Rasenfunk Royal 18/19 - Saisonrückblick Schiedsrichter

ja genau Spielfähigkeitsprüfung oder ähnliches ist wunderbares Wort dafür. Das ist eine Verbesserung zu Status Quo und gleichzeitig dann doch so unverfänglich als dass ein gewisser großer Sportverband um das Eingeständnis einer größeren Problematik herumkommt (mitsamt unliebsamer Prozessfolgen).

Zum Thema Challengesystem möchte ich noch anmerken dass ich die Challenge auch als möglichen Ausweg sehe. Denn das Hauptproblem bleibt die konfuse Eingriffsschwelle. Die wäre damit behoben.

Das Problem wäre in diesem Fall dass man mit diesem VAR dann sehr taktisch umgehen würde. Zunächst wäre es dann ja von großem Vorteil nach einem umstrittenen Pfiff erstmal ein großes Tohuwabohu anzuzetteln. Denn dadurch würde man Zeit für die eigenen Leute generieren die prüfen ob man die Challenge nimmt oder nicht. Da müsste man als Schiedsrichter sicher entgegen wirken und deutlich schneller gelb fürs Meckern ziehen. Lockerer Umgang ala Gräfe wäre sicherlich so nicht mehr möglich.

Und generell kann sie taktisch angewendet werden. Wenn ein Club n paar Sekunden von der Uhr nehmen will, wenn ein Club eine Auszeit nehmen will, die Challenge wäre ein Mittel dafür. Man müsste sich wohl darauf einstellen dass die Challenge in den Schlussminuten auch für die Überprüfung von offensichtlich richtigen Pfiffen genommen würde.

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Die Challenge wird natürlich komplett nachgespielt. Insofern sehe ich da keine taktische Möglichkeit, dass zu missbrauchen. Man könnte ja auch ein Zeitfenster einrichten in dem die Challenge gezogen wird.

na ja es wird doch keine Unterbrechung zu 100% nachgespielt. Zumal ne taktische Auszeit eben auch eine ist, wenn man sie nachspielt. Zum Getränkereichen, Anweisungen geben ist so eine Auszeit ja allemal geeignet.

Aber ob man für sowas dann ne Challenge opfert?
In anderen Sportarten, wie im Hockey, scheint das ja auch zu funktionieren.

Das ist ja aber eine Frage der Festlegung. Und bei einer Challenge ist das ja auch noch einfacher festzuhalten, wann der Zeitraum beginnt. Beim VAR ist das etwas schwieriger, aber auch hier bin ich der Meinung, dass da noch ordentlich Luft nach oben ist was die Nachspielzeit angeht.

Oh da kann ich dir als Hockeyspieler erzählen dass bei weitem nicht alles funktioniert. Es gab und gibt haarsträubende Fehlentscheidungen die dann am Ende die betreffende Mannschaft das Challenge-Recht beraubt haben. Und in dem Moment wo man das Challenge-Recht verliert wenn man korrekterweise gechallenget hat, ist man doppelt sauer. Bei einer Endrunde um die deutsche Meisterschaft dauerte der Videobeweis mal ca 15 Minuten (ich rede nicht von gefühlter Zeit! Stell dir vor was das für Schlagzeilen in einem Fußballspiel gemacht hätte) und noch dazu ist im Hockey die häufigste Entscheidung eine schwarz/weiß-Entscheidung, Fuß oder nicht-Fuß. Und für den Punkt „Taktik“ ist natürlich auch wichtig dass im Hockey die Zeit angehalten werden kann, was dann für den VAR auch gemacht wird. Aber generell gibt es natürlich Fälle das am Ende des Spiels auch Bullshit gechallenget wird.

Generell habe ich das Gefühl dass der VAR woanders immer hochgejubelt wird. Der Hockeyvergleich hält der Realität nicht stand. Sehr interessant war auch dass ich das Spiel Gladbach:Dortmund mit amerikanischem Kommentar geschaut habe. Da sprachen die Kommentatoren darüber wie gut der VAR in Deutschland funktionieren würde, sie sprachen von „German Accuracy“ (allerdings bevor sie den VAR dann in Aktion bewundern durften).

Meiner Meinung nach kann die Handproblematik einzig dadurch gelöst werden, dass jedes Handspiel als strafbar gewertet würde. Das würde dann zwar sicherlich dazu führen, dass es 1-2 Elfmeter pro Spiel gäbe und auch einige spitzfindige Spieler extra versuchen würden, die gegnerische Hand zu treffen, aber dann wäre wenigstens eine Eindeutigkeit und in gewisser Weise auch Fairness geschaffen.

You commit a (certainly inadvertent) logical error here. :wink: Your conclusion doesn’t follow from your proposition. Your premise focuses on the process („Gerechtigkeit […] gegeben […] wenn nach vorher festgelegten Regeln entschieden wird“), whereas your conclusion relates to the result („ein Spiel in dem weniger Fehlentscheidungen getroffen werden, immer gerechter als ein Spiel in dem mehr Fehlentscheidungen getroffen werden“).

Just because a process follows a set of previously defined rules doesn’t mean that it will necessarily produce a greater number of fair decisions. For a rule to be „previously defined“ doesn’t allow any judgement on the fairness of the result of its application (let’s have a rule: you work while I sit at home and at the end of every month you transfer 50%…oh wait…let’s say…75% of your income to me. Deal? :wink:).

As regards the issue of procedural justice itself, with respect to Rawls, refereeing/VARing a game of football is a case of ‚imperfect procedural justice‘. There is a previously known criterion for a just outcome (fewer refereeing errors in a game) but no defined process that guarantees reaching this outcome (because the whole refereeing process works on a best effort basis that cannot guarantee to always be free of errors).

[Sidebar: If both were present (a known criterion for what is considered just AND a process that guarantees reaching this just outcome), this would be a case of ‚perfect procedural justice‘ in Rawls terminology.]

Anyway, just because the whole lengthy refereeing process cannot guarantee a just outcome per se doesn’t mean that there aren’t a lot of steps taken to enable it to do so. In this sense, you could even take the ubiquitous „Rudelbildung“ after each decision by the referee not as a completely expendable and annoying ritual, but as a constructive element of a fair process that allows every side to have its „day in court“ before a final verdict is reached. :grinning:

On a different note, I sometimes wonder how much the ideal of a perfectly just outcome of the refereeing process is really worth to me anyway, especially in the case of offside rulings.

Of course in an ideal world we would all prefer every true offside to be ruled as such, but whenever it takes three or four minutes for the VAR to determine an offside position the length of a shoe tip (which has undoubtedly no real impact whatsoever on the situation) - three or four minutes in which nothing happens and the players are just idle - I just wonder…

I guess that’s the utilitarian in me shining through. I sometimes just can’t help… :wink:

Was mich maßlos ärgert, ist das ewige Lamentieren beim und Bedrängen der Schiria.Das gibt bei keiner anderen z.T körperlicheren Sportarten wie Rubgy, Eishockey, Handball etc. nicht.
Und die Schiris lassen sich noch auf minutenlange Diskussionen ein, das schwächt ihn mehr als es der VAR je könnnte; egal wie stümperhaft er oft noch? ist.

Daher wäre meine erst Regeländerung: SOFORT Gelbe.
Nach dem dritten Spiel mit 8 gegen 8 am Ende, hat es auch der Letzte/Trainer verstanden.

Bei einem challenge-System müsste sich mMn stark an anderen Sportarten orientiert werden. Bspw, dass Trainer in den ersten 80 Minuten alles Challengen dürfen, in den letzten 10 werden strittige Szenen, wie in der NFL, nur vom „Booth“, also Köln, bewertet. Die Trainer hätten dann bspw. 2 challenges pro Spiel, bei einer gewonnenen challenge bliebe diese aber bestehen. Er müsste dann, wenn er eine challenge verlangt, dem Schiedsrichter genau sagen, was er in der betreffenden Szene überprüft haben will. Dann schaut sich der SR die Szene an. Um die Entscheidung zu revidieren bräuchte es dann, wie beim Football auch, einen unwiderlegbaren Beweis, dass es bspw keinen Kontakt gab, oder der Ball im Aus war (hier wäre es gut, die Torlinientechnik auf alle aussenlinien auszuweiten).
Inwiefern das einerseits umsetzbar wäre und andererseits das IFAB, die FIFA und Konsorten bereit wären, das Verfahren dahingehend zu ändern, ist natürlich fraglich.

Ein anderer Vorschlag, der mir zum Warten der Assistenten bei engen Abseitssituationen eingefallen ist, ist der, dass wieder normal abseits gewunken wird. Danach wird grundsätzlich gecheckt (da müsste man die Abseits-checks natürlich noch sehr viel schneller hinbekommen). War das abseits richtig, gibt es ganz normal indirekten FS für die verteidige Mannschaft. Stellt sich die Abseitsentscheidung als falsch heraus, bekommt stattdessen die angreifende Mannschaft den indirekten Freistoß zugesprochen.

Was haltet ihr von diesen Vorschlägen?

Also Challenges halte ich für Blödsinn. Für drei strittige Fälle im Jahr, wo Schiedsrichter und VAR aneinander vorbei reden, bekommen wir 3 Fälle pro Spieltag, wo die Challenge als taktisches Mittel eingesetzt wird, um die schnelle Spielfortführung zu unterbinden. Auch das Warten der Assistenten ist ja eigentlich kein Problem, das unbedingt behoben werden muss. Es wird eh nach jedem Tor auf Abseits geprüft und das geht auch jetzt i.d.R. ziemlich zügig.
Das größte Problem des VAR sind meiner Meinung nach zwei Punkte.

  1. Unkenntnis der Kommentatoren über die Regeln, sowohl auf den sozialen Medien (verständlich) als auch der professionellen Kommentatoren in Funk, Fernsehen und Zeitungen (unverständlich). Da wird gerne auf Kosten der Schiedsrichter polemisiert.
  2. Eine Tendenz des IFAB, bestimmte strittige Regeln schleichend immer wieder von ihrer ursprünglichen Idee weg zu regeln, insbesondere die Handspielregel.

Da ich gerade Collinas Erben 101 höre und dort das Thema Wahrnehmung am TV vs. Wahrnehmung auf dem Feld bzw. “TV-Elfmeter” zur Sprache kommt hätte ich noch folgende Frage.

Würden Klaas und Alex die Abschaffung der Zeitlupe und vor allem Stopbild mit Lupensuchfunktion im TV befürworten? Es würden also zukünftig zwar noch Wiederholungen gezeigt, diese aber nur in Realgeschwindigkeit. Standbilder wären dann nur noch beim Abseits erlaubt.
Völlig unabhängig davon wie realistische es wäre, dies bei den TV Anstalten durchzusetzen.

Danke euch für den Input, die Aufzeichnung ist abgeschlossen.