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Kommt der Eintracht Schwerpunkt zu früh?
Man könnte den SGE Schwerpunkt rechtfertigen, weil die Eintracht derzeit am Scheideweg steht. Viele frotzeln schon, sie könnten das neue Schalke oder Köln werden. Dafür sehe ich aber zu viel Qualität, dafür funktioniert zu viel, dafür, dass die Mannschaft noch ganz am Anfang steht.
Warum steht man noch am Anfang?
Die Eintracht hatte, wie so viele andere ja auch, diese Transferphase Schwierigkeiten mit dem Corona-Transferfenster. Was ist aber bei Frankfurt besonders? Ähnlich wie die Hertha mit ihrem Windhorst Geld keine großen Transfers eintüten konnte, kann die Eintracht nicht die Transfererlöse erzielen, welche eigentlich für einige Spieler jetzt eigentlich anständen, weil das Preissegment der Ü 20Mio Spieler derzeit so gut wie tot ist. Die Eintracht musste dieses Jahr also abwarten, ob ein N´Dicka, ein Kamada oder ein Kostic verkauft werden können. Im Verlauf kam auch die Frage um einen Younes Verkauf hinzu. Man hatte im Vergleich zu klammen Aufsteigern natürlich mehr Handlungsspielraum und konnte bereits sehr früh z.B. einen Lenz holen. Aber die Schwierigkeit bestand darin, dass für Neuverpflichtungen, welche auf Grund des notwendigen Kaderumbaus in Folge des Silva Abgangs und um vielleicht eben auch Kamada oder Kostic zu ersetzen, erst Platz auf der Gehaltsliste geschaffen werden musste. Vermutlich wäre an der ein oder anderen Stelle auch eine große Lösung (Vinicius oder der kleine Thuram) möglich gewesen. Aber nach den bekannten Querelen stand der Kader erst nach dem Deadline Day und muss sich erst im laufenden Spielbetrieb finden. Dafür macht er es mMn gar nicht so schlecht, aber man sieht es eben auch, dass es noch ein laufender Prozess ist.
Systemwechsel
Nach Mannheim und BVB wurde auf Grund der großen Konteranfälligkeit der 5er Kette unter Glasners Spielweise auf Viererkette umgestellt. In beiden Spielen wurde deutlich, dass die Restverteidigung zu oft mit verwarnungswürdigen Fouls gerettet werden musste. Zudem war Borre mit einer Doppel 10 dahinter zu wenig flexibel und durchschlagskräftig.
Nach dem Wechsel auf Viererkette fehlen merklich noch die Automatismen, welche in einer Vorbereitung erarbeitet werden könnten (siehe Baumgart in Köln als Positivbeispiel für das was möglich ist). Das Viererkettensystem der SGE trägt durchaus noch viele Merkmale des alten 5er Kettensystems in sich (z.B. häufiger 3er Aufbau etc.), aber unter Druck ist man noch zu fehleranfällig und unsicher.
Mit dem Systemwechsel verlässt man nun etwas die Spuren von dem Vorbild Bergamo. In Frankfurt konnten wie dort viele personelle Umbrüche auf dem Feld kompensieren, weil neben den Feld Kontinuität herrschte. Ein Hütter konnte z.B. an seiner Spielidee feilen und Abläufe konnten sich von Saison zu Saison festigen oder der von Bobic etablierte professionalisierte Staff hatte damit begonnen die Spielphilosophie der Profis bereits in den U-Mannschaften zu etablieren usw.
Diese klare Kontinuität ist nun etwas am krieseln.
Unterschiede im Spiel Hütter - Glasner
Hütter entwickelte die Mannschaft ausgehend von dem Büffelherden-System. Dies war geprägt von möglichst hohen Ballgewinnen unter hoher Pressingintensität und langen Bällen auf Haller, welcher auf Rebic und Jovic ablegen konnte. Dies war zunächst also eher reaktiv und als Überwältigungstaktik angelegt. Mit dem Erfolg war die SGE aber zunehmend gefordert gegen tief stehende Gegner mit Ballbesitz das Spiel aktiv zu gestalten. Im letzten Jahr war das Spiel sehr darauf ausgelegt sich aus der Tiefe riskant, tendenziell auch eher horizontal, heraus zu kombinieren und so lange um den Strafraum zu lauern, bis man aussichtsreich in diesen hineinspielen konnte. Um den Druck möglichst hoch zu halten wurde viel nach vorne durchgeschoben, teilweise sogar die Innenverteidiger, mit entsprechender Konteranfälligkeit. Aber auch hier war ein gewisser Fokus auf das personelle Überwältigen des Gegners.
Das abwartende Spiel um den 16er ist eine Kontinuität, aber auf Grund der noch nicht gefestigten Automatismen noch weniger erfolgreich. Ansonsten versucht man eher vertikaler und schnell nach vorne zu kommen und weniger lange in der Tiefe auszuharren. Es wird eher versucht durch qualitativ hochwertigen Kombinationsfußball Druck zu erzeugen, als durch personelle Überladung, wodurch Gegenstöße besser abgefangen werden können. Gerade heute gegen Stuttgart hat man schon eine relativ gute Raumaufteilung in der Defensive gezeigt, da man immer relativ schnell einen hohen Druck auf den Ballführenden ausüben konnte und erst wenn der Ball tatsächlich bis zum 9er durchgesteckt werden konnte entstand eine Unsicherheit. Ich deute eine Henne Ei Frage (lags am Gegner oder der Eintracht) jetzt eher mal im Sinne der SGE.
Auf die Schwierigkeiten bezüglich Vorstandskritik bei den bestehenden Eigentümer/Investoren Verhältnissen bin ich hier schon öfters eingegangen.
Impressionen zum Spiel.
- Zu Beginn hat die SGE erstmal versucht über lange Bälle Stuttgart nicht in sein Pressing-Spiel kommen zu lassen.
- Stuttgart konnte in HZ 1 vor allem durch Standards gefährlich werden, denen man aber auch angemerkt hat, dass man sich in Stuttgart Gedanken über Standards macht.
- Die erste HZ war von beiden Mannschaften noch etwas vorsichtiger. Beide standen defensiv stabil, der VfB im Verlauf eher kompakter und hat die Eintracht erst ab Mittellinie erwartet.
- In den Stuttgarter Ballbesitzphasen verfügte Frankfurt im Pressing in der offensiven Dreierreihe noch nicht über genügend Zugriff, um auch mal hohe Ballgewinne zu erzielen. Da man im 4-2-3-1 stand, bot man dem Gegner nach dem Überspielen der Offensivspieler viel Raum neben den 6ern, um dies kompensieren müssen die Außenverteidiger durchschieben, wodurch man aber wieder Konteranfälligkeit riskiert.
- Gegen den Ball lies sich beim VfB der ballferne Mittelfeldflügel etwas fallen, wodurch Stuttgart zu einer frühen Seitenverlagerung einlädt, dann aber auch entsprechend darauf vorbereitet ist und relativ geordnet seine Abläufe im Pressing initiieren kann.
- Lustigerweise holt man Lammers als Zielspieler, aber trotzdem gibt plötzlich Kamada häufiger den Zielspieler für lange Bälle. Lammers wirkte auf mich so, dass er noch etwas Zeit braucht wieder in einen Spielfluss zu kommen und sich in die Mannschaft zu integrieren.
- Der Lammers Transfer war ja auch deshalb so sehnsüchtig erwartet worden, weil man einen echten 9er neben Borré wollte. Statt zusammen auf dem Platz wurde aber der eine für den anderen gewechselt.
- Großes Thema im Vorfeld war natürlich Kostic. Nach seiner Einwechselung war aber vor allem wieder seine Leistung auf dem Platz großes Thema. Nach seiner Einwechselung begann eine Druckphase mit den 2 aufeinanderfolgenden Chancen von Lammers und dem Lattentreffer von Hinteregger. Erst Coulibaly konnte für ein entsprechenden Gegendruck sorgen.
- Marmoush hat sich am Ende den Ausgleich verdient, weil er immer wieder individuell mit guten Offensivaktionen herausstach.
- Aus meiner Sicht hätte die SGE den Sieg etwas mehr verdient gehabt, aber es fehlt eben noch der letzte Schritt die drei Punkte über die Ziellinie zu bringen.
Symbolisch kann dafür das mittlerweile abstruse Pech im Abschluss von Borré in der 93 Minute gelten.
So… ausgerechnet zum Eintracht Schwerpunkt etwas spät, aber ich habe das Spiel heute auch erst re-live sehen können, war zwischenzeitlich noch auswärts essen und habe nebenbei das Triell am verfolgt