FC Bayern München (m)

Was Christoph Freund in dem Interview über das kicker schreibt sagt fasst für mich leider zusammen, wie mit Themen von häuslicher Gewalt im Profifußball umgegangen wird. Freund sagt explizit dass es eine Privatsache wäre. Muss ich hier glaube ich nichts mehr zu sagen, wisst ihr denke ich eh wieso das kein gutes Argument ist.
Ich möchte aber auch nochmal auf den Begriff der Unschuldsvermutung zu sprechen kommen, der ja auch schon im Diskurs um andere Personen in den letzten Monaten sehr inflationär benutzt wird, leider jetzt auch hier. Manchmal wird so getan als könnte man mit so einem juristischen Begriff alles an Bedenken, Kritik und Schlussfolgerungen in den Wind schlagen, bis ein Richterspruch verkündet ist muss die Person ja per se unschuldig sein. Wir reden hier über eine Person der von mehreren Seiten aus unabhängig voneinader häusliche Gewalt vorgeworfen wird (was angesichts der Dunkelziffer bei diesem Delikt schon wirklich bemerkenswert ist), wen man das mit dem Argument „Unschuldsvermutung“ relativieren möchte hat man aus meiner Sicht den Schuss nicht gehört, wir wissen doch alle wie gut bei so einem Delikt die Chance auf eine Verurteilung ist, wollt ihr euch da in eurem persönlichen Urteil echt auf den Rechtsstaat verlassen?
Ich hoffe die Bayern Fans haben da einen etwas anderen Anspruch und bescheren den Verantwortlichen zumindest ein paar unangenehme Momente wenn das durchkommt.

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Möchte die Kritik an dem inflationär benutzten Unschuldsvermutung noch mal unterstreichen

Zum einen sind wir weder ermittelnde Beamten oder Richter, dass heißt wir dürfen uns voreingenommen eine Meinung bilden und diese dem Bayern auch mitteilen
Was der Verein damit macht ist seine Sache

Zum anderen Gilt die Unschuldsvermutung auch für Zeugen im Prozess, welche Boateng belasten. Denn eine Falschaussage ist eine Straftat.

Auch werden mir mit dem Wort zu viele unterschiedliche Fälle vermischt.
Jeder Fall muss individuell betrachtet werden.
Und dann muss man die Unschuldsvermutung nicht ausweiten(schon gar nicht auf c.ronaldo(die Informationen über seine Straftat stammen von Ihm aus seinem Anwaltsverkehr und dürfen deshalb nicht verwendet werden. Egal wie belastend die sachen sind, die Footballleaks geleakt hat, anwalts-mandantenverkehr unterliegt in vielen Ländern besonderem Schutz und deshalb darf der Spiegel den zb. Nicht verwenden))

Bayern ist ja als Konzern nicht unbedingt für moralisches Handeln bekannt, aber die Verpflichtung wäre definitiv nicht nur aus moralischer Sicht fragwürdig
Auch sportlich…
Man könnte ihn wirklich nur als Resozialisierungsmaßnahme verpflichten, aber da müsste es vorher eine rechtskräftige Verurteilung und dann ein Problem Bewusstsein geben. Sonst ist es einfach nur ein weiter so

P.s.
Das Tribünengespräch zur häuslichen Gewalt und wie Medien gehindert werden darüber zu berichten, fand ich sehr erhellend und traurig
Wenn ich das richtig sehe ist es Tribünengespräch nr 47

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Danke an @SteffenZidane und @strubehoved Ihr habt das genau richtig formuliert. Ich bin bei diesem Thema zu emotional und wütend. Das wäre dann wohl kein geeigneter Forumsbeitrag.

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Ja, ich will mich auf den Rechtsstaat verlassen (können). Das heißt nicht, dass man sich nicht eine eigene Meinung bildet. Aber dennoch ist es am Ende Sache des Rechtsstaates, das Urteil zu fällen. Sonst sind wir bei Selbstjustiz.

Ich will nicht falsch verstanden werden: Ich würde Boateng nicht verpflichten, aber ich würde eben auch nicht lange begründen, warum nicht.

Wir diskutieren hier im Forum ja nur deshalb so heftig, weil Bayern es sich leicht macht. Dafür bin ich nicht.

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Seh da keinen Widerspruch zu meiner Aussage, genau das habe ich mit „im persönlichen Urteil nicht auf den Rechtsstaat verlassen“ gemeint. Selbstjustiz habe ich weder gefordert noch war es meine Intention das hier zu tun.

Sorry aber ich sehe nicht, wo das Selbstjustiz ist

ST. PAULI hat mal die Zusammenarbeit mit einen Spieler beendet, weil der sich Pro Erdogan geäußert hat.
Das ist nicht mal justiziabel, aber es spricht gegen die Werte von St. Pauli und ich würde behaupten die meisten verstehen diese Entscheidung

Keiner von uns hat die macht, Boateng zu bestrafen und ich gehe auch nicht davon aus, dass jemand hier im Forum ihm eine runter haut

Boateng vertritt als Mitarbeiter ein Produkt, das einige Menschen lieben
Fussball und den FC Bayern

Und zu sagen, ich möchte nicht aufgrund eines sehr begründeten Verdachts, dass er etwas Vertritt, ohne dafür bis jetzt eine Konsequenz erlitten zu haben, ist ein Wunsch

Und bei nem 35jährigen Fussballer, dessen Karriere am Ende ist, ist eine Resozialisierungsmaßnahme auch quatsch

Er muss eh einen neuen Beruf lernen

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Nicht falsch verstehen: Ein Verein darf seine Entscheidung treffen, auch ohne dass ein Urteil ergangen ist, aufgrund seines eigenen selbst entworfenen Leitbildes.

Da bin ich ganz einverstanden.

Ich störte mich ein bißchen an der Formulierung von strubehoved - „wollt ihr euch da in eurem persönlichen Urteil echt auf den Rechtsstaat verlassen?“ - . Das wurde inzwischen ja ganz klar gestellt und ich sehe es so, dass wir alle drei einer Meinung sind.

Ich bin inzwischen nur so ein bißchen sensibilisiert, wenn ich fürchte, dass der Rechtsstaat nicht mehr ernst genommen werden könnte. Ich weiß, dass er daran teils auch selbst schuld ist, bin selbst Anwältin und ärgere mich oft genug über das eine oder andere Gericht. Aber es bleibt ein System, das Sinn macht.

Wie oben schon gesagt: Ich würde Boateng nicht verpflichten und hätte an Bayern Münchens Stelle die Sache nicht soweit eskalieren lassen. Mittrainieren, na meinetwegen, aber nicht im Bayern-München-Dress, da hätts auch ein weißes T-Shirt getan.

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Mittrainieren meinetwegen ? Im weißen T-Shirt wäre ok, weil ohne Wappen? Sorry aber das ist für mich inakzeptable Doppelmoral. Es geht nicht um die Revision oder ein zu erwartendes Urteil. Ich bin auch für einen Rechtsstaat, wenn ich auch im Gegensatz zu Dir, die Juristerei vor langer Zeit aufgegeben habe. Es geht nicht um Gesetze, Urteile, Formalitäten sondern die Zeichen, die Vereine wie Bayern München senden, wenn sie einen Menschen wie Boateng wieder in ihren Reihen aufnehmen. Da geht es auch nicht um Vorverurteilungen, sondern um dokumentierte Recherchen und Opfer, die sich nicht durch Paragrafen wegdiskutieren lassen.
Auch ich empfehle hier ausdrücklich das Tribünengespräch „Häusliche Gewalt im Profifußball“

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Und dazu noch die Aussagen, es sei ja seine Privatangelegenheit

WTF

Was ist das für eine beschissene Aussage
Wenn jemand Gewaltätig ist, ist es ok, solange es in der Familie bleibt, da haben wir von außen nicht drauf zu schauen und das nicht zu bewerten(vermutlich nicht so gemeint aber so kam es bei mir an)

Okay, sehe ich nicht so. Ein Mensch bleibt er trotzdem und deshalb hätte ich kein Problem damit, dass er bei irgendeinem Verein noch trainiert, um einfach selbst zu versuchen, auf der Höhe zu bleiben.

Das ist jedenfalls keine Aussage von mir gewesen. Denn das finde ich keinesfalls.

Sorry das war nicht an dich gerichtet, sondern so ein allgemeines abkotzen über das Verhalten von den Verantwortlichen(in dem Fall Christoph Freund)
Hätte ich gleich dazu schreiben sollen

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Nun, ich vermute mal, als vielfacher Millionär ist er nicht darauf angewiesen, von einem Profi-Club unterstützt zu werden. Auf der Höhe bleiben, geht sicher auch durch das Engagieren renommierter Personal-Trainer oder das Teilnehmen an einem Fitness-Bootcamp auf Ibiza oder Mykonos.
Eine Frage hätte ich noch, hast Du die Recherchen von Correctiv, Spiegel oder SZ zu diesem Thema gelesen? Oder die Prozessbeobachtungen der Gerichtsreporter?

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass auch das Amtsgericht München Boateng 2021 in erster Instanz verurteilt hat. Auch hier waren sowohl Boateng, als auch die Staatsanwaltschaft nicht mit dem Urteil einverstanden.
Beide Gerichte, das Amtsgericht München 2021 und das Landgericht 2022, sahen es als erwiesen an, dass Boateng seine frühere Partnerin beleidigt und verletzt hat.
Der Revision lagen jetzt reine Verfahrensfehler zugrunde.
Ebenso gibt es keinerlei Zweifel an seinem Umgang mit seiner Ex-Parterin Kasia Lenhardt.
Er behauptete in einem Interview mit der Springer-Bild, sie habe Alkoholprobleme, bezichtigte sie der Lüge und der Erpressung.
Im Anschluß daran veröffentlichte die Bild private Chatnachrichten.
Eine Woche später nahm sich Kasia Lenhardt mutmaßlich das Leben.
Der Deutsche Presserat erteilte der Bild mehrere Rügen wegen dieser Berichterstattung.
Ende 2022 wurde Boateng vom Landgericht Berlin dazu verurteilt, Äußerungen, dass die Verstorbene gefälschte Social Media Accounts benutzt und Lügen verbreitet hätte, wörtlich oder sinngemäß zu unterlassen.
Klägerin in diesem Verfahren war Kasias Mutter.

Das ist der Mensch von dem wir sprechen.

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Schade, dass das alles hier im FCB-Thread landet.
Ein eigenen Thread würde die Wichtigkeit des Themas betonen, kann aber selbst leider nicht splitten.

Jetzt steigt die Sportschau mit ein:

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Ich habe jetzt erst wieder reingelesen und erfreue mich an der guten Diskussion, danke dafür.

Noch mehr freue ich mich über die Entscheidung der Bayern ihn nicht zu verpflichten. Da hat dann wohl der öffentliche Druck gewirkt. Wenigstens besteht in diesem Fall doch eine rote Linie.

Das entscheidende Kriterium ist und bleibt für mich seine fehlende Reue. Das mag ein großes Wort sein und lässt sich auch als Einsicht oder meinetwegen sogar Problembewusstsein bezeichnen. Dass er nichts davon zeigt, sondern sogar weiterklagt, also in Revision geht, und es in Kauf nimmt die Betroffene damit weiter zu schädigen, ist einfach nur skrupellos. Sein Auftritt vor Gericht mit Bodyguards im Gepäck setzt dem noch die Krone auf.

Aus rechtsstaatlicher Perspektive ist das alles legitim. Dennoch ist es ebenfalls legitim, das sich die Gesellschaft/wir uns eine Meinung bilden und diese artikulieren. Ein derartiges Verhalten ist nicht strafbar. Zu recht. Aber es ist und bleibt widerlich.

Das ist hier wahrscheinlich Konsens, wurde in dieser Diskussion jedoch noch nicht benannt und ist für mich die wesentliche Kritik.

Ich bin froh, dass die Verpflichtung von JB vom Tisch ist. Das hätte ein endloses Medienspektakel bedeutet.

Ob er sportlich hätte weiterhelfen können, kann ich nicht beurteilen. So engagiert wie TT noch gestern dementiert hat, dass die Sache abgeblasen sei, scheint er in ihm schon einen sportlichen Mehrwert für die Mannschaft gesehen zu haben.

Seine Haltung zum Menschen JB hat mich allerdings irritiert bis geärgert. Wenn er wenigstens geäußert hätte, dass er bis zur endgültigen Bestätigung des Gegenteils von der Unschuld des Spielers absolut überzeugt sei (das hat nichts mit der Unschuldsvermutung zu tun, die vor Gericht zu gelten hat), aber die Begründung, das sei seine Privatangelegenheit ist nun wirklich unter aller Kanone.

Der FCB beleuchtet seit ein paar Jahren am 25. November zum internationalen Tag der Ächtung von Gewalt gegen Frauen sein Stadion orange. Er hat(te) ohnehin mit Coman und Hernandez zwei Spieler unter Vertrag, die diesbezüglich negativ aufgefallen sind. Beim einen lag es länger zurück, der andere zeigte sich zumindest einsichtig. Sich aber jetzt einen sehr drastischen Fall zusätzlich ans Bein zu binden, wäre schon fatal.

Was macht man denn am 25.11.? Beleuchtet man wieder? Dann würde dem Verein zu Recht ein hohes Maß an Scheinheiligkeit vorgehalten. Beleuchtet man nicht, wäre die Reaktion vllt. noch schlimmer.

Aus meiner Sicht, braucht man bei Boateng gar nicht auf die ungeklärte Sache mit der Mutter seiner Kinder abzustellen. Sein belegtes Verhalten im Fall Kasia Lenhart reicht absolut aus, dass man an seinem Charakter starke Zweifel haben kann und seit wann zählt der Charakter eines Spielers nicht ganz wesentlich zu den Einstellungskriterien (wenn es bislang auch nicht unbedingt um ihr Verhalten gegenüber Frauen ging - so ist das aber seit man sich der Kampagne angeschlossen hat, unabdingbar)

Boateng hat Kasia Lenhart dazu gebracht, eine einseitige Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen, von der sie selbst nichts hatte. Kann sich jeder selbst eine Meinung dazu bilden, warum sie einer solchen zugestimmt hat. Obwohl von ihr also nichts zu befürchten stand, hat er selbst aber umgehend schlechte Dinge über sie in der Öffentlichkeit verbreitet. Ob er sie damit in den Suizid getrieben hat, kann niemand zweifelsfrei sagen. Dass er sie den sozialen Medien zum Fraß vorgeworfen hat kann aber niemand dementieren.

Das reicht für mich absolut, dass der FCB besser niemals mit dem Gedanken gespielt hätte, sich wieder seine Dienste sichern zu wollen. Dass der angeblich so intelligente Tuchel nur in seiner Blase lebend diese Problematik nicht erkennen kann, nicht sehen will, halte ich für bedenklich und lässt mich bzgl. des Zerwürfnisses Tuchel/Watzke glauben, dass es wohl eher so war wie Watzke schilderte.

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Schauen wir mal, ob nach der Verletzung von Upamecano die rote Linie bleibt. Ich hoffe es sehr.

Es war eben nicht nur Tuchel, auch andere führende Akteure des FCB haben sich entsprechend geäußert. Freund der Sportdirektor zum Beispiel. Oder Leon Goretzka, dessen Äußerungen mich tatsächlich besonders betroffen zurückließen.

Tuchel scheint einer der wenigen Trainer zu sein, den Vereine nicht wegen mangelndem Erfolg entlassen. Das war in Dortmund und Paris so. Auch Chelsea hatte keine sportlichen Gründe.
Aber vielleicht passt es ja jetzt. Im Moment ist ja bei gewissen Werten recht viel Kongruenz erkennbar.

Ein guter Kommentar wie ich finde:

Gibt es denn keine Person im Verein, die das neutral sieht und mal auf den Tisch bringt?
Oder sind Personen wie Rummenigge unbelehrbar?

Als Aushängeschild hat man ja auch eine Außenwirkung für die Bundesliga.

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Ich mochte diese, nuancierte, Besprechung dazu.

Zustimmung, allerdings ist mir aufgefallen, dass in beiden Beiträgen die (im besten Falle ehemaligen) Verbindungen des FC Bayern nach Katar mit keinem Wort thematisiert wurden. Hätte man mMn als weiteren Aspekt durchaus aufnehmen können.

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