Die Hinrunde hat für mich komplett eine Frage als Überschrift. Und die lautet: „Wie gut sind wir wirklich?“
Die Frage hat natürlich Ihre Hintergründe. Denn eigentlich sind wir seit Jahren in stetigem Wechsel zwischen Hoch und Tiefphasen.
Angefangen beim Absturz unter Favre, dem der Sturm auf die Cl unter Schubert folgte, kam es schließlich zum Absturz unter Schubert in der nächsten Saison. Hecking scheiterte in der Rückrunde knapp an der internationalen Qualifikation. In der letzten Saison war die Hinrunde noch an nächsten am Durchschnitt dran. Platz 6 mit 28 Punkten war allerdings auch nur 2 Punkte hinter Platz 2. In der Rückrunde verspielte man dann verletzungsgebeutelt den internationalen Wettbewerb. Man hat als Gladbacher in den letzten Jahren also sehr wenig Zeit zur Selbstfindung gehabt. Wenn man permanent zwischen Rausch und Absturz pendelt fragt man sich eben irgendwann wie der Alltag so ist.
Nach der schlechten Rückrunde lautete das Motto der Sommervorbereitung “Steine umdrehen”. Man wollte die Gründe für die schlechte Rückrunde suchen und aufarbeiten.
Man hat sie von Vereinsseite schließlich das überalterte System und die Verletzenmisere als Gründe ausgemacht.
So wurden die medizinische Abteilung groß umgebaut und verbreitert. Neuer Rehatrainer, neuer hauptamtlicher Mannschaftsarzt, neue Physios, neuer Rehapartner. Der Verein war sichtlich bemüht diese Änderungen auch entsprechend zu promoten. Es gab in diversen Gladbacher Lokalblättern Artikel über Eistonnen, Kirschdrinks etc.
Das System wurde von 4-4-2 auf 4-3-3 umgestellt.
Ein Stein der nicht umgedreht wurde ist die Trainerposition. Und das hat sehr viele Fans verwundert. Hecking hatte bei den Fans eigentlich keinerlei Kredit mehr. Es fehlte jeglicher Glauben daran dass Hecking der Mannschaft nochmal ein neues besseres Gesicht geben könnte. Ich kenne tatsächlich niemanden der vor der Saison den Satz:“es ist gut das wir mit Dieter Hecking in die nächste Saison gehen” unterschrieben hätte. Der Verein konnte Hecking aus meiner Sicht nur im Amt lassen weil die Sitaution in der Vorsaison noch nicht eskaliert ist. Die letzten 3 Heimspiele der Vorsaison konnten gewonnen werden und bei Siegen verlangt man als Publikum ja doch nicht gerade den Kopf des Trainers.
Dementsprechend war das ultimative Schlüsselspiel natürlich auch das erste Saisonspiel, bzw der Saisonstart allgemein. Die Stimmung war eben sehr explosiv. Ein verpatzter Saisonstart hätte da sehr vieles angezündet.
Das erste Saisonspiel war dann gegen Leverkusen. Man hatte in der ersten Halbzeit den Papst in der Tasche das man nicht mit einem Rückstand in die pause gegangen ist und hat dann in der 2. Halbzeit eine überzeugende Leistung geboten.
Nur wenn man sich mal vorstellen würde dass man unser Pokalheimspiel gegen Lev (0:5) mit unserem Ligaheimspiel tauschen würde, der Baum hätte bei uns lichterloh gebrannt.
Danach wurde es eine gute Hinrunde. Man zeigte einige gute Leistungen, ansehnlichen Fußball und am Ende steht man wieder vor der Frage, “wie stark sind wir wirklich?”
Denn das war jetzt mal locker die ebste Hinrunde seit 42 Jahren und so gern ich das als Normalzustand hätte, habe ich doch Sorge ob man nicht ähnlich abstürzt wie in der letzten Runde.
Basis unseres Erfolgs ist unsere Heimserie. 8 Spiele, 8 Siege, der Borussia Park ist eine Festung. Auswärts sind wir Mittelmaß. Nur wenn man da genauer drauf schaut stellt man fest dass man lediglich Leverkusen und Frankfurt aus der oberen Tabellenhälfte zu Gast hatte. In sofern lässt sich dieser Unterschied natürlich auch durch die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade erklären.
Gegen Ende der Hinserie hat sich auch unser Verletzungspech wieder zurückgemeldet. Allerdings ist es diesmal wohl wirklich nur Pech und kein strukturelles Defizit, denn die Verletzungen lassen sich erklären. In sofern kommt die Winterpause für uns zu einem perfekten zeitpunkt, denn zu Beginn der Rückrunde sollten alle aktuell Verletzten mit Ausnahme von Raffael und Doucoure wieder zur Verfügung stehen.
Die von meinem Vorredner angesprochene Vertragsverlängerung ist für mich ein klarer Kritikpunkt. Eine Verlängerung um ein Jahr ist merkwürdig und lässt viele Fragen offen. Klar ich bin mir auch unsicher ob das mit dem Erfolg so weitergeht. Was passiert aber wenn dem so sein sollte? Dann steht man eben in der nächsten Saison wieder vor einer Verlängerung oder? Ich bin mir da eher Unsicher. Denn jeder der mal in Heckings Vita geschaut hat weiß dass Hecking es immer wieder geschafft hat in Momenten wo er einen hohen Marktwert hatte auch einen Vertrag zu besitzen der ihm einen einfachen Wechsel ermöglicht. Das wäre dann wohl mal wieder gegeben und wer weiß was dann in München, Dortmund oder Leipzig so vor sich geht. Ich denke man hätte den Vertrag definitiv um 2 Jahre verlängern müssen. Denn eine höhere Abfindung im Falle des Misserfolgs ist dagegen ja kaum ein Faktor.
Beim Küchenutensil bin ich bei uns bei einem Dutch Oven. Für diejenigen die das nicht kennen, das ist ein Feuertopf mit dem man auch in Pfadfinderlagern Backen kann. Nur das ist natürlich tricky. Man brauch n bisschen Übung damit man die richtige Temperatur eigstellt bekommt, ansonsten kann es sein dass der Kuchen unten schwarz und oben noch ungebacken ist. Und um eine gleichmäßige Temperatur zu erreichen schaufelt man eben auch Kohle auf den Deckel. Diese Umstände machen das nachgucken in den Topf natürlich schwierig. Im Vergleich zueinem normalen Backofen kann ich also auch nicht immer sehen wie weit fortgeschritten man ist. Diese Ungewissheit finde ich vergleichbar zu unserer Ungewissheit über unsere Mannschaftsstärke. Außerdem ist der Dutch Oven auch passend weil unsere Freunde aus Köln behaupten doch eh dass wir Ostholländer wären.