Kurzpass 203 – Sascha Reiß vom SC Sand

Wir konnten mit Sascha Reiß, dem sportlichen Leiter des SC Sand sprechen über die Situation im Abstiegskampf und die generelle Entwicklung des deutschen Frauenfußballs. Wie hat euch die Folge gefallen?

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Konnte den Kurzpass noch nicht hören, aber passend dazu bin ich heute auf folgende Meldung gestoßen:

„Die zwölf Vereine der Frauenfußball-Bundesliga haben in der vergangenen Saison einen Rekordumsatz verzeichnet.“

Rekordumsatz bedeutet hier: 15 Millionen Euro

Gleichzeitig sind es 30 Millionen Ausgaben, die Frauen-Bundesliga wird also stark von außen subventioniert. Wäre schön, wenn man hier auf ein „self-sustainable“-Level kommen könnte. (Mir fällt leider grad kein deutsches Wort ein)

Auch ohne die Folge gehört zu haben (ich schreibe nachher wahrscheinlich wieder etwas ausführlicher): Die reinen Frauenvereine sind tatsächlich profitabel. Es sind nur die, die eine Profi-Abteilung bei den Männern haben, die momentan so krass investieren. Hoffe, denke, glaube, das wird wahrscheinlich auch in der Folge thematisiert werden.

Ich wollte das ansprechen, aber leider sind wir dazu nicht gekommen.

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Ich habe die Andeutung dazu in einigen Fragen gehört, aber Herr Reiß hatte auch so viel spannendes zu erzählen und die Sendung kann auch nur so lang sein.

Auch so fand ich den Einblick in das kleine „gallische Dorf“ Sand sehr faszinierend. Mit wie viel Herzblut da dran gearbeitet wird, den Frauenfußball zu pushen - da können sich auch viele größere Vereine was von abschneiden. Ist natürlich rein infrastrukturell im Vergleich schwierig für Sand, da mitzuhalten. Aber was ich aus der Folge mitnehme ist ein großer Respekt für die Arbeit, die dort geleistet wird.

Auch was Stadiongröße und die Stimmung angeht, macht er finde ich gar keinen so schlechten Punkt. Selbst bei MagentaSport im Stream sehe ich bei Heimspielen von Sand, was für ein Hexenkessel das Stadion dort ist. Dazu im Vergleich - und ich denke, das wird er auch im Hinterkopf gehabt haben - der SC Freiburg, der ja mittlerweile im Dreisamstadion spielt und dort oftmals nicht mal die Osttribüne geöffnet wird. Das sind zwei komplett unterschiedliche Atmosphären, obwohl der Zuschauerschnitt diese Saison (laut Kicker) beinahe identisch ist.

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Da kenne ich mich zu wenig aus, aber das klingt nur logisch.
Im Hinblick auf die Chancen derer, die wie Sand keine finanzstarken Herren-Profis haben, natürlich ein Nachteil und der Romantiker in mir wünscht solchen „Exoten“ Erfolg.
Auf der anderen Seite ist es insgesamt für die Entwicklung der Liga sicher aber auch positiv, dass zusätzliche Investments kommen. Fast so, als würde man bei den Herren 50+1 kappen und Investoren erlauben :wink: (Bitte jetzt nicht an diesem Vergleich aufhängen)

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Meine Quelle dafür ist übrigens der Saisonbericht 2020/21, der diese Woche vom DFB kam. Hatte das gescreenshotted weil ich darüber eventuell auf Twitter/Mastodon einen Thread schreiben wollte, war dann aber zu faul. So hat es jetzt wenigstens einen Nutzen:

Seh ich so wie du, für die Frauenvereine ist das ein Nachteil. Und da geht es ja nicht nur um Sand (und Essen), die um den Abstieg kämpfen. Sondern auch um Turbine Potsdam, die aktuell noch um die Champion’s League kämpfen. Als Frankfurt-Fan schlagen da momentan zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits will ich natürlich, dass Frankfurt es schafft. Andererseits braucht die Turbine das Geld aus der Champion’s League, um ihren Spielerinnen eine Perspektive zu bieten und kurz- und mittelfristig die Pilgerfahrt zu stopppen, die nach jeder Saison der halbe Kader in Richtung Wolfsburg, Bayern, Hoffenheim, Frankfurt antritt.

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Tolles Gespräch erst einmal, vielen Dank, sehr angenehm wie offen Sascha Reiß bei allen Fragen spricht, kennt man sonst so aus dem Profi Fußball ja nicht unbedingt.

Da Max jetzt zum wiederholten Mal die Befürchtung ausspricht, dass der Frauen-Fußball sich zu einem weniger interessanten Miniaturmodell des Männerfußballs entwickelt und damit die eigene Kultur zugrunde geht würde mich mal interessieren was man hier praktisch unternehmen könnte - ohne dass die Abteilungen der großen Vereine unfair behandelt werden. Ich persönlich finde ja den Begriff der Wettbewerbsverzerrung grade hier schwierig, da alleine die Zahlen die @dxciBel hier präsentiert ja zeigen wie unterschiedlich die Finanzen bei Frauen Clubs vs. Frauen Abteilungen ausfallen, ohne die Zustimmung der Vereine mit Frauen Abteilungen wird aber bei den aktuellen Kräfteverhältnissen keine Lösung zu machen sein.
Von mir aus könnte man die Vereine Sand, Essen und Potsdam einfach auf einem ähnlichen Level subventionieren wie die Abteilungen der Männer-Bundesliga Vereine subventioniert sind, realistisch ist das aber denke ich nicht. Auf der anderen Seite würde eine generelle Begrenzung der Gelder von außen (Stichwort Finanzial Fairplay, aber halt diesmal in gut) unter Umständen international für große Probleme im Anschluss sorgen, wenn man so etwas nur auf nationaler Ebene durchführt.
Also, ist jemand hier mit einer Ideallösung mit der alle leben können? :smiley:

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Ich fand das Gespräch auch sehr spannend und ne gute Idee.
Habe richtig Lust bekommen mal nach Sand zu fahren und drücke jetzt die Daumen, dass sie das Wunder schaffen und in der Liga bleiben.

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