Rasenfunk Royal - Saisonrückblick 17/18 FC Schalke 04

Es ist wieder soweit. Zwischen dem 14. Mai und dem 23. Mai zeichne ich die Royal-Segmente zu allen Bundesligisten auf. Wie immer in einer völlig undurchschaubaren Reihenfolge.

Ich freue mich auch diesmal über Fragen und Input eurerseits. Wie ihr wisst, ist alles rund um den Royal mit hohem Aufwand verbunden - von euch unterstützt zu werden bei der Vorbereitung, hilft mir da sehr.

Folgende Dinge sind für mich interessant:

Welche Spiele waren für den Verein besonders wichtig in der Saison (wie war der Saisonverlauf)?
Wie hat sich der Kader bewährt, mit Blick auf Neuverpflichtungen zu Beginn der Saison und generell?
Gab es wichtige Themen abseits des Platzes?
Wie war die Stimmung bei Fans und Umfeld?
Die Gäste werden wieder eigene Stichpunkte mitbringen, anhand derer wir uns durch die Saison hangeln. Da könnt ihr gerne auch Vorschläge machen, vielleicht schaut der/die ein oder andere hier ja vor seiner/ihrer Aufzeichnung rein.

Die Bonusfrage ist dieses Mal: Die Saison deines Vereins als Seriencharakter - wer ist es und warum?

Da die Bonusfragen immer sehr knifflig sind, freuen sich die Gäste hier sicher auch über Vorschläge. Es bleibt dann ihnen überlassen, ob sie sich daran orientieren oder nicht.

Danke für eure Mithilfe!

Das Spiel in Hoffenheim war die erste kleine Wende der Schalker Saison, wurde zuvor sehr vertikal gespielt, kam nun der ruhige Aufbau und die tiefe Zirkulation dazu. Sinnbildlich dafür steht das Integrieren von Max Meyer auf der tiefen Mittelfeldposition.
Ums Derby kommt man natürlich nicht herum, allein der Blick auf die reinen Spieldaten machen wieder Gänsehaut. Ich glaube dieses Ereignis hat auch eine positive Langzeitwirkung auf die gesamte Schalker Gemeinde. Man vertraute fortan noch mehr der Mannschaft und ihrem Geist, der „junge“ Trainer kann nicht nur „schlau daher reden“ sondern auch unter Druck richtige Entscheidungen treffen. Was dieses Stück Arbeit intern in der Mannschaft bewirkt hat, kann man an sich auch in etwa ausmalen.
In der Rückrunde war das Spiel in München herausragend, mutig spielte man mit und gegen den Ball und konnte so anderes als viele andere Mannschaften die Bayern wenigstens streckenweise in Bedrängnis bringen. Danach dachte man eigentlich Tedesco würde nun wieder den Ballbesitz und ruhigen Aufbau fokussieren wie in der Hinserie, allerdings wurde in den folgenden Spiele wieder mehr manngedeckt und sehr vertikal gekontert auch gegen Abstiegskandidaten. Und dies war schließlich die erfolgreichere Variante als im Herbst (hier könnte man dann natürlich wieder super in die saisonübergreifende Diskussion über den Fußball der Bundesliga einsteigen und „überhaupt schlechtester Zweiter“,…)

Der Kader hat sich super bewährt: eng, harmonisch, ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Realistisch gesehen würde ich ja behaupten, der Kader an sich steht für Platz 3-6 (Bayern, D., Leipzig schon deutlich besser). Die wenigen Neuverpflichtungen waren sinnvolle Ergänzungen sind aber gar nicht so ins Gewicht gefallen, eher würde ich herausheben, dass für die vorhanden Spieler passenderen Rollen gefunden wurden. Naldo zentral in der 3er-Kette, Stambouli als Halbverteidiger, Caliguri als „Flügel-alles“, Meyer als 6er, Di Santo als „Todeszehner“,…

Zu Themen abseits des Platzes kann ich wenig beitragen. Gut natürlich die Vertragsverlängerungen von den zwei Mittelfeldassen, aber das hat man bis auf ein paar Misstöne, für meine Empfinden von Vereinsseite sehr angenehm moderiert (ich möchte mir nicht das Gespann Heldt-Tönnies in dieser Situation vorstellen)

Ich denke sofern man pauschal über die Stimmung der Fans reden kann, ist diese insgesamt als positiv zu erwähnen. Derbysiege, Champions League, Teddy,… Mich persönlich wurmt ja etwas das Pokalhalbfinal, denn ich glaube wir hätten den Roten in Berlin einen schönen Fight geboten…

Die Bonusfrage finde ich dieses Jahr überaus schwer, ich versuche es trotzdem mal auch wenn ich wohl keine bis in letzte Detail stichhaltige Argumentation liefern kann: Mir fällt Silvio Manfred Dante („Sil“)
von den Sopranos (Mafia-Serie aus den USA) ein. Sil ist der „Consigliere“ (=Ratgeber) des Mafiabosses, dabei ist er stets loyal und für den Kontext in dem er sich bewegt selten aufbrausend und unüberlegt (diesjähriges Arbeiten von Heidel und Co. und das Verhalten der Fans im gefürchteten Schalker Umfeld). Er führt das Striplokal „Bada-Bing“ ruhig und sauber, hat aber stets das gesunde Wachsen der Familie im Blick. Als er den Chef zeitweise vertreten soll, ist er dem Druck nicht gewachsen und rückt wieder in seine eigentliche unangefochtene Rolle zurück. Manchmal bricht seine italienische Herkunft aus ihm gewollt oder ungewollt doch raus. Erinnert mich an Tedesco in der ein oder anderen Spielsituation oder das emotionale Reagieren auf die Goretzka-Entscheidung von Tönnies und den Fans.

Insgesamt möchte ich mich für eure Arbeit diese Saison bedanken, es haben sich mir liebgewonnene Hörgewohnheiten entwickelt.

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Heidel und Tedesco haben Potential für eine ähnliche Leistung wie einst Assauer und Stevens, aber ihnen steht nun eine gemeinsame 2. Saison bevor.
Heidel war nach seinem ersten Jahr deutlich angeschossen, Tedesco hat ihn gerettet. Alle Schalker hoffen auf eine weitere Stabilisierung. Transfer-Debatten schlichen sich immer wieder ein: Goretzka, Meyer, Kerner.
Die Stimmung ist beruhigt, mit schalketypisch großem Unruhe-Potenzial. Aber zur Zeit sind alle recht zufrieden.

Seriencharakter der Saison: Percy Stuart - ein Seriencharakter aus den 70ern
(musste in der 1. Staffel der Serie 13 Aufgaben erfüllen und scheiterte an der letzten)
Auf Anhieb großer Erfolg, scheiterte in der ersten Staffel an einer Aufgabe (DFB-Pokal)
Wenn es so weiter geht wird er in der 2. Staffel alle Aufgaben erfüllen, in den Club aufgenommen und dann trotzdem noch ein wenig weitermachen… :slight_smile:

PS: bin gespannt wer diesmal im RR Schalke vertritt

Die Grundfrage an S04 ist für mich, ob man von ihnen - nach einer erfolgreichen Konsolidierungs-Saison - zukünftig spielerisch bessere Spiele erwarten darf.
Also ob die Saion 2017/18 jetzt nur der Beginn war und das nun in alle Richtungen wächst…
Oder eben nicht.
Auch der Einfluss von “Europa” bzw. sogar Champions League wird dabei interessant werden.
Mit welchem Plan geht man diese neue Herausforderung an?
Von mir also zwei in die Zukunft gerichtete Fragen - über die nun zurückliegende Saion scheint mir eigentlich alles Wichtige immer wieder gesagt worden zu sein…

Aus meiner Sicht kann man Schalkes Saison rein sportlich vor allem anhand Wahl der primär genutzten Defensivmittel einteilen, weil auch die zwischenzeitliche Phase mit mehr Ballbesitz gegen Mitte/Ende der Hinrunde mehr aus einem Stabilitäts- als einem Offensivgedanken erwachsen schien. In der kurzen Phase, wo man tatsächlich mal etwas mehr Offensivgeist versprüht hat, gab es dann eine ganze Reihe torreicher Unentschieden, woraufhin Tedesco den Versuch eines produktiven Ballbesitzspiels wieder begraben hat.

Meine Einteilung wäre dann:

  1. sehr stark positionsorientiertes Verschieben im 3-4-3. Das hat auch von Tag 1 auf einem sehr hohen Niveau geklappt. Allerdings hatte man keinen Plan gegen Gegner, die den Ball nicht haben wollen. Das hat man so bis zum 7. Spieltag durchgezogen.
  2. Höheres Pressing und Ballbesitzfußball als Selbstzweck, meistens im 5-3-2 mit Meyer auf der Sechs. Tedescos Mantra fürs Offensivspiel scheint ja zu sein, dass man in die Vertikalität kommen möchte. Beim Ballbesitzspiel war der Grundgedanke wohl, dass man relativ lange tief zirkuliert, bis man die Lücke findet, durch die man schnell steil durchspielen kann. Letzteres haben sich die Spieler in der Zeit aber kaum getraut, so dass man häufig lange Ballbesitzphasen ohne große Durchschlagskraft hatte. Gewonnen hat man die Spiele dann weiterhin meist über Standards, Elfmeter und Zufallstore. Ging bis zum Hamburgspiel in der Hinrunde.
  3. Oben erwähnte kurze offensivere Phase. Die ging beim Spielstand von 4:0 in Dortmund los. Da hat man den vorher schon getesteten Ballbesitz um etwas Risikobereitschaft ergänzt, mit vielen Unentschieden und Spielen mit zwei Gegentoren als Folge. Es gab immer noch keinen Hurra-Fußball, aber doch mal Spielzüge, die über relativ hoffnungslose Unterzahlangriffe hinausgingen. Wurde aber wieder begraben, als sich die Ergebnisse auch nach Beginn der Rückrunde nicht besserten.
  4. Spätestens ab dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Wolfsburg ging Schalke komplett auf die Kampf- und Pressingschiene zurück. Ab da gab es auch vermehrt Mannorientierungen, vor allem durch den Defensivzehner Di Santo.

Obwohl Tedesco ja in der Rückrunde vom Versuch attraktiveren Fußballs wieder Abstand genommen hat, wäre mein Tipp, dass er zur nächsten Saison wieder mehr auf Ballbesitz gehen wird. Erstens, weil auch ihm aufgefallen sein muss, dass Schalke häufig nur durch Glück überhaupt Tore geschossen hat, und zweitens, weil es bei der Doppelbelastung nächste Saison bestimmt nicht schadet, wenn man Phasen einstreuen kann, in denen man Ball und Gegner laufen lässt.

Und als Serienfigur im erweiterten Sinne würde ich Bruce Wayne (a.k.a. Batman) vorschlagen. Wird von der Öffentlichkeit als reicher Trottel angesehen, besiegt seine Gegner aber ohne Superkräfte über Cleverness und geschickten Einsatz der ihm zur Verfügung stehenden Gadgets, wobei er sich auch für einen Faustkampf nicht zu schade ist. Hat sich außerdem den Regeln seiner Welt ziemlich gut angepasst (rechtsloses Gotham vs. unattraktive Bundesliga) und dabei alle Grauzonen ausgeleuchtet. Dadurch ziemlich erfolgreich.

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