Interessante Frage. Die Kampagne oder das gesamte Vermarktungskonzept muss natürlich zum Verein passen. Das ist erstmal nicht sonderlich überraschend, aber für mich scheinen viele etwas das “Feeling” für den eigenen Club verloren zu haben.
Das oben genannte Beispiel von Mainz ist, naja, etwas unbeholfen vielleicht und mMn nicht sonderlich witzig. Aber als Region mit großem Karnevals-Bezug ist es kein ganz falsches Mittel. Humor…Selbstironie…taktvolle Witze. Überhaupt. Taktgefühl. Das scheint ganz vielen Clubs und GmbHs echt abzugehen. Da wird vor der Saison, oder meinetwegen für mehrere Saisons, ein Marketingkonzept verabschiedet, das auf Biegen und Brechen durchgeballert wird. Ohne groß an die reale Situation einer Saison angepasst zu werden. Absolut fatal.
Einige Vereine wie H96, Stuttgart und ich meine auch Hertha haben teilweise über twitter ganz witzige Frotzeleien vor Spieltagen ausgetauscht. Das war unterhaltsam und auf einem guten Niveau. Gerade im Onlinebereich, vor allem in den Social Media, könnten Vereine echt kreative Dinge betreiben, um Fans auf ihre Seite zu ziehen. Ich kann es nur wiederholen: Humor, ungezwungenen Content produzieren, authentisch sein. Klingt einfach, ist es nicht, könnte es aber sein. Best practice ist für mich derzeit die AS Roma, die recht kreative Wege finden, einen neuen Transfer zu verkünden, z.B. den des neuen Keepers Olsen.
Viel zu häufig stehen, also eigentlich immer, große Sponsoren, Ausrüster und Ausstatter, oder gar Investoren hinter Vereinen, denen oftmals nicht viel an mutigen Marketingstrategien gelegen ist. Je glattgebügelter desto besser. Möglichst die große breite Masse ansprechen - von Familien über Rentner bis Studenten und Mittelständler. Also möglichst Marketing, dass keinem weh tut. Niemanden verprellt. Mich ödet das extrem an.
Also: Wenn ich Marketing-Boss eines aus dem Boden gestampften Fußballclubs wäre, würde ich die harte Selbstironie-Schiene fahren. Direkt den aufkommenden Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Sich selbst nicht allzu ernst nehmen, ohne dabei wahnsinnig und komplett bedeppert zu wirken. Halt intelligente Selbstironie.
Bei gestanden Vereinen, einem sogenannten Traditionsverein, würde ich schon versuchen, einen derben regionalen Bezug zu behalten. Auch im Sponsoring-Bereich. Klar, damit spielt man dann im Endeffekt keine Champions-League. Aber scheiß drauf. Die Frage nach dem Marketing ist für mich auch eine Frage der Moral, des Anstands und der Seele. Wenn ich mir nicht sicher bin, dass mein Geldgeber/Unterstützer das Herz am rechten Fleck hat, dann ciao ciao. Das ist naiv und nicht erfolgsversprechend - aber in meiner Fiktion wäre das so.
Ach, gerade fällt es mir ein: Ein Gedanke, der sich mir schon seit Jahren stellt. Wieso errichten Vereine nicht überall in ihren Städten/Regionen zahlreiche Bolzplätze? Meinetwegen auch gerne mit Werbung für Verein, Sponsoren etc.? Das würde ich machen. Schön was für die Kiddies und die Jugend. Klar, Instandhaltungskosten, Pflege und so, aber…Kann mir nicht vorstellen, dass das die Welt kostet. Vielleicht sogar ganze Fußballhallen. Dann schön mit der Club-CI versehen, fertig.