Frauen-WM 2023

Hier kommt mein Überblick zu den Däninnen, die das erste Mal seit 16 Jahren wieder bei einer WM dabei sind.

Der Trainer: Für Lars Søndergaard ist nach der WM Schluss. Seit 2017 trainiert der 64-Jährige das Team, stand zuletzt aber in der Kritik. Sein defensiver Spielstil eckt an. Bei der EM flog Dänemark in der Gruppenphase raus. Allerdings hat Søndergaard taktisch inzwischen umgestellt und im Kalenderjahr 2023 mit einer Viererkette gespielt. Bei der EM und den Testspielen 2022 war es noch eine Dreier- bzw. Fünferkette.

Nach der WM übernimmt Andrée Jeglertz. Der 51-jährige Schwede hat 2004 mit Umeå den UEFA Women’s Cup im Finale gegen den FFC Frankfurt gewonnen. 2009 übernahm er die finnische Nationalmannschaft und führte das Team zur EM 2013. Dazu coachte er das kanadische Nationalteam als Assistenztrainer bis 2020 und ist seit 2021 Cheftrainer beim schwedischen Klub Linköpings FC. Jeglertz steht für einen deutlich offensiveren Spielstil.

Die Qualifikation gelang spielend mit acht Siegen aus acht Spielen und 40:2 Toren. Wobei die Gegnerinnen (Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Aserbaidschan und Malta) nach dem Ausschluss Russlands eher schwach einzuschätzen sind.

Die Testspiele boten Licht und Schatten, wobei sich die Offensive oft ideenlos präsentierte - was angesichts der Ausfälle von Pernille Harder, Nadia Nadim und Stine Larsen auch nicht verwundert. Gegen Norwegen (2:0), Uruguay (3:2), Schweden (1:0) und Japan (1:0) gab es Siege, gegen Frankreich (0:1) eine Niederlage. Die Generalprobe ging gestern mit 0:2 gegen Spanien verloren. Dabei hatten die Däninnen so gut wie keine Chance und wurden vor allem zu Beginn völlig überrannt. Immerhin fing sich das Team nach rund 25 Minuten und hielt bis zur Halbzeit gut mit, im zweiten Durchgang war man aber erneut chancenlos. So geht es mit wenig Euphorie am Montag nach Australien.

Wer fehlt? Zwei wichtige Personalien in der Offensive sind bei der WM nicht dabei: Nadia Nadim ist bereits seit der letzten EM verletzungsbedingt nicht mehr im Kader gewesen. Und auch Stine Larsen (BK Häcken) ist nach ihrem Kreuzbandriss im April nicht rechtzeitig fit geworden. Zudem fehlen Sara Thrige (AC Mailand) und Sara Holmgaard (Everton). Für Aufsehen sorgte die Nichtnominierung von Caroline Møller (Real Madrid), die sich öffentlich beschwerte, von Anfang an keine Chance auf den endgültigen Kader gehabt zu haben. Trainer Søndergaard stritt diese Kritik ab.

Wichtige Spielerinnen: Die Offensive der Däninnen steht und fällt mit Pernille Harder, die in 141 Einsätzen 70 Tore erzielt hat und ab Sommer für den FC Bayern aufläuft. Lange galt ihr Einsatz bei der WM verletzungsbedingt als fraglich. Anfang Mai meldete sie sich beim FC Chelsea aber wieder zurück und traf fünfmal in den letzten sechs Ligaspielen.

Im Sturmzentrum soll Signe Bruun (Lyon) für Tore sorgen. In 33 Länderspielen traf sie bisher 18-mal, allein 12 Treffer erzielte sie aber in der leichten WM-Qualifikation.

Eine der spannendsten Personalien ist wie immer Kathrine Kühl (Arsenal), die mit ihren 19 Jahren schon 27 Länderspiele vorweisen kann - nur eine Dänin hat die 25-Spiele-Schallmauer eher durchbrochen: Pernille Harder. Entsprechend groß sind die Erwartungen an die Mittelfeldspielerin, die bei Arsenal allerdings noch nicht Stammspieler ist. Im 4-3-3-System von Trainer Søndergaard übernimmt Kühl meist die Position im linken zentralen Mittelfeld.

Ausblick: Der letzte große Auftritt von Trainer Søndergaard mit dem dänischen Team soll von Erfolg gekrönt sein. Wie dieser aussehen soll, wird aber nicht näher definiert. In der Gruppe mit England, China und den Außenseiterinnen Haiti ist das Weiterkommen definitiv möglich. Mich beschleicht beim Lesen der Berichte allerdings ein wenig das Gefühl, dass die Medien schon ein wenig ungeduldig auf die Zeit nach der WM und den damit erhofften offensiveren Fußball schauen. Zudem war in den Tests sehr viel Sand im Getriebe. Ich tippe auf ein Ausscheiden als Gruppendritter.

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Krasser Ansatz:

https://twitter.com/danielstorey85/status/1680210299629064192

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Weltklasse! So wird das gemacht!

Einer meiner Lieblingsyoutuber, maqwell, hat eine sehr gute Vorschaue zu den vietnamesischen Frauen gemacht, welche ich extrem informativ fand, da er selbst mit dem Land verwurzelt ist und daher auch einige Infos geben konnte, die man bei einer einfachen Recherche vielleicht nicht gefunden hätte.Außerdem hilft das Video enorm bei der Aussprache der Namen der wichtigsten Spielerinnen:
Es ist nur 15 Minuten lang, wer also Lust hat, kann es sich noch schnell vor Vietnams ersten Gruppenspiel anschauen!
(Das Video ist auf Englisch)

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Sehr interessantes Video - wenig überraschend dann noch etwas detaillierter als Max und Annika in der Vorschau auf das Team eingingen. Vielen Dank fürs Teilen.

Hat jemand zufällig noch andere Videos dieser Art in der Hinterhand?

Danke! Sehr informativ! :smiley::+1:

Sehr interessanter Artikel zur Frauen-WM und deren Auswirkung, von Alina Schwermer für die TAZ

„Doch unter einer schmalen Schicht Glitzer liegt knietiefer Morast. Unterhalb der ersten Ligen herrscht häufig eine Welt wie in den 50er Jahren:“

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Zur Halbzeit von #NGRvCAN die kanadische Qualitätszeitung Toronto Globe and Mail

The good news is that Canada has never failed to score in its opening game of a World Cup. The bad? It will need a shot on target to do so, something that the team failed to muster throughout the opening 45 minutes of this game.
In truth, the halftime whistle likely came at the perfect time for head coach Bev Priestman. The early dominance that Canada exuded for the first quarter of an hour seems like a long time ago as the two teams head to the dressing rooms.
Nigeria grew into the game as the half wore on and ended up generating the only shot on target from either of the teams, when Ifeoma Onumonu called Canada goalkeeper Kailen Sheridan into action to palm the ball around the post midway through the half.
Canada averted near disaster with 10 minutes to play in the half. A searching through ball was missed entirely by Sheridan, allowing Asisat Oshoala with a clear sight of goal, albeit from a narrow angle. However, Canada cleared and Ashley Lawrence bravely put her body on the line to get the ball out of the penalty area as she was clattered into by a Nigerian forward.
We wait to see what moves Priestman will make during the interval to get the Olympic champions operating on the front foot more come the second half.

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Auf keiner einzigen Sportseite einer nigerianischen Zeitung, die mir DuckDuckGo anbietet, gibt es einen Liveticker oder ist die WM auf Eins. Bei vielen Sportseiten dominiert die Premier League.

Titelseite einer Zeitung aus Haiti

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Ich weiß nicht ob das im Rasenfunk schon besprochen wurde (habs nicht geschafft mir alles anzuhören) aber mir fällt jetzt beim Deutschlandspiel nicht zum ersten Mal auf wie sehr der Faktor Ermessungsspielraum bei Schiedsrichterinnen eingeschränkt wurde, gleich in mehreren Bereichen.
Die Kommentatorin im ZDF erwähnte, dass Schiedsrichterinnen klare Vorgaben gegeben wurden, wie mit gewissen Fouls umzugehen ist, womit begründet wurde dass Ayomi eine gelbe Karte bekam. Hierbei ist es offensichtlich komplett egal was grade die Umstände sind, in dem Fall war es aus meiner Sicht absolut nicht nötig eine Spielerin zu verwarnen, das war Ayomis einziges Foul im Spiel in einer Phase wo das ganze längst entschieden war, ohne dass das Foul für das insgesamt ja sehr faire Spiel irgendwie relevant war. (war ja sogar irgendwo im Mittelfeld) Klar soll das die Fairness und Vergleichbarkeit erhöhen, für mich setzt es die Situationen aber einfach aus dem Kontext in dem sie stehen heraus. Gute Schiedsrichterinnen zeichnen sich aber für mich auch dadurch aus dass sie ein Verständnis für den größeren Kontext haben, in dem sie grade eine Entscheidung treffen.
In die gleiche Kerbe schlägt die Regelung für Nachspielzeit, beim Stand von 6:0 noch 9 Minuten draufzugeben würde einer Schiedsrichterin, die eigene Entscheidungen treffen darf, halt aus gutem Grund niemals einfallen. Macht keinen Sinn, nervt, macht den Fußball nicht fairer und erhöht unter Umständen auch noch die Belastung für Spielerinnen. Bin ich dann insgesamt kein Fan von wenn die Entwicklung so läuft, da nimmt man zu viele Möglichkeiten raus was Spielleitung und Reaktionen auf spielspezifische Dynamiken angeht.

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Da die Tordifferenz in der Gruppenphase darüber entscheiden kann ob ein Team das Achtelfinale erreicht, ist es erforderlich, dass die Nachspielzeit ausgespielt wird. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nicht, ob Marokko oder Deutschland am Ende ein Tor fehlen wird. Bei der gelben Karte für Nicole Anyomi kann ausschlaggebend gewesen sein, dass das Foul eher „von hinten“ begangen wurde.

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Wenn man die Szene rausnimmt ist das natürlich ein Foul für das man Gelb vergeben kann ja. Wenn man allerdings den Begriff „Verwarnung“ als solchen ernst nimmt ist ja eine Gelbe Karte auch ein Mittel von einer Schiedsrichterin dass eine gewisse taktische / „pädagogische“ Komponente hat, vor allem wenn die Schiedsrichterin ihre Kontrolle über das Spiel gefährdet sieht, die Spielerinnen ständig überhart agieren. Das war hier ja überhaupt nicht der Fall. Eine Regelung wie „wenn man an der Stelle/aus der Position trifft MUSS es Gelb geben“ ist aus meiner Sicht halt überhaupt nicht nötig, wir reden hier einige der besten Schiedsrichterinnen der Welt, die wissen schon was sie tun. Vielleicht hätte die Unparteiische ja auch hier ohne die FIFA Richtlinie Gelb gegeben, dann wäre es für mich sogar in Ordnung. Mich nervt nur prinzipiell das Eingreifen in diese Autonomie, der VAR ist da für mich schon genug Eingriff von außen.

Mit dem Torverhältnis hast du natürlich einen Punkt, ehrlich gesagt hat mich das mit der fehlenden Netto Spielzeit halt aber auch nie wirklich gestört. Es macht für mich Fußball halt nicht attraktiver wenn ich weiß dass ich am Ende noch eine so lange Verlängerung ranbekomme in der die Spielerinnen am Rande der Erschöpfung sind. Wenn die Spielerinnen ständig Zeitspiele begehen sollten die dafür halt die entsprechende Karte sehen, wenn die VAR Checks zu lange dauern muss sich die FIFA da was einfallen lassen.

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Für Ligaspiele gebe ich dir im Prinzip recht! Bei Turnieren, wo alles möglich ist (siehe Neuseeland-Gruppe), finde ich es folgerichtig, dass VAR- & Verletzungsunterbrechungen & „Neymar-Zirkusnummern“ entsprechend konsequent nachgespielt werden. Und wir wissen doch,…was manchmal in der allerletzten Sekunde passieren kann… Zumal bei Parallelspielen.

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Einfach 2x30 MInuten Nettospielzeit bei Großturnieren einführen.

Ich schreibe hier zum ersten Mal und hoffe, dass ich in der richtigen Kategorie gelandet bin (finde ich leider nicht so einfach…). Mich beschäftigt im Zusammenhang mit der Frauen-WM 2023 nochmal die TV-Präsenz. Wir hatten eine Hängepartie, bis klar war, dass die Spiele im Fernsehen überhaupt zu sehen sein würden. Schon mal gut, dass das der Fall ist. Aber durch die Anstoßzeiten in Down Under hätte ich mir eben doch gewünscht, dass jeden Abend nochmal (wie ein Brennpunkt, der ja auch wegen manchem Unsinn gemacht wird) ein Format mit Berichten über den jeweiligen Spieltag gezeigt wird. So, wie es der Rasenfunk geradezu vorbildlich und inhaltlich einmalig tut. Bei den Männern gibts rund um die Spiele immer so was, wie WM-Club und das vermisse ich bei den Frauen. Abends kann man durchzappen und findet nix, gerade mal noch die Ergebnisse in der Tagesschau und vielleicht mal einen Bericht in den Tagesthemen (und vice versa im ZDF). Wie seht Ihr das ?

Ein ausdrückliches Lob aber dem Rasenfunk, der einfach super berichtet. Danke dafür.

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Jo, es fehlt ein grundsätzliches Postgame-Analyse-Format, zumal auch die Berichterstattung in der Halbzeit oder direkt im Anschluss von nicht wirklich anspruchsvoller Tauchtiefe ist.

Auf der anderen Seite kann ich verstehen, wenn TV-Sender bei Spielen in ozeanischen/asiatischen Zeitzonen, eine Scheu haben, viel in ein Abendformat zu investieren.
Dies hat Eurosport anlässlich Olympia 2018 und 2020/21 versucht (Highlights & Tageszusammenfassungen) und sich quotentechnisch eine massivst blutige Nase geholt.

Auch der erst späte Zuschlag bzgl. der TV-Rechte hat viele Optionen weggenommen. Das Gros der Berichterstattung (nicht nur von ARD/ZDF, sondern auch BBC/ITV, France 2 und der M6-Gruppe) findet aus der Heimat statt. Du hast keine Studios vor Ort. Du kannst mit nur fünf Wochen Vorlauf nicht wirklich seriös solche Strecken im Abendprogramm planen. Das Ding hat die FIFA mit ihrem späten Gesprächsstart massivst vergeigt.

Irgendwo sind auch die ZuschauerInnen gefordert, sich diese Formate selbst zusammenzusuchen statt zu erwarten, das jedes und alles im Ersten und ZDF kommen müssen. Die Mediatheken sind grundsätzlich gut ausgerüstet – auch wenn ihnen aber, siehe oben, inhaltlich just dieses Postgame-Format flöten geht. Aber nicht jede Perle wird im linearen TV-Programm Platz finden (BTW: Hockey-EM in Gladbach, deutsche Spiele von ARD + ZDF nur online übertragen).

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Unter den Bedingungen, du hast es auf den Punkt gebracht, machen ARD & ZDF einen super Job! Respekt! Und für die Taktik-Nerds ist der Rasenfunk und andere zuständig! :smiley::+1:

Okay, diese sehr ausgefeilte Antwort von dogfood zeigt, dass man alles von den Rechten abhängig macht. Gesetzt den Fall, es hätte keine Fernsehrechte gegeben, hätte man dann bei der Planung nicht schon früh darüber nachdenken können, dass man abends, jedenfalls z.B. jeden 2. Abend ein Format einplant, in dem über die Frauen-Fußball-WM berichtet ? Ggf. dann ohne Live-Bilder, wenn ohne Rechte. Bißchen Kreativität ist im Grunde meine Forderung. Das muss dann m.E. auch nicht in ARD und ZDF sein, hätte ja auch mal ein anderer Sender auf die Idee kommen können. Aber irgendwie bleiben sie alle tatenlos und warten drauf, was mit den Fernsehrechten passiert.

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Mein Fazit zu dieser WM nach dem Südkorea-Desaster:

  1. Sofortige Entlassung von MVT ( 2 Spiele vercoacht)
  2. Versetzung von Claudia Neumann in den sofortigen Ruhestand ( völlige Inkompetenz + nervtötend)
  3. Sofortige Versetzung der gesamten ARD/ZDF-Redaktion zum Synchronschwimmen (völlige Inkompetenz)
    Ich freue mich nun auf das Achtelfinale mit Mannschaften ,deren TrainerInnen das beste aus dem jeweiligen Kader herausholen und sich nicht darauf beschränken, a la Wolfsburg Ihre vermeintlich 11 besten Spielerinnen aufzustellen, auf welcher Position auch immer.
    P.S.: War Laura Freigang eigentlich im Kader?
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