Überraschend gute Sendung mit überraschend logischen Fragestellungen. Einfach mal rundum fragen, ob und in welchen Kleingruppen trainiert wird, was so drumrum passiert und wie die Stimmung ist. Selten hab ich von einem Royal weniger erwartet und selten war ein Royal nach dem hören wichtiger. Faszinierend. Und das führt - bei entsprechenden Gästen - dann eben zu solch spannenden Fragen wie: Ist Kurzarbeit bei Hertha vielleicht gar nicht so selbstverständlich, wie es mir vorkam? Mal wieder ein Sonderlob an Marc.
Lob ist langweilig. Ich hätte noch mehr, äußere aber schon aus dramaturgischen Gründen lieber Kritik:
Mich irritiert, wenn der FC Augsburg als „Verein mit Ausgliederung“ in einem Atemzug mit z.B. Gladbach oder dem Effzeh genannt wird. Und wenn Klaus Hofmann einfach nur als Präsident verhandelt wird. Die haben 99 % (in Worten: 99 Prozent) der Kapitalanteile an eine Beteiligungsgesellschaft unter Führung von Klaus Hofmann verkauft, der selber 31,9 % der Anteile hält. Das ist für mich keine „Ausgliederung“. Auch wenn der FCA dort formal komplett den Hut auf hat (und ich deswegen das an sich gar nicht zwingend verwerflich finde), ist das doch kein Konstrukt mehr, in dem Klaus Hofmann einfach nur Präsident ist. Ein Präsident ist nach meinem Verständnis vom Willen der Mitglieder abhängig. Klaus Hofmann ist Mehrheits-Anteilseigner. Und von dessem Willen ist der Profifußball beim FCA im Ergebnis deutlich abhängiger als vom dem der FCA-Mitglieder.
Eine „Ausgliederung“ ist für mich ein Breitensport-e.V., dem aufgefallen ist, dass er - schon aus Haftungsgründen, aber auch sonst - seinen Profispielbetrieb in eine wirtschaftlich orientierte privatrechtliche juristische Person überführen sollte, deren Anteile er zu 100 % Prozent besitzt. Und die er strukturell auf einem Wege beherrscht, dass die Mitglieder des Vereins die Politik der privatrechtlichen Tochter letztgültig bestimmen. Alles andere ist etwas anderes.
Das ist das, was wir (nach schmerzhaftem Lernen) im Eishockey in aller Breite ab den frühen 90ern ausgerollt haben. Das ist etwas, was sich im Fußball (wie so vieles), erst langsam verbreitete (Hallo, Schalke). Das ist aus meiner Sicht erst einmal sinnvoll oder zumindest wertfrei.
Bei Vereinen, die ihre Anteile am Profispielbetrieb an Investoren veräußern (und das müssen keine 99 % sein; ja, Eintracht Frankfurt, ich schaue in Deine Richtung), hätte ich dafür bitte eine andere Formulierung. Ich will jetzt gar keine Formulierung vorschlagen. Das soll sich der Sprachgebrauch gerne selber ausbasteln. Aber bitte eine andere. Die FC Bayern AG z.B. hätte doch auch niemand in diese Aufzählung genommen, oder?
Ich muss an dieser Stelle gerne zugeben, dass das vielleicht nur mir so geht. Immerhin ich ich ebenfalls (um beim Beispiel zu bleiben) immer irritiert, wenn in diesem Zusammenhang Gladbach und der Effzeh in einem Atemzug genannt werden. Obwohl nach meinem Verständnis der jeweiligen Satzungslage mein Kriterium „die Mitglieder des Vereins bestimmen letztgültig die Politik der privatrechtlichen Tochter“ in Mönchengladbach (Sorry, Effe) deutlich eindeutiger verankert ist als in Köln. Dies nicht immer und überall schlaumeierisch anzumerken habe ich mir abgewöhnt. Man muss ja irgendwo Grenzen setzen, hinter denen man die Leute nicht ständig mit seinem Unfug nervt. Aber ganz ehrlich: Ich finde, der FCA befindet sich außerhalb dieser Grenzen.
btw: Zur Weltklasse-Anekdote mit der Ski-Hütte in Oberjoch würde ich mich bitte schon mal auf die Interessentenliste für ein Tribünengespräch eintragen. Gerne auch mit einer komplett ausufernden Abschweifung darob, was der Klimawandel eigentlich so mit dem Oberallgäu anstellt.