Kurzpass 117 - Ligue 1 mit David Frogier de Ponlevoy

Ich habe mal wieder mit David (@ngungon) über die Ligue 1 gesprochen. Wie hat euch die Folge gefallen?

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Die Folge hat mir mal wieder sehr gut gefallen. Ein paar Anmerkungen:
Bei PSG verlief die Transferperiode durchaus unglücklich, vor allem, da man nur einen Neuzugang verpflichten konnte, dafür war anhand der Gerüchte immerhin eine klare Transferstrategie zu erkennen. Fürs Mittelfeld wollte man zwei Spieler: Einen Sechser, der die Regista-Rolle ausfüllt und einen Box-to-Box-Midfielder. Für Letzteres waren Allan und Renato Sanches im Gespräch. Für Ersteres verpflichtete man Leandro Paredes, nachdem man nicht an Frenkie de Jong und Julian Weigl rankam. Der Argentinier Paredes überraschte mit seinem Wechsel von der AS Rom zu Zenit St.Petersburg, konnte sich dort aber beachtlich weiterentwickeln. Er ist Jorginho sehr ähnlich und kann das Spiel wunderbar kontrollieren, wobei er sowohl im Aufbauspiel herausragt als auch die finalen Schnittstellenpässe spielen kann. Des Weiteren probierte man nach der Neymar-Verletzung in Lautaro Acosta noch einen Flügelspieler zu verpflichten, wobei dieser sicherlich eher ein Nottransfer geworden wäre und auf Dauer nicht allzu viel Spielzeit bekommen würde. Dafür kann das Eigengewächs Moussa Diaby noch mehr Spielzeit bekommen. Dieser ist sicherlich die Überraschung der PSG-Saison. Obwohl er wegen der U19-EM keine komplette Vorbereitung absolvierte, stand er konstant im Kader Tuchels und wurde in bereits 20 Pflichtspielen (über 912 Minuten) eingesetzt.

Bei Lyon ist die Diskrepanz zwischen Spielen gegen Top-Teams und die restlichen Teams tatsächlich verheerend. Von den 29 Punkten, die man in dieser Liga-Saison verlor, verlor man 17 Punkte gegen Mannschaften, die in der unteren Tabellenhälfte stehen. Besonders die 5 verlorenen Punkte gegen Stade Reims stechen hervor. Ferland Mendy ist wie schon angesprochen eines der größten Talente auf seiner Position. Er kommt über sein hohes Tempo, zeigt aber auch gutes Timing im offensiven Passspiel und zieht auch gerne mal ins Zentrum. Nur defensiv hat er teils noch Probleme. Er erinnert insgesamt sehr an Benjamin Mendy.

So schlecht Marseille auch diese Saison spielt, sticht ausgerechnet ein Verteidiger, nämlich Boubacar Kamara heraus. Der 19-Jährige kommt aus der eigenen Jugend und wurde diese Saison auch wegen der Krise und den Verletzungen einiger anderer Spieler zum Stammspieler, wobei er auf allen Positionen eingesetzt wurde. Er besticht durch eine gute Technik, gepaart mit Pressingresistenz und Spielintelligenz. Er dribbelt gerne an und verfügt auch über ein gutes Passspiel, was ihm teils Einsätze auf der Sechs bescherte. Defensiv überzeugt er durch ein gutes Stellungsspiel, eine hervorragende Antizipation sowie ein kluges Lenken des Gegenspielers. Seine einzige Schwäche ist seine geringe Physis (er ist nur 1,78m groß) und versucht dies teils zu sehr mit Aggressivität auszugleichen. Man wünscht ihm, dass er endlich mal in ein funktionierendes Konstrukt eingebaut werden kann.

Bei Saint-Etienne beeindruckt mich, wie gut Yann M´Vila noch ist. Nach seinem Wechsel zu Rubin Kazan war er etwas abgeschrieben, nun ist er aber wieder in Top-Form. Neben dem ruhigen Arbeiter Ole Selnaes (der jetzt ja transferiert wurde), überzeugt er mit seiner Spielintelligenz, die sich in einem hervorragenden Pass- und Aufbauspiel äußert. Besonders gerne verlagert er das Spiel per Diagonalpass. Wahbi Khazri, der vom Flügelspieler zum Stürmer umgeschult wurde, knüpfte diese Saison an eine starke WM an, bei der er ja schon positiv überraschte). Er hat eine großartige Technik, besonders die Schusstechnik ist grandios. Dies zeigt sich auch immer wieder bei Standards. Er verfügt über einen für einen gelernten Flügelspieler erstaunlich guten Sinn, wo er zu stehen hat und macht auch „klassische“ Stürmer-Tore. Immer wieder zieht er auch nach außen, um dort sein starkes Dribbling einzusetzen. Im Alter von 28 Jahren könnte er vielleicht sogar noch einen Vertrag bei einem größeren Verein bekommen.

In Nizzas Talente-Ensemble gefallen mir vor allem Youcef Atal, Alan Saint-Maximin und Malang Sarr. Der Algerier Atal kam nach nur 586 Minuten bei seiner ersten Station in Europa vom belgischen Kortrijk. Der Rechtsverteidiger hat einen unfassbaren Vorwärtsdrang, den er in Nizzas Fünferkette perfekt ausleben kann. Er ist sehr trickreich und wirkt mit seinem Tempo und Dribbling teils mehr wie ein Flügelspieler. Saint-Maximin ist wohl noch von seiner Bundesliga-Zeit bekannt. Immer noch ist er enorm stark im Dribbling. So komplettierte er von allen Spielern Europas Top-5-Ligen die meisten Dribblings im gegnerischen Strafraum. Da er als Stürmer spielt, musste er noch an seinem Endprodukt arbeiten, das ja auch in Bundesliga-Zeiten schon ein Problem darstellte, was zumindest teils klappte. Er vergibt immer noch einige Chancen, schoss aber auch schon 6 Tore (bei 5Xg) und bereitete 3 vor. Ihm fehlt, wie der gesamten Mannschaft Nizzas, ein kreativer Mittelfeldspieler, der die Stürmer ordentlich einsetzen kann. Malang Sarr ist erst 20, aber bereits seit der Saison 16/17 Stammspieler. Er besticht bereits durch seine Ruhe am Ball und verfügt über eine hohe Spielintelligenz, wobei er auch immer noch recht fehleranfällig ist.