halten kann. Oder man verliert ihn zum gleichen Preis wie diese Saison - denn eine WERTSTEIGERUNG ist in dem Vertrag nicht möglich. Ggf. sind nächste Saison 18 Millionen dann weniger Wert, als diese. Man profitiert halt nur eine weitere Saison von dem Spieler (oder eben nicht).
Ob überhaupt ein anderer Vertrag verhandelbar gewesen wäre, weiß man selbstverständlich nicht. Aber ein rauskaufen der Ausstiegsklausel scheint hier doch unbedingt erforderlich, da der Spieler seinen Transferwert bestenfalls halten kann. Trotzdem, wie @ansgar_L im Rasenfunk Royal 4 von 6 im Hannoversegment bemängelt hat, man seit 5 Jahren keine Ausstiegsklauseln mehr erlauben will, haben doch alle Verträge von Schlüsselspielern (Stindl, Sané, Füllkrug und mMn auch Klaus) immer Ausstiegsklauseln.
Ich kann wie gesagt nicht sagen, ob die Möglichkeit bestand, hier Ausstiegsklauseln mit viel Geld in den Verträgen zu vermeiden. Aber auch hier gibt es nur zwei Möglichkeiten:
-
Es war möglich. Dann hätte man das wohl machen müssen, denn wenn man sieht für wie kleines Geld Stidl, Sane und Klaus wechselten, hätte sich das wirtschaftlich gelohnt. (18. Mio für Füllkrug mögen kein kleines Geld sein, aber man kriegt für das Geld mit dem Gehaltsniveau ja keinen gleichwertigen Ersatz).
-
Es ist nicht möglich: Die Starspieler bei kleinen Vereinen wie Hannover haben so viel Macht in den Vertragsverhandlungen, dass die Ausstiegsklauseln unvermeidbar sind. Das wäre dann der „Fluch der Durchlauferhitzervereine“ die ihren Stars hilflos ausgeliefert sind, wenn sie Spieler mit überdurchschnittlichem Niveau halten wollen.
Für den Füllkrugvertrag (im Vakuum) heißt das für mich aber ganz klar: Man hätte ihn verkaufen müssen. Eine Wertsteigerung ist ausgeschloßen, der Vertrag hat das Potential sehr schlecht zu werden wenn Fülle ein One-Season-Wonder war (und die hohe Ablöse keiner mehr zahlt), stattdessen wird bei gutem Saisonstart die Mannschaft die ganze Rückrunde mit den Abgangsgerüchten konfrontiert, der am Ende der Saison unausweichlich ist.
Mir ist unverständlich warum man sich nicht wenigstens auf 20 Millionen oder so geeinigt hat, um zumindest eine minimale Werststeigerung im Vertrag festzuschreiben. Diese Stagnation im Vertrag wurmt mich ganz enorm. (10% der Ablöse gehen übrigens zum FCN). Besser wäre noch gewesen ~3 Mio für Berater und Spieler jetzt auf den Tisch zu legen, die Ausstiegsklausel rauszukaufen und damit entweder mögliche Wertsteigerung im Vertrag zu haben oder sich zumindest aus der Geiselhaft der jetzigen Vertragskonstellation zu befreien.
Außerhalb des Vakuums:
Ich sehe selbstverständlich, dass es wichtige Gründe gibt, Füllkrug zu halten. Denn man sollte vermutlich nicht neben Sanè die zweite wichtige Stütze der vergangenen Saison ziehen lassen. Außerdem scheint sich die Situation um den Fanboykott etwas zu beruhigen und dann den Hannoveraner „feel-good“ Helden Füllkrug zu verkaufen, könnte hier absolut kontraproduktiv sein. Und ich als Fan gebe ja auch zu: Füllkrug ist einer der Gründe warum ich mich auf die neue Saison von 96 freu und halbwegs zuversichtlich bin.
Trotzdem habe ich Bauchschmerzen mit dem Vertrag und weiß nun nicht, ob das nur schlecht verhandelt ist, oder eben das Kreuz, welches die Durchlauferhitzervereine nun mal tragen müssen: Um überdurchschnittliche Spieler zu halten, muss man schlechte Verträge machen, oder die Spieler sind halt weg, sobald sie mal überdurchschnittlich spielen. Oder liege ich da falsch? (Denn auch wenn ein Spieler wie bspw. Jonas Hector bei Köln sich gegen bessere Angebote entscheidet, geht das nur zu Konditionen die sich Köln eigentlich nicht leisten können sollte. Stecke in der causa Hector jetzt nicht so drin, aber was passiert denn falls Köln nicht direkt wieder aufsteigt?)
Freue mich auf euer feedback,
Das_Daw