#24: Hasst der Fußballgott die Kellerkinder?

Ah, also ein Verfechter des Neuen Testaments. Sehr gut.

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Da hast du natürlich recht. Das habe ich übersehen.

Fun fact: „Effenberg schloss 2012 an der Hennes-Weisweiler-Akademie den zehnmonatigen Lehrgang zum Fußballlehrer erfolgreich ab und erwarb damit die Trainer-Lizenz. Aufgrund fehlender Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen wurde die Lizenz nach drei Jahren nicht verlängert“.

Quelle: Wikipedia

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Ich verstehe die Aufregung in bzw um Darmstadt wirklich überhaupt nicht.

Das es nach über zwei Drittel der Saison erst zum zweiten Mal eine deftige Klatsche gab (bzw die erste wenn man die in München nicht mitzählen möchte), würde ich sogar als überraschenden Erfolg verbuchen. Es war nach der letzten Freaksaison, wo man in der zweiten Liga mit einer Tordifferenz von +17 und jeder Menge Spielglück unglaubliche 67 Punkte geholt hat doch absolut vorhersehbar, dass es höchstwahrscheinlich ein kurzer Ausflug in die Bundesliga werden wird. Zumal man mit Tietz+Pfeiffer auch noch zwei absolute Leistungsträger ablösefrei ziehen lassen musste.

Mit dem im Vergleich zur letzten Saison schwächeren Kader und dem fehlenden Spielglück würde Darmstadt auch in der zweiten Liga eher gegen den Abstieg als um den Aufstieg spielen. Man durfte von dieser Saison nicht mehr erwarten, als zehn Spieltage vor Ende noch in Schlagdistanz zum Relegationsplatz zu stehen. Von daher ist doch alles in Butter.

Bevor er bei Eintracht Frankfurt zum Fußballgott aufstieg, hatte es Alex Meier als junger Schlaks ob seiner Körpersprache bei vielen Fans oft nicht leicht, wenn es mal nicht so lief. Die wirkte wegen der „Übersetzung“ des Langen hin und wieder etwas behäbig, obwohl er dafür wohl gar nicht unbedingt was konnte.
Mir blieb in diesem Zusammenhang ein Ratschlag von Jürgen Klopp im Gedächtnis, den er meiner Erinnerung nach etwa zur selben Zeit beim BVB dem jungen damals ebenfalls etwas schlaksigen Robert Lewandowski als einen(!) Tipp mit auf den Weg zum absoluten Top-Stürmer gab: Er solle in eigenem Interesse auch etwas mehr auf seine Körpersprache achten.
Da mir das nur etwas schemenhaft in Erinnerung war, habe ich spasseshalber gerade einmal die Begriffe „Klopp-Lewandowski-Körpersprache“ gegoogelt. Wurde sofort fündig und faszinierend war: Auch umgekehrt lobte Lewandowski am Austausch mit dem Trainer unter anderem dessen Körpersprache, gerade zu Beginn, als es noch Sprachprobleme zwischen ihnen gegeben habe. Auch(!) an seiner Körpersprache zu arbeiten, habe ihn, Lewandowski, zu einem besseren Spieler gemacht.
Wenn ich den „Menschenfänger“ Klopp da richtig deute, ging es ihm wohl um die Ausstrahlung des Spielers nach außen auf Trainer, Mitspieler, Gegenspieler, Fans, aber auch auf sich selbst als einen Erfolgsfaktor, um sich selbst und das Team.

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Marcus Thuram wurde in Gladbach immer mal wieder Lustlosigkeit vorgeworfen. Das stimmte manchmal auch, aber wenn man genau hingeschaut hat, dann konnte man sehen, dass er teilweise schnell unterwegs war, es aber gar nicht so wirkte, weil durch seine Masse, Größe und Gangart der Zuschauer immer wieder getäuscht wurde (der Gegenspieler vielleicht auch?).

Ich gebe dir generell Recht bezogen auf den ganzen Beitrag, aber zu diesem Satz gehört aber auch, dass der Abstiegskampf diese Saison echt ein Schneckenrennen ist.

Hab aus Spaß mal die aktuellen Punkte je nach Tabellenplatz verglichen mit dem Durchschnitt der vergangenen zehn Saisons:

Man kann deutlich sehen, wie krass der Gap zwischen Platz 15 und 16 dieses Jahr ist, vor allem im Vergleich mit dem Schnitt. Sonst war wenigstens der Relegationsplatz noch eine Bedrohung für den Rest der Liga aber nicht diese Saison.

Ansonsten finde ich an dieser Grafik beeindruckend wie schlecht das Mittelfeld diese Saison ist und wie stark der Kampf um die CL. Bayern und Dortmund underperformen im Vergleich zu sonst, aber wenn man die Clubnamen verdeckt, dann überperformt die komplette Top 5.

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Eintrachts Sechster Platz einfach am zweitnormalsten und dennoch alle am Jammern… Sieht man wieder die subjektive Wahrnehmung

Aber das habe ich ja auch gesagt, also sowohl Abstiegskampf dürfte immer noch der schlechteste seit der Drei-Punkte-Regel sein und der sechste Platz der Eintracht ist noch im Normal.

Genau wegen diesem schlechten Mittelfeld gebe ich Mainz und Köln noch eine kleine Restchance. Die Lücke von sieben Punkten ist groß, aber ähnlich groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eins von den ganzen Mittelfeldteams nicht mehr sehr viele Punkte holt. Man müsste also selber „nur“ mal drei Spiele in Folge gewinnen und schon wäre man wieder in Schlagdistanz.

Köln hat sogar ein relativ leichtes Restprogramm: die letzten fünf Heimspiele sind Raba, Bochum, Darmstadt, Freiburg und Union. Da kann man 10 Punkte holen.

Ich kann verstehen, dass man aus der Distanz zu so einer Beurteilung kommt, möchte aber aus der perspektive „in Darmstadt“ trotzdem antworten, weil glaube ich ein großer Teil der Aufregung letztes Wochenende erklärbar ist:

  • Das es schwer wird die Klasse zu halten, war sicher den meisten klar, aber es gab ja das Vorbild der Saison 2015/6, als nach dem damals ja noch viel überraschenderen Aufstieg (Durchmarsch aus der 3. Liga) die Klasse gehalten wurde. Dadurch war die Erwartung, dass ein „jetzt besser vorbereiteter Aufstieg“ (in der Saison zuvor war man punktgleich mit Hamburg 4.) es möglich macht die Klasse zu halten.
  • Dass der kader wirklich schwächer ist, als letzte Saison war zu Saisonbeginn nicht erkennbar. Zum einen konnten Abgänge von Leistungsträgern zuvor immer kompensiert werden (mit Dursun und L. Pfeiffer konnte nacheinander zweimal der Abgang des besten Torschützen kompensiert werden). Das Vertrauen in die Verantwortlichen war im Sommer berechtigterweise da, dass das auch jetzt wieder bei Tietz und P. Pfeiffer gelingt.
  • Bis zu der Niederlage in Heidenheim (vor dem Spiel stand Darmstadt vor Heidenheim) war man diese Saison erstmal auf einem Kurs, der so aussah, als könnte der Klassenerhalt gelingen.
  • Jetzt hat man 17 Spiele hintereinander verloren und niemand (Fans, Verantwortlcihe, Mannschaft) verliert gerne so oft hintereinander
  • Der Großteil der Aufregung diese Woche kam durch das WIE (katastrophale individuelle Fehler) und das GEGEN WEN die Klatsche kam. Augsburg wurde (vielleicht weil der letzte Eindruck der Sieg dort vor dem Trainerwechsel war) als Mannschaft „auf Augenhöhe“ wahrgenommen (obwohl der Marktwert des dortigen Kaders natürlcih deutlcih größer ist, als der in Darmstadt). Hätte man sich das 0:6 vor ein paar Wochen gegen Leverkusen, Stuttgart oder Dortmund geholt, wäre die Stimmung zwar auch nicht bombe gewesen, aber sicher nicht so schlecht.
  • Der Zeitpunkt der Saison hat sicher auch eine Rolle gespielt, denn man hatte in den letzten Spielen das Gefühl besser mithalten zu können und zum Teil sehr unglücklich nicht gewonnen zu haben (aberkannte Tore von Skarke in Bremen).
  • Würde die Saison „normal“ laufen, dass heißt man wäre mit der aktuellen Punktzahl bereits sicher abgestiegen, wäre es vielleicht auch nicht so eskaliert, aber weil der Relegationsplatz ja immer noch in Schlagdistanz ist (selbst jetzt nach einem 0:6 gegen Augsburg), sind solche Niederlagen umso schmerzhafter.
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Ich verstehe, wie du den Satz meinst und auf der Ebene kann ich dem Satz sehr gut zustimmen. :+1:

Den erwähnten Theologen in mir reizt so eine Bemerkung aber zu dem (in einem Fußball-Forum vollkommen offtopic-Hinweis), dass es natürlich auch im „Alten Testament“ Gnade und Liebe und sowas gibt und diese Gegenüberstellung von „böser, rachsüchtiger Gott im Alten Testament“ und „liebevoller, gnädiger Gott“ in dieser einfachen Form nicht zutreffend ist und ursprünglich auch von Gruppen vertreten wurde, die sich vom Judentum abgrenzen wollten und leider dann im christlich-jüdischen Verhältnis verheerende Auswirkungen hatte.

Wie gesagt, das unterstelle ich dir in keiner Weise, dass du das damit sagen wolltest, aber auch hier im Fußballkontext kann ich da nicht aus meiner Theologenhaut - ist wohl eine Berufskrankheit :man_shrugging:
Der Offtopic-Hinweis wird mir hoffentlich verziehen.

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Damit kann ich gut leben und umgehen. Bis auf meine - mit Augenzwinkern zu verstehende Antwort auf den Sendungstitel, habe ich aber ja tatsächlich auch gar nicht groß über meinen eigenen Glauben geredet sondern nur Dinge dargestellt, die auch „religiös neutrale“ Religionswissenschafterler:innen an staatlichen Universitäten so bestätigen würden.

Aus ernsthaftem Interesse: Siehst du das bei ungefragten Bekenntnissen zu zum Beispiel einem Fußballverein in der Öffentlichkeit außerhalb von Stadien/anderen Fußballspezifischen Orten auch so? Denn die Arten, wie Menschen ihr Fansein so leben, ist ja von den Phänomenen her dem sehr ähnlich, wie andere Menschen ihren Glauben leben.

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Soso, unterhalten sich Fussballfans über Einflussnahme einer übernatürlichen Wesenheit und natürlich gehen sie davon aus, dass die zuständige Instanz ein Mann sein muss:
Der Fussballgott.

Wie schauts denn damit aus:

Victoria ist die Göttin des Sieges

Fortuna ist die Herrscherin des schwankenden Glücks

Moneta ist die Göttin des Geldes

An die Göttinnen muss man auch nicht extra glauben, aber ein paar Opfergaben sind schon ganz hilfreich.

Man kann alternativ auch Goethe ins Spiel bringen:

Alles geben die Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.

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Und genau diese Aussage funktioniert aus religiöser Sicht natürlich nicht und ist vermutlich dann der Grund warum die Frage für mich plausibel und für dich unplausibel ist. Denn aus religiöser (und theologischer und religionswissenschaftlicher) Sicht sind Glaubenssätze ja keine wissenschaftlichen Aussagen - das behaupten nur hauptsächlich Atheist:innen gerne. Als Beispiel aus meiner Tradition: Das Wort, das im biblischen Kontext für „Glauben“ steht, hat vielmehr die Konotation von „auf etwas vertrauen“ und ist damit in der gleichen Kategorie wie z.B. Liebe, die ja auch keine objektiv-naturwissneschaftliche Sache ist, die man alleine mit Wissen beschreiben kann.
Deshalb halte ich „Glauben“ nicht als kategorial anders, als beim von dir genannten Nationalismus oder auch beim Fußballverein.
Ob jetzt Leute Kroatien oder den HSV oder Gott lieben, ist für Außenstehende nicht nachvollziehbar, aber für „Betroffene“ real und ein elementarer Teil ihres Lebens. Und auf der Ebene halte ich Fußballfantum und Glauben für sehr gut vergleichbar. Dass dann die Formen, wie es ausgelebt wird, ähnlichen Mustern folgt, kommt noch zusätzlich dazu. Deshalb ist es für mich überarschend, dass für dich Religion so viel „privater“ einegordnet ist, als die anderen Sachen.

Das stimmt und gleichzeitig gibt es aber auch - professionelle offizielle Vertreter:innen - jeder großen Religion, die einen solchen Überlegenheitsanspruch nicht vertreten. Ich glaube auch hier funktioniert der Vergleich mit dem Fußball sehr gut. Beim Fußball, wie bei der organisierten Religion gibt es „Gläubige“, die davon ausgehen, dass ihr Glaube (sei es an den „christliche Gott“, oder an Schalke als einzig wahrer Verein, der es würdig ist verehrt zu werden, oder an England, dessen Mission es ist, der ganzen Welt die überlegene britische Kultur näher zu bringen) der einzig wahre ist, während es auch „Gläubige“ gibt, deren eigener Glaube nicht davon beeinträchtigt wird, dass andere Menschen an etwas anderes (z.B. an „Allah“ (Anführungszeichen, weil das ja erstmal das arabische Wort für Gott ist), an den FC Bayern oder an Frankreich) glauben.
Als jemand, der selbst schon viel Zeit in das Thema „Interreligiöser Dialog“ gesteckt hat, finde ich es dann gleichzeitig auch angenehm, dass hier im Rasenfunkforum so viele unterschiedliche „Fußball-Gläubige“/Fans respektvoll miteinander im Gespräch sein können und Nazis und andere Nationalisten keinen Platz haben. Das ist an anderen „Orten“, gerade im Internet, nicht so und dort wäre ich auf das Thema wahrscheinlich auch nicht eingegangen.

Aber vermutlich gehen wir da einfach von unterschiedlichen Grundannahmen aus, die aus jeweils unserer Position heraus plausibel sind, aber nicht unbedingt in Einklang zu bringen sind - kann ich aber auch mit Leben, ich muss hier ja niemanden von meiner Position überzeugen :wink:

Das hat nun wirklich niemand behauptet. Ich nutze im beruflichen Kontext auch regelmäßig weibliche Pronomen in Verbindung mit dem Wort Gott, aber dieses Thema führt uns befürchte ich auch noch weiter weg vom eigentlichen Thema des Threads…

Was daraus abzulesen aber vor allem krass ist ist die Gap der Durchschnittswerte zwischen Platz 1, 2 und 3. Man könnte meinen der Meisterschafts und CL-Kampf der letzten 10 Jahre sei nicht so spannend gewesen. :nerd_face: