Schiedsrichter*innen und Regeln

So, ich war in den letzten Tagen immer nur kurz online, daher bin ich die Antwort noch schuldig geblieben. Für alle, die nicht 30 Beiträge zurück springen wollen: es ging um die Frage, ob Schiedsrichter, die für die obersten Ligen ausgebildet werden wollen, wirklich mit spätestens 16 Jahren aufhören müssen, als Spieler aktiv zu sein.

Das steht natürlich nirgendwo geschrieben. Aber auch wenn es immer weniger Schiedsrichter gibt, der Flaschenhals nach oben ist nach wie vor sehr eng. Aktuell hat Berlin 19 Schiedsrichter von 16-19 Jahren im Junioren-Leistungskader gelistet. Wenn da also ein junger Schiedsrichter positiv auffällt und angesprochen wird, dann ist jedem klar, dass da noch ein Dutzend weiterer Kandidaten hinter ihm auf der Warteliste stehen. Der Druck ist also enorm hoch auf diejenigen, die in diesen Kader rein wollen. Dann wird der Coach eher früher als später zur Sprache bringen, dass man doch, wenn man optimal gefördert werden will, doch bitte Samstag ein Spiel und Sonntag ein Spiel übernehmen möge. Und dass man, wenn man nach seinen Spielen noch Sonntag Nachmittag mit den Kumpels kicken geht, ein immenses Risiko eingeht. Denn falls Spitzenspiele oder hohe Pokalrunden anstünden, würden diese natürlich an Schiedsrichter vergeben, wo man sich hundertprozentig darauf verlassen könne, dass der Schiedsrichter auch topfit zur Verfügung stehe und nicht durch kleine Blessuren behindert würde oder gar eine Sperre absitzen müsse. Die wenigsten 16-jährigen haben da den Nerv und das Selbstvertrauen zu sagen, „ich bin trotz Aktivität als Spieler immer fit und werde das mit Leistung beweisen.“ Die meisten hängen daraufhin dann die Fußballschuhe an den Nagel.

Eine Statistik dazu würde ich sehr interessant finden, ob ich mit meiner These recht habe. Vielleicht kann @GNetzer bei Alex mal etwas herausfinden, wie viele aktive Schiedsrichter der ersten drei Ligen in der U19 in der höchsten Spielklasse des Verbandes (oder höher, also Regional- oder Bundesliga, wobei das dann vermutlich schon am Zeitaufwand scheitern würde) als Spieler Erfahrungen sammeln konnte, oder wenigstens noch im Herrenbereich regelmäßig gespielt haben. Meine Vermutung: auf keinen Fall mehr als 10%.

4 „Gefällt mir“

Das Argument hat mich noch nie überzeugt. Das ist eine reine Definitionsfrage. Man kann genauso gut sagen, wir überprüfen Gelb-Rote Karten genauso wie glattrote Karten. Die Gelben Karten stehen auch nicht wirklich vollkommen gleichberechtigt nebeneinander: Denn in aller Regel weiß man bei der zweiten Gelben Karte, dass man schon Gelb hat, und begeht dann trotzdem ein gelbwürdiges Foul. Das wäre ein sachlicher Grund, der - neben der Auswirkung auf das weitere Spielgeschehen, die identisch mit der einer glattroten Karte ist - herangezogen werden könnte, um zu rechtfertigen, warum man nur die Gelb-Rote Karte einbezieht.
Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre: Bei Gelb(-Rot)en Karten ist noch einmal deutlich mehr Spielraum und auch Vorgeschichte drin, während der VAR auf die isolierte Betrachtung der Einzelszene ausgelegt ist. Wenn wir das noch auf Gelb-Rote Karten erweitern, machen wir uns ein weiteres Riesenfass für Diskussionen auf, weil - gerade bei „Vorgeschichten“-Karten (wiederholtes Foulspiel, Spieler ist schon ermahnt, Gelbe Karte gab es für ein ähnliches Vergehen) noch intransparenter wird, wann der VAR eingreift. Von Unsportlichkeiten (Meckern, Ballwegschießen!) ganz zu schweigen. Wenn, dann müsste man das m.E. auf rücksichtslose Foulspiele und SPA-Vergehen bzw. Notbremsen im Strafraum mit Reduzierung der persönlichen Strafe beschränken. Bei allem Weiteren berüchte ich Chaos, bei dem der Schaden in keinem Verhältnis zum Nutzen steht.

3 „Gefällt mir“