#28 – Euer Input für Schlusskonferenz 405

Irgendwie scheint der Doppelausfall von Süle und Schlotterbeck ja sehr viel Instabilität in der Aufstellung zu verursachen. Denn allein, dass dann dein zweitbester Ersatzinnenverteidiger der Stammsechser ist, lässt mich ein wenig wundern, warum es da nicht einen anderen Nicht-Jugendspieler gibt, der das ausfüllen könnte. Damit hat man ja dann Qualitätsverlust auf zwei Positionen und nicht nur einer. Als dann noch Hummels ausgefallen ist, dann war ja die Innenverteidigung vollends zusammengeschustert mit Can und Coulibaly, einem Jugendspieler.

Vielleicht habe ich auch zu hohe Ansprüche, aber bei Dreifachbelastung und einem in die letzte Saison seiner Karriere gehenden Spieler wie Hummels (plusminus), da sollte ja ein Einzelausfall auf der Position ja eher die Norm sein. Es kommen dann ja neben den nicht seltenen Verletzungen, noch Belastungssteuerung, Sperren, oder andere Ausfallgründe wie persönliche Gründe dazu. Und entsprechend kann man davon ausgehen, ohne großes Pech zu benötigen, dass ein Doppelausfall auch im Laufe der Saison mal stattfinden kann. Nicht häufig, aber es kann eben mal passieren. Und dann sollte man doch auch entsprechend den Kader darauf ausgerichtet planen, oder? Denn am Ende will man ja eben auch eine Saison spielen, bei der jedes Spiel der Saison elementar zum Erfolg der Saison zählt. Seien es Ligaspiele um eine umkämpfte Meisterschaft, oder eben KO-Spiele, wo verletzungsbedingte Ausfälle ohne Kompensation einfach richtig reinhauen könnten.

Also ich hätte mir da noch einen zusätzlichen Auswechselspieler, der sich gerne auf die Bank setzt und aushilft, gewünscht. Idealerweise, da eben mit Schlotterbeck und Süle zwei ganz neue Spieler auf der Position gekommen sind, einer der schon sich im Verein und dem System auskennt und die Einfindungsphase erleichtern kann. Dass meine Forderungen nach vier vollausgebildeten Innenverteidigern bei einer Viererkette nun nicht so abstrus sind, zeigt ja auch ein Blick auf die letzte Saison. Damals hatte man den personellen Engpass in der Verteidigung glücklicherweise direkt am Saisonanfang und hat entsprechend Pongracic von Wolfsburg bis Saisonende geliehen.

Als dann in der Saison Süle und Schlotterbeck kamen, hat man aber drei IVs (davon Zagadou in die Vertragsfreiheit) abgeben und hatte entsprechend seinen Kader verdünnt. Wahrscheinlich getrieben von der Hoffnung, dass der Notfall, der damals zur Pongracic-Leihe führte, nur ein Jahrzehntevent war (um Klimaphysik-Sprech zu verwenden) und nicht so schnell wieder passieren wird. Plus, die Hoffnung, dass dann ein Jahr später, einer der Nachwuchsspieler so weit wäre, in diese Aushilfsrolle schlüpfen könnte.

Nun hat man aber doch recht schnell wieder ein ähnliches Problem, aber ohne den Luxus nochmal auf dem Transfermarkt reagieren zu können und hat damit den Salat. Und scheinbar hat sich keiner der Jugendspieler so entwickeln können, dass man eine Aufstellung mit Can auf seiner Stammposition und dem Jugendspieler auf der IV-Position der Aufstellung mit Can in der IV und Özcan auf der alleinigen Sechs vorzieht.

Das überrascht mich nun aber auch nicht so wirklich. Ich denke nicht, dass Jugendspieler von zwei Mal zehn Minuten Bundesliga pro Saison und sonst dritte Liga sich zu vollen Spielern zu entwickeln werden. Zumal es ein ganz anderer Druck auf dem Jugendspieler ist, wenn man weiß, man hat sich den Einsatz durch gute Arbeit und Vertrauen verdient, und nicht deshalb, weil der Trainer dich einfach mal gezwungenermaßen hineinwerfen muss, weil alle anderen gerade nicht laufen können. Und dann kann so eine Einwechslung auch schnell schiefgehen, und entsprechend der Entwicklung des Spielers dann auch schaden.

Klar, der BVB will auch lieber fertige Talente kaufen, die sich direkt behaupten können, statt sie immer wieder kontinuierlich einzuwechseln, und so die Entwicklung aktiv voranzutreiben. Stattdessen setzen sie auf zuverlässige Qualität auf der Bank, da eben jedes Spiel zählt, damit sie eine besondere Saison spielen können. Aber dahingehend fühlt sich für mich der Verzicht auf Kaderbreite zugunsten von „Ach, das kann dann ein Jugendspieler machen, wann sollen sie sonst spielen?!“ verglichen zur sonstigen Kaderphilosophie eher unrund an.

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Man darf ja auch nicht vergessen, dass Lindström (6 Tore, 2 Vorlagen) und Kamada (7 Tore, 5 Vorlagen) im Herbst die meisten Tore gemacht haben, während Kolo Muani (5 Tore, 11 Vorlagen), die Vorlagen gegeben hat. Damit fehlt dem Sturm einfach Variabilität und alles hängt an Kolo Muani, der einfach die chaotische Komponente seines Spiels mit in den Abschluss reinträgt manchmal. Dann fehlt noch Götze und es wird einfach ein Fest der ungenauen Abschlüsse…

On another note: Auch wenn es mich gestern aus eigennützigen Gründen sehr gestört hat, freut es mich, dass Omlin sich direkt so gut als Sommerersatz entwickelt hat und ne richtig gute Bank im Gladbach-Tor ist.

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Was ist wenn einer von den beiden Lattenschüssen rein geht?
Was hast du für eine Vorstellung wer Borussia Dortmund trainieren soll?
Ist diese Truppe besser als alle anderen 17 Bundesliga Teams?

Meine Antworten:

Frage 1 : dann ist das Ding durch und wir wären Tabellenführer
Frage 2: Es wurde eigentlich jeder Trainertyp probiert und meiner Meinung nach ist der Junge lernwillige Trainer der mit der Mannschaft wächst mir am liebsten👍
Frage 3: zu 100% Nein aber daran kann man in Ruhe arbeiten wenn man den willigen Verantwortlichen mal Zeit gibt

:slightly_smiling_face:

Danke für euren Input!

Also so hypothetische Fragen finde ich immer schwierig. Vermutlich ist das Ding durch wenn Bellingham den Lattenschuss reinsetzt, ja. Aber die Rechnung kannst du ja auch andersrum aufmachen: Was wenn Vagnoman in der Anfangsphase die Hereingabe nicht komplett frei in den Himmel jagt? Was wenn Guirassy den Konter in der ersten Halbzeit reinmacht und Kobel den nicht hält? Was wenn Guirassy nicht 10 cm mit der Schulter im Abseits ist? Es sind genauso hypothetische Fragen. Am Ende kann ich nur das beurteilen was tatsächlich passiert ist und da war halt keiner der Lattenschüsse drin. Und selbst wenn einer davon reingeht war das trotzdem erneut kein guter Auftritt vom BVB.

Bezüglich Terzic verstehe verschiedene Ansichten. Und ich bin auch cool mit einem jungen Trainer der noch wächst. Allerdings sollte der mir schon gewisse Ansätze von dem zeigen können, insb. nach zwei vollen Vorbereitungen, von dem was seine Idee von Fußball ist. Und eine Idee kann ich, insb. im eigenen Ballbesitz, nicht erkennen. Wir sind in den meisten Spielen spielerisch unterlegen und kommen über Umschaltmomente und z. T. individuelle Klasse. Das finde ich etwas dünn. Die Siegesserie zu Beginn der Rückrunde hat sicherlich sehr gut getan, aber wenn man die Spiele betrachtet war das auch nur die Hinrunde mit einer Menge an Spielglück.

Terzic ist, wie ich ja auch geschrieben habe, sehr gut in der Analyse von Gegnern und dem Einstellen der Mannschaft auf die Stärken und Schwächen. Aber es fehlt eine generelle Idee auf die alles basiert. Tobias Escher hatte irgendwo mal die militärische Unterscheidung zwischen Strategie und Taktik vorgenommen:

  • Strategie ist die langfristige Ausrichtung
  • Taktik sind spezielle Kniffe die auf eine Schlacht abzielen.

In der Beschreibung würde ich sagen dass die erkennbare Strategie von Terzic mir persönlich nicht ausreicht für den zweitbesten Verein in Deutschland und seine taktischen Kniffe jedoch gut sind. Wobei mir hier nochmal die Kniffe fehlen wenn der Gegner von seiner ursprünglichen Taktik abweicht.

Da hilft m. M. n. auch nicht einfach mal abzuwarten. Man muss einen Umbruch vollziehen und hat diesen im letzten Sommer eingeleitet. Aber man sollte nun nicht, nur weil man vorher viele Trainer verbrannt hat, dem vermutlich schlechtesten Trainer der letzten 10 Jahre die Zeit geben etwas zu entwickeln. Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung.

Die fehlende strategische Planung sehe ich auch in der Kaderplanung btw… Aus diesen Grund, sowie der finanziellen Voraussetzungen ist dieser Kader selbstverständlich nicht besser als die aller anderen 17 Vereine. Allerdings ist er mindestens besser als der von 15, eher 16 anderen Vereinen. Wenn man am Ende also Zweiter wird hat man das erreicht was finanziell das Mindestmaß sein sollte.

Allerdings sollte sich der BVB zwingend überlegen was er ausstrahlen will. Aktuell ernennt man sich selbst zum Pseudo Meisterschaftskandidaten und begibt sich in einen Kampf den man nicht gewinnen kann. Seit die Bayern so enteilt sind, ist die Erzählung der sympathischen Alternative zu diesem Verein aufgebraucht. Was will der BVB denn ausstrahlen? Ich würde hier vielleicht mal mit anderen Sachen ansetzen, bspw. eine gute Spielerentwicklung und einen attraktiven Fußball. Und das wird man mit Terzic genauso wenig erreichen wie den Titel.

Der schlechteste Trainer?
Er ist immerhin einer von zweien die einen Titel geholt habe :+1:

Aber gut ich denke in meiner Meinung wird sich nicht viel ändern und bei dir auch nicht☺️

Den Titel finde ich ehrlicherweise komplett überbewertet in Bezug auf Terzic. Den Schlussspurt in der Liga und den Pokalsieg haben wir ja nicht durch den Trainer gewonnen. Da war damals ebenfalls Spielglück bei und zu der Zeit auch noch Sancho, Reus und Haaland die die Spiele mit individueller Qualität gewonnen haben.

Geht mit auch nicht darum dich zu überzeugen, aber ich würde gerne ein Verständnis für die Meinung haben. Was siehst du denn in Terzic das dich auf eine Entwicklung hoffen lässt? Und welchen Ansatz soll er erfolgreich umsetzen können, den der BVB jetzt aufbaut bzw. aufbauen sollte?

Und welchen Trainer in den letzten 10 Jahren fandest du denn schlechter? Kann ja eigentlich maximal Stöger sein und den hätte ich insg. auf Grund seiner Köln Zeit schon noch vor Terzic. Die BVB Zeit war ja damals ähnlich schwer wie die erste Zeit von Terzic.

Ist Terzic der Dardai von Dortmund? Schafft im Endspurt 2021 noch den Klassenerhalt, in diesem Fall CL-Quali, wird dann von je einem von dem Freundespaar Rose/Schwarz ersetzt. Dann nachdem der unpersönliche Weg gescheitert ist, kommt der Sympathieträger wieder zurück, der nur für den einen Verein arbeiten will.

Wir hatten ja schon ein bisschen diskutiert, aber danke dass du es noch einmal sortiert aufgeschrieben hast.

Der Vergleich mit letzter Saison hinkt ein wenig. Da stehen zwar 7 Innenverteidiger, aber Zagadou fiel nach Knie-OP länger aus, Coulibaly ist mit Kreuzbandriss von PSG hergewechselt, Can (nicht in der Liste) hate eine Muskelverletzung und Hummels hatte die ganze Hinrunde Probleme mit seiner Patella-Sehne. Maloney und Papadopoulos spielen eigentlich in der zweiten Mannschaft, das heißt der BVB hatte Anfang der Saison ganze… 1,5 Innenverteidiger (Akanji und Hummels, wenn er denn konnte). Als Notnagel hat man dann Pongracic geholt, da die ersten vier Spiele oder so Axel Witsel als Innenverteidiger gestartet hat!

Abgegeben wurden nach der Saison Pongracic (nicht gut genug), Zagadou (zu häufig verletzt), Akanji und Maloney (eh nicht bei der ersten), wobei nur Akanji wirklich gespielt hatte. Geholt wurden Schlotterbeck, Süle und im gewissen Sinne Coulibaly, der nach dem Kreuzbandriss langsam in der Zwoten aufgebaut wurde. Von daher finde ich die Situation diese Saison in der Innenverteidigung deutlich besser als letzte Saison. Würde ich einen weiteren guten Innenverteidiger nehmen, wenn wir könnten? Sicherlich! Wenn ich die Wahl hätte zwischen einen 4ten (oder fünften, wenn man Can mitzählt) Innenverteidiger oder einen ordentlichen Sechser der notfalls auch IV spielen kann, wäre mir der Sechser lieber. Das ist aber vermutlich Geschmackssache. Das sieht man auch, wenn man es mit den Kadern der anderen Teams vergleicht – so gut ich das kann. Da ich die Spieler nicht beurteilen kann gehe ich einfach streng nach Transfermarkt und notiere wie viele Spieler IV als Haupt- und Nebenposition haben. Bei Dortmund sind dies 5+1 (inkl. Papadopoulos aus der Zwoten), im Schnitt sind es in der BuLi 4.9 + 2.7 oder 5+3 im Median. Ich nehme an, dass bei den anderen Clubs auch nicht alle IVs oberste BuLi Spitze sind, sondern ein paar Reservespieler aus der Zwoten dabei sind, also würde dies meine Behauptung stützen, dass der BVB mehr Leute braucht, die AUCH Innenverteidiger spielen können, also einen zweiten Can oder so.

tl;dr (für diesen Absatz): Mehr IVs nehm ich gern für den BVB wenn Budget da ist, aber letzte Saison war es definitiv nicht besser


Der BVB ist (zumindest manchmal, wenn er denn Bock hat) ein Top-Team, das heißt ein vierter/fünfter Innenverteidiger muss schon gewisses Bundesliganiveau haben aber willig sein bei den meisten Spielen überhaupt garnicht im Kader zu sein. Das muss man sich erst einmal leisten können. Ein junges Talent hat damit aber weniger Probleme, da es dafür in der dritten Liga mit der Zwoten zu kicken kann.

Coulibaly ist 19 Jahre und Innenverteidiger, der von einem Kreuzbandriss wiederkommt. Bin mal auf Transfermarkt.de durchgegangen, wie viele U20 Innenverteidiger in den Bundesliga-Kadern so sind:

  • Coulibaly (19, BVB): 45min 1. BL, 17min CL, 1200min 3. BL
  • Schulz (17, M05): 45min Regionalliga
  • Smajic (18, KOE): 945min Regionalliga
  • Bakatukanda (19, KOE): 180min Regionalliga
  • Chiarodia (17, SVW): 66min 1. BL
  • Tolba (18, S04): –

Was ich damit sagen will ist: Innenverteidiger werden nicht wie Offensive Flügelspieler einfach mal reingeworfen. Die haben eine ganz andere Verantwortung und müssen langsam heran geführt werden – idealerweise über die Zwote in der dritten Liga, wie es gerade passiert. Wenn überhaupt ist das ein Argument, dass Dortmund mehr Innenverteidiger braucht, aber den Vorwurf der BVB würde seine Jugendspieler nicht ordentlich Integrieren kann ich nicht nachvollziehen. Zumindest im Vergleich mit dem Rest der Liga. Und sehr viele Jugendspieler werden in die erste hochgezogen, weil es dort plötzlich Personalmangel gibt. Das ist sogar im Grunde das versprechen an sie: Wir bauen dich erst einmal in der Jugend und der zwoten auf, aber wenn wir Personalmangel haben und du bis dahin gute Leistungen gezeigt hast, dann geben wir dir auch deine Chance.


Ich möchte aber darauf hinweisen, dass es bei diesen Themen vermutlich kein Richtig und kein Falsch gibt (zumindest nicht a priori), es sich sondern um Risikoabschätzungen handelt. Von daher können wir nur alle unsere Meinungen Kundtun, aber „die Antwort“ werden wir wohl nie erhalten. Ich stimme @RobChang zu, dass dem BVB ein weiterer Spieler der auch IV kann gut getan hätte, hätte aber lieber einen 6er der auch IV kann, um auf beiden Positionen zu entlasten.

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Die Geschichte mit Terzic könnte eine Zerreissprobe innerhalb des Vereins werden. Er ist sicherlich taktisch oder „strategisch“ nicht der beste Trainer den wir hatten, würde aber auch nicht sagen er war der schlechtest (unter Bosz und Stöger lief es schlimmer). Tuchel, Favre und Rose waren eventuell taktisch besser, aber gerade bei Favre hat die Taktik und Mannschaftsführung nicht immer wirklich zum Kader gepasst.
Bisher wirkt Terzic auf mich wie Rose, bei dem hatte ich ähnlich wenig Entwicklung gesehen, wobei Rose noch weniger Vorbereitungen hatte.

Fußballerisch… :man_shrugging: Ob wir jetzt mit Tuchel, Rose oder Terzic zweiter werden macht ja auch keinen Unterschied. Aber (und hier wird es jetzt schmierig romantisch) er ist UNSER Trainer. Er ist vielleicht nicht der beste im taktischen Sinne, aber ich als romantischer Fan des BVBs kämpfe lieber mit Terzic um jeden Punkt als dass Tuchel uns mit klinischem Ballbesitzt sicher auf Platz zwei bringt. Ist das schlau? Vermutlich nicht. Aber ich muss zum Glück keine Entscheidungen tragen bei dem Verein :wink:

Das hat er in meinen Augen damit. Sie wollen wieder den Schulterschluss mit den entfremdeten Fans… mit Leistungen wie gegen Stuttgart wird das zwar nichts, aber Zuhause vor der Süd zeigt die Mannschaft ja ein ganz anderes Gesicht.
Die Entscheidung mag eventuell nicht allen schmecken, vor allem nicht die Taktikfüchse dieser Welt, die mit dem Terzic’schen brute-force-Fußball nichts anfangen können. Aber unter dem Strich bin ich persönlich mit Terzic glücklicher, als in der Sackgasse der letzten 10 Jahre festzuhängen, selbst wenn es ein Schritt zurück sein sollte

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Ich möchte auch nicht jedes Detail weiterdiskutieren, du hast deinen Punkt auch gut dargestellt. Vielleicht bin ich wieder zu naiv, aber ich stell mir so eine gesunde Ausbildung für den Nachwuchs einfach nicht vor. Lange genug dritte Liga zu spielen, um dann auch in der ersten Liga direkt zu funktionieren, klingt komisch für mich. Deshalb denke ich braucht es dann eben doch noch eine weitere Zwischenstufe, wie eine Ausleihe ins Ausland, um die Lücke zu schließen und den Spielern Spielpraxis auf Profiniveau zu geben. Gerade bei den ausbildungsintensiven Positionen (IV und ST), wo sich Deutschland ja generell schwer tut, sie auszubilden. Von der daher will ich nicht nur auf den BVB ein Auge werfen, sondern die gesamte Liga.

Und andererseits, wenn es eben zuverlässig immer wieder Personalknappheit gibt, dann würde in jedem Unternehmen der Welt verstanden werden, dass man einfach einen höheren Personalstand braucht, damit das Geschäft im Laufen bleibt. Klar ist es die Tücke der sportlichen Planung zu sehen, wo es noch am ehesten hapert, und wenn am Ende ein weiterer IV nie benutzt wird, es aber dann an einem Topstürmer fehlt, passt es auch nicht. Aber man muss auch nicht alles unbedingt Spitz-auf-Knopf nähen und hoffen, es geht alles gut, da eben Ausfälle dazugehören in der Personalplanung.

Aber ich würde eben auf der Position, wo der älteste Spieler des Kaders spielt und sonst nur Jugendspieler die zweite Riege bilden, meinen Zeigefinger auch zu Saisonbeginn auf diese Stelle deuten. Und nicht auf die Sechser, wo es für eine Position drei Spieler gibt, aber scheinbar spielt Dahoud gar keine Rolle mehr. Dass es vor der Winterpause den Sechsern eventuell an Qualität in der Spitze fehlte, darüber kann man gerne diskutieren, aber da hilft ein vierter Spieler nicht unbedingt soviel. Aber gut, wenn man einen Ersatzspieler findet, der mehrere Lücken stopfen kann, dann habe ich doch auch nichts dagegen.

Die Ironie der Sache ist eben, dass mit Zagadou ein Spieler letzte Saison gegangen wurde, der dann bei Gegner des Spieltags gut verteidigen konnte, statt beim BVB den Laden zusammenzuhalten, sodass es weniger verletzungsbedingte Rotation auf den Positonen braucht. Und solange wie er vereinslos war, da würde ich auch denken, dass er sich gerne auf die Bank gesetzt hätte. Aber gut, ich weiß auch nicht was da persönlich zwischen Verein und Spieler passiert ist. Es ist wie gesagt, nur eine ironische Fügung des Schicksals, die ich nochmal ansprechen wollte :smiley:

Terzic ist zumindest ein Trainer, bei dem viele zufrieden sein werden, dass er da bleibt, auch wenn man nur zweiter in der Bundesliga wird. Er ist sympathisch und lebt für den Verein, da ist es schwer ihn schnell wieder zu entlassen, wenn die Ergebnisse nicht unter Soll laufen. Aber ich finde auch, dass es mir schwer fällt, ihm irgendwelche sportlichen Attribute zuzuschreiben. Also was ist das Terzic-System, oder was sind Werte, die er verlangt, oder wie ist sein Staff-Management etc. Es ist eben wie es ist, der Trainer hat bisher relativ wenig Erfahrung und Zeit gehabt, sich zu entwickeln zu einem Punkt, wo er zumindest mir den Eindruck vermitteln kann, dass es ein Ziel gibt, wohin er eine Mannschaft entwickeln will. Ich kann deshalb schon verstehen, wenn manche den Eindruck bekommen, dass der zweitgrößte Klub Deutschlands nicht die Bühne ist, dass jemand in die Trainerrolle hineinwachsen kann über Jahre, aber solange es keinen sportlichen Fortschritt gäbe.

Ich war ein großer Zagadou-Fan aber zu sagen er hätten den Laden irgendwo zusammengehalten ist doch ein Stretch. Er hat leider immer wieder riesen Böcke drin und zusammen mit der Verletzungshistorie war er für den BVB auf CL-Niveau einfach keine Option. Auch beim VfB hatte er bisher eher eine untergeordnete Rolle gespielt, und dass er jetzt endlich mal wieder ein gutes Spiel gegen uns hat, ist wirklich Ironie des Schicksals. Aber eventuell können Stuttgarter da mehr sagen, ob Zagadou sich inzwischen endlich gefangen hat.

Na, da wartet aber eine Überraschung auf dich in der freien Wirtschaft :wink:

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Also ich bin mir sicher, im Rechnungswesen wird auch bemerkt, dass man mehr Stellen für die Vollauslastung der Maschinen braucht, und nicht nur dass jede Stelle wegrationalisiert wird, wie man es sich nur vorstellt.

Edin Terzić ist der mit weitem Abstand beste Trainer des BVB seit Jürgen Klopp. Vielleicht besser als Jürgen Klopp.Vielleicht ist er der beste BVB-Trainer aller Zeiten.
Das meine ich nicht ironisch und nicht sarkastisch, aber natürlich mit einem gehörigen Schuss Übertreibung.
Ich denke @strassenkicker hat bei vielem Recht, was die aktuellen Schwächen bei Dortmund angeht und es ist schon richtig, dass er gerade kein überragender Taktiker oder Stratege ist.
Ich sehe zu wenig Dortmund-Spiele und habe von Taktik vielleicht zu wenig Ahnung, um aus dem bisschen, was ich sehe, die Ausrichtung oder den Terzic-Fußball ableiten zu können. Also nehme ich das her, was ich ‚Bauchtaktik‘ nennen würde. Sieht das, wenn ich eine Mannschaft sehe, nach gutem Fußball aus? Etwas konkreter: Wirkt es hinten über 90 Minuten größtenteils stabil und vorne gefährlich (ohne nach dem genauen ‚Wie‘ zu fragen)?
Da kann ich bei Dortmund nur „ja“ sagen, wenn auch mit Einschränkungen. Die 90 Minuten sind nämlich eine Lüge: Seit ich Fußball gucke, sind Spiele. in denen 90 Minuten lang hinten und vorne alles klappt (also die beiden Kriterien erfüllt sind), mir ganz selten untergekommen. Fast immer wird der Gegner auch mal gefährlich, es gibt Phasen, in denen die Angriffe nicht klappen oder aus der Spielkontrolle Bräsigkeit und Passivität wird. Bei Dortmund gibt es häufiger Wackelphasen, aber ich finde es ein bisschen komisch, dass nur am Trainer festzumachen (auch wenn Terzic da ebenfalls genug Mängel haben mag): Da sind Spieler, über deren Schwächen hier schon häufiger geredet wurde, da sind Verletzungsprobleme und da sind Gegner, die nicht einfach kampflos aufgeben. Größere Teile sind auch einfach Kaderprobleme, aber es ist irreführend den Tabellenplatz am Glück festzumachen. Wenn ein Trainer zweimal unter Beweis stellt, dass er aus der Mannschaft das Soll rausholen kann (mit dem Pokal vielleicht auch mehr), obwohl es zwischendurch nach argen Problemen bei der Zielerreichung aussieht, dann spricht für mich einiges dafür, dass das nicht nur am Glück liegt, sondern er auch etwas richtig macht.
Womit ich bei der zweiten Einschränkung bin: Bei beiden Cheftrainerphasen gab es bisher für Terzic einen Start, der holprig wirkt und man konnte dann immer wieder viele Probleme ausmachen. In beiden Fällen wurde man aber mit der Zeit stärker, es sah zunehmend besser aus, war erfolgreich und vor allem wurden Spieler besser und konstanter als sie es zuvor waren. Ist alles Gold? Nein. Aber auch das spricht erstmal für Terzic.
Brandt, Malen, Can, Moukoko, Bynoe-Gittens, Wolf, Schlotterbeck, teilweise Bellingham und Haller, der wieder reinkommt - alles Spieler, bei denen ich diese Saison eine positive Entwicklung sehe. Entweder ist das alles purer Zufall, pures Glück, oder, und das halte ich für wahrscheinlicher, der Trainer macht etwas richtig.
Dazu kommt, dass Terzic, wenn ich Max richtig im Ohr habe, sich auch verändert hat und er durchaus Ansätze von Ingame-Coaching etc. zeigt. Klappt das alles, ist alles toll in Dortmund? Nein!
Aber es ist immer noch Terzics erste Trainerstation und auch Trainer entwickeln sich weiter. Wenn man Terzics Auftreten heute mit dem aus der ersten Saison vergleicht, dann kann man das auch sehen. Platt gesagt: Ich sehe da Entwicklungspotenzial und ich finde es vernünftig ihm Zeit zu geben sich zu entwickeln.
Was mich zum Anfang zurückbringt: Klopp hatte sieben Jahre in Mainz, Tuchel fast 5, Nagelsmann drei in Hoffenheim. Terzic hatte viel größeren Druck und hat eine CL-Quali und einen Pokal abgeliefert, und noch ist das Meisterschaftsrennen nicht entschieden. Dazu hat er Spieler verbessert. Macht ihn das zum besten Coach seit Klopp? Natürlich nicht, aber es macht ihm zum Dortmunder Trainer mit dem größten Potenzial seit Klopp (vielleicht abgesehen von Tuchel). Favre, Bosz, Stöger, Rose waren alle erfahrener, aber bei keinem von denen hatte ich das Gefühl, dass die Mannschaft durch den Trainer nochmal einen größeren Sprung machen könnte. Vielleicht läuft nächste Saison alles schlecht beim BVB und es zeigt sich, dass er sich und die Mannschaft nicht nochmal weiterentwickeln kann, aber noch ist das nicht so weit und man sollte einfach nicht vergessen, dass der Kader Schwachstellen hat für die er und Kehl nur bedingt verantwortlich sind - ganz zu schweigen von Hallers Erkrankung. Ich bin jedenfalls gespannt, ob Terzic nicht nächste Saison in seiner eigenen Entwicklung einen Sprung macht und wir einen erfolgreichen BVB sehen (ohne jetzt die Meisterschaft auszurufen).
Ich kann Coulibaly seinen Fehltritt gegen Stuttgart aufgrund der mangelnden Erfahrung und Spielpraxis verzeihen und ich bin bereit die gleiche Geduld mit dem vergleichsweise unerfahrenen Terzic zu haben. Die Beliebtheit bei den Fans ist dann noch ein Bonus obendrauf.

PS: Hat Tuchel exakt die gleichen Prinzipien gehabt, als er bei Mainz in der zweiten Saison war, wie heute? War Klopp-Fußball taktisch auch bei Mainz immer der Klopp-Fußball aus Dortmund und Liverpool?

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Ich kann diese Ansicht absolut nachvollziehen. Du hattest ja selber oben geschrieben das es kein richtig oder falsch gibt, da die Meinung hierzu u. a. von solch subjektiven Faktoren abhängig ist. Ich finde Terzic zwar auch sympathisch, allerdings ist für mich ein Trainer als Identifikationsfigur schwierig, insb. wenn der Fußball mir nicht wirklich gefällt. Aber das man das anders sehen kann, insb. da Terzic sehr charismatisch ist, verstehe ich absolut.

Und ja, in den meisten Fällen ist wirklich nur die Frage wer uns auf Platz 2, 3 oder 4 in die CL bringt. Aber gerade diese Saison wäre mehr möglich gewesen. Es ist auch nur eine Chance nach zehn chancenlosen Saisons, aber Sie war da. Und für mich persönlich habe ich das Gefühl, dass wir mit den genannten Trainern eine deutlich bessere Chance gehabt hätten auf eine evtl. Meisterschaft.

Naja aus der Sackgasse sind wir ja nicht raus. In der sind wir nach wie vor drin nur mit einer sympathischen Person an der Seitenlinie statt Marco Rose. Und das man die Frage damit beantwortet hat sehe ich übrigens auch davon ab nicht. Zumindest nicht so lange sich tragende Personen des Vereins in den Medien so offensiv in Bezug auf die Meisterschaft äußern. Dann müsste man diese Kommunikation auch anpassen. Aber für mich sieht es so aus als würde man Terzic auch als sportliche Lösung der Probleme sehen.

Und den Schulterschluss mit den Fans sehe ich auch noch nicht zwingend. Da kenne ich den ein oder anderen Allesfahrer der den Trainer auch kritisch sieht, ohne Taktiknerd zu sein. Siehe dazu auch den Tweet vom Vorsänger von TU von Samstag.

Aber ja, insg. ist es ein ambivalentes Thema.