Rasenfunk Royal Winter 18/19 - Hertha BSC

Es ist wieder soweit, ich zeichne in der Winterpause wieder einen Hinrundenrückblick auf mit je einem Gast pro Verein.

Die Aufzeichnungen finden zwischen 25.12. und 3.1. statt.

Wie immer freue ich mich sehr über Input und Fragen eurerseits.

Folgende Dinge sind für mich neben euren Fragen interessant: Was waren für euch die wichtigsten Aspekte der Hinrunde? Gab es Schlüsselspiele, Spieler die besonders hervorzuheben sind oder Geschichten, die in der breiten Öffentlichkeit vielleicht gar nicht angekommen sind? Wie kann man die Halbserie des Vereins am besten zusammenfassen?

Die Bonusfrage an alle Gäste diesmal: Was für ein Küchenutensil beschreibt den von dir besprochenen Verein am besten?

Wie immer freuen sich die Gäste sicher auch hier über Ideen, ist immer etwas knifflig, da was zu finden.

  • Hinrunde: Ernüchternd. Starken Spielen gegen Bayern, Dortmund, Mönchengladbach und Schalke stehen schwache Auftritte gegen Freiburg, Düsseldorf, Augsburg und Stuttgart gegenüber. Die Form der Mannschaft wird auch von vielen Verletzungen geprägt. Mit Grujic auf dem Feld verlor die Mannschaft kein Spiel (7), mit Torunarigha in der Startelf kassierte Hertha nur 8 Tore in 8 Spielen. Selke kommt nach Lungenverletzung in der Vorbereitung erst langsam in Form.

  • Schlüsselspiele: 1. Spieltag, 1:0 gegen Nürnberg; 2. Spieltag, 2:0 auf Schalke, stellvertretend für das schwere Auftaktprogramm mit Spielen gegen Gladbach und Bayern und in Bremen und Schalke inklusive 5 Elfmetern gegen sich in den ersten 5 Spielen (mit 13 von 18 Punkten). Da die Stimmung vor jeder Saison bei Hertha grundsätzlich skeptisch ist, hat ein guter Start für den weiteren Verlauf der Hinrunde immer besondere Bedeutung. Wie dieses Programm in der Rückrunde absolviert wird, wird auch maßgeblich den weiteren Verlauf der Rückrunde bestimmen.

  • Unter der Oberfläche: Es gilt als sicher, dass Co-Trainer Rainer Widmayer ab nächstem Sommer für den VfB arbeiten wird. In Stuttgart und Berlin (ab Minute 27:00) wird darüber spekuliert, ob der Wechsel auch schon im Winter stattfinden könnte. So würde Interims-Co-Trainer Altintop den Platz für Widmayer freihalten und dessen Vertrag im Winter auslaufen. Für Hertha wäre das ein großer Verlust, da Widmayer sowohl fachlich als auch menschlich in Berlin sehr geschätzt wird und als taktisches Hirn hinter Herthas Ausrichtung gilt.

  • Noch zu erwähnen: Dauerbrennerthemen Stadion (1,2) und Fans gegen Geschäftsführung (1,2)

  • Bonus: Passend zur Start-Up-Prenzlauer-Berg-Ausrichtung von Hertha ist der Verein natürlich ein Thermomix. Die vielen blinkenden Knöpfe lassen den Besitzer von den unendlichen Möglichkeiten und dem Potenzial dieser Maschine träumen, am Ende kommt allerdings meist lauwarme Suppe dabei heraus.

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Hertha‘s Hinrunde zeigt vor allem 2 Sachen. Zum ersten wie abhängig ein Trainer und eine Mannschaft in Sachen Taktik von den einzelnen Spielern abhängig ist. Als allererstes ist da natürlich Grujic zu nennen. Spielt er, kann Maier viel stärker seine spielerischen Momente im Aufbau anbringen und man hat Grujic, der sowohl Maiers (und Dudas!) defensive Schwächen kaschiert als auch offensive Räume besetzt. Ist Grujic nicht da, muss sich Dardai entscheiden zwischen der defensiven Variante Skelbred/Lusti und sämtliche offensive Lust fällt auf Maier zurück, womit er merklich zu kämpfen hat. Der Doppelsechs Darida/Maier oder auch Duda/Maier im 3-4-3 fehlt es wiederum komplett an Zweikampfstärke.
Das zweite, was in eine ähnliche Richtung geht, ist, dass Dardai zwar viele richtige Ansätze/Ideen hat, die aber nicht oder nur unzureichend perfektioniert. Erstes Beispiel Ballbesitz-Spiel gegen ein Mittelfeldpressing (so wie Leverkusen gestern). Hertha spielt zwar viel kontrollierter und hat eine sehr ordentliche Raumaufteilung und Positionspiel, allerdings gibt es weder flache Risikobälle in der 8er/10er-Raum noch ein Andribbel der Innenverteidiger. Es wird viel quer gespielt und man macht dem Gegner das Pressing leicht, was in vielen unnötigen Ballverlusten oder langen Bällen resultiert. Und das ist Coaching-Sache, da es nicht nur einmal vorkam sondern Spiel für Spiel. Das zweite Beispiel ist Dardais Manndeckung im Mittelfeld. Viele Gegner hatten damit grad zum Anfang (zB Dortmund) Riesenprobleme. Langsam fangen Mannschaften jedoch an Lösungen zu entwickeln, indem zum Beispiel die Mittelfeldspieler die Manndecker um Duda auseinanderziehen und einfach die Stürmer zurückfallen oder die Außenstürmer einrücken. Dies führte wiederholt zu Abstimmungsschwierigkeiten in der 4er-Kette, die ein Stark oder Rekik (warum ist der eigt bei keinem Topklub auf der Liste?!? Glück für uns!) mit ihrer individuellen Klasse kaschieren können, Torunarigha oder Lusti allerdings nicht. Auch da findet Dardai keine neuen Lösungen.

Vergessen sollte man bei Herthas Hinrunde allerdings keinesfalls die enormen Verletzungsprobleme. Angefangen mit Selke, dann immer wieder Grujic, dann Stark und Rekik sowie Dilrosun oder Kalou. Das sind unfassbar wichtige Spieler und für eine Mannschaft wie Hertha nicht zu ersetzen.
Fazit: Sind bei Hertha alle fit, kann die erste 11 ohne Frage um die Top6 mitspielen, dahinter wird’s allerdings sehr eng und die Bank ist eher eine fürs untere Drittel. Landet Hertha unter den ersten 9 kann glaub ich jeder in Berlin damit leben, allerdings zehrt man im Moment sehr stark von dem guten Saisonstart.

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sehe ich sehr ähnlich und wurde auch schon mal in der Schlusskonferenz so angesprochen. Die erste 11 der Berliner ist durchaus Europa würdig, jedoch harkt es massiv an der zweiten Reihe.

Lustenberger, Darida, Skjelbred. Das ist einfach zu wenig um in die Euro League auch langfristig betrachtet vorzustoßen.

Hier müsste man eigentlich qualitativ noch nachrüsten…

Danke euch! Aufzeichnung beginnt in Kürze.