Kurzpass 129 - Premier League mit Thomas Böker

Ich habe versucht, mit Thomas Böker vom Kicker die Saison der Premier League einzuordnen. Bin gespannt, wie euch die Folge gefallen hat.

Mir hat die Folge gut gefallen, wobei in weniger als einer Stunde natürlich nicht alles behandelt werden kann. Dementsprechend hier nochmal ein paar ergänzende Gedanken zu den Teams:

Manchester City: Hier möchte ich noch einmal einige Spieler gezielt hervorheben: Zuerst: Bernardo Silva, der für mich beste Spieler dieser Premier-League-Saison. Nach der anfänglichen Verletzung von Kevin de Bruyne spielte er sich in der Startelf fest, zunächst als Achter, dann später auf dem rechten Flügel. Er personifiziert das System Guardiolas perfekt. Im Ballbesitz überzeugt er durch sein Positionsspiel, gegen den Ball agiert er unfassbar intelligent im Pressing. Er war in den wichtigen Spielen immer gesetzt und am “unersatzbarsten”.
Raheem Sterling spielte eine fantastische Saison und beeindruckte vor allem außerhalb des Platz. Fernandinho galt lange als unersetzbar, was dann während seiner Verletzung im Dezember auch für die zwei Niederlagen am Stück sorgte. In der Rückrunde übernahm Ilkay Gündogan dann die Rolle als Sechser, interpretierte diese anders als Fernandinho, aber ähnlich gut und wuchs immer mehr in diese Rolle rein. Meiner Ansicht nach wäre es wichtig, wenn man ihn halten könnte. Sonst müsste man für viel Geld einen Ersatz holen, der sich auch erstmal einleben muss. Auch Oleksandr Zinchenko überraschte diese Saison positiv. Nachdem Benjamin Mendy mal wieder den Großteil der Saison verpasste, konnte sich Zinchenko festsetzen und spielt den im Aufbau einrückenden Außenverteidiger richtig gut.

Liverpool: Bei Liverpool gibt es diese Saison tatsächlich nicht so viel zu kritisieren. Nur das Mittelfeld ist wohl noch nicht perfekt besetzt. Aus dem Dreiermittelfeld geht noch zu wenig Torgefahr hervor. James Milner ist der beste Schütze aus dem Mittelfeld mit 5 Toren (3 Elfmetern). Mit Alex Oxlade-Chamberlain ist der torgefährlichste Mittelfeldspieler die gesamte Saison ausgefallen. Auch dieser kommt aber vor allem über die Dynamik. Eines der letzten fehlenden Puzzlestücke wäre ein Kreativspieler wie Philippe Coutinho, der aus dem sprichwörtlichen “Nichts” etwas kreieren kann. An den Beispielen Fabinho und Naby Keita lässt sich aber auch gut erkennen, dass es schwer für neue Spieler ist, die Pressingmechanismen Klopps zu erlernen.

Chelsea: Ich blicke der nächsten Saison sehr skeptisch entgegen. Mit Hazard wird der Unterschiedspieler den Verein verlassen. Sarri konnte sein präferiertes System nicht wirklich umsetzen, Hazard rettete den Verein am Ende in die Champions League. Aufgrund der Transfersperre wird Sarri nicht die Spieler bekommen, die er braucht, um sein System umzusetzen. Sarri ist kein Trainer, der sich an einen Verein anpasst, sondern einer, dem sich der Verein anpasst. Chelsea ist dafür nicht wirklich geeignet. Bereits Conte scheiterte an ähnlichen Problemen. In der Folgesaison werdend die größten personellen Baustellen die Linksverteidiger- und Flügelposition bleiben. Mit Mason Mount, Tammy Abraham und Reece James kommen zwar auch interessante Talente von ihren Leihen zurück, die Frage ist aber, ob sie integriert werden kann. Sarri rotiert bekanntermaßen ungern, weswegen Loftus-Cheek und Hudson-Odoi auch erst am Ende der Saison in die Elf rutschten trotz hohen Potenzials und guten Leistungen.

Tottenham: Mir wird die Leistung der Spurs teils zu wenig gewürdigt. Sie haben einen der kleinsten Kader der Premier League. Zudem fielen ein Großteil aller Spieler mindestens einmal aus, viele Spieler fiele mehrmals und lange per Verletzung aus. Ich hätte ein Ausscheiden gegen Ajax, anders als der Gast, auch nicht schlimm gefunden. Im Gegenteil: Für mich war Ajax der klare Favorit. Wie sich die Spurs zurückgekämpft haben, ist großartig. Mauricio Pocchetino hat einen hervorragenden Job für die Spurs gemacht, auch wenn sie noch ohne Titel da stehen.

Arsenal: Ich bin immer noch zwiegespalten von Unai Emery. Sehr häufig wechselte er bereits in der Halbzeit ein oder zweimal. Der eigentliche Matchplan ging öfter nicht auf. Man muss ihm zu Gute halten, dass er auf Fehler immer wieder schnell genug reagierte und Arsenal auch immer wieder Rückstände aufholte. Das gesamte Konstrukt wirkt noch nicht gefestigt, gerade zum Ende ließ die Form nach. Es konnte sich auch nie eine klare Startelf oder Formation herausbilden. Der Kader ist derweil wohl der schlechteste der Top-6 und auch das Budget für den Sommer soll für einen Premier-League-Verein relativ gering sein.

Manchester United: Es wurde ja angesprochen, dass United nicht mehr den Top-Kader hat und auch nicht die größte Anziehungskraft. Dem muss ich so aber widersprechen. Die Anziehungskraft ist noch groß. Man ist einer der populärsten Vereine der Welt und spielte auch in dieser Saison in der Champions League. Man muss aber den Verein dafür kritisieren, dass hieraus zu wenig gemacht wurde. Im Sommer wurden die nötigen Schwachstellen im Kader (vor allem die Abwehr) nicht auf dem Transfermarkt adressiert. Der Verein hat immer noch keinen Sportdirektor und man versucht alle Führungspositionen mit Identifikationsfiguren und ehemaligen Spielern zu besetzen. Das erinnert auf gewisse Weise fast an Bayern München, nur dass die Konkurrenz deutlich besser ist.

Wolverhampton Wanderers: Kleiner Fehler: Der Gast meinte, dass der Verein eine Verbindung mit Mino Raiola hat. Tatsächlich ist der Berater, der mit dem Verein verbunden ist Jorge Mendes. Deswegen sind auch viele seiner (zumeist portugiesischen) Klienten bei den Wolves gelandet. Entscheidend für Platz 7 war die Systemumstellung im Winter vom 3-4-3 auf das 3-5-2, in dem anschließend Diogo Jota und Raul Jimenez eine Doppelspitze bildete, die sich in ihren Stärken und Laufwegen wunderbar ergänzt. Sollte man in die Europa League kommen, muss der Kader in der Breite noch verstärkt werden. Aktuell stellt man den kleinsten Kader der Liga (20 Spieler).

Everton: Der 8. Platz klingt zwar ganz gut, insgesamt lief die Saison aber enttäuschend ab. Man konnte nie konstant spielen. In der Rückrunde war man nie wirklich nah an Platz 7 dran. Marco Silva hatte bereits bei seinen vorherigen Stationen Probleme, ein konstantes Konstrukt zu etablieren. Anders als beispielsweise bei den Wolves kann man kein klares Konzept in der Kaderzusammenstellung erkennen.

Leicester: Ich habe immer noch das Gefühl, dass man mit den Nachwirkungen der Meisterschaft kämpft. Das wurde vor allem bei der Entlassung Claude Puels erkennbar. Dieser passte vom Spielstil nicht wirklich von Leicester, obwohl die Leistungen nicht schwach waren. Unter Brendan Rodgers spielt man wieder einen etwas spektakuläreren Fußball, kommt wieder mehr übers Tempo. Der Kader hat ein hohes offensives Potenzial (Maddison, Tielemans, Barnes). Verstärkt man sich im Sommer intelligent, kann man mindestens den 7. Platz angreifen. Interessanterweiße wechselte Leicester gerade erst den Kaderplaner, der zuvor großartige Arbeit leistete.

West Ham: Als West Ham Fan bin ich mit dieser Saison unzufrieden. Nach erneut hohen Investitionen waren die Hoffnungen unter Neu-Trainer Manuel Pellegrini hoch. Teils konnten diese erfüllt werden, besonders im starken Dezember. Gegen große Teams, wie zum Beispiel Liverpool holte man gute Ergebnisse. Auf der anderen Seite verlor man unter Anderem gegen Cardiff. Über die gesamte Saison gab es dieselben Probleme. Man konnte sich nie wirklich geordnet vom ersten ins zweite Drittel spielen. Sobald man ins Angriffsdrittel kam, konnte man auch aufgrund der hohen individuellen Qualität der Offensivspieler überzeugen. Beste Spieler waren trotzdem Torwart Lukasz Fabianski und Sechser Declan Rice. Über die gesamte Saison war keine große Weiterentwicklung zu erkennen. Auch die Verletzungsmisere ging weiter. Da Pellegrini wohl bleibt, wird es wohl auch vor der kommenden Saison zu neuen Investitionen kommen, mit dem Ziel den 7. Platz zu erreichen. Ich bezweifle aber, dass das funktioniert.

Watford: Watford ist wohl die Überraschungsmannschaft der Saison. Trainer Javi Gracia hat eine eher durchschnittliche Mannschaft fast auf Platz 7 und ins FA-Cup-Finale geführt. Taktisch spielt man hervorragenden Fußball. Dadurch durchbrach er auch den “Trainer-Fluch” Watfords, bei denen ein Trainer sonst nie länger als eine Saison aushielt. Scoutet man weiter so intelligent wie bisher, kann man auch nächste Saison wieder die Top-Klubs ärgern.

Crystal Palace: Palace konnte eine Saison ohne große Abstiegsnot klären. Insgesamt gibt es nichts besonders zu ihnen zu berichten. Nur Aaron Wan-Bissaka sollte noch herausgehoben werden. Der 21-jährige Rechtsverteidiger konnte sich als absoluter Stammspieler festsetzen. Defensiv ist er schon enorm reif und gehört zu den besten Verteidigern der Liga.

Newcastle: Rafa Benitez hat erneut eine individuelle schwach besetze Mannschaft in der Premier League gehalten. Dies beruht auf einer stabilen Defensive, zumeist steht Newcastle in einem 5-4-1. In der Rückrunde wurde man aber auch offensiv stärker, erzielte doppelt so viele Tore wie in der Hinrunde. Spieler wie Ayoze Perez und Salomon Rondon konnten ihr volles Potenzial entfalten. In der nächsten Saison kommt dann wieder Sechser Sean Longstaff hinzu, der die Rückrunde größtenteils verletzt verpasste, in der Hinrunde aber aus der Jugend zum Stammspieler wurde. Auch Winterneuzugang Miguel Almiron, der aus Atlanta kam, wird in der nächsten Saison noch einigen Spaß machen. Mittlerweile sollte man weit genug sein, um die nächste Saison ohne Abstiegsnot zu bestreiten.

Burnley: Burnley kämpfte lange um den Abstieg nachdem man in der Vorsaison noch auf Platz 7 landete. Zur Jahreswende verbesserte sich die Form wieder und man konnte den Abstiegsrängen entkommen. Mit der aktuellen Spielweise und dem eher unterdurchschnittlichen Kader wird man wohl auch nächstes Jahr wieder im Abstiegskampf stecken.

Southampton: Unter Mark Hughes spielte man keinen guten Fußball und stand kurz vor dem Abstieg. Unter Ralph Hasenhüttl verbesserte man sich merklich. Nicht immer konnte man die passenden Ergebnisse zu den guten Performances holen. Vor allem die Entwicklung der einzelnen Spieler seit Hasenhüttls Ankunft ist gut. Er ließ talentierte Spieler wie James Ward-Prowse und Jan Bednarek in die erste Mannschaft und diesen belohnten ihn mit guten Leistungen. Auch Spieler wie Nathan Redmond oder Pierre-Emil Hojbjerg konnten sich unter Hasenhüttl verbessern und passen gut zu seinem Umschaltfußball. Nun hat er das erste Mal eine Vorbereitung mit dem Team und wird dieses weiterentwickeln.

Brighton: Nach der guten Vorsaison war auch die Hinrunde wieder ordentlich. In der Rückrunde stürzte man aber deutlich ab. Ab dem 21. Spieltag holte man nur noch 2 Siege, beide hintereinander. Schlussendlich stand man kurz vor dem Abstieg. Trainer Chris Houghton hat einen unfassbar guten Job gemacht, Brighton in die erste Liga zu führen und dort zu halten. Heute morgen wurde er aber entlassen. Das ist für mich die richtige Entscheidung. Der Kader, der durchaus Potenzial hat und einen Mittelfeldplatz erreichen sollte, konnte sein Potenzial nicht mehr erreichen. Entscheidend wird nun nur, den richtigen Nachfolger zu verpflichten, sonst wird man der Entlassung schnell nachtrauern.

Cardiff: Cardiff war Abstiegskandidat Nummer 1 und sich dafür wirklich gut geschlagen und wäre dem Abstieg fast entkommen. Schlussendlich fehlte in den wichtigen Spielen aber das Glück und immer wieder war man auch benachteiligt von Schiedsrichterentscheidungen. Man spielte, wie schon in der Aufstiegssaison, keinen gut anschaubaren Fußball. Angesichts der Möglichkeiten des Kaders hat man sich beachtlich geschlagen, auch wenn keiner Cardiff in der Premier League vermissen wird.

Fulham: Fulham war eigentlich ja vor der Saison, auch aufgrund der finanziellen Möglichkeiten, ähnlich wie die Wolves eingeschätzt worden. Das entpuppte sich aber als Fehleinschätzung. Man investierte zwar viel, aber einige Spieler waren viel zu teuer für ihr Leistungsvermögen, wie zum Beispiel Andre-Franck Zambo-Anguissa. Außerdem investierte man zu wenig in die Defensive, die bereits in der Aufstiegssaison ein großes Problem war. Dann trennte man sich von Slavisla Jokanovic und stellte Claudio Ranieri ein, wohl mit der Hoffnung, dass er die Defensive stabilisieren kann. Das schaffte er nicht. Die Mannschaft, vor allem die Defensive, wurde immer wieder zu sehr rotiert. Fulham kam nie wirklich in der Premier League an. Das ist schade, da der Kader und der Verein das Potenzial gehabt hätten, die Premier League zu bereichern.

Huddersfield: Huddersfield hat den schlechtesten Kader der Liga. Der Klassenerhalt in der vergangenen Saison war eine großartige Leistung. Angesichts dessen war die Entlassung David Wagners auch nur schwer nachzuvollziehen. Jan Siewert konnte auch keinesfalls für einen Umschwung sorgen. Auf mich wirkte der Trainerwechsel wie das typische Alibi “Wir haben alles versucht.” Ich halte Wagner immer noch für den besseren Trainer und hätte es für eine klügere Entscheidung empfunden, sein Projekt in der zweiten Liga fortzusetzen.

Good show. Thomas provided a competent summary of the major facts and talking points of the 18/19 EPL season. After @alxalix’s comprehensive review, allow me to add a few remarks of my own on some of the leading topics of the show, too.

What has Jürgen Klopp brought to Liverpool and the Premier League?

Well, nothing in particular this season. After three years in English football, he has turned into just another ‘regular’ Premier League manager (in the best sense of the word). He plays a Premier League style, he deals with the media in a Premier League way - he now truly is „the normal one“. :slightly_smiling_face: But when he first arrived in 2015, he had a special impact on the Premier League, mainly in two respects.

  1. „Gegenpressing“: Jürgen Klopp basically introduced Gegenpressing to the EPL, both linguistically and, to a certain extent, as a style of play. Before he arrived, the term „Gegenpressing“ was virtually unknown to English football. Even its English counterpart, „counterpressing“, didn’t really exist. The concept of pressing itself was of course already known. But undoubtedly, Jürgen Klopp took this method to the next level with his idea of having several players at once constantly exert pressure on any ball carrying opponent anywhere on the pitch („hunting in packs“, as the media quickly came to call it), forcing them to make mistakes and winning back the ball swiftly after one’s own loss of possession. In Klopp’s radical, very intensive form, this was virtually unprecedented in the Premier League.

It is fair to say that by now Gegenpressing has become a common element of the English game and Jürgen Klopp’s single-minded dedication to this concept has tapered off a fair bit. His style of play has evolved and become much more varied over the years. Yet in certain phases of certain games, you will still see his Liverpool side execute Gegenpressing almost in its pure, ideal form.

  1. Interaction with the supporters: I remember very well how after one of his very first successful games in charge, Jürgen Klopp had his players go out to the fans in the Kop, thanking and applauding to them for their support. This scene, a common occurrence and long-standing tradition in the Bundesliga, was practically unheard of in the EPL. Afterwards, entire back pages were written about whether this kind of action was befitting the English game and scores of experts and pundits kept debating the issue up and down the country. At one point, it was even discussed whether Klopp and his team should be officially reprimanded for this action as it was deemed to demean the opposing team.

Jürgen Klopp has also brought a new tone of expressing emotions to the EPL that has aroused frequent criticism. The way he high-fives and embraces his players after a game, the way he jumps about like a madman and pumps his fist after each goal – all of this was new to the EPL, where managers were in charge, people who kept a natural distance to their players and generally displayed a rather calm demeanour.

Moving on to some random remarks:

  • You give Son Heung-min a little bit short shrift. Ever since Harry Kane has been injured, he has emerged as a real attacking prodigy who poses a constant danger to the opponent’s defence and frequently scores. He has been on the short list of many a fellow player and football expert for player of the season.

  • Yes, Aubameyang sharing the Golden Boot at 22 goals seems like a good season for him. But what’s so frustrating about him is that if you think about how many goals he could have scored, it makes you shake your head in disbelief. Considering how many really easy sitters he missed this season (just watch Arsenal’s last game of the season against Burnley and you’ll get an idea), he easily could be at 30 goals. He often fails at the most easy tap-ins while scoring the impossible goals. He is a bit like Robert Lewandowski in this regard. Good ol’ BVB school it seems… :wink:

  • Ole Gunnar Solskjær has a very short half life at Man United. His sacking is only a question of time. Never before has a Premier League manager achieved a club record as most successful starting manager in his first 10 or so games, only to then follow that up with almost the worst run of results in more than 25 years.

Thanks again for the entertaining show!

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