Also ich finde, dass es kaum mehr gibt, worüber man bei Dortmund reden kann. Der BVB, den wir aktuell sehen, ist das was halt seit Jahren im Verein drin steckte. Vor drei Jahren haben dann noch zwei Ballon D’Or Spieler bei Dortmund gespielt und die strukturellen Mängel überdeckt. Und die letzten beiden Jahre ging es ja schon stetig bergab, aber dennoch hat man seine Expected Points überperformt und dann durch glückliche Titelmöglichkeiten (Historische Schwächephase der Bayern und Glückliche Fügungen in der CL) auf einem besseren Weg gewirkt, als man es war.
Also das mag sich böse anhören, aber ist doch klar, dass man sich stetig immer wieder neu erfinden muss, um über 10 Jahre eine Position in der Liga zu zementieren. Und das gelang ja auch ziemlich gut als man dann nach den Meisterschaften mit relativ vielen eigenen Spielern dann umgeschwenkt ist in Richtung Toptalente-Ausbildung. Aber dieses Konzept strauchelt ja seit vielen Jahren, wo man zwar weiterhin 30 Millionen am laufenden Band ausgegeben hat, um den nächsten Großen zu finden, sie aber nicht mehr dabei waren. Nachhaltig und vollumfänglich war das Konzept damals auch nicht, es war eher eine Art Lotterie, die solange gut ging, wie es eben gut ging. Dass man aber abseits des Erfolgs auch damals schon die gleichen Probleme hatte wie heute, hat man damals eben nicht dringlich genug erkannt und behoben, weil man dennoch immer klarer Nr. 2 war: Inhärente Inkonstanz der Mannschaft, unklare sportliche Ausrichtung, ewige Trainerdiskussionen, schiefe Kaderplanung, das gab es doch auch schon unter Favre.
Und Dortmund hat ja unter Kehl versucht, das Konzept zu verändern und sich kadertechnisch breiter aufzustellen. Mehr Erfahrung in der Bundesliga, mehr deutschsprachige Spieler, mehr sofortige Hilfen, und einen pragmatischeren spielerischen Ansatz. Aber nachhaltig war das auch nicht, denn man kam dem Erfolg zwar nahe, hat aber den letzten Schritt zweimal verpasst. Und das Konzept war halt nicht darauf ausgelegt, einen Boden einzuziehen, unter den der BVB maximal fallen kann, sondern es ging darum, die Decke zu erhöhen, in der Hoffnung, dass ein Titelgewinn ähnlich wie in der letzten Dekade den Abstand zu den Verfolgern wieder auf Abstand zu bringen und dann wieder 10 Jahre lang klare Nummer 2 zu sein. Denn Leipzig hat schon damals angefangen, Dortmunds Pfründe abzugraben, in dem sie durch ihre MCO-Struktur es ihnen schwerer gemacht haben, als einziger Verein in Deutschland interessant für Top-Talente mit CL-Ambitionen zu sein.
Und jetzt wo das gescheitert ist, ziehen eben auch andere Vereine als nur Leipzig an Dortmund vorbei. Und hier ist eben mindestens Leverkusen zu nennen, die halt auch auf WIN NOW gesetzt haben, aber halt dann konsequenter. Sie holen dann einen Alonso statt Terzic, einen Xhaka statt Can, einen Boniface statt Füllkrug, und haben einen Wirtz und können ihn halten.
Man kann halt sagen, Dortmund hat sich verzockt und durch den fehlenden Absicherungs-Boden muss man nun auch weiter in den Rückspiegel blicken und hoffen nur auf Platz 4 abzurutschen statt noch tiefer. Denn aktuell gibt es wenige große Argumente außerhalb des Namens, dass man klar besser ist als Top4. Denn vergleichen wir mal die folgenden Aspekte der Top6 (also Bayern, Leverkusen, Leipzig, Dortmund, Frankfurt, Stuttgart)
Trainer und Spielidee? Sahin vermutlich so Platz 4 oder 5 hinter Alonso, Hoeneß und Kompany
Sportliche Idee und Umsetzung? Dortmunds Kompetenzenchaos ist auf dem letzten Platz
Kaderplanung? Auch hier sehe ich Dortmund eigentlich am schwächsten von den 6
Teamchemie? Auch hier ist Dortmund am schwächsten, man muss nur Brandt-Interviews lesen
Nur wenn man sich dann die individuelle Qualität anschaut, dann kommt Dortmund hoch:
Torwart: Kobel Platz 3 hinter Gulasci und Nübel
Verteidigung: Schlotterbeck Platz 2 oder 3 vermutlich
Mittelfeld: Dortmund eher so Platz 5 hinter Musiala Wirtz Xavi Millot
Sturm: Guirassy auf Platz 2 hinter Kane
Das kann halt reichen, um Platz 4 zu erreichen, aber müssen muss da gar nichts. Und wenn Dortmund dann mal die CL verpasst, ist die Qualität ohne Struktur dahinter halt schnell weg.
Wenn man sich mal die Punkte und XP der letzten Jahre anschaut, dann erkennt man auch ganz gut, dass irgendwas neu ist.
In den letzten drei Jahren war Dortmund zwei mal unter der magischen 60 Punktegrenze was XP anging. Das letzte Mal davor war in der verfluchten Saison unter Klopp, was zeigt, dass das ungewöhnlich ist. Denn wenn man 60 Punkte nicht erreicht, dann wird es schwer mit Platz 4 (im Durchschnitt 59 Punkte seit der Drei-Punkte-Regel). Außerdem erkennt man, dass in den letzten 6 Jahren Dortmund immer ihre XP deutlich überperformt hat und zwar im Schnitt um 7 und das macht ein Team das sonst immer um die 68 Punkten um Platz 2 buhlt (im Durchschnitt seit Drei-Punkte-Regel 68 Punkte) ein Team das mit eher 61 Punkten um Platz 4 bangen müsste. Dass dies also erst diese und letzte Saison so richtig zu tragen kommt, liegt vermutlich eher an Glück und individueller Qualität als gute Strukturen. Und dann ist es auch kein Wunder, dass irgendwann wie die Saison eben XP und P zusammenkommen und man auf einmal deutlich schlechter dastand als man immer dachte.