Danke für den Startschuss alex_muc86,
ich musste mich nach dem Stuttgartspiel erstmal schütteln und sammeln und starte mal meinen ersten Beitrag im Rasenfunkforum.
Zu meinen Themen:
Sportliche Entwicklung
Die grundlegende Frage für mich ist, wie es zu dieser Saison kommen konnte.
Denn ehrlich gesagt gab mir die Mannschaft und vor allem ihre Spielweise in dieser Saison Woche für Woche Rätsel auf und das nicht erst seit der Bekanntgabe des Wechsels von Marco Rose. Hier muss der Bogen noch zur Vorsaison gezogen werden.
Nach dem Wechsel vom Verwaltungsfußball unter Hecking ist mit Rose eine andere Herangehensweise in das Gladbacher Spiel eingezogen und es wurde insgesamt ein viel größerer Fokus auf „Dampf“ gelegt. In diesem Zusammenhang sind auch alle Neuzugänge mit Embolo, Thuram zu sehen, sowie, dass mit Bensebaini und Lainer endlich mehr Power auf den Außenverteidigerpositionen eingezogen ist.
Wo ist diese Energie in der Saison 20/21 geblieben?
In der Saison 19/20 wurde ein (für Gladbacher Verhältnisse) großer Fokus auf Pressing und Gegenpressing gelegt und die spielerischen Abläufe wirkten stark abgestimmt, jeder wusste, was er wann zu tun hat und die Mannschaft war auch spielerisch auf der Höhe.
Mit Fortschreiten der aktuellen Saison war die Mannschaft immer mehr von Einzelaktionen abhängig und das Pressing bzw. Stressen des Gegners fand immer seltener, sinnloser und unabgestimmter statt. Der Gipfel der Planlosigkeit im Aufbauspiel war im Stuttgartspiel im ständigen Festdribbeln von Thuram zu beobachten.
Was ist also hier geschehen?
Die Doppelbelastung kann hier nur sehr unzureichend als Entschuldigung angeführt werden. Die Mannschaft hat über die gesamte Saison hinweg in nahezu allen Statistiken die Fortschritte der Vorsaison wieder verspielt und ist gefühlt seit Herbst (mit Ausnahme von Galaauftritten in der CL) im Niedergang. Unterbrochen wurde dies, relativ überraschend um den Jahreswechsel herum.
Dies führt zum nächsten Punkt:
Moral / Motivation / Einstellung / (geistige) Fitness
Nach dem 33. Spieltag hat die Borussia unglaubliche 29 Punkte nach Führung teilweise desolat verdaddelt. Die Last-Minute-Nackenschläge in den Hinspielen gegen Inter und Real kann man mit viel Wohlwollen noch der Erfahrung und individuellen Klasse des Gegners zuschreiben, wobei der Gladbacher Kader auch nicht mehr ausschließlich mit internationalen Novizen gespickt ist.
War in der Vorsaison noch eine Stärke, dass man viele Spiele drehen konnte und „auf dem Papier“ schwächere Gegner relativ solide bespielt hat scheinen in dieser Saison in vielen Spielen die Ernsthaftigkeit und Konsequenz zu fehlen, in erster Linie seriös Fußball zu spielen. Weiterhin ist die alte Gladbacher Krankheit präsenter denn je, dass der Mannschaft mit gesunder Härte sehr einfach der Zahn zu ziehen ist.
Es war eine der größten Errungenschaften der „neuen“ Borussia unter Rose, dass das Team endlich mit Entschlossenheit aufgetreten ist und sich den Schneid nicht mehr so schnell abkaufen ließ. Hiervon ist der Saison 20/21 nichts geblieben.
Abgesehen von einigen starken Spielen (z.B. gegen Bayern im Januar) waren die Leistungen in dieser Saison sehr oft schlecht.
Warum?
Offensichtlich helfen auch Führungen der Mannschaft überhaupt nicht, Spiele zu gewinnen sondern noch eher den Schlendrian zu befeuern, dass man schon noch gut genug sein wird, die Spiele zu gewinnen. Selbst Geschenke in schlechten Spielen zum Halbzeitpfiff (siehe Hoffenheim oder Stuttgart) führen nicht dazu, die Spiele nach Hause zu bringen. Anstatt sich dann wenigstens mit Unentschieden ins Ziel zu retten kann man fast sicher davon ausgehen, dass das Spiel völlig kippt, sobald das erste Gegentor fällt.
Warum?
Die Mannschaft ist inzwischen sehr erfahren, wurde im Sommer zusammengehalten und eher verstärkt. Trotzdem scheint sich niemand gegen drohende Niederlagen zu stemmen.
Wenn man über eine ganze Saison hinweg Spiele oft in der Schlussphase verliert muss auch die Frage nach der körperlichen und geistigen Fitness gestellt werden.
Wie kann man einen derartigen Abfall zur Vorsaison erklären?
Trainer
Hier kann ich nur die generelle Frage an die Experten stellen:
Gibt es Punkte, in denen Rose die Mannschaft oder einzelne Spieler in dieser Saison weiterentwickelt hat?
Wurden vom Trainerteam falsche Reize gesetzt (evtl. Fokus auf Pokalwettbewerbe)?
Wurden hinsichtlich Aufstellungen und Auswechslungen (in der Rückrunde und v.a. in der Saisonschlussphase) die richtigen Entscheidungen getroffen?
Ich kann leider zu keiner dieser Fragen eine positive Antwort geben.
Sehe ich das mit Raute im Herzen rückblickend zu schwarz, weil er im Sommer den Verein wechselt?
Hier freue ich mich auf eure Einschätzung.
Zukunft
Zum Abschluss bleiben aus meiner Sicht einige Fragen an die Experten zur neuen Saison.
Was ist spielerisch von einer Borussia unter Adi Hütter zu erwarten?
Ist der Kader für den neuen Trainer und seine Spielweise ausgewogen aufgestellt?
Muss Max Eberl im Kader evtl. Reizpunkte setzen?
Welche Risiken seht ihr?
Wohin geht die Reise?
Ich hoffe, der Input war nicht zu ausschweifend, ich habe während des Schreibens gemerkt, dass einiger Frust von der Seele musste.
Viel Spaß bei der Diskussion, ich freue mich darauf, den Royal zu hören!