NT191&192: EM-Vorschau

Ich hab nach den Wahlergebnissen von gestern Abend überlegt, ob ich dazu hier im Forum etwas schreibe, wollte aber auch nicht zwingend derjenige sein, der hier Büchse der Pandora aufmacht. [Und falls ich das mit diesem Betrag getan haben sollte, wovon ich ausgehe, kann ich gut damit leben, wenn der sonst wo hin verschoben oder anderweitig moderiert wird.] Ich fand es angemessen, den politischen Bezug zu Beginn der Folge herzustellen, zum mal im Rasenfunk.

Für mich persönlich steht hier eher nicht so sehr der Bezug zum Sommermärchen '06 im Vordergrund. Um mal ganz stream-of-consciousness-mäßig ein paar Stichworte zu nennen:

  • Egal, welche Mannschaft das Turnier gewinnt: Die Chancen stehen sehr gut, dass die Siegerehrung dank der Anwesenheit der RepräsentantInnen des jeweiligen Landes sehr sehr awkward wird. Ein paar Namen: Macron und Scholz; Meloni und Wilders (Ungarn würde ich nicht zu den Titelkandidaten zählen …). Mir geht es nicht darum, diese Personen gleichzusetzen, oder hier parteipolitische Debatten aufzumachen. Aber Scholz und Macron haben gestern beide attestiert bekommen (indirekt, aber doch hinreichend deutlich), dass sie die längste Zeit Inhaber ihres jeweiligen Amtes waren. Und die Vorstellung, einer der diversen rechtspopulistischen bis rechtsextremen Führungsfiguren dabei zusehen zu müssen, wie sie auf dem Siegerpodium breit grinsend einem Spieler nach dem anderen aus ihrer unter rassistischen Gesichtspunkten eher inhomogenen Nationalmannschaft einen feuchten Händedruck verpasst, lässt mich schaudern …
  • Um diesen Gedanken noch etwas weiter zu spinnen: Es mangelt aus der Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts nicht an sportlichen Großereignissen, die in besonderem Maße politisiert oder für politische Zwecke missbraucht wurden. Es liegt hier im Nachhinein oft nahe, von den beteiligten Sportlern Mut, Rückgrat, Zivilcourage, etc. einzufordern. Es würde mich nicht wundern, wenn sich diesbzgl. rückblickend unsere Sicht auf die Dinge nochmal verschieben würde. Am Ende kann sich der Sport der Politisierung nur bedingt entziehen. Was waren wir alle angeekelt und haben uns moralisch und kulturell überlegen gefühlt, als der Emir (?) von Katar Lionel Messi diesem Umhang samt Krummsäbel verpasst hat. Hochmut kommt vor dem Fall. Diese Aktion war vermutlich eher der Anfang, als das Ende der Fahnenstange …
  • Während des Trainingslagers haben Thomas Müller und Chris Führich an einem Tag bei der Tafel in Blankenhain Essen mit ausgegeben. Ich fand diese Aktion des DFB eher cringe und unauthentisch. Andererseits: Die Nationalmannschaft ist eines der letzten Institutionen, die einigermaßen erfolgreich, wenn auch auf sehr unvollkommene Weise, diese Gesellschaft (um mal das Wort Nation zu vermeiden) und ihren Zusammenhalt symbolisiert. Und sie kann hier als Projektionsfläche am Ende nur scheitern. Insofern ist z.B. diese Aktion des DFB auch nur ein Symptom eines wesentlich größeren Problems.
  • Was den Turniersieg angeht, würde ich mein Geld aktuell nur bedingt auf Deutschland setzen. That being said: Mal angenommen, „wir“ gewinnen das Ding. Möchte man dann abseits gut beleuchteter Straßen in größeren Städten in die Nähe feiernder Fan-Massen geraten? Woran erkennt man im Fall der Fälle die Leute, die einfach nur entspannt ein Fußballfest feiern wollen, und woran die, die mit diesem Land etwas ganz anderes vorhaben? Und wie verdammt nochmal erklärt man das alles kleinen Kindern?
5 „Gefällt mir“

Hitler fand das 1936 wohl nicht so prall, das mit dem Händedruck.

Hier mehr dazu:

Mein Tipp wäre gewesen, dass Jesse von den beiden den deutlich pralleren Händedruck hatte. Um nicht zu sagen: Ein Händedruck der Hände bricht, um mal Fischmob zu zitieren.

1 „Gefällt mir“

Macrons restliche Amtszeit ist unberührt. Er wird bis zur nächsten Wahl 2027 Staatspräsident bleiben. Danach darf er eh nicht mehr kandidieren, weil er dann zwei Amtszeiten absolviert haben wird und eine dritte unzulässig ist. Du meinst wahrscheinlich den Ministerpräsidenten Frankreichs, Attal, der gute Chancen hat, im kommenden Juli abgewählt zu werden.

Mir geht es um Macron. Dass seine verbleibende Amtszeit noch drei Jahre läuft, hatte ich nicht auf dem Schirm, das Verbot einer 3. Amtszeit auch nicht. Danke für den Hinweis.

Ich kann mich da noch gut dran erinnern, und dass ich das auch sehr, sehr merkwürdig fand. Wir haben damals noch in den VAE gelebt, und die Locals dort haben das ganz anders gesehen. Die fanden, dass das eine große Ehrenbezeichnung an den Sieger der WM und nicht im geringsten übergriffig war. Das war für die so, als wie wenn der Oberbürgermeister von Frankfurt dem Kapitän der Eintracht bei der Siegesfeier auf dem Römerbalkon einen Bembel überreicht.

Edit: wobei ich mich gerade erinnere, dass der Frankfurter OB bei der Feier 2018 ziemlich übergriffig war.

Der Sieger war aber Argentinien. Dann nur einen Spieler besonders auszuzeichnen, fand ich falsch. Unabhängig davon war mein Eindruck, dass sowohl der Herrscher über Katar als auch der Herr an der Spitze der Fifa extrem aufgeregt wirkten, als sie beide versuchten, diesen Moment so intensiv wie möglich auszukosten.

Ich danke Nele für die Anregung und fand es erfrischend zu hören, dass jemand Jüngeres logischerweise gar nichts mit dem Label Sommermärchen anfangen kann. Und eher das Gefühl hat was Komisches rübergestülpt zu bekommen, was der Singularität der EM 2024 nicht gerecht wird.
Nun ist es mit dem Sommermärchen 2006 genau wie mit allen Mythischen, dass es die Wirklichkeit verzerrt. Schließlich war es erst der Film von Sönke Wortmann, der diesen Begriff festsetzte und das geschah deutlich später. Während der WM oder kurz danach sprach niemand vom Sommermärchen. Das Label wurde erst viel später etabliert, um ein sommerliches Lebensgefühl, verstärkt durch die postive Überraschung der deutschen Mannschaft (von keine Erwartung mit Klinsmann über Euphorieboost nach dem Last-Minute Sieg gegen Polen bis hin zu ausgebremst -werden im Halbfinale gegen Italien und versöhnlicher Abschluss als 3., wären wir Weltmeister geworden, würden wir wahrscheinlich nicht von Sommermärchen sprechen) + die offene Gastgeberrolle. Es wurde eine Nationalstolz entdeckt, der nicht mehr unsicher-zweifelnd (auch wegen der noch nicht verarbeiteten Wiedervereinigung), sondern positiv-reflektiert war. Es kann sein, dass es am Rande rassistische Übergriffe gab, insbesondere gegenüber Italien nach der Niederlage. Grundgefühl ist allerdings, dass die Gesellschaft 2006 weniger rechtsradikal war als 2024, wie man an den Europawahlergebnissen gut ablesen kann. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.
Natürlich ist es faktisch Unsinn sich ein Sommermarächen reloaded zu wünschen, weil die Situation in Deutschland und der Welt total anders ist, aber vom Gefühl her kann ich das schon nachvollziehen, weil die Stimmung eben postiv, aber nicht dumpf grölend Ballermann-mäßig war. Meiner Meinung kam erst durch diese WM Fußball als Kulturgut in allen gesellschaftlichen Schichten an, seitdem gehört es dazu. Es gab einen Zuschauer Boom in der Bundesliga und Zuwachs in Jugend-Vereinen, Public Viewing wurde Standard bei den WMs und Kritik gegenüber der FIFA war noch nicht so laut wie heuzutage, weil weniger bekannt war.
Ich habe mich gefreut, dass der Rasenfunk die gesellschaftliche Situation im Gastgeberland thematisiert und freue mich, wenn er das wieder macht. Getreu wie 2018 als Katrin Scheib angefrufen mit der Frage, was eigentlich in Rußland los ist. Das man mit diesem Ansatz ein wenig aneckt und verschiedenen Leute meckern, sollte man gelassen nehmen, der Mehrwert für die Mehrheit der Rasenfunk-Hörer eine Diskursanalyse jenseits des Sportlichen zu bekommen, erscheint größer. Wobei die Grenzen da schwimmend sind: wären die letzten Turniere der DFB Elf nicht so grottig gewesen, wäre wahrscheinlich die Fußballbegeisterung vor dem Start dieser EM deutlich größer. Andererseits gibt es jetzt wieder eine Chance die Skeptiker positiv zu überraschen - und das nicht nur sportlich, sondern auch ingesamt gesellschafltich. Inklusive der kritische Sicht auf das Fußball-Buisness. Für das alles finden wir bestimmt einen anderen Titel als Sommermärchen im Nachhinein. Bin gespannt wo es uns als Gesellschaft in den nächsten Wochen hinspült!

4 „Gefällt mir“

Es kann gar kein Sommermärchen 2.0 geben, denn es wäre ja kein Märchen, wenn es nur eine billige Kopie von etwas von vor 18 Jahren ist. Ein Märchen kommt unerwartet und unscheinbar und wird nicht herbeigeschrieben, nur um Interesse am Produkt zu schaffen.

1 „Gefällt mir“

Es erscheint mir etwas voreilig, ein Sommermärchen 2.0 a priori auszuschließen:

  1. ist die Sozialprognose sowohl dieser deutschen Gesellschaft im Speziellen als auch unserer Zivilisation im Allgemeinen derart verheerend, dass wenig Phantasie dazu gehört sich auszumalen, dass wir uns ins 2/4/6/8/10/12/14/16/ Jahren sehnsüchtig an den Sommer 2024 erinnern werden als die Zeit, wo wir alle uns nochmal erfolgreich für ein paar Wochen dem Eskapismus und dem Rückzug ins Biedermeierliche hingeben konnten, bevor der Mist endgültig in den Ventilator kam. Vielleicht werden Julians Jungs uns den (rückblickend herbeikonstruierten) letzten Moment bescheren, in dem wir alle in einem Akt kollektiver Autosuggestion noch einmal so etwas gesellschaftlichen Zusammenhalt herbeiphantasierten, und die unübersehbaren Risse in diesem sozialen Konstrukt Kintsugi-esk in DFB-gold fett übermalten. Man stelle sich das vor: 2 Spieler, einer blond und mit einem Scheitel wie eine Demarkationslinie, der andere ein Musterbeispiel für gelungene Integration, tüten zusammen in der Nachspielzeit der 2. Halbzeit der Verlängerung den Titel ein …
  2. ließe sich in diesem Fall mit wenig Aufwand herbeikonstruieren, dass im Sommer 2024 eine Klammer geschlossen wurde, die im Sommer '06 aufging (und/oder eine Klammer aus dem Sommer '54).
  3. gibt es auch Märchen wie „Von einem der auszog, das Fürchten zu Lernen“, das „Mädchen mit den Schwefelhölzern“, etc.

P.S. Eine offensichtliche Parallele bzgl. des Turnierverlaufs wird uns leider nicht vergönnt sein, sein, weil der 3. Platz ja nicht ausgespielt wird …

1 „Gefällt mir“

Marco Reus ist doch gar nicht mehr dabei, dachte ich.

Nachtrag: Ich sehe gerade, dass mein schales Witzchen gar nicht funktioniert, weil Marco Reus nicht vorbestraft ist. Sorry! Außerdem müsste man dann von „Reintegration“ sprechen … ärgerlich.

Beziehst du das auf „alle“ feierndern Fans der teilnehmenden Nationen oder nur auf deutsche?

Das ist mir schon ein bischen schon zu negativ gezeichnete Prognose des Westens…

Schlimmer als bei den letzten Weltmeisterschaften kann es auch nicht werden…

Merkwürdiges Bild von einem „Deutschen“ (Blond, Scheitel, vielleicht auch blaue Augen), ich dachte das Stereotyp haben wir längst hinter uns gelassen, aber ich werde immer wieder eines besseren belehrt.

Offenbar hast du den Satz, über den du dich echauffierst, anders verstanden als ich, denn so wie ich das sehe, wird die gesamte Bandbreite des „Deutschseins“ abgedeckt, vom Idealtypen des „arischen“ Germanen (der dementsprechend blond ist) bis hin zum Menschen mit Migrationshintergrund (was alles sein kann, denn Menschen, deren Vorfahren aus dem deutschsprachigen Teil der Schweiz nach Deutschland eingewandert sind, gehören meiner Meinung nach dazu genauso wie Menschen aus Afrika, Asien oder Lateinamerika).

1 „Gefällt mir“

Ich bezog das beim Schreiben auf deutsche Fans. Diese (im Vorfeld der EM etwas hypothetische) Ambivalenz, einerseits mit anderen Fans zusammen ein Fußballfest feiern und die Verbundenheit mit anderen Menschen genießen zu wollen, und andererseits nicht mit dem falschen Leuten in Kontakt geraten zu wollen, muss aber nichts exklusiv Deutsches sein.

Negativ sicherlich. Mir geht es aber auch darum, ein hypothetisches Szenario anzudeuten, wie wann irgendwann in der Zukunft bzgl. der EM 2024 zu der Einschätzung „Sommermärchen 2.0“ gelangen könnte. Je verheerender die (meinetwegen subjektiv so wahrgenommenen) Zustände zum Zeitpunkt t irgendwann in der Zukunft, desto leichter wird es, die EM 2024 rückwirkend zum Sommermärchen 2.0 zu verklären.

Ich lebe in friedlicher Koexistenz mit dem Ironie-Smiley. Das führt gelegentlich zu bedauerlichen Missverständnissen. Sorry.

1 „Gefällt mir“

Hallo, habe die allgemein wider sehr gute Vorschau zu den Gruppen A-D gehört, ich kann mich aber nur einigen hier anschießen. Der Rant am Anfang hat ich doch sehr gestört. Vorallem das wie.
Kurz gesagt: Oh Gott, seit ihr typisch deutsch (Weltschmerz!!!), oh Gott seit ihr pseudo-intellektuell

In länger:
Also bei Nele kommt keine Stimmung auf, weil Klimakrise, Kriege und was weiß ich nicht.
Lasst uns alle deprimiert sein, keine Freunde mehr treffen, keine Geburtstage und erst recht kein Weihnachten mehr feiern, und ganz bestimmt keine EM. Ganz schlimm, wenn dann auch noch Partiotismums aufkommt, wo der doch jetzt (mal wieder) von den Rechten vereinnamt wird.

Vielleicht können aber einzele Menschen oder ganze Gesellschaften mehr schaffen, wenn sie mal positiv gestimmt sind, vielleicht wird Teilung überwunden, wenn wir uns gemeinsam über etwas freuen können. Vielleicht sollten wir vor dem Thema Patriotismus nicht zurückschrecken, sondern stattdessen (wie 2006!) mal positiv besetzen. Ich lehne mich bestimmt nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, ein entscheidendes Tor von Musiala nach eine Passstafette über Neuer, Gündogan und Wirtz wird mehr für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft (und Integration) leisten als jedes Regierungsprogramm und jede sonstige Initiative.
Und bitte lieber Max nimm den erhobenen Zeigefinger herunter. Das Sommermärchen war nicht für alle toll? Keine Überraschung, wir reden hier über eine Gesellschaft mit über 80 Mio Bürgern. Da gibt es immer viele unterschiedliche Erfahrungen. Nichts nur positiv oder nur negativ.

Es ist aber Fakt, dass die WM und das allgemeine Verahlten der Bevölkerung für ein anderes Image von uns in der Welt gesorgt hat, weg vom übel gelaunten, ausländerfeindlichen Deutschen, eben weil viele Ausländer oder deutsche mit Migrationshintergrund zusammen mit den alteingesessenen Deutschen friedlich und fröhlich zusammengefeiert haben.
Dazu definieren sich Gesellschaften nicht nur über gemeinsame Werte, sondern auch über gemeinsame Geschichte. Und hier nicht über historsiche korrekte Darstellung bei der jeder Aspekt von jeder Seite beleuchtet wird, sondern über Mythenbildung. (Willst du wirklich eine der wenigen positiven Mythen unserer jüngeren Geschichte zerlegen?)
Klar kann man mal beim Sommermärchen genauer hinschauen, aber dann bitte in einer ausführlichen und ausgewogenen(!!!) Sendung und nicht so.

Nele hat nur schwarz gesehen. Was auch nicht differenziert ist, sie hat eher den Eindruck gemacht im letzten Jahr die Welt zum erstenmal mit erwachsenen Augen zu sehen, und scheint damit nicht klarzukommen. Und Max will dann auch nicht alles „weiß“ sehen: Beim Sommermärchen war ja auch nicht alles toll.

Also wo es schlecht ist, ist wirklich alles schlecht, wo es gut war, war aber nicht alles gut. Schon sehr selektiv wo ihr differenzieren wollt und wo nicht. (klar war ein spontaner Rant aber trotzdem)

Wie gesagt, sooooo deutsch, und alles nicht wirklich reflektiert. Hauptsache man grenzt sich in seiner Meinung von der Blöd und dem Pöbel ab, der sie liest.

Wenn ihr aber wirklich etwas für eine bessere (deutsche!) Gesellschaft beitragen wollt, macht nicht alles runter, sondern hofft oder arbeitet mit an einer (meist) schönen EM, besetzt den Patriotismus positiv, beteiligt euch oder beklatscht Autokorsos für egal welche Nation, umarmt eure Nachbarn, selbst wenn der blond ist und Blöd liest. Und habt mal ein Mindset, das auch etwas positives zulässt!!!

(So jetzt aber auch genug von meinem Rant… Geht’s naus und spuits Fußball)

3 „Gefällt mir“

Kann man das als T-Shirt kaufen?

Ich erlaube mir noch zu ergänzen das nicht auf ein Kindermärchen a la Grimm mit dem Sommermärchen 2006 angespielt wird, sondern die positive Wahrnehmung von Deutschenland in der Außenwelt. Quasi als Umdrehung der sehr kritischen und zynischen Wahrnehmung in dem Stück von Heinrich Heine „Deutschland- ein Wintermärchen“, dessen Autor damals gar nicht mit der Deutschtümmelei klar kam und nach Frankreich emigrieren musste. Salut!

4 „Gefällt mir“

Vielen Dank für diesen Beitrag. Ich finde das hilfreich hinsichtlich der Einordnung des „Sommermärchens“.

Ich finde, das sagt sich so leicht, aber stimmt das? Ich wäre mir da nicht so sicher. Es gibt in zahlreichen Nationen zahlreiche Beispiele für Nationalspieler, die in guten Momenten gefeiert werden und in schlechten als Ausländer diffamiert werden. Dass der Fußball allein durch seine Existenz als gesellschaftlicher Kit wirkt, ist so eine Story, die gut klingt und von vielen Akteuren im Fußball sehr gerne erzählt wird. Aber die Realität zeigt: Spielst du gut, bist du in der In-Group. Spielst du schlecht, bist du ganz schnell wieder in der Out-Group. Das ist für mich höchst zynisch und das Gegenteil einer inklusiven Message.

Der Punkt - zumindest für mich - ist, dass der Begriff „Sommermärchen“ ein selbstgerechtes „Alles ist geil bei uns in Deutschland“ vor sich her trägt. Um das zu widerlegen, reicht nunmal ein Gegenbeispiel. Ist natürlich eine streitbare Assoziation.

Voll gerne! Das ist aber alles nichts, womit ich aus der Erfahrung den Begriff Sommermärchen verbinden würde. Sich gemeinsam mit Fans anderer Nationen freuen und die Sportler unabhängig vom Ausgang für ihre Leistungen beklatschen finde ich eine sehr schöne Vorstellung. Persönlich habe ich 2006 (und alle folgenden Turniere danach) zu großen Teilen nicht so erlebt.

Ich glaube, am Ende haben wir es hier mit einem Problem zu tun, wie es in gesellschaftlichen Diskussionen leider sehr oft vorkommt: Abstrakte Begriffe werden von verschiedenen Akteuren hochemotional aufgeladen und am Ende streiten sich Menschen mit verschiedenen Vorstellungen vom gleichen Begriff um die Deutungshoheit. Insofern danke, dass du mit deinem letzten Absatz konkret beschreibst, was du als Handlungen mit positiver gesellschaftlicher Wirkung empfindest - das würde ich zu großen Teilen unterschreiben. Ob das in der Vergangenheit im Allgemeinen und in 2006 im Speziellen überall so passiert ist, oder ob da nicht auch manche Dinge schlecht gelaufen sind, ist dann wahrscheinlich die Diskussion, die im Kern ausgetragen wird, wenn sich vordergründig um den Begriff Sommermärchen gestritten wird.

2 „Gefällt mir“

Auch in Deutschland: