Equal Pay - Frauen

Nach längerer selbst aufgelegter „Abstinenz“ melde ich mich mal wieder. Es geht mir hier um die „Equal Pay“-Debatte, die im Rahmen der Begleitung der Frauen-WM öfter mal Thema war.

Zwei Dinge vorab:

  1. Vielen lieben Dank für die tolle umfangreiche Berichterstattung zur WM. Ich habe kaum Worte dafür, wie toll und erfrischend ich die Rasenfunk-Sendungen dazu finde. Das ist in meinen Augen ein echter Meilenstein und kann gar nicht hoch genug gelobt werden. Bitte macht weiter so. Für mich stellt es wirklich eine Bereicherung in meinem Leben dar.

  2. Ich habe nach Threads zu diesem - durchaus schwierigen - Thema gesucht, aber keine gefunden. Bitte verweist mich auf entsprechende Threads, um eine Redundanz zu vermeiden. Ich möchte wirklich kein „Fass aufmachen“, wenn das Thema aktuell schon diskutiert oder in der Vergangenheit zu Genüge diskutiert wurde.

Bis dahin belasse ich es dabei.

Liebe Grüße,

Andreas

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Da du nicht wirklich eine Frage gestellt oder Debatte angestoßen hast:
„Equal Pay gut“
Debatte erledigt :white_check_mark:

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Du hast natürlich recht, dass ich keine konkrete Frage gestellt habe. Ich wollte tatsächlich erst einmal abwarten, ob mich jemand auf einen eventuell vorhandenen Thread verweist.

Ich hätte das stärker als Frage formulieren sollen, also etwa „Gibt es dazu schon einen Thread, oder wurde das Thema innerhalb eines Threads zu einem anderen Grundthema schon erschöpfend diskutiert?“.

Ich würde deinen Satz leicht abändern: „Equal Pay ist wünschenswert.“.

Ich selbst arbeite z.B. als Programmierer. Dort gibt es für mich keinen Grund, warum Männer und Frauen unterschiedlich bezahlt werden sollten. Für den Kunden ist es völlig irrelevant, wer den gewünschten Code schreibt, meine Firma bekommt immer die gleichen Raten bezahlt.

Der Fußball unterscheidet sich hiervon aber schon sehr grundsätzlich, da die Einnahmen stark am öffentlichen Interesse und dadurch erzielten Werbeeinnahmen orientiert ist.

Bei den Nationalmannschaften kann man anhand der TV-Quoten in Deutschland sicherlich mittlerweile sagen, dass das Interesse am Frauenfußball stark gestiegen ist und sich nicht mehr allzu groß vom Interesse am Männerfußball unterscheidet. Für die Bundesligen gilt das aber leider noch lange nicht.

Hier würde mich halt interessieren, wie sich „Equal Pay“ in diesem Zusammenhang realisieren lassen könnte. Welche Ansätze seht ihr dort?

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Grundsätzlich ist mein Verständnis bzgl. der Angemessenheit von „Equal Pay“ sehr ähnlich. Was aber auf jeden Fall forciert werden sollte, ist den DFB und Männerfußball (Nationalmannschaft & DFL/Bundesliga) stärker in die Haftung zu nehmen, um „Equal Play“ zu ermöglichen.
Das für mich fehlende Puzzlestück, ist der Mangel an (kommunizierter?) Vision des Frauenfußballs, wo er hin will.

Will es die Blaupause des Männerfußballs nehmen um sich in Richtung Augenhöhe zu bewegen („Montagsspiel? Geile Chance für mehr Aufmerksamkeit!“) oder will es eine eigene Richtung einschlagen, will es etwas anderes als eine Kopie des Männerfußballs und seiner Mechanismen sein?

Ich höre da zu wenig aus der Frauen-Bundesliga (kann auch an mir liegen). Es gab im Rasenfunk gute Interviews mit Meppens Sportdirektorin Reisinger oder Freiburgs Trainerin Merk, die ein paar Gedanken in diese Richtung erahnen ließ. Aber beim Außenstehenden kommt keine Vision rüber – und der neue TV-Vertrag schien nicht wirklich irgendeine interne Reaktion hervorzurufen. Die einzigen die Puls hatten, waren die Rasenfunk-Community.

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Ich würde sagen (Achtung Polemik): Equal Pay schlecht. Debatte erledigt.

Nicht, weil der Grundsatz „gleiche Arbeit, gleicher Lohn“ falsch wäre oder man im Fußball auch nur ansatzweise dabei wäre das mal umzusetzen.
Ich habe nur zunehmend ein Problem mit dem Begriff Equal Pay und der Debatte drumherum - ein Problem, das @dogfood ja schon ein bisschen angerissen hat.
Momentan scheint mir die mediale Debatte ganz klar darauf fokussiert zu sein, dass der Frauenfußball genauso wie der Männerfußball sein soll und das wird dann primär mit dem Schlagwort Equal Pay verbunden. Warum, bitte, kriegen die Frauen nicht auch Millionen für ihre fußballerische Tätigkeit? In einer der Sendungen zur WM wurde darauf verwiesen, dass Alex Popp 40.000 (oder 50.000 ich weiß es gerade nicht mehr genau) Euro Jahresgehalt bekommt. Das ist ein himmelschreiender Unterschied zu den Männern. Nur kann man ja mal die gesellschaftliche Perspektive aufmachen: Das Medianeinkommen in Deutschland liegt bei etwas über 50.000 Euro und ein erheblicher Teil der Bevölkerung würde sich auch über 40.000 Euro Gehalt freuen. Noch viel mehr natürlich über die Millionen, die die Männer einstreichen. Da wird es gleich allgemeinpolitisch.

So wird auch vollkommen vergessen, dass die Verhältnisse im Männerfußball, jedenfalls auf Fanseite, nicht unumstritten sind und da verdammt viel im Argen liegt. Jemand, der jahrelang Männerbundesliga gespielt hat, geht zumeist als Millionär aus der Sache raus, aber trotzdem haben wir keinen wirklichen Wettbewerb (international natürlich genauso wenig) und der Breitensport leidet seit Jahren. Gerade wirkt die Debatte durch diese Fokussierung auf den ‚tollen‘ Männerfußball aber wie die Gehaltsdiskussion innerhalb von Mannschaften: Ich will 1 Million, denn X kriegt auch eine Million. Dass die Spielerinnen sich professionalisieren wollen und von ihrer Arbeit auch leben können wollen, ist nicht nur menschlich, das ist gut so. Aber ich habe den Eindruck, dass das auch von Verantwortlichen etc. vorangetrieben wird, die in erster Linie die Wirtschaftlichkeit ihres Produkts (Frauenbundesliga) oder ihres Unternehmens im Blick haben - auch das ist ihr gutes Recht. Nur bezweifle ich, dass diese Interessen tatsächlich deckungsgleich sind und umso mehr, dass die angestrebte Entwicklung im Interesse der Allgemeinheit ist.
Im allgemeinen Interesse wäre in allen Bereichen ein spannender Wettbewerb, der sportlich entschieden wird. Außerdem eine Reduktion der Gehälter und Ablösesummen (für den Teil jubeln mir die Clubs sicher zu), sodass mehr Geld in den Breitensport und die Ausbildung geht (den Teil mag man in den Vorstandsetagen sicher nicht so). Gerade letzteres heißt dann zwangsläufig, dass man auch dafür sorgen könnte (und mMn müsste), dass die Gehälter der Frauen und Männer identisch sind. Genauso wäre es im Interesse der Allgemeinheit, dass Fußballspielende aus dem Milliardengeschäft Fußball Mittel für einen Einstieg in das Leben nach dem Fußball bekommen (Ausbildungspläne samt Finanzierung etc, da nicht alle im Fußball bleiben können.). Das betrifft momentan sicherlich relativ wenige Männerbundesligaprofis, aber im Unterbau dürfte es einigen helfen und im Frauenfußball oder bei denjenigen, die es nicht in den Profibetrieb schaffen, betrifft es ja quasi alle.

Die Gelder wären durchaus da, sie sind nur nicht richtig verteilt. Harry Kane kriegt halt so viel Jahresgehalt wie mehrere Kleinvereine (sprich Kreisliga etc.) für die Aufrechterhaltung ihres gesamten Vereins mit Hunderten Spielern im Jahr braucht. Ganz zu Schweigen davon, wie viel Spielbetrieb die Bellingham-Ablöse finanzieren könnte. Oder wie viele Popp-Gehälter man damit finanzieren kann.

Kurzum wäre es sinnvoll eine Umverteilungsdebatte zu führen (ist hier ja schon oft genug passiert), statt auf Fußball-Business jetzt auch bei den Frauen zu setzen. Momentan erinnert mich die ‚Debatte‘ sehr an die Debatten um mehr Frauen in Führungspositionen. Einerseits will ich da noch nicht mal drüber reden, wenn dafür mal wieder das immer noch nicht vollständig durchgesetzte Recht auf den eigenen Körper oder beispielsweise die Situation von Alleinerziehenden (die immer noch in der Mehrzahl Frauen sind) vergessen wird. Andererseits ist das auch so eine Debatte, in der mir Partikularinteressen als Interessen der Allgemeinheit verkauft werden sollen. Mehr Frauen in den Führungsetagen / Millionen auch für Fußballspielerinnen? Dann ist es endlich fair, gerecht und toll!
Nein ist es nicht. Davon profitiert eine Handvoll und die Diskussion, die wir darüber führen könnten, ob es überhaupt diktatorische Manager braucht/irgendwer Millionen verdienen sollte, wenn Millionen (Menschen, nicht Geld) hart am strugglen sind, wird zugunsten einer Diskussion über Vorstandsposten ignoriert.

PS: @nDeeB1981 Ich glaube, wir hatten irgendwo mal so einen Thread, aber ich finde ihn auch nicht mehr. Vielleicht war das aber auch innerhalb der Diskussionen zur EM letztes Jahr.

PPS: Mir ist bewusst, dass das natürlich nicht nur eine deutsche Frage ist, aber ich denke, man kann das analog auch auf die internationale Ebene übertragen.

Die Spielerinnen der Liga F haben für die ersten beiden Spieltage zum Streik aufgerufen, „weil es nicht möglich ist, mit den Arbeitgebern eine zufriedenstellende Einigung“ über den neuen Tarifvertrag zu erzielen. Zu den Forderungen gehörte die Anhebung des Mindestlohns von 16.000 Euro pro Jahr auf 35.000 Euro über drei Spielzeiten und die Abschaffung des Teilzeitvertrags (der jetzt 75 % beträgt, d.h. selbst wenn ein Verein einem Spieler einen Stundenvertrag und keinen Vollzeitvertrag geben will, erhält dieser Spieler mindestens 75 % des im Vertrag vereinbarten Mindestlohns).
[…]
Ziel des Streiks ist es, „eine faire und würdige Behandlung der Fußballerinnen zu erreichen und das Lohngefälle zu verringern“, so die CCOO, die daran erinnert, „dass männliche Profifußballer ein Mindestlohn von 182.000 Euro haben“.

Link zu eldiario.es; Übersetzt mit DeepL

Ich hab keine Quelle auf deutsch überhaupt oder englisch mit einem angemessenen Informationsgehalt gefunden. Zur Position der Liga hab ich leider auch nichts gefunden.

EDIT: zu den Positionen der Parteien

Die fünf am Verhandlungstisch vertretenen Gewerkschaften (FUTPRO, AFE, Futbolistas ON, CCOO und UGT) hatten die Spieler bereits im Mai letzten Jahres zur Abstimmung gestellt, als die Gespräche zwischen den beiden Parteien ins Stocken gerieten. Damals war die Rede von einer Verlängerung um drei Spielzeiten zu 20.000, 25.000 und 30.000 Euro pro Saison auf Seiten der Gewerkschaft und 16.500, 17.500 und 19.000 Euro auf Seiten der Arbeitgeber, ein Angebot, das bei der letzten Sitzung im Juli zurückgezogen wurde, so dass es bei den heutigen 16.000 Euro blieb.

Link zu Marca; Übersetzt mit DeepL

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Ein kurzes Follow-up:

Nach dem der erste Spieltag ausgefallen ist, konnte man vor dem zweiten Spieltag folgende Einigung beim Mindestlohn erzielen:

  • Saison 2023/24: 21.000 €, die je nach Wachstum der kommerziellen Einnahmen des Wettbewerbs auf 23.000 € erhöht werden können.

  • Saison 2024/25: 22.500 €, die in Abhängigkeit von der Entwicklung der kommerziellen Einnahmen des Wettbewerbs auf 25.000 € erhöht werden können.

  • Saison 2025/26: 23.500 €, mit einer möglichen Erhöhung auf 28.000 € in Abhängigkeit vom Wachstum der kommerziellen Einnahmen des Wettbewerbs.

„Die Gewerkschaft betonte jedoch, dass es sich bei der Einigung über die Gehälter nur um einen „ersten Schritt“ handeln könne. Nun gehe es darum, in Fragen wie dem Mutterschutz, Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung, Aufwandsentschädigungen und weitere Forderungen voranzukommen.“ link zum kicker