Schlusskonferenz 335 – #09

Wir haben den 9. Spieltag der Männer-Bundesliga mit Schwerpunkt Leverkusen sowie die Aussagen von Joshua Kimmich zu seiner ausstehenden Impfung analysiert. Gäste waren Timo Schwarz (@Timo) und Constantin Eckner (@cc_eckner). Wie hat euch die Sendung gefallen?

Ich habe jetzt für den Rest des Tages einen Ohrwurm. :grinning:
Habe mir mal kurz die Einordnung zu Kimmich angehört. Mal wieder sehr gut! Hat auch meine Emotionen wieder etwas runtergeholt. Finde den Gedanken interessant, dass Bayern Kimmich eher ‚ausgeliefert‘, stimmt schon, die hätten sich ja denken können, was über ihn hereinbricht. Trotzdem habe ich nichtvganz so viel Verständnis für ihn, wie ihr und zwar aus den Gründen, die Max dann am Ende nennt. Ist halt unsolidarisch und für mich ist es deswegen auch keine private Entscheidung. Naja…es wiederholt sich. Der FC Bayern als Verein hätte meiner Meinung nach auf jeden Fall verhindern müssen, dass diese Falschinfos von so einem prominenten Spieler in die Welt gesetzt werden.
Und jetzt fange ich mal von Vorne an! Danke im voraus für den Rest der Aufnahme!

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Vielen Dank für die differenzierte Diskussion zur Causa Kimmich. Das meiste ist in der Sache ja vermutlich mittlerweile auch gesagt, trotzdem noch - aus kompletter Laienperspektive - ein paar Gedanken dazu, die mir beim Hören gekommen sind.

  • Erinnert habe ich mich beim Vorzug möglicher noch nicht entwickelter Totimpfstoffe an den österreichischen Tennisspieler Dominic Thiem, der seine bisherige Nicht-Impfung damit begründet hat, dass ihm sein Arzt empfohlen habe, auf den Impfstoff von Novavax zu warten - weil dieser „gut“ sei. [1] Neben persönlicher Uninformiertheit und evtl. mangelnder Aufklärung durch den Verein wäre für mich die Frage, welche Rolle eigentlich medizinische Abteilungen bei dem unvollständigen Impfstatus mancher Vereine spielen. Dass es z.B. für schwangere Personen vor der Stiko-Empfehlung mitunter sehr schwer war, eine Impfung zu bekommen, könnte ja darauf hindeuten, dass es auch in Teilen des medizinischen (hier: sportmedizinischen) Diskurses Widerstände gibt, die eine schnelle Durchimpfung der Spieler verhindern.

  • Ein großes Problem liegt vermutlich darin, dass „wir“ es nicht gewohnt sind, Gesundheitsentscheidungen als Solidarentscheidungen zu konzeptionalisieren. (Vielleicht auch nicht verwunderlich in einem Land, in dem die Freiheit auf der Autobahn zu rasen stärker gewichtet wird als der Schutz anderer Verkehrsteilnehmer:innen und den eigenen Fähigkeiten beim Autofahren mehr vertraut wird als der Vernunft eines wissenschaftlich abgesicherten Regelsystems.) Mir kommt es jedenfalls so vor, dass die - wenn man so will - neoliberale Einrichtung unseres Gesundheits- und Krankenversucherungssystems sehr dazu anhält, Gesundheit zu individualsieren (persönliche Bonusprogramme, Tracking des eigenen Körpers, etc.) und medizinische Entscheidungen eher selten als kollektive Entscheidungen gedacht werden. Insofern ist dann das Argument „Mein Körper ist mein Kapital“ möglicherweise höher gewertet als „Es geht um den Schutz der anderen, der Vulnerablen bzw. aller“.

  • Max hat vor einigen Sendungen mal gesagt, dass Fußballvereine die schwersten Fehlentscheidungen in Erfolgszeiten treffen. Ich glaube das größte Problem liegt darin, dass in vorpandemischen Zeiten wenige Ressourcen darauf verwendet wurden, die Impfbereitschaft in der Bevölkerung bereitzuhalten, sodass man sie dann im Krisenfall einfach abrufen kann. Gleichzeitig haben sich Milieus herausgebildet, in denen eine kritische Einstellung gegenüber Impfungen verbreitet wurde. Constantin und Max haben ja angedeutet, dass ‚Impfskepsis‘ auf ein relativ tief sitzendes Set an Einstellungen verweist, die sich nur schwer bearbeiten und ändern lassen (außer z.B. durch eine Pflicht). Und jetzt ist das Problem, dass man eigentlich sehr schnell impfen müsste, aber es sehr lange dauert, Impfbereitschaft zu generieren und das eigentlich ein Projekt wäre, das langfristig angelegt sein, ein breites Repertoire an Maßnahmen auflegen und Überzeugungsarbeit auf allen Kanälen des gesellschaftlichen Miteinanders leisten müsste.

Insofern ist es vielleicht ein Ausdruck der Hilflosigkeit des Diskurses, dass dieser eruptiv auf die herausgehobenen, individuellen Fälle (Kimmich, etc.) reagiert und systemisch gleichzeitig überfordert ist.

[1] Ungeimpfter Thiem: Viele Hoffnungen und eine "Blockade im Kopf" - Tennis - derStandard.de › Sport

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Also erstmal: insgesamt schöne Folge.
Ich hätte mir etwas mehr zu Hoffenheim gewünscht, aber da hat Max ja schon einen Schwerpunkt angekündigt. Wahrscheinlich kicken die dann zwei Tage vorher Hoeneß und man muss dann erstmal abwarten, was der neue Trainer (Marsch, Jesse, vorher Leipzig, bis dahin vereinslos) macht.

Aber auch nochmal meine 2 Cents zum Thema Kimmich. Insgesamt habt ihr das finde ich gut zusammengefasst. Mir kommen allerdings die Spieler etwas zu gut weg, auch wenn Max da am Ende noch deutlich kritischer ist.

Natürlich haben die medizinischen Abteilungen eine gewisse Verantwortung.
Aber: ich kann doch von mündigen, erwachsenen Menschen erwarten, dass sie - wenn sie sich denn schon „informieren“ - nicht so einen (sorry) Unsinn erzählen, wie Kimmich nach dem Spiel. Er hat schlicht und ergreifend kein Argument.
Aber gut…es wird dann wahrscheinlich eh so kommen, dass er nach diversen Gesprächen und einem Pressetermin öffentlichkeitswirksam vor der Arena geimpft wird (da steht bei uns dankenswerterweise ein Impfbus), wenn er mal sowieso ausfällt…

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Vielen Dank für die ruhige Diskussion zur Impf-Angelegenheit. Abgesehen von den genannten Aspekten fehlten mir zwei Punkte, von denen ich hoffe sie nicht einfach nur verpasst zu haben:

[1] In Hinsicht auf die vielen Ausnahmen, die der Profifußball innerhalb der Lockdowns in DE durchsetzen konnte, kann hier nicht der Maßstab eines Normalbürgers angelegt werden. Wer sehr lange vom Status „Profifußballer“ profitierte, kann sich danach nicht einfach so darauf reduzieren (lassen), eine persönliche Entscheidung zu treffen. Das empfinde ich mindestens als unredlich.

[2] Die Kollegen von MML brachten noch auf, dass es dem Fan auf der Tribüne außerdem schwer zu erklären sei, dass die Tribüne nur mit 2G betreten werden darf, der Platz jedoch nicht.

Eventuell ist beim Download etwas schief gelaufen, aber ich hatte (litterally hand gestoppt) 8min zu Gladbach in einem 17min Segment zu diesem Spiel.

Ich glaube es geht allen so, dass der eigene Verein immer „zu kurz kommt“, das liegt einfach in der Natur der Sache

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Die Fußballer sind ja „an der frischen Luft“, wie Kimmich meinte. Wobei sie die meiste zeit an einem Spieltag bestimmt eben nicht, an der frischen Luft sind, sondern in geschlossenen Räumen.

Ich finde es zudem absolut grotesk, dass er sich mit We Kick Corona für ein weltweit besseres Impfangebot einsetzt, sich gleichzeitig aber (noch) nicht impfen lassen will, weil irgendwelche Studien fehlen würden. Also nach dem Motto: „Pfeift euch das Zeug gerne rein, ich rühre den Mist nicht an.“ Merkt er hoffentlich dann bald selbst.