Nach einer vogelwilden letzten Saison hatte Hertha dieses Mal gute Vorzeichen. Ein professioneller Trainer mit Labbadia war da. Es gab keinen Trainerneuling wie Covic. Es gab keinen „Trainer-Trump“, der über facebook und twitter permanent die Aufmerksamkeit hochhält. Stattdessen ein Urgestein der Liga.
Man hatte zu Saisonbeginn sehr viel Geld zu investieren. In der Annahme, dass viele Vereine nach dem ersten Lockdown finanziell angeschlagen sein würden, dachte man groß.
Götze, Draxler, Jovic. Es blieb unkonkret.
In der Saison davor war die rechte Abwehrseite eine Schwachstelle. Auf der linken Seite hatte man den jungen Dilrosun und rechts Wolf, beide mit erheblichen Formschwankungen. Im Tor schwächelte Jarstein.
In der Sommerpause kam ein Umbruch, der Klinsmann stolz gemacht hätte. Alte Zöpfe wurden abgeschnitten. Mit Skjelbred, Grujic und Ibisevic verliessen drei Stammspieler und Führungspieler den Klub. Mit Wolf, Rekik, Kalou, Maier verliessen weitere Spieler mit teils hohen Einsatzzeiten den Klub.
Der Investor Tennor versprach 150 Millionen. Er hielt aber 100 Millionen bis in den Oktober zunächst zurück und zahlte diese 100 Millionen dann nicht.
Für Wolf kam Zeefuik von Groningen. Neue Nummer Eins wurde Schwolow aus Freiburg.
Für Ibisevic kam Cordoba, allerdings sehr spät. Für Grujic kam Guendouzi auch sehr spät. (6. Spieltag)
Meine These dazu:
Die Windhorst-Millionen haben dem Klub in dieser Transferphase eher geschadet.
Ob man 100 Millionen mehr oder weniger hat, ist sicherlich ein wichtiger Baustein, wenn man dem ( auch zum Budget) passenden Spieler ein Angebot macht.
Sowohl links offensiv und rechts offensiv/defensiv wären vielleicht Perspektivspieler eine gute Ergänzung gewesen. Wenn über Draxler gesprochen wird, unterschreibt natürlich kein junger Spieler mit Ambition für diese Position. Trotzdem wusste man aus der letzten Saison, daß Piatek ohne Vorlagengeber nicht funktioniert. Schlussendlich war man doch auf Pekarik und Leckie angewiesen.
In den letzten Wochen der Vorbereitung fehlten durch Länderspielreisen mit Pekarik, Darida und Piatek wichtige Säulen mit abschließender Quarantäne. Zum Saisonstart schied Hertha, ohne nominellen Stürmer auf dem Platz gegen Braunschweig aus.
Es zeigte sich ein überraschendes Problem. Obwohl Hertha vor allem im Mittelfeld und Sturm, Spieler getauscht hatte, war die gesamte Hinrunde die Abwehr anfällig.
Labbadia setzte bald auf Niklas Stark als Abräumer vor der Abwehr. Defensiv wurde es besser. Eine Mittelfeldzentrale mit Stark, Darida/ Guendouzi und Tousart funktionierte offensiv die ganze Hinrunde nicht.
Rechtsdraussen schrie sich Labbadia den Hals rauh, um Lukebakio zu einem Flügelspieler zu machen, der auch in der Rückwärtsbewegung etwas tut. Auf der linken Aussenbahn gab es nach der Verletzung von Dilrosun nur Cunha, der aber ständig bemüht war ausserdem das kreative Vakuum in der Mitte zu füllen.
Das Programm mit den schweren Gegnern am Anfang und die schlechteren Teams am Ende des Saisonplans trug nicht zur Sicherheit bei.
Meine These dazu:
Hertha lief vom ersten Tag der neuen Saison auf Notbetrieb. Wäre Labbadia nicht schon der Trainer gewesen, man hätte nach einem Feuerwehrmann wie Labbadia gerufen.
Ein passender Slogan für Hertha wäre:
If you think small, your world will be small. If you think big, your world will be big.” – Paulo Coelho
Ehrlich wäre wohl:
Geld schiesst keine Tore
Oder wie ein Bundestrainer - ja vor Löw gab es andere- sagte:
Konzepte sind Kokolores.
Die Themen der Rückrunde wären einen eigenen Beitrag wert.