Kurzpass 116 - Premier League mit Marco Hagemann

Gemeinsam mit Marco Hagemann (@Marco_Hagemann) haben wir auf den Stand in der Premier League geblickt. Wie hat euch die Sendung gefallen?

Premier League ist immer gut.

Bin noch nicht ganz durch, nicht sicher, ob ihrs angesprochen habt, aber das Hauptproblem von Liverpool momentan lässt sich glaub ich ganz gut an der Aufstellung gegen West Ham sehen.
Milner ist nicht mit dem Team angereist, weil er krank war und sollte gar nicht spielen. Weil spontan Henderson und Gini ausgefallen sind, musste er trotzdem den Rechtsverteidiger geben.
Robertson ist nicht in Topform, Van Dijk hatte die letzten Spiele auch nen Hänger. Und dann muss auch noch Matip spielen, der sowieso immer irgendwie fragil und planlos wirkt. Kein Wunder also, dass die Abwehr momentan nicht passt.
Abwehr und Mittelfeld pfeifen aus dem letzten Loch, im Sturm drängt sich auch niemand auf. Gottseidank haben wir grade relativ wenig Spiele.

Ich fand diesen Kurzpass wirklich nicht erkenntnisreich. Das mag natürlich daran liegen, dass ich auf DAZN schon einiges erfahre, aber z.B. die oben genannten Details von @HamezMilner haben mir mehr gegeben, als das Gespräch mit Marco Hagemann. Das war mir zu allgemein leider.

Für mich steckte persönlich auch nicht viel Neues drin. Wenn man aber Marco Hagemann mal bekommt, dann ist es auch in Ordnung, nochmal einen Blick auf die Top-Clubs zu werfen. Hätte mich allerdings gefreut, ein paar Takte mehr zu Southampton und Hasenhüttl sowie Siewert und Huddersfield zuhören, auch wenn Letzterer noch nicht allzu lange da ist. Alles in Allem war es aber okay.

Liverpools Mini-“Formkrise” hängt für mich vor allem mit dem Ausfall Joe Gomez´ zusammen. Gomez´größte Stärke ist wohl seine Schnelligkeit, die es ihm ermöglicht, auch noch Bälle hinter die letzte Linie zu verteidigen und Stürmer einzuholen. Mit Matip als Innenverteidigerpartner von Virgil van Dijk kann Liverpool nicht mehr so hoch stehen und presst nicht mehr so aktiv. Hinzu kommt natürlich noch der Ausfall Alexander-Arnolds. Milner/ Henderson/ Fabinho machen ihren Job auf der Rechtsverteidigerposition zwar solide, aber auch ihnen fehlt das Tempo. Zudem sorgt es dafür, dass Naby Keita im Mittelfeldzentrum spielen muss, der die Mechanismen noch nicht perfekt beherrscht. All das sorgt für eine abnehmende Intensität im Spiel Liverpools und lässt die Spieler vielleicht auch deshalb teils müde wirken.
Abgesehen von den Top-6 finde ich vor allem die Wolverhampton Wanderers interessant. Die Wolves starteten mit großen Ambitionen (ich denke, die Geschichte rund um den Verein und Jorge Mendes ist bekannt) und setzten dies auch direkt in Resultate um. In den ersten 9 Spielen vertraute Trainer Nuno Espirito Santo immer der gleichen Aufstellung. Als man dann in eine Krise gerat und 6 Spiele in Folge nicht gewann (5 Niederlagen, 1 Unentschieden), stellte man Anfang Dezember vom bisherigen 3-4-3 auf ein 3-5-2 um. Danach gewann man 7 der folgenden 11 Spiele. Die Mannschaft hat ein enorm hohes Niveau. Innenverteidiger und Kapitän Conor Coady kann typisch englisch hart verteidigen, eröffnet aber häufig auch das Spiel per Diagonalpässen. Neben ihm laufen Willy Boly und Ryan Bennett vor Torwart Rui Patricio auf, der neben Lukasz Fabianski und Ben Foster zu den besten Torhütern außerhalb der Top-6. Die in einer Dreier-/Fünferkette so wichtigen Außenverteidiger stechen ebenfalls heraus. Jonny verteidigt links und wurde nach anfänglicher Leihe bereits fest verpflichtet. Rechts steht der Nordire Matt Doherty, der immer wieder mit in die Box zieht und für viel Torgefahr sorgt. Als Ersatz hat man dann auch noch den hochinteressanten Ruben Vinagre aus dem starken portugiesischen 99er-Jahrgang, der vor allem über sein Tempo und seine vielen Finten kommt.
Der Wechsel von zwei zentralen Mittelfeldspielern auf 3 zentrale Mittelfeldspieler sorgte dafür, dass Ruben Neves nun als alleiniger Sechser agieren kann. Der Portugiese überzeugt nicht nur durch seine Fernschüsse,die seine offensichtlichste Stärke sind, sondern vor allem durch seine Spieleröffnungen, sowohl per langen Diagonalpässen, als auch per Vertikalpässen in die Spitze. Sein defensives Stellungsspiel ragt ebenfalls heraus, sodass er viele gegnerische Angriffe schon früh antizipiert. Auf den Achterpositionen laufen Joao Moutinho und Leander Dendoncker auf. Dendoncker bekam erst mit dem Wechsel auf das 3-5-2 erste Einsatzminuten und konnte überzeugen. Moutinhos Stärken sind sicherlich bekannt, durch seine Positionierung vor Neves wiegen seine defensiven Schwächen jedoch nicht so schwer.
Die Doppelspitze besteht aus dem portugiesischen U21-Nationalmannschaftskapitän Diogo Jota und dem Mexikaner Raul Jimenez. Jota ist eigentlich gelernter Flügelspieler, blüht aber erst in seiner neuen Rolle auf. So hat er in 7 Spielen nach der Systemumstellung 5 Tore erzielt und 2 vorbereitet (darunter ein Hatrick gegen Leicester). Er darf sich nun freier bewegen, weicht immer wieder auf den Flügel aus und kann auch sein Tempo bei Pässe hinter die Kette besser ausnutzen. Jimenez spielte bisher in jedem Spiel. Er spielt eine konstante Saison und erreichte bereits 15 Torbeteiligungen. Er beeindruckt durch seine Arbeitsrate sowie eine gute offensive Entscheidungsfindung.
Aktuell stehen die Wolves in der Pole-Position für den 7. Platz und somit wahrscheinlich auch den Europa-League-Platz. Dafür müsste man zwar noch die Kaderbreite verbessern. Auf Dauer sind die Wolves wohl auch das Team, das am ehesten die Top-6 angreifen kann. Im Vergleich zu anderen Teams, die viel investieren (West Ham, Everton,Leicester) ist man das Team, das als einziges eine wirkliche Philosophie hat, die vor allem mit dem großartigen Coach Nuno Espirito Santo zusammenhängt.

Noch kurz zum Abstiegskampf: Huddersfield ist schon so gut wie sicher abgestiegen und hat auch sein Wintertransferfenster danach ausgerichtet. Fulham hat unter Ranieri zwar eine etwas bessere Form, kann diese aber nicht konstant bringen und dürfte vor allem aufgrund der aufsteigenden Form vieler Konkurrenten ebenfalls absteigen. Southampton, die Hasenhüttl gut und vor allem schnell stabilisiert hat, und Burnley haben gerade eine gute Form und sollten den Abstieg vermeiden können. Burnley könnte allerdings noch Probleme aufgrund des schwierigen Schlussprogramms bekommen. Newcastle und Crystal Palace spielen eigentlich eine konstante Saison, aber könnten bei einer Formschwäche nochmal hinten reinrutschen. Die defensive Stabilität und auch das Torverhältnis sprechen im Endeffekt für diese beiden. Brighton dürfte trotz aktueller Formschwäche ebenfalls keine Probleme haben. Für mich ist Cardiff der große Favorit auf den 3. Abstiegsplatz. Zwar spielte man bisher auch konstant und gewann auch teils überraschend gegen Mittelfeldklubs, aber besonders in den Duellen gegen andere Abstiegskandidaten konnte man nicht allzu viele Punkte einheimsen. Die Qualität im Kader ist die geringste der Liga. Das konnte man schon häufig kompensieren, wird aber wohl bei der stärker werdenden Konkurrenz sehr schwer.

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Hallo Forum,

meine anschließenden Fragen, haben nur indirekt mit der PL zu tun, aber ich suche schon seit Monaten nach Antworten und konnte noch keine eindeutigen Antworten finden.
Thema Brexit und die PL, CL und der EP.
Fakt ist, sollte der “harte” Brexit am 29.03.2019 eintreten, ist GB für die EU sofort ein Dritt- Staat.
D.h. Bosman Urteil ist gültig und die Freizügigkeit der Spieler aus der EU ist wieder eingeschränkt.
Laut Regelwerk dürfen in der CL und der EP nur drei “Nicht- EU- Ausländer” für ein Team auf dem Feld stehen. Gut das wird oft umgangen, weil die Großeltern mal EU Bürger waren und dadurch ein zweit Pass erzeugt wird, aber das wird für GB wohl kaum möglich sein.
Wird die UEFA hier eine Ausnahmeregelung schaffen, um ihre Wettbewerbe zu schützen? (ManC hat keine 11 Spieler mit Britischem Pass im Kader).
Was macht die FA in diesem Fall?

In beiden Fällen (FA/ UEFA) müssten alle Vereine ihre Kader im Sommer komplett austauschen, da dann ja auf jeden Fall die 3 Ausländerregelung wieder greift.

Und wie stellt sich das Verhältnis PL zu EU- Ligen ohne Bosman Urteil dar?

Wenn jemand hier mehr weiß, würde ich mich über eine Antwort freuen.

Gruß
Maik

Ich verstehe glaube nicht ganz worauf du hinaus willst.

Wenn GB kein EU-Mitglied ist, ändert sich bzgl. dieser Ausländer-Regelung doch erstmal nichts für die englischen Vereine. Die englischen Spieler sind ja keine Ausländer für die englischen Vereine. Gleiches gilt ja für andere Nicht-EU-Staaten, wie die Türkei, dort dürfen ja auch beliebig viele Türken spielen.

Und andererseits sind ja die übrigen EU-Bürger (Deutsche, Franzosen, …) auch nach einem Brexit EU-Bürger und dürften normal für englische Vereine spielen ohne Einschränkungen?

Die GB Spieler für GB Vereine nicht, aber EU Spieler in GB Vereinen sind dann Ausländer.

Das ist einerseits eine Frage der Liga: Jede Liga regelt den Ausländeranteil anders (und bspw. in der Premier League außerdem wieviele eigene Jugendspieler im Kader stehen müssen). So blöd sich die halbe Liga wegzuschiessen werden sie auf der Insel nicht sein.

Außerdem ist es eine Frage der britischen Gesetzgebung inwieweit Ausländer dort arbeiten können, aber das ist sicherlich kein Problem, da in der Premier League auch jetzt schon Spieler aus aller Herren Länder kicken.

Die Spieler brauchen dann Arbeitsvisum etc. aber das zu organisieren ist für die Vereine täglich Brot.

Britische Spieler in EU-Vereinen sind prinzipell analog betroffen, mit dem Unterschied dass der Leidensdruck der Ligen geringer ist.
So viele Briten gibt es in den EU-Ligen nicht, ob die DFL jetzt Änderungen durchboxt nur um Jaden Sancho einem EU-Spieler gleichzusetzen ist fraglich. Zumal das politisch sicherlich nicht gewünscht ist. Ist aber auch nicht nötig, Leverkusen mit seinen zig Südamerikanern kommt auch problemlos zurecht.

Ein Arbeitsvisum zu bekommen, könnte in einigen Fällen vielleicht doch etwas schwerer werden. Es gab ja schon häufig Fälle von Nicht-EU-Ausländer, die lange auf ihr Visum warten mussten oder noch gar keins haben. Hier wären zum Beispiel Henry Onyekuru von Everton oder Allan von Liverpool zu nennen. Letzterer wartet nun schon seit über 3 Jahren auf ein Arbeitsvisum. Soweit ich weiß, muss man Nationalspieler in seinem Land sein, um direkt ein Arbeitsvisum zu erhalten. Abgesehen davon gibt es noch ein paar Ausnahmeregelungen. Die großen Vereine wären sicherlich nicht groß betroffen, aber vor allem für kleinere Vereine oder Vereine der 2. und 3. Liga könnte dies schon größere Folgen haben.
Eigentlich bin ich mir aber auch relativ sicher, dass man dagegen noch eine sinnvolle und wenn nötig auch schnelle Lösung findet.

Hallo @alxalix und @Warp,

ich habe nun etwas mehr herrausgefunden.

In der Ligue 1 höchstens vier Nicht-EU-Ausländer und in der Primera Division höchstens drei Nicht-EU-Ausländer.
D.h. z.B. für Real das Bale ab 29.3.2019 als Nicht-EU-Ausländer gilt.

In der PL gilt zurzeit folgende Regelung:

  1. Es gibt keine Beschränkung für Spieler aus EU-Ländern (wegen EU Freizügigkeit). Diese Regel ist zum 29.03.2019 hinfällig.
  2. Eine Beschränkung für Spieler aus Nicht-EU-Ländern besteht generell auch nicht, es gibt allerdings eine Auflage: Sie müssen mindestens 70% der möglichen Länderspiele ihres Heimatlandes in den letzten zwei Jahren bestritten haben.

Ein Andre Schürrle oder ein Bernd Leno würden ab dann als Ausländer gelten.

Leider bleibt die Frage offen, was in UEFA Wettbewerben passiert. Dazu kann ich keine Informationen finden…

Bei diesem Punkt gibt es meines Wissens nach allerdings auch Ausnahmeregelungen, z.B. im Fall von “besonderen Talenten”. Ein Fabinho oder Fred haben keine 10 Länderspiele und ich weiß nicht, ob die einen europäischen Pass haben.
Liverpool muss z.B. den jungen Brasilianer Allan (der in der Hinrunde bei Frankfurt war) ständig verleihen, weil sie für ihn eine solche Genehmigung nicht bekommen.
Ist allerdings nicht genau definiert, wie die Formulierung schon vermuten lässt.

Generell gehe ich zu 100% davon aus, dass man sich im Zweifelsfall eine Lösung ausdenken wird, die der Liga in der jetzigen Form nicht schadet.

@HamezMilner
Da gehe ich auch ganz stark von aus, wobei Teams die sehr auf einheimische Spieler gesetzt haben, wohl eine Art Kompensation sehen möchten.