Irgendwie scheint der Doppelausfall von Süle und Schlotterbeck ja sehr viel Instabilität in der Aufstellung zu verursachen. Denn allein, dass dann dein zweitbester Ersatzinnenverteidiger der Stammsechser ist, lässt mich ein wenig wundern, warum es da nicht einen anderen Nicht-Jugendspieler gibt, der das ausfüllen könnte. Damit hat man ja dann Qualitätsverlust auf zwei Positionen und nicht nur einer. Als dann noch Hummels ausgefallen ist, dann war ja die Innenverteidigung vollends zusammengeschustert mit Can und Coulibaly, einem Jugendspieler.
Vielleicht habe ich auch zu hohe Ansprüche, aber bei Dreifachbelastung und einem in die letzte Saison seiner Karriere gehenden Spieler wie Hummels (plusminus), da sollte ja ein Einzelausfall auf der Position ja eher die Norm sein. Es kommen dann ja neben den nicht seltenen Verletzungen, noch Belastungssteuerung, Sperren, oder andere Ausfallgründe wie persönliche Gründe dazu. Und entsprechend kann man davon ausgehen, ohne großes Pech zu benötigen, dass ein Doppelausfall auch im Laufe der Saison mal stattfinden kann. Nicht häufig, aber es kann eben mal passieren. Und dann sollte man doch auch entsprechend den Kader darauf ausgerichtet planen, oder? Denn am Ende will man ja eben auch eine Saison spielen, bei der jedes Spiel der Saison elementar zum Erfolg der Saison zählt. Seien es Ligaspiele um eine umkämpfte Meisterschaft, oder eben KO-Spiele, wo verletzungsbedingte Ausfälle ohne Kompensation einfach richtig reinhauen könnten.
Also ich hätte mir da noch einen zusätzlichen Auswechselspieler, der sich gerne auf die Bank setzt und aushilft, gewünscht. Idealerweise, da eben mit Schlotterbeck und Süle zwei ganz neue Spieler auf der Position gekommen sind, einer der schon sich im Verein und dem System auskennt und die Einfindungsphase erleichtern kann. Dass meine Forderungen nach vier vollausgebildeten Innenverteidigern bei einer Viererkette nun nicht so abstrus sind, zeigt ja auch ein Blick auf die letzte Saison. Damals hatte man den personellen Engpass in der Verteidigung glücklicherweise direkt am Saisonanfang und hat entsprechend Pongracic von Wolfsburg bis Saisonende geliehen.
Als dann in der Saison Süle und Schlotterbeck kamen, hat man aber drei IVs (davon Zagadou in die Vertragsfreiheit) abgeben und hatte entsprechend seinen Kader verdünnt. Wahrscheinlich getrieben von der Hoffnung, dass der Notfall, der damals zur Pongracic-Leihe führte, nur ein Jahrzehntevent war (um Klimaphysik-Sprech zu verwenden) und nicht so schnell wieder passieren wird. Plus, die Hoffnung, dass dann ein Jahr später, einer der Nachwuchsspieler so weit wäre, in diese Aushilfsrolle schlüpfen könnte.
Nun hat man aber doch recht schnell wieder ein ähnliches Problem, aber ohne den Luxus nochmal auf dem Transfermarkt reagieren zu können und hat damit den Salat. Und scheinbar hat sich keiner der Jugendspieler so entwickeln können, dass man eine Aufstellung mit Can auf seiner Stammposition und dem Jugendspieler auf der IV-Position der Aufstellung mit Can in der IV und Özcan auf der alleinigen Sechs vorzieht.
Das überrascht mich nun aber auch nicht so wirklich. Ich denke nicht, dass Jugendspieler von zwei Mal zehn Minuten Bundesliga pro Saison und sonst dritte Liga sich zu vollen Spielern zu entwickeln werden. Zumal es ein ganz anderer Druck auf dem Jugendspieler ist, wenn man weiß, man hat sich den Einsatz durch gute Arbeit und Vertrauen verdient, und nicht deshalb, weil der Trainer dich einfach mal gezwungenermaßen hineinwerfen muss, weil alle anderen gerade nicht laufen können. Und dann kann so eine Einwechslung auch schnell schiefgehen, und entsprechend der Entwicklung des Spielers dann auch schaden.
Klar, der BVB will auch lieber fertige Talente kaufen, die sich direkt behaupten können, statt sie immer wieder kontinuierlich einzuwechseln, und so die Entwicklung aktiv voranzutreiben. Stattdessen setzen sie auf zuverlässige Qualität auf der Bank, da eben jedes Spiel zählt, damit sie eine besondere Saison spielen können. Aber dahingehend fühlt sich für mich der Verzicht auf Kaderbreite zugunsten von „Ach, das kann dann ein Jugendspieler machen, wann sollen sie sonst spielen?!“ verglichen zur sonstigen Kaderphilosophie eher unrund an.