Falsche Ausbildung oder falsches System

Neulich bin ich auf Transfermarkt.de auf die Nachricht gestoßen „Tillman bestätigt Anfrage vom US-Verband: „Nicht umsonst hier bei der U21““.
Da habe ich natürlich mal draufgeklickt und geschaut, was Tillman für ein Spieler ist: 10, offensives Mittelfeld und da musste ich schon direkt am Kopf kratzen und hatte leichtes Bedenken. Meine Hoffnung ist nämlich, dass gute neue Spieler für die Nationalmannschaft ans Tageslicht kommen und vakante Positionen verstärken (Außenverteidigung, Innenverteidigung, Backup für die Außen, 6er). Marik ist jedoch genau auf der Position zu Hause, wo wir, mit Abstand, die größte Auswahl haben. Sané, Wirtz, öfter mal Goretzka, Gündogan, Musiala, Thomas Müller (spielt quasi auch dort), Reus, Draxler, Brandt, …alle waren bzw. sind 10er gewesen im Laufe ihrer Karriere. Viele wurden an andere Position geschoben oder das System hat es einfach nicht hergegeben. Da Frage ich mich: warum bereitet man die Spieler in der Jugend nicht drauf vor, dass der 10er im Männerfußball ausstirbt?.

Das ist ja nicht mal ein exklusives deutsches Phänomen. Ein Coutinho hat deswegen seine Karriere nahezu komplett in den Sand gesetzt, James und Isco haben bei Real keinen Platz mehr gefunden.

Die Räume sind in der Jugend auch größer, so dass man dort mehr Platz hat, im Profifußball der Männer ist das aber nicht mehr wirklich der Fall.

Was meint ihr dazu?

2 „Gefällt mir“

Hallo lieber @Rasmus !

Also, als US-Amerikaner habe ich genau diese Nachricht mit Freude gelesen… ihr Deutsche habt wohl genug 10er, glaube ich.:wink:

Ich bin hier in den USA Jugendtrainer, und da bemerke ich auch dass es immer weniger richtige 10er in den Mannschaften gibt. Das hat aber, glaube ich, mit den Spielformationen zu tun. Heutzutage hat man lieber einen 3en Innenverteidiger oder einen 2en Stürmer auf dem Rasen, bevor man einen 10er aufstellt. Insgesamt wird mehr Wert aufs Mannschaftsgefüge gelegt, als auf die Entwicklung der Einzelspieler. Ich habe zwar keine Ahnung, wie es in Deutschland zugeht; wenn ich mir aber die U21 oder die U19 Nationalmannschaften angucke, scheint es mir dennoch genauso zu sein…

Viele Grüße aus den USA!

  • Sam (Pulisicinho)
2 „Gefällt mir“

Dieses „der 10er stirbt aus“ erinnert mich um den Hype um die falsche 9 vor wenigen Jahren. Da hieß es immer wieder, der klassische Mittelstürmer sterbe aus.
Ich will jetzt nicht komplett zusammenrechnen, wie viele Tore die klassischen Mittelstürmer seitdem gemacht haben, aber die Quote düfte nicht übel sein.

Will sagen: Taktiken kommen und gehen, Positionen werden unterschiedlich ausgelegt und Spielertypen auf bestimmten Postionen bekommen neue Anforderungen. Z.B. gibts den klassischen Abräumer vor der Abwehr kaum noch, wir haben aber immer wieder die Doppel-6, die halt deutlich mehr als früher das Spiel ankurbeln sollen.
Ich bin jetzt bei weitem nicht so tief drin wie Tobi Escher, Max und co, aber ich würde schon vermuten, dass man auch in Zukunft Spieler hinter der Spitze braucht, die die Bälle verteilen und die Abwehr knacken können. Vielleicht stehen diese dann tiefer, vielleicht höher. Aber Spieler mit diesen Fähigkeiten werden immer gefragt sein.

Ob Malik (nicht Marik übrigens…) das sein kann, da habe ich aktuell noch Zweifel. Da ist z.B. Florian Wirtz, der ja leider aktuell verletzt ist, aber auch die selben Positionen bekleiden kann (RA, OM) deutlich weiter. Dazu haben wir auch noch Kai Harvertz, der ja fraglos auch nicht vollkommen talentfrei ist.

Ein riesen Punkt ist halt: Tillman ist fraglos absolut talentiert. Aber er spielt halt in der Regionalliga Bayern. Da relativ klar ist, dass Bayreuth aufsteigen wird, bleibt Tillman nur ein Platz im Kader der ersten Mannschaft (möglich, aber sehr unrealistisch) oder eine Leihe bzw. ein Verkauf.
Dass man ihm einiges zutraut ist aber auch klar, ist er doch aktuell der einzige U21-Nationalspieler, der nicht in einer ersten oder zweiten Liga spielt.
Heisst: der DFB hat ihn absolut im Blick, daher hat er durchaus Perspektive. Der Rest hängt nun an ihm.