Data is Beautiful - Statistiken und Grafiken zum Fußball

Ich habe ein etwas abseitiges Daten-Thema, das durch die Änderung der Sicherheitsrichtlinie des Landesverbandes Brandenburg inspiriert ist: Die Spielabbruchstatistik und der mediale bzw. sportpolitische Umgang damit. Denn die neue Regelung scheint wohl vor diesem Hintergrund erlassen worden zu sein und stellt die Vereine in Brandenburg vor einige (organisatorische und finanzielle) Probleme. Tatsächlich hatte ich vor einiger Zeit schon einmal (keine Ahnung mehr warum ich das gemacht habe) nachgeguckt, was so dran ist an immer „Mehr Gewaltdelikte im Amateurfußball“ und habe mal beim DFB nachgeguckt:
Vielleicht nicht so viel, wie daraus gemacht wird - jedenfalls wenn man für 22/23, 21/22 und 18/19 nachschaut (sorry, ich habe keine schöne Grafik, wer will kann in die aktuelle Grafik beim DFB schauen):
0. Anzahl der erfassten Spiele
18/19: 1.305.136
21/22: 1.219.397
22/23: 1.234.154
1. Spielabbrüche (Abbruchquote)
18/19: 685 (0,052%)*
21/22: 911 (0,075%)
22/23: 961 (0,078%,)*
2. Vorfälle insgesamt (Quote)
18/19: 6291 (0,48%)
21/22: 5582/5847 (0,46%/0,49%)**
22/23: 6224 (0,50%)
3. Gewalthandlungen (Quote)
18/19: 3978 (0,31%)
21/22: 3544 (0,29%)
22/23: 3907 (0,32%)
4. Vorfälle, die sich gegen den Schiri richten (Quote)
18/19: 2906 (0,22%)
21/22: 2399 (0,20%)
22/23: 2680 (0,22%)

*= Der DFB rundet 21/22 anders als in den beiden Jahren; ich habe die beiden Quoten (18/19 und 22/23) an das Jahr angepasst, weil es 21/22 eine Kommastelle mehr gab.
**= Der ZDF-Bericht und die DFB-Quelle nennen unterschiedliche Zahlen für 21/22. Deshalb sind beide abgebildet.

Zumindest auf den ersten Blick bekomme ich da meine Schwierigkeiten mit der herrschenden Deutung, die eine Gewaltzunahme sieht. Denn die Quoten unterscheiden sich immer nur im Promillewert voneinander und scheinen mir doch Recht stabil zu sein. Nur die Spielabbrüche haben einen Sprung gemacht (auch wenn das immer noch kein Massenphänomen ist und die Quote selbst sich auch nur im Promillebereich geändert hat). Das ist in meinen Augen allerdings nur ein mittelmäßig valides Indiz für die tatsächliche Gewalt auf deutschen Amateurplätzen: Die Schwere der Gewalttaten/Vorfälle erfasst die Statistik überhaupt nicht (soweit ich das sehen konnte). Gleichzeitig könnte das Mehr an Spielabbrüchen auch an gestiegener Sensibilisierung bzw. besserer Rückendeckung durch die höheren Ebenen (sodass die Schiris eher bereit sind abzubrechen) oder daran liegen, dass die Referees heute eher einen Abbruchbericht abgeben als gar keinen abzugeben (keine Ahnung wie wahrscheinlich das ist).
Anhand dieser Zahlen kann ich jedenfalls über die Qualität gar nichts sagen und über die Quantität sehr wenig (wenn ich nicht nur bei den absoluten Zahlen bleibe).

Wie seht ihr das? Habe ich irgendwo einen Gedankenfehler drin? Ist das überhaupt was für diesen Thread?

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