Jetzt mal völlig off topic eine Meinung zur EM an sich:
Ich hatte meine Probleme mit diesem Bewerb. Jeder darf teilnehmen, absurder Modus, man muss das wohl nicht weiter ausführen.
So weit genervt, dass ich mich zum ersten Mal seit Jahren nicht darum bemüht habe, meine beruflichen und privaten Pflichten so zu legen, dass ich jedes Spiel sehen kann.
Aber mittlerweile habe ich als großer Fan der Quali im alten Modus mittlerweile meinen Frieden damit gemacht. Das ist die alte Quali, endlich umfassend gehyped und die EM direkt dran. Eigentlich dufte.
Unterschreibe ich ziemlich genau so (bin nur “leider” zu jung, um die Eurofighter wirklich mitbekommen zu haben). Wahnsinniges Spiel und noch viel wahnsinnigere Fans! Unglaublich! Und das wo ich mich heute Mittag noch über die vielen Spiele mit interessanten Mannschaften aber einem langweiligen Verlauf aufgeregt habe.
Italien:
Ich hab dich jetzt auch nicht so verstanden, dass du ihnen alles absprechen wolltest oder so…bin vielleicht auch in meinen Ausführungen bisschen übers Ziel hinausgeschossen, weil mich die italienische Mannschaft bisschen begeistert hat, weils aus dem nichts kam so bisschen. Du hast natürlich recht, Viertelfinale wäre ein riesiger Erfolg mit dieser Mannschaft und daran ändert ein Spiel erst mal wenig. Mir gings eher darum, dass das die bis dahin erste Mannschaft war, die bei diesem Turnier gezeigt hat, was mit nem Plan möglich sein kann, der nicht nur entweder aus zehn Mann verteidigen den Strafraum oder wir stellen halt die elf besten auf besteht.
Schiedsrichter:
Ich meinte damit eher, dass ich, wenn ich die Diskussion gerne aufgegriffen hätte, wohl eher zu Collinas Erben gehen sollte. Die Linie gefällt mir auch sehr gut.
Eigentlich war auch nur der letzte Teil als Antwort an dich gemeint und der größere erste Teil ist so bisschen aus mir herausgebrochen, weils mich die zwei Tage auf der ARD so genervt hat, wie die Kommentatoren Karten gefordert haben und dem Schiedsrichter jedes Gefühl fürs Spiel und jede Autorität absprechen wollten. Aber vielleicht ist das auch nur mir aufgefallen, mein Verhältnis zu Fußballkommentatoren ist, glaube ich, sehr speziell
Das interessante an dem neuen Format wird sein, dass es auch am dritten Gruppenspieltag für vermutlich alle vier Länder noch um alles geht. Jeder kann wohl zumindest den dritten Gruppenplatz noch erreichen und selbst bei zwei Niederlagen mit einem abschließenden Sieg unter die “vier besten Gruppendritten” springen.
Das könnte in der Tat äußerst unterhaltsam werden; häufig war es bei Turnieren ja so, dass mindestens eine Mannschaft schon als ausgeschieden feststand, manchmal sogar zwei.
Für alle 4 Teams wohl eher nicht. Bei einem Sieg Deutschlands (oder Polens) ist für die das 3.Spiel völlig irrelevant… Ich finde allgemein das dieser Modus viel Spannung aus den Gruppenspielen nimmt, weil es einfach zu einfach ist weiter zu kommen. Nehmen wir z.B. England: “Regulär” ständen die gegen Wales richtig unter Druck, aber mit diesem Format hätten die selbst mit einer Niederlage noch sehr gute Chancen weiter zu kommen.
Nur ein Wort zu den Schiedsrichtern: Mir gefällt die “harte Linie” auch richtig gut und ich hoffe das sich das in der Bundesliga fortsetzt. Allerdings glaub ich ehrlich gesagt nicht (mehr) daran…
Und wir haben ja im Abstiegskampf der Bundesliga gesehen, dass “Druck” richtig hochklassigen Fußball produziert.
Ich hab mich ja vor der EM auch gerne ellenlang über diese fürchterlich langweilige Vorrunde aufgeregt, und seh das jetzt mittlerweile gelassener. Es gab auch in der Vergangenheit dritte Gruppenspiele, die für die Spitzenmannschaft schon bedeutungslos waren. Diesmal kommt aber noch hinzu, dass es tatsächlich einen Unterschied macht, ob man als erstplatzierte Mannschaft gegen einen Gruppendritten antreten darf. Man frage mal bei Frankreich während der EM 2012 nach, ob es so egal war, Gruppenzweiter zu werden und deswegen im Viertelfinale auf Spanien zu treffen.
Bislang hat sich jedenfalls die Befürchtung, dass sich alle kleinen Mannschaften zu drögen 0:0 mauern, nicht bestätigt. Rumänien hat richtig gut gegen Frankreich aufgespielt, Island kam gegen Portugal zurück, Ungarn hat Österreich verprügelt… Dann ist die Vorrunde eben eine Art Setzliste, und die Mannschaften dürfen sich finden und einspielen und sich uns präsentieren - und die richtigen Druck- und Todesspiele fangen ab der K.O.-Runde an. Ist mir mittlerweile auch recht.
Versteh mich nicht falsch: Ich schau die Spiele der kleinen Mannschaften auch gerne und allgemein mehr Fußball ist in der Sommerpause immer gut. Allerdings halt weniger aus Gründen der Spannung, sondern rein des Fußballes wegen. Wollte halt nur sagen, dass es die Gruppenphase nicht per se interessanter oder unterhaltsamer macht. Das es dafür eine Runde mehr K.O. Spannung gibt ist hingegen sehr gut
Ich kopiere hier einfach mal einen Beitrag rein, den ich heute morgen im allesausseraas-Forum geschrieben hatte. Passt nämlich direkt dazu:
"Ich finde ja das Spannende an so einer Gruppenphase, dass jeden Spieltag die Mannschaften vor andere Herausforderungen gestellt und neu gemischt werden und sich (möglichst) weiterentwickeln müssen. Insofern freue ich mich auf die nächsten Tage sogar fast noch etwas mehr, weil man jetzt mal sehen kann, wie die bislang bekannten Mannschaften in neuen Kombinationen aufeinander treffen.
Ich denke, man merkte auch mal wieder schön, wie wenig eingespielt dann doch viele Abläufe bei Nationalmannschaften im Gegensatz zu Vereinsmannschaften sind, Zum Teil steht ja noch nicht mal die erste Elf richtig fest. Und dann hast du auch nur drei Spiele Zeit, danach geht es schon um Tod oder Gladiolen. Das ist ja im Vereinsfußball ein ganz anderes Gefühl, wo du auch mit fünf Niederlagen starten und am Ende trotzdem noch die CL-Quali erreichen kannst. Insofern ist da logischerweise viel mehr Nervosität drin.
Eigentlich fände ich die Idee von vier Sechser-Gruppen, bei denen dann eben die besten 16 weiterkommen ganz charmant. Dann könnte man anfangs die Teams länger sehen, und es wäre trotzdem noch stärker “Gefahr” des Scheiterns drin. Mini-Liga halt."
Wenn ich mir gerade das verdiente und trotzdem irgendwie gefühlt unverdiente (vermutlich) 1:0 der Franzosen (korrigiere 2:0) gegen Albanien anschaue, muss ich sagen, dass das, was immer gesagt wurde, jetzt endlich mal stimmt. Es gibt keine Kleinen mehr. Auch Spiele wie FRA-ALB sind schön anzusehen und kein einseitiges Abschlachten, wie es früher oft war. Egal ob Island, Albanien, Slovakei, alle Mannschaften hier zeigen mit ihren Leistungen, dass sie es verdient haben hierzusein.
Und wenn ich die Eurofighter lese, muss ich immer an Tennisresultate beim Fußball denken. Wer weiß noch, welche Mannschaft 7:5 gewann, nachdem sie 5:1 (kombiniert) hinten lag?
“Kleine” gibt es schon noch. Max und Knallgöwer haben ja unter anderem sehr schön herausgearbeitet, wie individuell jeder österreichische Spieler den ungarischen Spielern überlegen war. Aber ich habe das Gefühl, wir sind insgesamt mit dem Fußball derzeit in einer Phase, wo auch nominell “kleine” Mannschaften sich wirklich Taktiken überlegen und das Mannschaftsspiel gezielt trainieren. Und dann hast du eben, vielleicht auch sogar nochmal stärker als in einem Vereinswettbewerb, die Chance, auf uneingespielte Mannschaften zu treffen, die nur 2-3 Wochen Zeit hatten, sich exakt in dieser Elfer-Besetzung aufeinander abzustimmen, und bei denen dann vielleicht nochmal bestimmte große Egos doch wieder erst lernen müssen, zusammen zu spielen.
Frankreich ist letztlich ein gutes Beispiel, zumindest für ersteres: Das Team hat doch so in dieser Besetzung noch nie gespielt. Koscielny-Rami war schon seit Monaten keine 1A-Lösung mehr, Kanté ist komplett frisch dabei, Payet war vor einem Jahr (nach einem misslungenen Freundschaftsspiel gegen Albanien übrigens) aussortiert worden, der Aufstieg von Coman hat auch erst so richtig dieses Jahr begonnen… Ich glaube, dass die Stimmung in der Mannschaft passt (gerade bei französischen Nationalmannschaften ja auch kein Selbstläufer), aber das Zusammenspiel eben (noch) nicht. Und natürlich darf man auch nach wie vor hinterfragen, ob DD entweder einen Plan hat, den das Team nicht umsetzen kann - oder ob er vielleicht gar keinen richtigen Offensivplan hat.
Genau das sind die Zutaten, damit du auch als “Kleiner” die großen Mannschaften ärgern kannst.
Also zum Glück genau das Gegenteil von dem, was uns Mehmet Scholl weismachen wollte: Gerade weil es eine EM ist, in der viele Mannschaften mit gezielten Taktiken an den Start gehen, sind es auch unter dem Strich unterhaltsame Spiele. Solange man “unterhaltsam” als “gleichberechtigtes Kräftemessen” sieht und nicht als “Mannschaft mit Superstars führt Tricks und Zauberkunststücke vor und zerlegt mal so eben im Schongang den minderwertigen Gegner.”
Und dann führt vielleicht kurioserweise das von uns im Vorfeld so gescholtene aufgeblähte Format tatsächlich dazu, dass auch die kleineren Mannschaften etwas mutiger spielen können, weil sie selbst am 3. Gruppenspieltag eben noch die Chance haben, auf Platz 3 zu springen.
Ich unterschreibe das und ergänze noch: Wie im Taktikpodcast mit Tobi herausgearbeitet hat es in den letzten Jahren eine Entwicklung gegeben, die sich auf die Defensive bezieht. Gegen den Ball gibt es jetzt Mechanismen, die sich übergreifend durchgesetzt haben und effektiv sind. Zu erwarten wäre jetzt eine Gegenbewegung, wenn jemandem etwas mit Ball am Fuß einfällt. Ich glaube allerdings, dass die Entwicklungen langsamer werden, da wir auf einem Level angekommen sind, auf dem sich die Mannschaften selbst in der technischen Ausbildung ihrer Spieler nur in Nuancen unterscheiden. Diese Nuancen machen zwar langfristig den Unterschied, wir nehmen allerdings die Überlegenheit von Mannschaften nicht mehr als Revolution wahr.
Das sieht man auch bei der Europameisterschaft: Man nenne mir eine Mannschaft, die nicht Türkei heißt und kein Konzept gegen den Ball hatte. Und selbst bei den Türken war es eher Tagesform und nicht taktische Überforderung.
Die Problematik, dass nicht alle letzten Spiele gleichzeitig stattfinden, und daher vor allem die letzten Gruppen auf Ergebnis spielen könnten, wurde ja schon verschiedentlich angesprochen.
Aber bin ich der Einzige, der sich daran stört, dass die Gruppenersten aus E und F deutlich benachteiligt werden, weil sie gegen einen Gruppenzweiten ran müssen, während alle anderen Gruppenersten einen Gruppendritten bekommen. Außerdem sind auch die Gruppenzweiten aus D und E benachteiligt, weil sie als einzige Gruppenzweite gegen einen Gruppenersten spielen müssen. Die vier anderen Gruppenzweiten spielen unter sich.
Eine gerechtere Lösung wäre eine Auslosung nach der Gruppenphase gewesen, wie in der CL zB, oder lieg ich da falsch?
Da würde für mich dagegen sprechen, dass sie es bei der CL und EL genau so machen. Warum da auslosen und bei der EM ein so statisches System aufstellen?
So da der 2. Spieltag jetzt rum ist, habe ich mal die aktuelle Tabelle der 3. zusammengetragen:
Daran kann man natürlich noch nicht so viel ablesen, aber schon einige Sachen. Ich versuche, den Konjunktiv so gut wie möglich rauszuhalten.
Zuerst denke ich mal, dass Gruppe C und B mit 3 Punkten schon so gut wie durch sind. Natürlich können die 4. da noch aufrücken. In Gruppe B steht da Russland mit 1 Punkt, das heisst mit einem Sieg stehen die am Ende mit 4 Punkten da.
In Gruppe C muss ich sagen, dass die Ukraine (und das ist sehr theoretisch) noch nicht raus ist. Allerdings ist das an sehr viele Bedingungen geknüpft. Sie haben eine Tordifferenz von -4, das heisst sie müssen ihr Spiel gegen Polen hoch gewinnen, gleichzeitig müsste Nordirland gegen Deutschland hoch verlieren.
Für Portugal sehe ich gute Chancen weiterzukommen. Gegen Ungarn würde ein drittes Unentschieden zum weiterkommen wohl schon reichen.
Für mich wird es also nur um die letzten 3 Positionen der aktuellen Tabelle spannend.
Morgen werden wir ja schon mehr wissen, wenn die Gruppe A durch ist.
Die Planbarkeit ist natürlich ein Punkt. Auf der anderen Seite ist dadurch aber eben auch viel Taktiererei möglich.
So könnte eine Mannschaft zB absichtlich zweiter werden wollen, um in die andere Turnierbaumhälfte zu gelangen und so dem ein oder anderen gefürchteten Gegner aus dem Weg zu gehen.
Ich weiß, das ist sehr theoretisch, aber für mich ein weiterer Punkt, der für eine neue Auslosung nach der Gruppenphase sprechen würde.
Bei der EM gilt doch der direkte Vergleich vor der Tordifferenz, oder? Von daher ist die Ukraine eben doch schon raus und Deutschland eigentlich schon sicher weiter, zur Not als Gruppendritter mit 4 Punkten.
Das ist richtig. Allerdings ist Deutschland zwar praktisch, aber nicht theoretisch sicher weiter. Noch könnten wir auf den zweitschlechtesten Dritten Platz abrutschen. Allerdings müßte dazu schon alles schief laufen ;)…
so also jetzt muss ich dann doch mal auf das Spiel der Schweizer hier eingehen
Hatte gestern im TV schon den Eindruck, dass mir das zu negativ wegkam (und dabei witzigerweise auch das Gefühl, dass die beiden Schweiz Experten das eigentlich anders sehen) und hab jetzt mal auf die Sendung hier gewartet, weil, wie gesagt, TV…
Ich fand das Spiel der Schweizer nämlich ziemlich gut. Abgesehen von den ersten ca. 30 Minuten haben sie Frankreich(!) doch ziemlich dominiert. Sie haben es halt nicht geschafft, sich als individuell eindeutig unterlegene Mannschaft Chancen herauszuspielen, was aber auch Deutschland gegen Polen nicht (wirklich) geschafft hat und das als individuell eindeutig stärkere Mannschaft. Klar hätte die Schweiz die Schlagzahl erhöhen können und die Präsenz vorne verstärken, aber dann wären sie sicher von Frankreich ausgekontert worden. Und selbst wenn Albanien führt, wobei ein 1:0 jetzt nicht den sicheren Sieg bedeutet, wie wir ja grade bei dieser EM schon gesehen haben, kann man dann gegen Frankreich auch mal 3:0 verlieren und das ist für die Moral im Vergleich zu einem souveränen 0:0 eine Katastrophe.
Den einzigen Kritikpunkt, den ich äußern würde, wären evtl. die Personalentscheidungen des Trainers, die meiner Meinung nach etwas zu “populistisch” und nicht unbedingt sinnvoll waren. Seferovic raus bspw. ist halt ziemlich schwachsinnig (man höre Tobi Escher, was der alles kann außer Tore schießen) und dafür die wirklich wirklich sehr schwachen Shaqiri und Mehmedi drin lassen, nur weil sie “Star”/“Torschütze” sind. Embolo war sicher eine gute Idee, aber nicht ins Zentrum für Seferovic…oder angesprochener Rodriguez, obwohl zumindest solide Außenverteidiger auf der Bank sitzen (Lang). Petkovic (ich hoffe der Name stimmt) hat quasi genau das verpasst, was Deschamps gemacht hat, nämlich die Spieler, die potentielle Alternativen sind mal wirklich zu testen (Frei wäre z.B. ganz klar noch zu nennen).
Nunja wie so oft langer Beitrag, wenig Inhalt: Ich finde die Schweiz kommt bei der Betrachtung dieses Spiels klar zu schlecht weg.
