Nach dem Spiel sagten sowohl Mats Hummels als auch Emre Can, dass Freiburg im Anlaufen nach dem Spiel etwas geändert hat & man hiermit nicht klargekommen ist & keine Lösungen gefunden hat. In der Anfangsphase agierte Freiburg hier eher passiv & insb. Hummels & Schlotterbeck bekamen sehr viel Zeit im Aufbau.
Hummels sagte das Anlaufverhalten änderte sich mit der Einwechslung von Grifo für Gregoritsch. Für mich sah es so aus als wäre das 1-0 der Grund gewesen. Denn hier, im ersten kontrollierten Ballbesitz vom BVB nach dem 1-0, läuft Freiburg mannorientiert an.
Zugegeben liegen zwischen der Führung & dem Wechsel auch nicht viel Zeit. Allerdings behielt Freiburg die Mannorientierung im Verlauf des Spiels bei. Wie schon gegen Heidenheim & Bochum hatte man hier keine Lösungen in ein kontrolliertes Spiel zu kommen.
Hierbei sind für mich, wie schon häufig geschrieben, die Strukturen im Ballbesitz das Problem. Es gibt kaum Möglichkeiten kontrolliert das Zentrum zu bespielen. Selbst wenn mal ein Pass ins Zentrum möglich ist, gibt es keine Struktur, die eine gute Anschlussaktion ermöglicht.
Ein Beispiel hierzu: Kobel rollt den Ball auf Hummels (1), derspielt zu Can, der frei ist & von einem Freiburger angelaufen wird (2), weshalb er erneut auf Hummels prallen lässt (3). Durch diese Aktion wurde Sabitzer zwischen den Linien frei & bekommt den Ball von Hummels (4). Dieser hat jedoch sofort Gegnerdruck & keine einfache Anspielstation aus der Struktur heraus, weshalb er den Ball nur versuchen kann hoch nach vorne zu spielen (5). Freiburg fängt diesen Ball jedoch ab (6).
Gut sind Ballbesitzphasen, wenn viele einfache Pässe hintereinander gespielt werden & man hierdurch Raumgewinn erzielt. Hierzu kann man verschiedene Elemente nutzen: Doppelpässe, Steil-Klatsch Kombinationen, Positionswechsel, Vorder- oder Hinterlaufen sind einige Beispiele. Hierzu braucht es jedoch gute Strukturen, die man mühevoll trainieren muss. Der BVB bietet diese jedoch aktuell nur situativ an, bspw. wenn Spieler Räume erkennen & nutzen.
Hier hat der BVB ein riesiges Loch im Mittelfeld, da sich 6 Spieler in letzter Linie orientieren, was Brandt & Haller jedoch erkennen & in diesen Raum kommen um eine Anspielstation zu bieten (1). Durch die große Passdistanz & den sofortigen Gegnerdruck kann Haller den Ball nur unsauber auf Brandt prallen lassen (2), weshalb sein Pass auf Sabitzer schwer wird (3) & dieser den Ball erst runterholen muss (4). Trotz dieser drei unsauberen Pässe, was Zeit gekostet hat, kann Sabitzer nun den Ball in die Tiefe auf Adeyemi spielen (5), dessen Hereingabe Haller nur knapp verpasst (6).
Häufig hat man diese Möglichkeiten jedoch nicht, weshalb nur lange Bälle (auf Haller) oder Pässe auf die Außenverteidiger möglich sind, die dann selber meistens keine Anschlussaktionen haben. In der vergangenen Saison löste man diese Situationen gerne über Doppelpässe auf. Hier bekommt Wolf den Ball & kann nur den schwierigen Pass auf Brandt spielen, welcher im Ballverlust endet.
Im zweiten Beispiel kann Wolf zwar einfach auf Can spielen (1), der jedoch sofort gepresst wird & nur den langen Ball spielen kann (2).
Bensebaini auf der anderen Seite geht zumindest sehr situativ noch nach innen, wenn dort Räume frei sind (1). Er nutzt diesen Raum dann um Ball zu treiben & Haller zu finden (2), bekommt jedoch den Ball nicht zurück (3).
Warum ich mir sicher bin, dass diese Situationen instinktiv entstehen & nicht so geplant sind, sind Szenen wie diese in denen Hummels unter Druck den Ball nach Außen spielt statt auf Bensebaini ins Zentrum. In Drucksituationen greift man auf das zurück, was man sicher hat.
Nun ein komplettes Gegenbeispiel der aktuell besten deutschen Ballbesitzmannschaft und passend zum Schwerpunktthema der Woche: Bayer Leverkusen. Hier eine normale Aufbausituation aus dem Spiel gg Darmstadt. Man hat geringe Abstände, jeder Spieler etliche Passwege & eine gute Raumbesetzung.
Kossounou spielt aus dieser Struktur den Ball auf Hofmann, der dann einfach auf Xhaka prallen lässt. Dadurch verteidigt ein Darmstädter vor & gibt Raum hinter sich frei, der sofort von Wirtz angelaufen wird.
So entstehen für Xhaka drei mögliche Anschlusskationen. Er spielt hier nun hoch in den Raum für Wirtz. Er hätte auch die Seite Wechseln können auf Boniface wo Leverkusen eine 3-2 Überzahl hat oder, falls beides nicht möglich, einfach nach hinten spielen können.
Für einige ist es zwar „nur“ Darmstadt, aber dies sind genau die Gegner, mit denen der BVB immer Schwierigkeiten hat, da man genau solche Strukturen nicht hat. Darüber hinaus waren diese Situationen auch am Freitag im Spiel gg die Bayern erkennbar.
Hier ein weiteres BVB Beispiel als Kontrast. Die Abstände zwischen den Spielern sind riesig & Hummels kann nur auf die AV spielen oder, was er macht, auf den situativ ins Zentrum kommenden Malen (1). Malen kann dann auf Can prallen lassen (2), der dann jedoch nur noch eine Option hat: den tiefen Ball auf Brandt (3). Da sich ein Freiburger hier total verschätzt kommt Brandt zu einer guten Schusschance (4).
Generell tat sich der BVB jedoch unfassbar schwer im Ballbesitz. Mit dem Wechsel von Nmecha für Adeyemi stellte man dann auf eine Fünferkette um. Can rückte hierbei zwischen die IV & ein Dreiermittelfeld aus Sabitzer, Nmecha & Brandt entstand.
Hierdurch ging jedoch meines Erachtens nach mehr Kontrolle verloren, da man defensiv weniger Druck auf den Ball ausüben konnte, da man einen Spieler zusätzlich für die Fünferkette hergegeben hat. Im Aufbau hatte man die weiter zu große Abstände.
Mit dem Feldverweis für Höfler stellte man dann erneut um & nahm Can heraus um eine Überzahl in diesen Räumen zu kreieren, auch da Freiburg sich weit zurückfallen lies um das Unentschieden zu verteidigen. Insg. daher erneut ein schwacher Auftritt des BVB mit den bekannten Problemen im Spielaufbau, die (scheinbar) auch in der Länderspielpause nicht angegangen wurde bzw. angegangen werden konnten. Da nun die Champions League losgeht & es noch weniger Zeit geben wird solche Muster zu korrigieren, wird dies wohl, vermutlich vorerst eine große Schwäche des BVB bleiben.