So liebe Forumer und Foruminnen, es wird einmal (leider) wieder Zeit, meine Gedanken über die Zweite Liga und ihre Teams hier auszuschütten. Denn, so meine Auffassung, es zeichnet sich schon ganz sachte am Horizont ein möglicher Ausgang der Liga ab. Mit dem nun 18ten und 19ten Spieltag (KW 4 und 5) wurden die ersten Schritte in die Rückrunde nach der langen Winterpause begangen.
Die Tabelle lässt sich (einigermaßen) schön in 3 sehr ungleiche Teile aufteilen. Den größten Teil stellt dabei die untere Tabellenhälfte. Zwischen Platz 18 mit dem 1. FC Magdeburg (18 Punkte) und dem Platz 9 FC St. Pauli (23 Punkte) liegen ‚nur‘ 5 Punkte Unterschied. Innerhalb eines Spieltages kann sich also vieles tun und drehen. Bemerkenswert dabei ist, dass neben den ‚typschen‘ Verdächtigen (Sandhausen etc.) auch größe Fische in diesen Gefilden schwimmen, wie Nürnberg (Platz 16, 9 Punkte), aber auch die beiden Bundesligaabsteiger Arminia Bielefeld (Platz 13, 20 Punkte) und Greuther Fürth (Platz 10, 23 Punkte). Den zweiten kleineren Teil stellt die ‚Verfolgergruppe‘ für die Ausfstiegsplätze da. Dieser Bereich reicht von Platz 8 mit Holstein Kiel (28 Punkte, 5 Punkte auf Platz 9!) bis zum Platz 3 mit dem 1. FC Heidenheim (36 Punkte). Hier fällt bei meiner Aufteilung natürlich direkt auf, dass ich in diesem Bereich eine Spanne von 8 Punkten zwischen Platz 3 bis 8 habe, also weitaus größer als in dem Bereich zuvor. In erster Linie mache ich diese Aufteilung daran aus, wie ich persönlich die Leistungen der Teams bezüglich Konstanz, Potential und (in kleinerem) Ambitionen wahrgenommen habe über die Saison. Ich würde darauf im zweiten Teil meines Beitrags etwas genauer eingehen, in dem ich auch insbesondere den letzten Spieltag hinzuziehe. Der dritte Teil meiner Aufteilung umfasst die beiden direkten Aufstiegsplätze. Hier stehen die beiden Top-Mannschaften der bisherigen Saison mit dem Hamburger SV auf Platz 2 (40 Punkte, 4 Punkte auf Platz 3) und dem SV Darmstadt auf Platz 1 (42 Punkte). Bis dato haben diese beiden Vereine mit ihren Mannschaften die wohl konstanteste Gesamtleistung erbracht. Und auch die Möglichkeiten der beiden zeigen Richtung (direkter) Aufstieg. Ich gehe davon aus, dass sowohl Darmstadt als auch der HSV in dieser Saison eher keine Einbruchphasen erleiden, wie es Darmstadt in der letzten Saison hatte… und der HSV in seiner gesamten Zweit-Liga-Geschichte. Daher erwarte ich vor allem hier einen Zweikampf um die Zweitligameisterschaft.
Aber wie Max-Jakob Ost schon in einem seiner letzten Interviews sagte, der Fußball zeichnet sich eben auch durch seinen Anteil an Zufall auf. Und auch Schalke 04 wie auch Werder Bremen schafften trotz ihrer unbefriedigenden Lage in der Rückrunde den Aufsteig, da auch in den entscheidenen Phasen St. Pauli, Darmstadt und andere patzten. Also ist noch nichts in Stein gemeißelt.
19. Spieltag (KW 5)
SV Sandhausen - SV Darmstadt 0:4 (Freitag, 18:30)
Während es für den SV Darmstadt um einen Ausbau der Führungsposition in der Liga ging, steuern Alois Schwartz und seine Sandburger auf einen harten Abstiegskampf mit fast 9 Konkurrenten. Das Spiel an sich ließ daher nur einen glasklaren Favoriten zu. Aber Sandhausen wäre nicht Sandhausen, wenn Sandhausen nicht einen Sandhausen-Signature-Move machen würde. Schon in der Woche zuvor schaffte es der SVS in Bielefeld 3 Punkte mit einem 1:2 Gewinn mitzunehmen. Doch in diesem Spiel wurden der SVS nicht so glücklich. Das lag vor allem an den extrem effizienten Darmstädtern. Schon nach 6 Minuten führte Honsak die Führung nach Ecke ein, eher er nach knapp 20 Minuten zum 0:2 erhöhte. Sandhausen war hier keineswegs unterlegen, hatte gute Chancen zur direkten Antwort in der 10. Minute durch Esswein oder kurze Zeit später sowie kurz vor der Pause durch David und Christian Kinsombi. Nach der Pause konnte Darmstadt wieder eiskalt wie man so schön sagt nach 55 Minuten auf ein 0:3 durch Vilhelmsson erhöhen. Weitere 10 Minuten später besorgte Framberger fast den 1:3 Anschluss, doch der extrem gute und wache Keeper Schuhen hielt den Ball vor der Linie. Kurz vor Schluss setzte Darmstadt dann ein Statement durch Karics Schuss zum 0:4, nachdem Keeper Drewes den vorherigen Schuss Karics durch seine Parade eben diesem wieder vorlegte. In diesem Spiel tat sich Darmstadt extrem durch seine Effizenz hervor. Sandhausen scheiterte an dem hervorragenden Schuhen im Tor der Darmstädter und unterlag in den entscheidenen Situationen den Darmstädtern, die aus den wenigen klaren Chancen auch direkt Profit schlugen.
Für die Schwartz-Weißen (hihi) aus Sandhausen beudeutet diese Niederlage ein Abrutschen auf Platz 15 nach dem Spieltag. Die Saison verläuft bis dato nicht super, aber auch nicht unzureichend. Sandhausen holt mal wieder das meiste aus seinen Mitteln raus, der Abstiegskampf ist die Agenda schon seit Jahren. Die Vorbereitung lief recht gut, doch im Ligaalltag wird der ‚Klassenunterschied‘ deutlich. Insbesondere in dieser Saison holt man die Punkte gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf; ringt den Favoriten bis auf wenige Ausnahmen aber kaum Punkte ab (bis auf wenige Ausnahmen, vergleich gegen Düsseldorf am 3. Spieltag). Doch wer Sandhausen kennt, der weiß, dass die Manschaft durchaus in der Lage ist, einen ordentlichen Endspurt in Teilen der Saison hinzulegen. Bezüglich Transferns und einzelner Spiele kann ich wenig sagen, aber mich überzeugen die Kinsombi-Brüder und das gesamte recht kompakte Verteidigen gegen den Ball. Zeitweise kann man auch beobachten, dass Situationen mit dem Ball ebenfalls durch einzelne Akteure gut stechen, allerdings ist dies eher die Ausnahme in der Gesamtbetrachtung. Gut zu erkenne war dies auch in dem Pokalspiel gegen Freiburg. Eine gutes Verteidigen gegen den Ball und ein guter Keeper hielten die Partie lange offen, allerdings fand Freiburg dann (mit etwas Glück auch durch ein Eigentor) die Schwachstellen. Das 0:2 für die Schwaben war dann eher dem Torwartehler und einem guten Abschluss zu verbuchen. Es wird interessant, ob Sandhausen sich wieder über dem Strich halten kann, wie es seit eh und je der Fall war. Potential haben sie.
Die Lilien aus Darmstadt sind in dieser Saison wieder heiß. Und zwar auch so heiß, weil sie von ganz oben aus der Tabelle grüßen. Der Sieg gegen Sandhausen zeigt, dass Darmstadt auch Spiel ohne duetliche Überlegenheit klar für sich entscheiden können. Insgesamt muss ich noch einmal sagen, dass die Darmstädter Vereinsphilosophie und die Lieberknecht’sche Persönlichkeit wie Arsch auf Eimer passt. Schon in der letzten Saison konnte man vielen Widrigkeiten zum Trotz ein herausragendes Ergebnis am Ende für sich verzeichnen, auch wenn die Aufsteigsränge letztendlich verpasst wurden. Schon unter Markus Anfang konnte man in der Rückrunde vor 2 Saison fulminante Ergebnisse einholen, als dieser weniger seinen eigenen Fußball verfolgte und mehr mit den Spielern und ihren Fähigkeiten arbeitete. Zum Glück für den SVD schloss dieses Kapitel schnell, und Lieberknecht trat an. Seit dem konnten die Lilien eine Konstanz an den Tag legen, die ich zuvor nicht vermutet hätte. In der letzten Saison gab es das Corona-Chaos zu Beginn, nun eher Verletzte und der verpasste Aufstieg. Aber aus allem Tritt Damrstadt mit so einem Selbstbewusstsein und Verständnis, dass der Tabellenplatz auch als gerechtfertigt erscheint. Ein Darmstadt wie dieses hat bei einem vermeintlichen Aufstieg nichts mit dem Schuster-Darmstadt von damals zu tun. Sie verfügen über ein gutes Tempo und Passspiel, können aber gleichzeitig extrem gut und diszipliniert (für die 2. Liga) gegen den Ball arbeiten. Durch ein gutes Umschaltspiel sind sie nicht zu unterschätzen (siehe Pokalspiel gegen Frankfurt, insbesondere das 2. Tor durch Honsak). Ich würde mich freuen, sie mit dem meiner Meinung nach Seelenverwands-Trainer Lieberknecht in der Bundesliga zu sehen. Behalten sie ihren Fußball bei (was ich glaube), können sie eine gute Bereicherung sein.
Sandhausen wird am Sonntag Mittag in Düsseldorf antreten. Gegen die Fortuna holten sie im Hinspiel immerhin 3 Punkte. Für Darmstadt geht es zeitgleich gegen die alte Liebe von Coach Lieberknecht, die Eintracht aus Braunschweig.
SC Paderborn - Fortuna Düsseldorf 4:1 (Freitag, 18:30 Uhr)
Gleichzeitig zu dem Sandhausen-Darmstadt-Spiel begrüßte das Team von der Pader das Team von der Düssel. Thiounes Fortuna hat das selbe Ziel wie Kwasnioks Sportverein: im Aufsteigsrennen ordentlich mitmischen. Beide Teams stehen für einen offensiven Fußball, in dem der Ballbesitz eine Rolle spielt. Entsprechend waren auch dei Ansagen vor dem Spiel, dass sich keine der Mannschaften verstecken will. Düsseldorf bezwang in der Woche zuvor den 1. FC Magdeburg in einem Kampfspiel mit einem 3:2, während Paderborn in Karlsruhe in einem schmiereigen Spiel die 3 Punkte durch ein Tor in der letzten Minute der Nachspielzeit mitnehmen konnte. Somit steht man in der Tabelle direkt nebeneinander. Das Spiel sollte gerade zu Anfang von einem guten Tempo seitens der Paderborner geprägt sein. Die Düsseldorfer konnten sich dem gut erwehren, sodass eine glasklare Torchance nicht zustande kam. Die Düsseldorfer stellten ein wenig um nach einer halben Stunde, wodurch sie durch Hennings und insbesondere Tanaka, dessen Schuss durch eine super Reaktion seitens Keeper Huth gehalten wurde, beinahe in Führung gegangen wären. Nach einer guten Chance des Paderborners Pieringer nach etwas mehr als einer halben Stunde (Keeper Kastenmeier war zur Stelle), konnte dieser dann doch durch ein knappes Zuspiel des an der Grundlinie entlangdribbelnden Conteh Kastenmeier zum 1:0 überwinden. Nach der Pause waren es vor allem die Düsseldorfer, die das Heft des Handelns in die Hand nahmen. Nach 55 Minuten dann kam es zu einer schwierig einzuschätzenden Situation. Düsseldorfs Kabownick brach nach einem suoer Zuspiel durch die Verteidigung von links (aus Sicht der Fortunen) in den 16er durch, wurde aber durch Justvan abgegrätscht. Es kam zum Pfiff und zur Überprüfung. Justvan traf Kabownick, allerdings war die Frage, ob zuvor Ball gespielt wurde. Dies war extrem schwer zu beantworten, da es evtl. einen minimalen Kontakt an den Ball gab. Schiedsrichter Reichel gab dann den Elfer im Zusammenspiel mit dem VAR; Hennings schoss genau in die rechte Ecke, die Huth trotz richtigem Absprung nicht erreichen konnte. Kurze Zeit später kam es vor dem Strafraum der Fortunen zu einem Foul, der in einen Freistoß für den SCP endete. Die beiden Standardschützen Muslija und Justvan sprachen sich ab, letzterer setzte den Freistoß in die Mauer. Pieringen war schnell und nahm den Abpraller zum Abschluss, der Schuss wurde sodann abgefäscht, wordurch er über den hechtenden Kastenmeier hinweg an die Latte prallte. Der dann reaktionsschnellste war der Paderborner Verteidiger Heuer, der den Abpraller zum 2:1 ins Tor bugsierte. Der in dem Tor liegende Kastenmeier war machtlos. Nachdem zwei Drittel des Spiels vorbei waren, kam es wieder zu einem Elfmeter durch Justvan und Kabownick… diesmal traf letzterer aber ersteren. Der Kontakt im 16er war in meinen Augen genauso schwer zu identifizieren wie zuvor ein vermeintlicher Ballkontakt beim ersten Elfer. Auch hier erfolgte nach Absprache des VARs der Elfmeter, was angesichts der Auslegung (anhand des ersten Elfers) nachvollziehbar war. Muslija trat an und schoss den Elfer etwas glücklich unter dem hechtenden Kastenmeier hinduch zum 3:1. Die Führung ging insgesamt in Ordnung, denn die Düsseldorfer wurden nicht mehr sonderlich aktiv. Einen Schlusspunkt setzte der eingewechselte Leipertz in der 81. Minute zum 4:1.
Fortuna Düsseldorf musste also auswärts eine Schlappe im Kampf der Verfolger einstecken. Doch das insgesamte Resultat der Saison ist gar nicht mal unansehnlich. Natürlich sind die Ansprüche der Fortunen bzw. des Umfelds andere (Bundesliga), doch Trainer Thioune ermöglichte erst die Gleisausrichtung nach seiner Übernahme in der letzten Saison. Meistens schafft es die Foruna, das offensive Spiel gekonnt anzuwenden. Doch sie haben immer wieder einige unkonstanten (nicht nur individuelle Fehler) in ihrem Auftreten. Da keine Neuzugänge im Winter verzeichnet wurden, scheint der Trainer zufrieden zu sein mit seinem Spielermaterial - oder der Verein kann nicht ergänzen. Insgesamt scheint das Ziel im Verein klar, und die Stimmung (zumindest von außen) nicht zu brodeln. Bestimmt wird Trainer Thioune daran durch sein entspanntes und klares Auftreten seinen Anteil zu haben. Jedoch hat wahrscheinlich das dann dich knappe Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg einen so ordentlichen Klumpen Salz in die Suppe fallen lassen, dass es etwas salty in der Community werden kann, stimmen nun die anderen Ergebnisse nicht mehr. Denn die Fortuna schwamm auswärt schon oben auf, verlor aber durch einen etwas unglücklichen Ausgleich und auch einer Ungeklärtheit im Elfmeterschießen bezüglich der Schützen. Düsseldorf steckt aber immer noch mitten im Verfolgerfeld und wird wohl auch jede Chance wahrnehmen, und sei es, dass Thioune selbst die Spieler über den Platz schubst.
Der Sportclub aus Paderborn hat nach einem Schwächeeinbruch vor der Winterpause wieder gut verkraftet. Die Zeichen standen aber zu Beginn nicht unbedingt auf einen klaren Offensivsieg. Gegen Karlsruhe lief das Paderborner Spiel schleppend und einfallslos im Sturm. Dann im Pokal gegen den VfB Stuttgart zeigte man sich von einer ganz anderen Seite als in der Liga. Auf der einen Seite kann man hervorheben, dass - und das ist für Paderborn durch die offensive Ausrichtung tatsächlich nicht selbstverständlich und zuvor beobachtbar gewesen - die Defensive extrem gut funktioniert hat. Doch zum Schluss wurde man aufgrund seiner Passivität zurecht durch zwei starke Tore der Stuttgarter aus dem Pokal geworfen. In Düsseldorf stand also ein wenig die Frage der Ausrichtung auf dem Plan, zumindest war man im Fanlager schon ein wenig besorgt. Das Spiel lief dann Gott sei Dank wieder mehr in der Ausrichtung wie am Anfang de Saison und auch in der letzten Saison - in der auch die Gemeinsamkeit liegt, dass man zum Winter hin eine ziemliche Schwächephase hatte. Außerdem ist anzumerken, dass zwei Langzeitverletzte (Klefisch und Klaas) am Spiel teilnehmen können, und der 19 Jährige Leispieler Humphreys aus Chelsea einen enorm stabilen Beitrag zur Defensive des SCP’s dazuträgt - vermutlich iniziiert durch den neuen Sportdirektor Bense Weber als ehemaliger enger Mitarbeiter von Tuchel mit Chelsea-Vergangenheit. Hier wird sich zeigen, wie er die Arbeit des zum VfB Stuttgart entfleuchten Fabian Wolgemuth fortsetzen kann. Zumindest ist die Stimmung gut. Kwasniok hat ebenfalls die Fußstapfen von Ex-Trainer Steffen Baumgart gut ausgefüllt, schließlich führte er nun schon zweimal in zwei Saison die Paderborner über einen längeren Zeitraum in die Aufstiegsränge, und endete zumindest im oberen Drittel (plus-minus) zum Schluss.
Die Düsseldorfer dürfen wie oben beschrieben am Sonntag Mittag gegen den SV Sandhausen antreten. Ein Sieg ist schon fast ein Muss, um weiterhin eine Möglichkeit auf den Aufstieg in greifbare Nähe halten zu können. Dafür darf es aber keine Unvorsichtigkeiten gegen die spitzfindigen Sandhäuser geben. Paderborn wiederum tritt in Hannover gegen einen weiteren Aufstiegskonkurrenten (im weiteren Sinne) in der HDI-Arena an. Für Paderborn würde ein Sieg einen weiteren direkten Anschluss an die Aufstiegsplätze - zumindest auf Platz 3 - bedeuten, während Hannover diesen Sieg braucht, um auch weiterhin im vorderen Verfolgerfeld bleiben zu können. Gerade nach zwei recht glücklosen Spielen gegen Kaiserslautern und St. Pauli wäre ein Sieg für die Gemüter wichtig.
Jahn Regensburg - Arminia Bielefeld 1:3 (Samstag, 13:00 Uhr)
Ob Sportvater Jahn wohl mit einem Auge auf das Regensburger Stadion schielt? Keine Ahnung, ich glaube eher weniger an sowas. Aber dennoch ist festzuhalten, dass der SSV Jahn im Abstiegskampf steht… mit dem Ex-Bundesligisten Bielefeld?! Ja! Zu diesem Spieltag steht der SSV Jahn sogar vor der Arminia auf Platz 14 (Bielefeld auf Platz 17). Dieser Spieltag sollte also zumindest kurzfristig regeln, wer das Oberwasser im Abstiegskampf hat. Denn noch einmal ins Gedächtnis gerufen: Von Platz 18 bis Platz 9 gab es vor dem Spieltag nur 4 Punkte Unterschied! Das Spiel steht also vor dem Mantra des Klassenerhalts - etwas ganz anderes, was sich die Bielefelder wohl vorgestellt haben. Und für die Arminia fing das Spiel auch ganz gebraucht an: Elvedi köpft den Jahn Regensburg schon in Minute 2 zur Führung nach einer Ecke. Doch diesmal schafft es die Arminia, früh gleichzuziehen. Vasiliadis kann einen zweiten Ball vor dem Strafraum der Regensburger zu einem gezieten und schönen Tor verwerten, also ein 1:1. Es lässt sich vorab schon sagen, dass es bis zum Endspurt der zerfahrenen Partie Chancen für beide Teams gab. Interessant allerdings: in der 30. Minute gab es einen Zweikampf zwischen Bielefelds Ramos und Regenburgs Owusu, der später auch durch Albers ersetzt werden musste. Dieses Foul fand im Strafraum statt. Der Kicker lässt hier verlauten, dass es einen Elfmeter hätte geben müssen (ich habe diese Szene leider in der Audiokonferenz nicht mitbekommen), aber auch der VAR den Schiedsrichter Waschitzki-Günther nicht informierte. Also eine weggenommene Chance für den Jahn. Nach gut 77 Minuten war es aber dann wieder Regensburg, die durch Elvedi trafen… aber Abseits durch den VAR! In dieser Szene ist insgesamt bemerkenswert, wie sich Bielefelds Keeper Fraisl über die Entscheidung freut und einen Ansporn für seine Leute gibt. Insgesamt stellen sich die Arminen viel kampfbereiter dar, als es in manch anderen Spielen zuvor war. Und nun, zum Schluss, etwas für Fußballromantiker: Wer wird in der 70. Minute eingewechselt, wer hat aufgrund seiner eigenen und Arminias Situation seinen Vertrag verlängert, wer hat schon mehrmals, aber gerade in der letzten Saison eine schwere Kopfverletzung erlitten, der dann einfach zwei mal per Kopf (85. und 90. Minute) trifft: ja, es ist der Fabian Klos. Wo ist bitte seine Statue vor der Alm?! Es ist wirklich ein wenig zu kitschig, aber Klos kann per Flanke und per Freistoß zweimal gegen Regensburg zum dann 1:3 einnetzen. Die Matchwinner aus Bielefeld können erleichtert wieder nach Hause fahren, während die Regensburger die Niederlage mit bitterem Nachgeschmack erst einmal schlucken müssen.
Der SSV Jahn Regensburg meistert ähnlich wie auch Sandhausen einen Ritt auf der Zweitliga-Rasierklinge. Mit dem Coach Selimbegovic gehen sie nun schon seit 2019 ins Rennen der Zweiten Liga. Auch der Ex-Sportchef Jens Keller (jetzt 1. FC Köln) hatte keinen geringen Anteil daran. Aber eine gewisse Auffälligkeit gibt es im Mannschaftsgefüge. In der vorletzten Saison hatte der Jahn eine desaströse Einstellung zum Spiel. Häufig wirkten die Spiele zerfahren, und Punkte wurden über schweren und schlammigen Boden erwirkt, ohne dass man einen sicheren Klassenerhalt vorhersagen konnte. Erst mit dem Punktegewinn gegen Thiounes HSV kam die Spielfreude wieder auf. Dann kam die letzte Saison, und… oh Boy… die war überhaupt nicht Regensburg-Like. In der ersten Saisonhälfte glänzte Regensburg extrem durch eine Effizienz im Spiel und einem extrem stringenten Umschaltfußball. Namen wie Albers, Stolze, Gimber und auch Keeper Alex Meyer (nun Dortmund) brachten die Liga zur Verzweifelung. Nicht umsonst grüßte der Jahn von Oben. Man hatte natürlich den Vorteil, dass es wenig Abgaben im Spielermaterial lag (normalerweise der Preis eines gut performenden Zweitligisten) und gute Zugänge hatte. Doch zum Schluss wanderten die realistischen Regensburger auch nach Unten (Rang 15 zum Schluss, aber 8 Punkte vor Relegationist Dynamo Dresden). In dieser Saison fing es ähnlich an: gute und effektive Spiele (und frühe Führungen), aber dann wurde es schwerer. Der Jahn kam nicht in einen Drive wie zuvor, und musste immer wieder Punkte abschenken… wenn auch unglücklich, wie auch gegen Bielefeld jetzt. Interessant finde ich nun, wie der Jahn mit der Situation verfährt. Nach nun 6 Jahren steht wieder der Abstieg auf der Türschwelle. Wird Selimbegovic angezählt? Es bleibt bis jetzt ruhug für den 17ten.
Arminia Bielefeld erlebt eine Hinrunde des Schreckens. Als Bundesliga-Absteiger stand man vor dem Spieltag auf Platz 17. Dazu entließ man Trainer Uli Forte nach einer längeren kurzen Zeit, um den damaligen Osnabrücker Trainer (und Ex-Co von Steffen Baumgart) Daniel Scherning während der Saison nach Bielefeld zu lotsen. An der Situation änderte sich jedoch nicht allzu viel, Bielefeld schien einfach nicht in der Liga anzukommen.
Ich möchte hier mal meine Einschätzung dazu geben. Es wird häufig von Aufsteigern (insbesondere den Lang-Zweitligisten) erwartet, dass man sich defensiv ausrichten muss, um in der Bundesliga zu bestehen. Die meisten erfolgreichen Zweitligeisten geben dafür ihren Zweitliga-Spielstil auf. Bielefeld ist auch einer dieser Fälle, die ihren Offensiv-Fußball nach dem Aufstieg auf die Defensive umstellte. Danach gingen die guten Defensiv- und Mittelfeldspieler (vgl. Pieper, Doan und Wimmer) oder auch ausgezeichnete Spiele wie Ortega weg vom Verein… Nun steht Bielefeld in einer über die Jahre gut gewachsenen Zweiten Liga mit guten individuellen Spielern, ohne gute Offensivspieler und einer zerpflückten Defensive und eines unvollständigen Mittelfelds, und alle wundern sich warum das so ist. Ich vermute, dass es stark an diesem Aufsteigermantra liegt. Bielefeld wäre auch nicht die erste und diese Saison auch nicht die einzige Mannschaft, denen ein umgekehrter Durchmarsch bevorstehen könnte. Abgesehen davon finde ich diese Argumente etwas kurz geschoren. Auf der einen Seite klagt man über den destruktiven Fußball der ‚Abstiegsmannschaften‘ in der Bundesliga, verlangt (starkes Wort, ich weiß, kam aber imer wieder auch im Rasenfunk hoch) einen Defensivfußball von den Aufsteigern, damit sie nicht mit ihrem - attraktiven, wenn auch unterlegenem - Offensivfußball direkt absteigen. Bielefeld scheint wieder eine dieser Mannschaften zu sein, die genau in diesen Brunnen gefallen sind.
Die Arminia konnte sich ein wenig Luft verschaffen, und steht auf Platz 13 (20 Punkte). Am Freitag Abend besucht ein Tabellennachbar die Alm: Hansa Rostock (Platz 12, 21 Punkte) tritt hier an. Jahn Regensburg wiederum tritt am Samstag Mittag gegen den Pokalspielsieger Nürnberg in deren Stadion an. Diese liegen punktgleich auf Platz 16 genau über dem SSV, ein Punktegewinn wäre essentiell.
FC Kaiserslautern - Holstein Kiel 2:1 (Samstag, 13:00 Uhr)
Der Drittliga-Aufsteiger aus K’Lautern spielt wohl die Saison, die Holstein Kiel wohl hätte spielen wollen. Während der Neuling sich fulminant nach der Relegation mit Trainer Schuster (anstelle von Antwerpen, der vor den Relegationsspielen gefeuert wurde) an die Spitze schoss, sitzt der Beinahe-Aufsteiger Kiel aus der Saison 2020/21 im Mittelfeld fest. Beide Mannschaften konnten im vorherigen Spieltag gegen Hannover (K’Lautern) und Fürth (Kiel) gewinnen, worduch sie am Verfolgerfeld Anschluss halten beziehungsweise als erster Verfolger ins Feld gehen. In diesem Spiel sollte sich abzeichnen, wer als Aufstiegsaspirant die Oberhand behalten sollte in der nächsten Zeit. Das Spiel auf dem Betzenberg wurde damit ins interessante Licht gerückt. In dem Spiel lief es erst in Richtung K’Lautern, denn nach 6 Minuten Köpfte Hanslik nach Flanke die Roten Teufel zum 1:0. Die Kieler waren nicht untätig, doch erst entstand keine Folge daraus. Doch in der 30. Minute traf Kiels Porath per Kopf zum kuriosen Ausgleich: Luthe sprang aus dem Tor hoch, während Poraths Kopfball eher ungefährlich in den Torraum flog. Dadruch sprang Luthe allerdings über den Ball hinweg, der so die Torlinie überquerte und so das 1:1 verkündete. Bis nach der Halbzeit lebte das Spiel vor allem durch die Stimmung. Doch Lautern drängte scheinbar mehr aus Tor, und nach 70 Minuten war es dann soweit. Der Topscorer Boyd verwertete einen Querpass von Zuck zum 2:1 gegen die Kieler. Es lag noch das 3:1 in der Luft, aber Schusters Teufel besiegten Rapps Kieler. Damit behauptet Kaiserslautern die direkte Verfolgerposition auf Platz 4, während die Kieler auf das Endfeld der Verfolgergruppe auf Platz 8 mit weiterhin 28 Punkten aufpassen müssen.
Holstein Kiel erlebt in dieser Saison etwas, was nichts Fisch und nichts Fleisch ist. Gemessen an de Herfunkft in der Vergangenheit ist es aber etwas, über das mann sich nicht beklagen kann. Der oder eher gesagt die Coups unter Anfang (ja er schon wieder) und Jetzt-Werderaner Werner in Richtung Bundesliga schlugen fehl, doch Kiel gibt sich nicht auf. Auch nach dem schweren Start unter Werner (und dessen Abgang) konnte Rapp die Kieler auf einem Niveau halten, welches nicht schlecht, aber auch nicht herausragend ist. Es stellt sich bei Kiel die Frage, was passieren wird, wenn Spieler wie Hauke Wahl (etwas schwächer als zuvor), Fin Bartels (Verletzung) oder auch Skrybski (Topscorer der Kieler) gerade mit Blick auf die nächste Saison passieren wird. Rapp ist wahrlich kein schlechter Trainer, aber es ist schwer zu sagen was passieren wird, wenn bestimmte Teile de Mannschaft gehen werden. Kiel wird wohl keine (direkte) Rolle mehr im Aufstieg, außer, dass sie Punkte der Aufstiegsaspiranten klauen.
Apropos klauen, was denn mit K’Lauentern. Denn die klauen sich einige an Punkten zusammen. Und dadurch stehen sie als Aufsteiger auf dem 4ten Platz. Also wirklich, was da los?! Ist es irgendwie dieses Lautern-Gen, wodurch sie dann in der nächsten Saison mit Schuster die Meisterschaft gewinnen? Naja, erst einmal die kleinen Schuster-Brötchen backen. Es wäre nicht der erste Ligaaufsteig für Schuster mit einem Aufsteiger (siehe Darmstadt). Doch der Verein aus Kaiserslautern glänzt nicht nur durch seine Kulisse auf dem Betzenberg. Auch die Auftritte sind teils Emotional, teils weniger spielerisch überzeugend. Aber es ist nicht der ‚klassische‘ Schuster, der da zu sehen ist. Die Mannschaft insgesamt ist giftig, griffig und hart gegen den Ball. Leute wie Luthe, Redondo, Thomiak etc. haben ihren Anteil daran, hier macht auch die Erfahrung den Unterschied. Das konnte man auch als Pderborner feststellen, als die Ex-Spieler dem Ex-Verein keine Pufferzone bieteten. Aber hier schafft es Lautern auch immer wieder mit dem Ball seine Aktionen und Tore zu kreieren. Es braucht nur bedingt einer Umschaltaktion, häufig reichen unter anderem Standards, aber auch eigenen Spielsituationen einem Tor. Es wäre wirklich interessant, was Kaiserslautern macht, wenn sie wirklich aufsteigen sollten. Ich sehe das eher als eine besondere Vereinsgeschichte an (wie evtl. Elversberg in Liga 3 momentan), aber wer weiß. Alles ist möglich im Fußball, in jedem Fall eine geile Saison für den Betze.
Die Kieler müssen im nächsten Spiel am Samstagmittag gegen die Magdeburger bestehen. Auf der einen Seite kein einfachses Los, da die Magdeburger unter anderem dem HSV ein 2:3 Gewinn im Volkspark abringen konnte, aber auch dort nicht alles rund läuft. Für Kiel ein Muss-Sieg, um sich weiterhin vom Abstiegsfeld fernhalten zu können. Kaiserslautern besucht am Sonntagmittag St. Pauli. Dies wird eine interessante Paarung sein. St. Pauli will sich von den Abstiegsplätzen absetzen, doch auch Lautern will die 3 Punkte für einen Klassenerhalt (ja, darum geht es, wie auch bei Freiburg und Co.) mitnehmen.