8. Spieltag: Hannover - Bremen

Gefühlt nur noch mit einem Bein im Amt hat Michael Fontzeck mit einem Unentschieden gegen Wolfsburg etwas den Druck von sich selbst genommen - Bremen hingegen kämpft mit den negativen Folgen der anfänglichen positiven Euphorie. Was gibt’s zum Spiel zu sagen?

Glück für Werder, dass Hannover 1:1 in Wolfsburg gespielt hat. So bleibt ein zu erwartender Trainerwechseleffekt erstmal aus.
Glück für Hannover, dass Werder zur Zeit wieder mal von der Rolle ist. Die fehlende Kreativität im Mittelfeld macht sich jetzt deutlich bemerkbar und leider haben die Talente entweder doch nicht so viel Talent, sind überfordert oder stecken auch in Formtiefs.
Hinzu kommen öffentliche Aussagen wie “Wir sind doch Männer!” (Skripnik), “Wir sind nicht auf einem Nenner!” (Junuzovic) oder “Europa ist noch möglich!” (Pizarro), die zumindest mich etwas ratlos zurück lassen.
Man sollte sich für Samstag nicht nur eine Leistungssteigerung der Mannschaft, sondern auch mutige und kreative Entscheidungen des Trainerstabs wünschen.
Wird für beide Mannschaften ein wichtiges Spiel, sehe aber Hannover nach dem Erfolgserlebnis am Samstag und da Heimspiel leicht im Vorteil.

Das Problem ist in meinen Augen nicht der alleine der Abgang von Selke und Di Santo, wie in der vergangenen Schlusskonferenz angesprochen, sondern das Problem beginnt vielmehr schon im Mittelfeld. Das Stammpersonal im MF besteht aus: Bartels, Fritz, Junuzovic und Bargfrede. Da ist doch keiner dabei, der auch nur ansatzweise höheren Ansprüchen in der BuLi genügt. Bartels hat seine Stärken im Umschaltspiel, Junu am ruhenden Ball, Fritz ist der Arbeiter und Bargfrede räumt ab, doch spielerisch ist da keiner überdurchschnittlich veranlagt. Und ein Kroos oder Öztunali, die zuletzt spielten, schaffen da auch keine Abhilfe.

Dieses Problem wurde zunächst von der Diskussion über einen Spielmacher überlagert, die von der Tatsache ablenkte, dass wir im MF generell Probleme im spielerischen Bereich haben, die nicht nur auf die 10er Position zutreffen. Auch im DM haben wir seit Jahren (eigentlich seit Frank Baumann) keinen Spieler mehr gehabt, der den modernen Vorstellungen entspricht. In Top-Form kann Bargfrede defensiv Stabilität geben, aber Impulse im Spielaufbau sucht man hier vergeblich. Dazu kommt erschwerend, dass er ja in der Regel gerade einmal die Hälfte aller Saisonspiele macht, weil er dauernd verletzt ist.

Die einzigen Spieler, die auf mehr spielerische Qualität hoffen lassen, sind bspw. Eggestein oder Grillitsch, die zwar in der Vorbereitung ran durften, denen man aber aktuell wohl nicht zutraut, der Mannschaft helfen zu können. Im Moment erinnert vieles von dem, was auf dem Platz passiert an die Endphase der Dutt-Ära, wo man einfach den Ball hinten lang raushaut und dann auf den zweiten Ball oder den Ballgewinn tief in der gegnerischen Hälfte hofft. Daher ist es schade, dass immer noch keine langfristige Entwicklung auszumachen ist. Schon seit der Ära Schaaf. Es geht mal punktuell voran, aber nie hat man das Gefühl, da würde sich etwas nachhaltig entwickeln. Und dass die Jungen so vernachlääsigt werden, könnte sich auch finanziell nachteilig auswirken, da Bremen auf Transfererlöse angewiesen ist, um die Verluste aufzufangen.