Saison insgesamt
Hinrunde
Ich habe als FCA Fan diese Saison tatsächlich jedes Spiel über 90 Minuten gesehen. Auch die Spiele unter Herrlich. Bis zur Mitte der Rückrunde war der Fußball zwar nicht schön, aber immerhin erfolgreich. Man gewann besonders in der Runde eigentlich alle Spiele, die man gewinnen muss bzw verlor sie zumindest nicht.
Die direkten Duelle gewann man meist knapp und nicht wegen taktischer Meisterleistungen des Trainers Herrlich, sondern schlicht wegen der höheren Qualität des Kaders. Da fallen mir besonders die Spiele gegen Bielefeld und Köln ein, die eigentlich klassische 0:0 Spiele waren. Zu diesen Pflichtsiegen galten vor der Saison auch Union und Mainz. Dass das bei Union keine Selbstverständlichkeit war, zeigt die Tabelle jetzt. Mainz schlug man verdient. Die waren unter Lichte wirklich nicht auf Bundesliganiveau.
Dazu kamen dann die Unentschieden gegen Freiburg, Schalke (Unterzahl) und Überraschungssiege/-punkte gegen Topteams mit dem 2:0 gegen Dortmund, dem 1:1 gegen Gladbach (Unterzahl) und ein 0:0 gegen WOB.
Wirklich schwache Spiele und bittere Niederlagen hatte man gegen Kellerkinder nur mit Hertha und Bremen, wobei letzteres sehr unglücklich war.
Knappe Niederlagen gab es aber noch andere. So hätte man gegen Frankfurt in der Hinrunde niemals verlieren dürfen und auch gegen Bayern tatsächlich einen Punkt oder sogar Sieg verdient gehabt. Das Problem der Chancenverwertung scheint es nur in bestimmten Spielen zu geben.
Soweit so gut. Man stand mit einem schlechten Fußball auf Platz 12 der Tabelle. 19 Punkte waren völlig in Ordnung
Rückrunde
Nach der Winterpause lief es zunächst ähnlich wie in der Hinrunde. Man gewann wieder gegen Union. Verdient muss man sagen. Obwohl es hier sogar einen sehr fragwürdigen Elfer für Union gab.
Dem folgten 3 erwartbare Niederlagen gegen Dortmund, WOB und RB. Gegen RB war man noch am nächsten an einer Überraschung. Herrlich steht immer mehr unter Druck. Bei den Gegnern aber durchaus fraglich.
Dann kommen zwei Spiele, die Heiko Herrlich den Job retten. Besser gesagt zwei Torwartfehler. Zunächst schenkt der nicht bundesligataugliche Lomb Niederlechner ein Tor. Dann schenkt auch noch Zentner Niederlechner ein Tor. Gegen Bayer schafft man es jedoch nicht den Sieg über die Zeit zu bringen. Gegen Mainz schon. Auch dieses Spiel war ein klassisches 0:0 Spiel. Das mittlerweile dritte, welches Herrlich durch besser Kaderqualität bzw Glück gewinnt.
Gegen Hertha folgt ein enttäuschendes 1:2, bei dem Herrlich wieder auf sein Mauerkonzept setzte.
Die Hoffnung beim FCA schwindet und Herrlichs Stuhl wackelt. Umso wichtiger war der Sieg gegen Mönchengladbach. In der ersten Halbzeit hat Gladbach Chancen für 5 Tore. Macht aber keins und der FCA trifft nach Ecke! Das erste Mal in der Saison und gewinnt am Ende.
Gegen Hoffenheim wiederum gewinnt man völlig verdient nach dem Konter der Saison von Vargas und Hahn.
Die Klasse schien gehalten. HH trotz Horrorfußball sicher im Sattel. Wie auch nicht bei Platz 8? in der Rückrundentabelle.
Dann folgen 4 Spieltage, die Heiko Herrlichs Zeit beim FCA gut zusammen fassen, aber auch beenden.
Ein klassisches 0:0 Mauer Spiel gegen Schalke, was man nicht mehr wie in der Hinrunde auf seine Seite ziehen konnte. Der zweitbeste Bundesligatorhüter diese Saison patzt. Folgenschwer. Schalke macht mit Führung im Rücken ein wirkliches solides Spiel und gewinnt. Herrlich findet keine Lösung. Wenn man Khedira und Gruezo für den Spielaufbau zuständig macht, kein Wunder.
Dem folgt ein weiteres 0:0 Mauer Spiel. Gegen Bielefeld. Auch hier hätte man mit etwas Glück den Sieg holen können.
Gegen Frankfurt rotiert Herrlich komplett und bietet quasi eine B-Elf auf, die tatsächlich ein besseres Spiel macht als die A-Elf zuletzt. Schöner Fußball und endlich mal wieder Torchancen. Die verballert man zwar, hat an diesem Tag aber auch sehr viel Pech mit dem Schiedsrichter. Hinteregger sieht für eine der rotwürdigsten Aktionen in der ersten Halbzeit keine Rote Karte. Folgenschwer, da er zum 1:0 einnickt. So kostet Herrlich am Ende auch ein Schirifehler eventuell den Job.
Das Spiel gegen Köln war unfassbar. Die erste Halbzeit eine Kapitulation. Daran änderte auch die 2. gute Halbzeit nichts.
Interessant, dass gerade Herrlich nach 4 Spielen entlassen wird, in denen sein Team mehr xG hatte als der Gegner. Sonst hatte Herrlich fast immer mit weniger xG als der Gegner gewonnen.
Weinzierls Rückkehr
Sie löst eine Euphorie aus, die es in Coronazeiten schon in sich hatte. Bei MWs letzten Stationen und Leistungen verwunderlich. Das zeigt, wie sehr der Herrlich Fußball den Fan verärgert hat. Der Trainerwechsel kommt gerade noch rechtzeitig. In 2 Wochen bereitet MW den FCA top auf Stuttgart vor. Er setzt nicht mehr wie Herrlich auf zwei klare 6er, sondern lässt nur noch Khedira auf der 6 ran. Davor stellt er Moravek auf die 8. Man verliert sehr unglücklich. Wieder mit mehr xG als der VfB. Oxford patzt besonders beim 2:1. Dennoch war das ein Schritt in die richtige Richtung.
Jener Oxford ist dafür gegen Bremen Matchwinner. Nach 15 Minuten fliegt Vargas zurecht. Der Glaube an den Klassenerhalt schwindet. Bitter, da man bis zum Platzverweis die bessere Mannschaft war. Nach 45 Minuten kommt zumindest die Erkenntnis bei mir, dass Bremen heute selbst in Überzahl kein Tor schießt und man vielleicht in einem Konter einen reinmurmeln kann. Umso erfreulicher dann der Bremer Platzverweis. Man gewinnt am Ende etwas glücklich, aber feiert den Klassenerhalt. Nicht unverdient. Bis zur Mitte der Rückrunde sprachen die xG und xP klar dafür, dass der FCA sehr viel Glück hatte. Das gleicht sich dann aber nach den Spielen gegen Schalke, Bielefeld, Frankfurt, Köln und Stuttgart auf.
Kader
Leistungsträger Max und Stammspieler wie Jedvaj und Baier gingen. Ergänzungsspieler wie Lichtsteine und Löwen auch.
Dem gegenüber standen mit Strobl, Caligiuri, Gikiewicz, Uduokhai (fest verpflichtet) und Gumny aber auf dem Papier sehr gute Verstärkung. Eigentlich hatte man die Problempositionen (Tor, RV, RA und IV) damit beseitigt.
Dass es am Ende eine so unruhige Saison war und man nicht frühzeitig den Klassenerhalt gepackt hat, wundert da schon. Gründe waren sicher, dass Gumny einige Anlaufzeit brauchte und Strobl auf ganzer Linie enttäuschte. So hatte man nun ein riesen Problem im ZDM/ZM. Hausgemacht. Mit 3 eher unkreativen 6ern, wovon 2 immer spielten, in die Saison zu gehen, war ein Risiko. Dieses konnte auch Benes nicht lösen, der im Winter kam. Warum auch immer er im ZOM eingesetzt wurde… Uduokhai und Gikiewicz schlugen voll ein und retteten mit tollen Leistungen lange den FCA.
Herrlich sagte nach seiner Entlassung übrigens, dass er mit dem Kader nur diesen Mauerfußball spielen konnte, wenn er Punkte in der Bundesliga holen wollte. Dass er mit einer offeneren Spielweise die Spiele gegen den Vfb oder Frankfurt verloren hat, lag aber eher an der Qualität des Gegners. Hätte er sich getraut diesen Fußball in einem der Spiele gegen Schalke, Bielefeld oder Köln zu zeigen, hätte der Kader vielleicht gezeigt, dass er doch nicht so schlecht ist.
Seine Aussage, dass er mit Spielern wie Jensen, Moravek und Finnbogason geplant hatte, zeigt auch, dass er sich in Sachen Verletzungshistorie nicht informiert hat.
Weinzierl hat dann ja auch unter Beweis gestellt, dass der Kader nicht so schlecht ist. Handlungsbedarf besteht nun auf der 6 nach Khediras Abgang, aber man hat ein stabiles Gerüst, was auch nächste Saison wieder den Klassenerhalt schaffen dürfte.
Klasse Arbeit Stefan Reuter. In den letzten 10 Jahren war FCA in jeder Saison unter den letzten 3 Teams mit dem geringsten Etat. Das vergisst man immer mal wieder schnell. Seine Trainerentlassung am 31. Spieltag kam spät, aber wohl noch rechtzeitig. Anders als in Bremen zB. Konstanz auf dieser Position würde Reuters Arbeit aber auch in der Öffentlichkeit noch deutlich besser dastehen lassen, was der Slogan zeigt. Denn alles, was Reuter macht, war sicher nicht gut.
Slogan
„Ich bin überzeugt davon, dass wir nicht nur die Saison zusammen beenden, sondern dass Heiko Herrlich wegen seiner Qualitäten als Trainer und als Mensch sehr langfristig beim FC Augsburg tätig sein wird“, sagte FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter im Interview der „Augsburger Allgemeinen“.
Wahrer Slogan wohl eher
Der Trainerverschleiß erinnert an den HSV. Nach mittlerweile 3 Saisons mit Trainerwechseln zum Endspurt, muss Reuter endlich wieder Konstanz auf dieser Position schaffen. Sein Trainerverschleiß sieht in den gesamten 9 Jahren noch sehr gering aus. Das liegt vor allem an der langen Amtszeit von MW. Danach gab es mit Schuster, Schmidt und Herrlich drei sehr kurze Intermezzos und mit Baum zumindest eine mittelfristige Lösung.