Hallo Max,
da Du dein Tagebuch in Punkto Kopfverletzungen führst und häufig über ein mögliches Tribünengespräch gesprochen hast, hätte ich hier etwas interessantes für dich.
Es gibt einen Handballpodcast namens „Kreis ab“ von Sascha Staat, in dem in der aktuellen Ausgabe (279) ein Interview mit einer Ärztin (Franka Weber) geführt wurde, welche als Neuropsychologin sich explizit mit den Folgeschäden beschäftigt. Vielleicht hilft dir das bereits etwas weiter…
Auch von mir hallo Max,
vielleicht von mir auch noch interessante Kontakte zum Thema Gehirnerschütterung/ SHT. In meiner Ausbildung zum klinischen Neuropsychologen hatte ich sehr interessante Seminare bei Herrn Dr. Mario Paulig, der auch sehr unterhaltsam über eher trocken wirkende Themen gesprochen hat. Darüber hinaus leitet Gerhard Müller ein Institut für neuropsychologische Fortbildungen in Würzburg. https://www.neuroraum.de/ Hier kannst Du bestimmt auch Kontakt zu entsprechenden Expert:innen bekommen. Wie ich auch gerade gesehen habe gab es am 19.6 einen Fachtag genau zu dem Thema.
Ich fiebere schon dem Tribünengespräch zu dem Thema entgegen
Da würd ich noch Eishockey und die Kultur in dem Sport reinwerfen. Für interessierte gibts ein paar Dokus dazu. Gerade dieser Tough-Guy-Cult, die Faustkämpfe auf dem Eis, harte Checks, da schaut man(n) gerne hin. Hat nur auch Konsequenzen. Die Folgen dieser für manche „normalen“ regelmäßigen Blackouts gepaart mit Schmerzmittelkonsum sind dann meist die neurologischen und psychischen Problemen, auch aus dem Football sehr bekannt und einige hat das auch schon das Leben gekostet.
Facepalm Moment des Tages: letzte Woche bekam ich als Amateurschiedsrichter in den Niederlanden die Regeländerungen. In den ‚Bekerbesluiten‘ (Pokalregeln) stand u.A. dass neben den 5 Auswechslungen eine weitere möglich ist bei Verdacht auf Gehirnerschütterung. War zwar ziemlich versteckt und nicht groß angekündigt, aber auf jeden Fall ein Schritt in die gute Richtung.
Bis heute. Gerade wurde jedem Schiri eine Mail geschickt mit der kurzen Nachricht dass die extra Auswechslung unabsichtlich in der definitiven Version der Pokalregeln gelandet ist:
Beste official,
In de bekerbesluiten voor de districtscompetities is ten onrechte melding gemaakt van de mogelijkheid om bij het vermoeden van een hersenschudding een extra wisselmogelijkheid toe te passen. Dat is NIET juist.
Bij wedstrijden van senioren (mannen en vrouwen) en de oudste jeugdcategorieën (JO19 en JO18) in de A-categorie zijn vijf wisselspelers toegestaan. Die wissels mogen verspreid over drie wisselmomenten worden toegepast. De rust telt niet mee als wisselmoment. Bij jongere jeugdcategorieën mag, afhankelijk van de leeftijdscategorie, zeven keer of onbeperkt worden gewisseld. De exacte wisselbepalingen per categorie kun je hier vinden.
Voor de duidelijkheid benadrukken we dus nogmaals dat in aanvulling op bovenstaande wisselbepalingen op geen enkel niveau in het amateurvoetbal een extra wisselmogelijkheid mag worden toegepast bij het vermoeden van een hersenschudding.
Met sportieve groet,
KONINKLIJKE NEDERLANDSE VOETBALBOND
Hans Schelling
Operationeel manager
‚Der Klarheit halber betonen wir daher noch einmal, dass zusätzlich zu den oben genannten Auswechselbestimmungen auf keiner Ebene des Amateurfußballs eine zusätzliche Auswechslung bei Verdacht auf Gehirnerschütterung vorgenommen werden darf.‘
Da hatte ich tatsächlich kurz Hoffnung der Verband wäre progressiv in der Richtung… Und da macht man so überdeutlich klar dass man Kopfverletzungen auch in Zukunft nicht sonderlich ernst nimmt
Hallo zusammen, hallo Max,
ich habe mir gerade den Mainzer Keller zum Thema Kopfverletzungen angeschaut und finde total klasse, dass Ihr versucht das Thema mehr in den öffentlichen Diskurs zu bringen.
Ich hoffe, dass aber dennoch ein Tribünengespräch zu dem Thema stattfinden wird, da meines Erachtens nach weitere wichtige Aspekte beleuchtet werden sollten. Es wurden ja zum Beispiel die verschiedenen Cluster (Emotionen, Kognition, Schwindel…) genannt, die bei einer Kopfverletzung überprüft werden sollten. Wie aber allein das Thema Kognition innerhalb des vorgesehenen Zeitfensters (drei Minuten!) zuverlässig eingeschätzt werden soll ist mir als klinischer Neuropsychologe mit viel diagnostischer Erfahrung ein Rätsel. Die Screeningverfahren, mit denen das überprüft werden soll, kenne ich nicht, aber erfahrungsgemäß sind diese Verfahren oft nicht sensitiv genug.
Deshalb würde ich mir wünschen, dass wenn Du ein Tribünengespräch planst, auch die neuropsychologische Perspektive mit einbeziehst, da diese bzgl. diagnostischer Aspekte und weniger offensichtliche Folgen von Kopfverletzungen betreffend einen wichtigen Beitrag leisten könnten.
Falls Du in dieser Richtung noch (fachliche) Infos von mir möchtest, kannst Du gerne Kontakt aufnehmen.
Vielen Dank auch für die Empfehlung des Sport-Inside Podcasts, aber ich glaube, dass trotzdem ein Tribünengespräch notwendig sein wird
Zum Thema Gehirnerschütterung (und andere Verletzungen): Ich halte es für falsch, das Spiel zu unterbrechen, und bin eher dafür, dass die Ärzte sofort auf den Platz dürfen.
Was ich aber mal wieder nicht verstehe, ist, dass man im Fußball nicht auf Fortschritte in anderen Sportarten zurückgreift.
Ich würde heutzutage mit den Ellenbogen im Kopfballduell eh nicht mehr ohne Mundschutz spielen, wieso macht man es dann nicht verpflichtend und nutzt die Vorteile?
Ich habe im Hinterkopf, dass das IFAB das Okay gegeben hat, im Falle von Gehirnerschütterungen ohne Belastung des Wechselkontingents wechseln zu dürfen. Ist das inzwischen umgesetzt, und wenn nein, wieso nicht?
Da muss man die Bundesliga wohl nicht verstehen. Zumal das ja auch noch gegen die eigenen Geschäftsinteressen geht. Der Schutz des „Spielermaterials“ sollte doch höchste Priorität haben. In der NHL ist doch wegen Gehirnerschütterung Sidney Crosby mal richtig lange ausgefallen. Und ich bin mir sicher, dass das auch im Sinne der Liga war. Die Alternative wäre das Karriereende. Und damit verdient die Liga nicht.
Mich lässt die Situation mit dem ohnmächtigen Ekitiké immer noch sprachlos zurück. Nkounkou rennt zum Schiri und macht ihn darauf aufmerksam - und er bekommt Gelb dafür. Und die Gelbe wird im Nachgang auch nicht revidiert!
Was soll das? War das jetzt Ausfluss der Formalflatulenzerei, dass das Sache des Kapitäns bzw. seines Stellvertreters Robin Koch gewesen wäre. Das ist doch in solchen kritischen Situationen, in denen ein Spieler regungslos auf dem Boden liegt, wirklich Sache von allen!