Gesprächsteilnehmer besser machen

Hallo Max, ich wollte Dir hier mal ein Kompliment machen. In Eurer Sendung geht es ja oft darum, was die Rolle einer „Person“ ist, zB Schiedsrichter, Trainer , Anspielneuner“ oder ähnlich. Und ich finde dass Du eine Qualität sehr gut verwirklichst, die ich „Thomas Gottschalk“ Qualität nenne. Nämlich, dass die Leute auf Deiner Couch - also Deine Gesprächsteilnehmer- sich wohl fühlen und zur besten Geltung kommen. Ich denke jetzt gerade - auch - an jemanden den ich in seinem eigenen Podcast nicht hören kann. Weil er da immer so redet als hätte er die Weisheit mit Löffeln gefressen und könnte mit voller Autorität darüber reden was dort richtig läuft und was nicht- was mich total abtörnt, u.a. weil solche Fan-Sites/ Podcasts ja zum Dialog auffordern sollen. Also ich kann ihn dort nicht zuhören, aber in Deinem Podcast finde ich ihn total OK; er sagt immer noch seine Meinung - was ja auch total OK ist - aber Diskussionsgerecht. Und im …Funk finde ich seine Beiträge auf einmal interessant (und ich habe mindestens 10 mal versucht eine Folge seines Podcasts anzuhören - jetzt wieder zweimal nachdem ich Ihn bei Dir ganz interessant fand. Ich habe jetzt viel über den Einzelfall gesprochen, weil ich es konkret finde, aber eigentlich geht es mir darum, Dir einen Teil Deiner Arbeit zu würdigen, den ich gut finde (vor allem geht es ja darum, dass Du wirklich ein Talent dafür hast, Strukturen im Spiel erkennst und zu beschreibbaren, was (ausserhalb des Talent des einzelnen und dem Faktor Zufall) zu Spielsituationen und daraus resultierenden Ergebnissen führt; aber das weisst Du wahrscheinlich.
Aber hinzu kommt, dass Du in Deinen Gesprächsrunden eine gewisse Offenheit und Unvoreingenommenheit bringst, die auch aus den Anderen das beste rausholst.
Wie Du das Schafts? Sicher vor allem durch eine gewisse Authentizität. Du stehst für was Dir wichtig ist und bist Dir auch nicht zu fein eigene Fehler Anzusprechen: „Jetzt hab ich schon wieder eine geschlossene Frage gestellt“ ; auch wenn sie ansonsten keiner schlimm fände in der Hitze des Gefechts.
Dies I st jetzt vielleicht nicht ein richtiges neues Diskussionsthema, ausser sonnst jemand fühlt sich angespornt etwas beizutragen, was sie/er an Deiner Moderation gut / weniger gut findet.
Aber bevor ich Ende: muss ich da wohl doch noch anfügen: ich finde es viel viel interessanter (soll heissen Spitze!) Po, von Dir zu hören, welche Auswirkungen eine Aufstellung, ein Pressingverhalten, ein bewusstes öffnen oder schliessen von Räumen hat (o.ä.), als über finanzielle oder politische Fragen. Wieder - ich hoffe Du hörst den Lob des ersten Teils hoffentlich lauter als die - implizite - Kritik im zweiten. So… Diskussionsforum oder nicht?

3 „Gefällt mir“

Danke dir sehr, das freut mich sehr zu lesen!

Und zu deinem Kritikpunkt: Für mich gehört Politik und Wirtschaft zum Fußball genauso wie Pressing und Aufstellungen. Es wirkt sich zwar anders aus, ist aber genauso entscheidend. Deshalb fließt das immer mit ein, aber ja vor allem in den Schwerpunkten und nicht bei den Spielbesprechungen (oder?).

3 „Gefällt mir“

Ja, da hast Du recht, wenn ich mir das überlege, ist mir das nur bei den Schwerpunkten aufgefallen. Und (a) ist es Dein Podcast und Du kannst natürlich Schwerpunkte setzten wie Du es für richtig hältst (b) scheinen im Forum auch einige Fragen dazu eingegangen zu sein und (c) gibt es natürlich politische Themen, an denen man kaum vorbei kommt: 50+1, Quatar; spezifische Investoren, Superleague… Allerdings wartet man I.d.R 6 Monate auf einen Schwerpunkt und freut sich zu hören was im Nachwuchs passiert oder der Amateurmanschaft, den verliehenen Spielern; wer davon für die Profimannschaft interessant ist/sich entwickelt hat oder nicht; Eure Beobachtungen zu den Entwicklungen einzelner Hoffnungsträger und in der Mannschaftstruktur, was man (anscheinend) versucht hat und was geklappt hat (oder auch nicht), Trainingszentrum, erweiterter Trainerstab etc.… all die Dinge für die in einer Spieltagsbesprechung keine Zeit ist, aber nah am Fussballtaktischen die Entwicklung der Mannschaft beschreiben und vorahnen lässt (und - womöglich - von denen man in andern Medien/Foren nicht so viel mitbekommt). Also für mich das, was den Schwerpunkt so besonders macht.
Und wenn dann hierfür neben der Politik nur noch 5-10 Minuten Zeit sind, dann finde ich das schade - vor allem natürlich wenn es gerade um den Verein meines Herzen geht.
Politik ist relevant, aber wir können es eh nicht verändern (ich weiss, stimmt nicht generell und ist zu schwarz weiss formuliert, soll aber der Veranschaulichung dienen) und weshalb Stammtisch Politik diskutieren wenn wir es eh nicht beeinflussen können. Klar, kann man sagen, dass wir auch keinen Einfluss auf den Kader oder die Aufstellung haben, aber im Herzen sind wir doch alle (oder zumindest viele, sicher aber → ICH) möchtegern Trainer/Manager in Personalunion, haben unsere Meinung über Spieler, Aufstellung, System, Rhythmus und freuen uns daran zu verstehen, was da auf dem Platz geschieht und wie wir unser Gedanken dazu formulieren können und von anderen neue Einblicke bekommen. Das alles suche ich und freue mich drüber in den Schwerpunkten.
Nur ein Vorschlag, und ich weiss es ist leichter Dir noch drei Podcast Formate per Ratschlag auf den Tisch abzuladen als es dann zu machen. Politik betrifft selten nur einen Verein. Warum nicht mal in einem Tribünengespräch (zumindest der Name erinnert schon fast an einen Stammtisch), z.B Windhorst, Kühne und Berlusconi (???) im Paket als „Einzel- Investoren im Fussball“ Schwerpunkt, oder im 50+1: Leverkusen, Wolfsburg und Leibzig gemeinsam diskutieren (vielleicht auch noch Schalke und BVB dazu). Oder zweifelhaftes Sponsoring: Quatar, Gasprom, Cazoo (ein insolventer Autoverleiher in der Umweltstadt Freiburg - dem „finanzstabilen Saubermann“ der Liga). Oder Fan-Kultur und Hooliganprobleme, (aus jüngsten Anlässen Frankfurt und Köln, aber sicher nicht nur; können wir zB auch von Feyenoord vs. Ajax lernen?); gehört der Verein den Ultras, der stillen Mitgliedermasse oder den (ehemaligen) Vereinsikonen? Und wenn man so einen Bogen schlägt, kann man von anderen lernen, sieht ähnliche Phänomene in verschiedenen Entwicklungsstadien und der einzelne Fan fühlt sich nicht so allein, „wenn mal wieder in der Wunde gebohrt wird“.

Politik und WIrtschaft sind nicht in Stein gemeißelt, sondern menschengemacht. Daran ist etwas zu verändern, wenn auch vielleicht nicht mit den Mitteln, die bisher regelmäßig angewendet werden (ob man mit Petitionen und Appellen viel verändert, kann ja jeder selbst einschätzen). Im Umfeld aller Clubs, die noch Vereine sind, gibt es aktuell auch immer einen Ansatzpunkt, der diese anderen Mittel bereits enthält: Ob Fanclubs oder Ultras, es gibt überall Organisationen der ‚einfachen Fans‘, die sich zusammentun und ihre Stimme erheben können - ob auf der Straße, im Stadion oder in der Mitgliederversammlung.

Unabhängig davon, welchen Spielraum man nun persönlich hat, ist es aber notwendig möglichst viele Informationen zu haben, wenn man sich eine Meinung bilden möchte. Da leistet der Rasenfunk einen wichtigen Beitrag. Vor allem auch, weil es genau andersherum ist: Nicht das Sportliche bestimmt das Wirtschaftliche und Politische, sondern das Politisch-Wirtschaftliche das Sportliche. Würde Mainz 05 diese Saison Meister, dann ist am Ende die halbe Mannschaft weg, weil es trotzdem 50-100 größere Fische in Europa gibt. Gewinnen sie im Jahr darauf, trotz aller Umstellungen, das Triple, dann sind danach wieder die halbe Mannschaft und wahrscheinlich der Trainer weg. Es sei denn das Ganze wäre mit einer riesigen Finanzspritze einhergegangen.

Der Möchtegern-Trainer/Manager-Aspekt ist wichtig und wird deshalb im Rasenfunk immer im Schwerpunkt vorkommen, weil es die aktuelle, saisonale Entwicklung abbildet, aber der Rest drumherum, das tendenziell-langfristige gibt dir halt mit, was du tatsächlich machen könntest, wenn du der Manager wärst: Oft nicht so viel anders, weil es an Geld mangelt.

Mir hat der Rasenfunk bspw. geholfen zu verstehen, dass Dortmund keine realistische Chance auf die Meisterschaft hat. Es mangelt schlicht am Geld, um einen entsprechend starken Kader zusammenzustellen. Trotzdem ermöglicht der Rasenfunk aber auch den Blick dafür, wenn bspw. Dortmund im Rahmen seiner Möglichkeiten Fehlkalkulationen unterlaufen. Dieses Verständnis bekomme ich durch die restliche fußballmediale Medienlandschaft nicht vermittelt. Da wird so getan als wären Terzic und Kehl im luftleeren Raum und müssten nur genug wollen.

Was das Runterfallen von Hoffnungsträgern, Trainerstab und Trainingszentrum angeht: Da hast du durchaus Recht. Wobei ich auch da im Rasenfunk eher noch ein paar Hintergrundinformationen bekomme. Einerseits verändert sich da aber auch nicht ständig etwas, was die Infrastruktur/das Team hinter dem Team angeht. Andererseits hat der Sportjournalismus da auch generell ein Problem: Wie bemisst man den Einfluss der Infrastruktur? Wie kann man den Staff einschätzen, ohne in Spekulationen zu geraten - immerhin geben die ja meist keine Interviews oder PKs? Welche Leihspieler etc. soll man im Auge behalten, wenn sie doch, der Natur der Sache nach, noch gar nicht den Durchbruch geschafft haben?
Ich denke deshalb muss dieser Part auch häufiger kursorisch und kürzer bleiben.

1 „Gefällt mir“

Hinzu kommt zu den Aspekten von @EisernesFohlen noch, dass nicht jeder Gast gleich gut informiert ist über Nachwuchsteams usw. Ich kenne sogar Journalisten, die sich mit den U19-Teams des Vereins, über den sie berichten, nur am Rand auseinandersetzen können, denn es ist ja nicht leicht, am Wochenende noch andere Spiele zu sehen und Informationen genereller Art finden sich kaum.

Bei uns ist es deshalb eher so, dass Talente besprochen werden, wenn sie auch in der Bundesliga debütieren und ich halte das eigentlich für einen ganz guten Moment. Bei Nelson Weiper von Mainz zum Beispiel hab ich das extra erwähnt, weil ich mitbekommen hatte via Twitter, dass sich viele Mainz-Fans auf ihn freuen und auch ein Interview mit Martin Schmidt nach dem Spiel sehr vielversprechend klang.

1 „Gefällt mir“

Danke für den Beitrag. Ich denke wir sind auch nicht allzuweit auseinander. Rasenfunk ist einer meiner Lieblings-Podcasts, so wie er ist. Ist doch auch gut wenn wir alle unterschiedliche Schwerpunkte besonders schätzen.

1 „Gefällt mir“