Auch wenn es dieses Mal hier im Thread nicht vorgegeben wurde, orientiere ich mich ein wenig an den Leitpunkten für die Rasenfunk Royale-Beiträge der letzten Saisons, damit das hier nicht komplett unstrukturiert wird. Sind jetzt keine konkreten Fragen dabei, dennoch vielleicht auch als Diskussionsgrundlage für die Folge hilfreich.
wichtige Spiele/Saisonverlauf
Die Mannschaft kommt solide in die Runde rein, gerät dann im ersten Drittel der Saison allerdings in eine mehrere Spiele andauernde Torlosphase. Meist noch im 4-2-3-1 unterwegs, stellt Schwarz dann irgendwann (ich erinnere mich zum ersten Mal bewusst beim Heimspiel gegen Hertha daran) auf das 4-4-2 mit Raute um, das fortan die meistens gespielte Standardformation sein soll. Die Offensivkrise kann überwunden werden, sodass man zum Ende der Hinrunde solide dasteht. Die zweite Saisonhälfte dann teilweise wieder mit etwas kritischerem Beginn, es gibt vermehrt Bemerkungen aus dem Fanlager, dass man an genau dem gleichen Punkt wie noch vor einem Jahr stehe (was sich allein durch einen Blick auf die Tabellenkonstellation schnell entkräften ließe). Die Mannschaft fängt sich aber erneut und kann vor allem in den Heimspielen auch spielerisch überzeugen. Erwähnenswert sind hier vor allem die Spiele gegen Schalke, Freiburg, Leipzig und jetzt der Saisonabschluss gegen Hoffenheim. In diesen Spielen war teilweise beeindruckender Offensivfußball mit großer Effizienz zu sehen! Auswärts tritt das Team bisweilen auch noch deutlich gefährlicher als in der letzten Saison auf, kann teilweise sogar Punkte mitnehmen und auch spielerisch überzeugen (beim BVB in der zweiten Halbzeit, in Frankfurt).
Die – wie geschrieben – von einigen Fans kritisierte Spielweise sehe ich demzufolge auch auf einem guten Weg. Sandro Schwarz hat es geschafft, vor allem gegen schwächere Gegner konstant gut zu punkten, hat eine klare Spielidee und – für mich sehr bedeutend – eine Formation gefunden, in der viele Spieler im Kader ihre Stärken ausspielen können (Beispiele: Harmonierende Sturmpaare in verschiedenen Konstellationen, Boetius auf der Zehn) und in der die Schwachstellen des Kaders (Qualität und Quantität auf den Flügeln) gut kaschiert werden.
Auffällig noch die sicherlich ungewöhnlich hohe Anzahl an hohen Niederlagen, die man in den letzten Jahren in Mainz nicht so gewöhnt war. Spontan fallen mir die Spiele in Leipzig, Mönchengladbach, München und daheim gegen Leverkusen sein. Gemeinsam mit der torlosen Phase in der Hinrunde hat das dann auch ein wenig das Torverhältnis versaut.
Kader (insbesondere Neuverpflichtungen)
Im letzten Sommer erfolgte ein nicht geringer Umbruch mit signifikanten Abgängen (Muto, Diallo, Serdar) und vor allem einer recht hohen Anzahl an „unbekannten“ Neuzugängen aus dem Ausland. Es lässt sich rückblickend sicherlich sagen, dass die meisten dieser Neuverpflichtungen voll eingeschlagen sind. Im Folgenden kurze Anmerkungen zu den einzelnen Transfers meinerseits:
-
Aaron besetzt die vakante Position links hinten hervorragend. Enorm ballsicher und dazu mit starkem Offensivdrang. Es existieren nicht ohne Grund Gerüchte, dass er uns ggf. nach einem Jahr schon wieder verlassen wird.
-
Niakhaté als solider Diallo-Ersatz. Freilich vor allem im Offensivspiel nicht so auffällig wie sein Vorgänger und auch noch mit einigen Fehlern in seinem Spiel auf einem guten Weg. Mit starkem Nebenmann in der kommenden Saison ein Entwicklungskandidat.
-
Kunde hat sich im Laufe der Hinrunde auf der Sechs festgespielt und war nach der ersten Halbserie meiner Meinung nach dann auch unser bester Feldspieler. Dynamik, Physis, teilweise tolle lange Bälle, Zweikampfstärke. Es hat sich manchmal angefühlt als stünde hier eine perfekte Kombination aus Johannes Geis und Julian Baumgartlinger auf dem Platz. In der Rückrunde dann gelegentlich mit deutlich reduzierter Spielzeit und nicht mehr so konstant wie noch in der ersten Saisonhälfte, wird aber in der neuen Saison im Zuge des vermutlichen Gbamin-Abgangs wieder wichtiger werden.
-
Boetius als Schlüsselspieler auf der Zehn. Neben seiner starken Einbindung ins Offensivspiel mit vielen Vorlagen für mich vor allem auch in der Defensive enorm wichtig. Sehr kluges Anlaufverhalten im Pressing, dort teilweise als höchster Mainzer Spieler, wenn sich die beiden Stürmer auf die Außenpositionen fallen lassen. Aktuell wahrscheinlich neben Aaron auf individueller Ebene am schwersten zu ersetzen. Blühte jetzt auch besonders im letzten Saisondrittel auf, was auch ein Blick auf seine Scorer-Werte zeigt.
-
Mateta ist ein sehr kompletter Stürmer, der die Robustheit eines Cordoba mitbringt – dabei aber auch Fußball spielen kann. Teilweise noch mit etwas Pech im Abschluss hat er spätestens in der Rückrunde seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellen können und kann dabei auch von der Bank aus ordentlich Schwung bringen. Sehr beliebt auch bei den Fans, da er immer wieder das Publikum zur Unterstützung auffordert und gute Laune verbreitet. Ist dann natürlich leider irgendwann weg, wenn er so weiter macht.
Darüber hinaus haben auch schon länger im Kader stehende Spieler einen Sprung nach vorne gemacht. Ich denke da primär an Onisiwo und Quaison, die nicht nur durch Torgefahr glänzen konnten, sondern vor allem auch mit Mateta sehr gut harmonieren. Interessanterweise interpretieren die beiden ihre Rolle dabei verschieden. Onisiwo mehr über Wucht und Dynamik, Quaison lässt sich öfter fallen und nimmt gefühlt mehr eine Position „um Mateta herum“ an. Falls im Sommer irgendein Premier League-Verein durchdreht und 20 Millionen auf den Tisch legt, könnte ich mir aber auch vorstellen, dass man einen von beiden gehen lässt.
Trotz all dieser starken individuellen Leistungen sehe ich einige Baustellen im Kader. Aufgrund von auslaufenden Verträgen (Donati, Bussmann), Karrierende (Bungert) oder Abwanderungsgedanken (Gbamin) wird man vor allem in der Defensive investieren müssen. Auch die Flügelposition soll laut Aussagen von Schwarz im Kader wieder stärker besetzt werden, aktuell steht da lediglich Holtmann und ggf. noch Boetius auf der Liste.
Themen im Umfeld/Stimmung bei Fans
Kurz gesagt: Es war deutlich ruhiger als in der vergangenen Saison. Dadurch, dass man sich von den Abstiegsrängen immer recht gut weghalten konnte, gab es wenige kritische Stimmen. Kleine Ausnahme vielleicht dann die sportliche Schwäche zu Beginn der Rückrunde, in der eben von manchen Fans kritisiert wurde, dass man genau dasteht, wo man vor einem Jahr auch stand. Nichtsdestotrotz habe ich den Eindruck, dass das Umfeld die Zukunft sehr positiv sieht. Die Mannschaft ist noch sehr jung, hat noch mehr Potenzial und kann höchstwahrscheinlich auch im nächsten Jahr zusammengehalten werden (Gbamin wird wohl Richtung Premier League ziehen, für Mateta beispielsweise hat Schröder aber auch schon unmissverständlich klar gemacht, dass es keine Freigabe geben wird. Der Diallo-Abgang nach bereits einer Saison sei nach wie vor die absolute Ausnahme). Ich habe die Hoffnung, dass stabile sportliche Leistungen dann auch wieder die Zuschauerzahlen bei Heimspielen wieder erhöhen können, was aktuell vielleicht noch eine bestehende Baustelle beschreibt.
Welches Gericht?
Hm, vielleicht ein Salat mit vielen verschiedenen Zutaten? Wirklich beeindruckend ist ja, dass es auch bei so vielen verschiedenen Nationalitäten im Kader so gut zusammenpasst. Allein gestern wieder Spieler aus sieben verschiedenen Ländern in der Startelf. Sandro Schwarz wirft alle Zutaten zusammen und kreiert dann noch die perfekte Vinaigrette, um alles abzurunden.