Kurzpass 239 – 2. Männer-Bundesliga Hinrunde

Wir haben eine Hinrundenbilanz gezogen mit den Gästen

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Das habe ich nicht erwartet, freue mich schon aufs reinhören!

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Fast 14min über den FC Heidenheim, ich kann mich gar nicht beruhigen :wink: .
Danke für einen wirklich guten und ausführlichen Kurzpass, hat großen Spaß gemacht zuzuhören.
Ich würde gerne ein paar Anmerkungen, bzw Antworten da lassen. Vielleicht kann ich dazu beitragen, dass der FCH nicht bis ans Ende seiner Tage das große schwarze Loch bleibt, über das jeder fragend die Augenbrauen hebt :grimacing:

Statistik ist großartig, keine Frage, die Höhenlage des Stadions ein Aspekt, den ich tatsächlich nicht auf dem Schirm hatte. Dass wir fast 300m über dem Betze liegen, gibt also die paar Prozent, die nicht durch Zuschauerandrang geregelt sind. Großartige Interpretation.

„Es gibt doch sonst nix hier“ stimmt hingegen nicht wirklich. Heidenheim hat eine recht große Hockey Tradition, die Heideköpfe spielen Baseball Bundesliga, Handball ist ein Thema und eben noch viel mehr Fussball.

Der war in der Region immer ein großes "Kulturgut ".
Amateurfussball ist hier tief verwurzelt, jedes Dorf hat mindestens eine aktive Mannschaft gemeldet, da spielt die Zweite Kreis- und die Erste Bezirks- oder Landesliga
Der FCH hat zudem einige Umbenennungen hinter sich, vom VFL zum HSB (Heidenheimer Sportbund) und schließlich durch die Ausgliederung 2007, zum 1.FC Heidenheim.
Vor allem der letzte Schritt, hat viele „ältere“ Anhänger gekostet.
Dazu kommt, dass die Menschen hier traditionell schon immer VFB oder Bayern Fans waren. Die Stadien sind innerhalb von 1-1,5 Stunden zu erreichen. Diese Vereinsliebe wird meist in der Familie weitergegeben.
Die anderen „größeren“ Vereine der Region, SSV Ulm und VFR Aalen waren lange erfolgreicher als der FCH. Jetzt sind beide in der Versenkung verschwunden, der VFR Aalen geht gerade zum 2. Mal in die Insolvenz.
Deren Fans wechseln aber eher zum Handball, bevor sie sich im Albstadion (Voith-Arena) wiederfinden. Vergleichbar etwa mit Schalke-BVB oder Köln-Gladbach.
Aber auch innerhalb des eigenen Landkreises war der große Heidenheimer Verein nie sonderlich beliebt. Der Stadion Umbau und die Schaffung der Business Bereiche wurden als abgehoben eingestuft, die Unterstützung durch die Stadt eher beklagt, da man hier eine Bevorzugung gegenüber den anderen Heidenheimer Vereinen vermutete.
Dazu kam, dass die vielen regionalen kleineren Vereine, jedes Jahr ihren talentierten Nachwuchs an den FCH verloren.

Frank Schmidt hat definitiv recht, wenn er fehlende Anerkennung beklagt. Man nimmt den FCH zur Kenntnis, aber wirklich geliebt wird er von wenigen.
Mit dem Fan-Nachwuchs ist es auch eher mühsam. Heidenheim ist eine Stadt, die man verlässt, wenn man erwachsen ist.
Es gibt eine kleine, leidenschaftlich engagierte und organisierte Fan-Szene. Die Osttribüne ist immer voll und ein Häufchen Aufrechter unternimmt auch die langen Auswärtsfahrten. Chapeau!

Der FCH macht sein Ding, niemand fürchtet den Abstieg und wenige glauben an einen Aufstieg. Enthusiasmus ist nicht auf der Ostalb zu Hause.
Ich denke jedoch, die Zweifel sind nicht angebracht, es gibt einen klaren Plan und er wird irgendwann greifen. Wichtig wäre einfach, einmal die Schlüsselspieler halten zu können.
Das ist in dieser Saison ganz klar Jan-Niklas Beste.

Natürlich wird das Stadion nach dem Aufstieg ausverkauft sein. Wenn der FCH liefert, sind die Heidenheimer da.
Aber erst dann. Vorschüsse zahlt der Schwabe nicht.

Jetzt könnte ich noch mehrere Seiten über Frank Schmidt, seine Philosophie, das Scouting und die sportliche Entwicklung schreiben, aber das erspare ich Euch.
Nur eines noch. Zweikampf und Läufe sind längst nicht mehr alles. Und sollte der Frankie doch den Verein verlassen, ich sähe ihn gerne beim BVB.
Aus Gründen.

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Vielen lieben Dank dir! Fürs Feedback und den Einblick

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Moin.

Dieser Kurzpass hat mir sehr gut gefallen, auch weil sehr lange über die 1. Männer-Mannschaft des besten Fußballclubs der Welt gesprochen wurde, was mir immer eine Freude ist.
Eine Beobachtung: Mein Eindruck ist, dass Eva-Lotta Bohle in diesem Kurzpass zur 2. Fußball-Bundesliga der Männer wesentlich entspannter auf mich wirkte als bei Eva-Lotta Bohles Auftritten rund um die 1. Fußball-Bundesliga der Männer.
Vielen lieben Dank!

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Der Kurzpass hat mir sehr gut gefallen, viel gelernt! Habe mir dann mal die Tabelle angeguckt. Es sind ja nur 10 punkte zwischen Platz 1 und 18. Huihui.
War schön Eva mal wieder zu hören, wie immer sehr kompetent. Die Gästekombi insgesamt super.
Liebe Grüße.

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Du meinst sicher 20 Punkte. Darmstadt hat als 1. 36 Punkte, Sandhausen als 18. 16 Punkte.

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:rofl: ich habe mich wohl verguckt. Das wäre auch zu crass. Danze für den Hinweis.

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Hallo liebes Rasenfunk Team,

Ich habe jetzt die Zeit gefunden mir den Kurzpass zur 2. Männerfußballliga anzuhören und möchte mich als erstes dafür danken.

Ergänzend möchte ich einige Worte zum HSV los werden, da ich nicht unbedingt einverstanden bin mit der Darstellung, mir kam da einiges zu kurz und zu schlecht rüber, meiner Meinung nach.

Vom Gefühl her, habe ich immer den Eindruck das vom HSV Wunderdinge erwartet werden. Sie müssen gut und attraktiv spielen, mindestens einen Plan B, C und wenn es geht noch einen Plan D haben.
Man spielt das 5. Jahr 2. Liga, auch wenn es sich unglaublich anhört, aber man ist nun mal Zweitligist, nicht mehr und nicht weniger, hat aber natürlich den Anspruch irgendwann aufzusteigen. Das das kein Wunschkonzert ist, versteht sich von selbst. Immerhin, auch wenn man sich davon nichts kaufen kann, wurde man 3x 4. und kam letztes Jahr in die Relegation.

Dazu, passt man Jahr für Jahr den Kader an, auch gerade was das Gehaltsgefüge anbelangt. Klar holt man auch mal teurere Spieler als Zukunftsversprechen, wie Vuskovic, hat aber auch überdurchschnittliche Einnahmen wie Onana, oder Vagnoman, oder bekommt Nachschläge wie nochmals Onana oder Kostic.

Es ist natürlich auch nicht damit getan einen Kader aufzustellen um aufzusteigen, sondern ein Aufstieg sollte auch nachhaltig sein, das man, nicht wie bei Schalke, alles neu machen muss, sondern, auch wenn mir das schwer fällt, wie bei Bremen auf ein Fundament aufbauen kann.

Das wird meiner Meinung nach seit 3 Jahren gemacht. Unter Thioune wurde damit angefangen und hätte auch gerne mit ihm weiter gemacht und entwickelt, allerdings ist hier irgendwas in der Kabine kaputt gegangen, wodurch ein weiter machen nicht infrage kam.
Ein positiver Aspekt ist hierbei das ein enger Vertrauter von Thioune, Merlin Polzin, da geblieben ist, und nach wie vor eine gute Stütze im Trainerteam ist. Wenn da grundsätzlich alles negativ gewesen wäre, wäre das sicher nicht so gekommen.

Dann tauschte man im Sommer 2021 die ursprünglichen Stützen aus. Statt Terodde (bin immer noch der Meinung das ohne seine Corona Erkrankung der Aufstieg 2021 schon gelungen wäre) holte man Glatzel, auch weil man Gehaltstechnisch nicht mithalten konnte. Statt Leistner kam Schonlau, Meffert kam für Gjasula, für den mehr als unglücklichen Ulreich vertraute Walter Heuer Fernandes.

Diese bilden immer noch das Gerüst dieser Mannschaft.

Entschuldigt das ich etwas aushole, ausholen muss, aber es hängt alles miteinander zusammen und das man mit Walter einen Trainer hat mit dem man nach einer ganzen Saison in eine neue geht, hat man als HSV Fan auch nicht alle Tage :wink:

Jetzt zum Fußball in der Hinrunde. Ehrlich gesagt bin ich mit der Punktausbeute zufrieden, mit der Art und Weise allerdings nicht immer. Aber… Ich hätte es mir schlimmer vorgestellt.
Man kam aus einer Relegation und mit einem maximal enttäuschendem Ausgang im Rückspiel. Damit ging man in eine sehr kurze Vorbereitung. Alleine vom Kopf her, ist das schon mal schwer zu verarbeiten.
Man spielte dafür eigentlich eine gute Vorbereitung, war in den Spielen sehr aktiv und es schien, das man im Pressing, Gegenpressing nochmals zugelegt hat.
Dann folgte Braunschweig wo man mit einem blauen Auge davon kam. Da merkte man schon das es große Lücken gab und alles noch nicht so reibungslos läuft wie gedacht. Warum war das aber so.

Nach der letzten Saison war man sich einig den, vielleicht letzten, Hebel noch gefunden zu haben um den letzten Schritt zu gehen. Nicht ein fehlender Plan B, sorgte dafür nicht aufgestiegen zu sein, sondern die fehlende Offensive Qualität. Man hatte nur noch Glatzel, nachdem Kittel die Effektivität abhanden gekommen war und Jatta eigentlich 1 1/2 Aufstiegsspiele nicht fit war. Dazu Alidou, dem seit Bekanntgabe des Wechsels nichts oder kaum noch was gelang, aber immer die Rückendeckung des Trainers bekam. Sah man schon anders, auch beim HSV.

Also holte man Benes, wohl mit einem Abgang Kittels planend, Königsdörffer und verspätet Dompe.
Das Problem war, das in letzter Linie eigentlich alles gepasst hat, aber vornedran es an der Abstimmung gefehlt hat, Kittel und Benes zusammen mussten sich finden, gerade gegen den Ball, genauso Königsdörffer und Dompe, wo alles noch nicht 100% passte.
Dazu kam, das man eigentlich in der Hinrunde keinen fitten Jatta hatte, in den wenigen Momenten sah man, was er für eine Energie bringt, vorne und auch hinten. Mit Suhonen fiel ein weiterer Energiespieler aus und kam auch gegen Ende der Hinrunde nicht mehr rein.
Leibold noch mit erheblichen Probleme nach dem Kreuzbandriss wieder anzukommen, dazu die roten Karten von Königsdörffer und Schonlau.
Es war also keine einfache Hinrunde und ich habe noch nicht mal über den Vorstand und den Aufsichtsrat geredet, was es der Mannschaft auch nicht einfacher gemacht hat. Vom Tod Uwe Seelers ganz zu schweigen.

Dennoch hat man sich nicht hängen gelassen und war immer da, bis auf Fürth, wo die 2. Halbzeit Kollektiv einfach schlecht war.

Und das alles ist ein Riesen Verdienst von Tim Walter. Das ist seine Mannschaft. Sie gibt nie auf, geht ihren Weg und der beinhaltet mehr als nur den Walter Ball, den man gerne für verlorene Spiele herhalten muss.
Vergleicht man die Anfangsphase unter Walter, mit der jetzt sind das Welten. Es ist bei weitem nicht mehr so wild. Eher wünscht man sich es mal wieder etwas wilder, noch mehr Positionswechsel.

Dazu bedient man sich nicht nur dem Klein klein. Angefangen von einem überragenden Torhüter, vor allem am Ball, der mittlerweile auch mit klugen Chipbällen die erste/ersten Verteidigungslinien überspielen kann. Das sah man zu Beginn auch viel seltener.
Glatzel wird noch öfters und auch schneller gesucht, der sich auch oft sehr stark behaupten kann. Auch längere Bälle, vertikalere sieht man öfter, leider fehlt hier auch Jatta um das noch öfters auszunutzen.

Vorgeworfen wird Walter das die Mannschaft immer versucht den Ball ins Tor zu tragen, die Anzahl an Fernschüssen, auch qualitativ gute, siehe Benes, Muheim, Reis, müsste sich deutlich erhöht haben.

Standards kommen kurz, kommen lang, es wird viel probiert.

Wie man hier einem Tim Walter immer einen Strick drehen möchte, verstehe ich nicht. Und mittlerweile stört mich dieses Plan B Gerede so ungemein, einfach weil es an der Realität vorbei geht.
Man versucht auf alle Variationen des Gegners zu reagieren, ob die Früh, spät, oder gar nicht drauf gehen.

Kurzer Einwurf noch, Magdeburg hatte 29% Ballbesitz in Hamburg, nicht wie vermutet an die 50%.

Zusammen gefasst. Es war nicht alles positiv, aber bei weitem alles nicht so negativ wie dargestellt.
Heuer wurde schon genannt, mit Reis entwickelte Walter aus einem Zweitligasbsteiger, einen der besten Spieler der Liga, ohne Millionen ausgegeben zu haben.
Jeder bekommt seine Chance, wer sich nicht hängen lässt, bleibt dran. Wenn einer mal daneben schießt wie Muheim bekommt er einen Warnschuss vor den Bug, kommt dann aber wieder zurück.

Die Zeit spielt für den HSV. Die Spieler können sich nun bald erholen, der USA Trip, zeugt von einer unglaublichen Stimmung im ganzen Team.
Mit Jatta, Heyer, den ich oben vergessen hatte, kommen 2 wichtige Spieler zurück. Suhonen und Leibold werden weiter sein.
Die neuen können sich weiter an den Fußball gewöhnen, gerade Dompe, Benes, Mikelbrencis, vor allem erst und letztgenannte kamen erst spät.
Der Kopf wird freier sein.

Ich sehe also positive Ansätze, die auf eine gute Rückrunde hinweisen könnten, aber jedes Spiel wird brutal hart werden, wie man im Pokal sieht. Auch wenn es abgedroschen klingt, die Motivation gegen den HSV, Stimmung im Stadion, ist immer nochmals höher. Als Beispiel nehme ich gerne das Spiel gegen Nürnberg, vor allem aus der letzten Saison, als jeder rausgeholte Einwurf wie ein Hattrick gefeiert wurde, nur um dann im nächsten Spiel wieder emotionslos abzuschenken. Aber das gehört auch dazu.

Zu guter letzt noch ein Wort zu Vuskovic. Bricht der HSV dadurch ein? Nein! In den letzten Spielen spielte auch ein David, der neben einem Schonlau schon Klassen besser aussah, als im „Kinderriegel“ mit Vuskovic, wobei letzterer auch seine Aktien drin hatte. Mit Schonlau und David mache ich mir keine Sorgen. Heyer kommt ja auch wieder dazu im Notfall. Und… viele vergessen das der Trainer auch nicht davor zurück steckt Nachwuchs einzusetzen. Mit Zumberi steht ein sehr interessanter Nachwuchsmann bereit. Neben Andresen, Krahn hat auch Sanne sein Debüt gegeben. Es bleibt eine junge Mannschaft, die noch Fehler macht, aber alles daran setzt Spiele gewinnen zu wollen. Alleine dieses ist für viele HSV Fans schon Genugtuung, nach so vielen Jahren Emotionsloses gebolze.

Worauf kommt es vor allem an in der Rückrunde?
Neben der Abstimmung gegen den Ball müssen vor allem die leichtfertigen Ballverluste reduziert werden und nein, wenn ein Heyer oder Muheim über den Ball treten oder ausrutschen, dann hat das 0 mit dem System zu tun. Das passiert, aber ich meine auch die Ballverluste im Zentrum, wo es Reis manchmal übertreibt, aber wer will es ihm verübeln, oder auch andere…
Das wäre schon die halbe Miete, wenn dann auch irgendwann mal wieder ein Elfmeter getroffen wird, kann nichts mehr schief gehen, auch diese unglaubliche Serie ist Teil dieser Hinrunde.

So jetzt bin ich wirklich fertig, entschuldigt die Zeilen, meinem ersten Beitrag.

Allen eine schöne Vorweihnachtszeit, kommt gut durch die Winterpause

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Danke für den Beitrag. Ich war ebenso verwundert über das HSV-Segment, welches so gar nicht der Stimmungslage rund um den Verein entspricht. Viele der besprochenen Punkte sind legitim, aber der Fokus lag schon sehr auf möglichen sportlichen Stolpersteinen und außersportlichen Störfeuern. Das repliziert leider exakt die reißerische Herangehensweise, für die auch die Hamburger Sportpresse rund um B**D, Kicker, Mopo, etc. bekannt ist.

Zu kurz kommt dabei, dass der HSV mit einer weiterhin sehr jungen Mannschaft in sämtlichen Statistiken gut abschneidet, manchmal einen etwas langatmigen, aber auch über weite Strecken mitreißenden Fußball spielt und vollkommen zurecht auf einem direkten Aufstiegsplatz steht. Die Fans gehen diesen Weg im fünften Jahr zweite Liga nicht nur mit, sondern kommen als eine von wenigen Ausnahmen in Deutschland sogar in größeren Zahlen, als vor der Pandemie. Mit einem Zuschauerschnitt von 50.627 liegt man aktuell deutlich über der ersten Zweitligasaison 18/19 und nur 90 Zuschauer hinter Stuttgarts Allzeitrekord aus der Saison 16/17.

Die negative Grundhaltung beginnt bei Max’ Einleitung: die Dramatik der Spielverläufe sei so viel höher als bei Darmstadt. Ist das so? Der HSV hat zusammen mit Paderborn die meisten souveränen Siege mit mehr als einem Tor Vorsprung (je sechs). Darmstadt hat davon nur zwei, dafür aber acht knappe Siege (HSV: 5, Paderborn: 2). Ist nicht also genau das Gegenteil korrekt?

Bei der sportlichen Analyse kommt der Zufall ins Spiel. Michael hat als Fürthreporter die schlechteste HSV-Saisonleistung frisch in Erinnerung, wodurch wir uns mehr im Bereich einer Spieltags- denn einer Hinrundenanalyse befinden. So schwach der HSV an dem Tag auch gewesen sein mag, würde ich zu bedenken geben, dass Fürth unter Zorniger nicht das ist, was der Tabellenplatz vermuten lässt. Es ist absolut bemerkenswert, was Zorniger da innerhalb kürzester Zeit für eine Pressingintensität implementiert hat. In dieser Form ist Fürth ein Topteam der Liga, was ein paar Tage später auch Darmstadt zu spüren bekommen hat. Wenn Fürth diese Intensität durchzieht und nicht ein paar Gänge zurückschaltet, sobald der Klassenerhalt erreicht ist, haben sie für mich trotz 13 Punkten Rückstand auf Heidenheim noch Außenseiterchancen auf Platz 3.

Der taktischen Analyse von Tim mit den Problemen gegen 5-3-2 und insbesondere dem Einschub von Eva, dass Walter keinen Plan B habe, würde ich widersprechen. Zwar startet Walter stets in seiner 4-3-3 Grundordnung, variiert mittlerweile aber regelmäßig im Laufe des Spiels. Im Derby gab es durch den Platzverweis aus der Not heraus die 3er-Kette, wodurch man vorübergehend in Unterzahl ziemlich gut das Spiel kontrolliert und Minuten von der Uhr genommen hat, statt einen Offensivspieler zu opfern und sich hinten rein zu stellen.

Aber auch in anderen Spielen wurde aus unterschiedlichen Situationen heraus umgestellt. Gegen destruktive Magdeburger hat man beim 0:2-Rückstand die von Tim beschriebene Zuordnung gebrochen, indem man einen Abwehrspieler opfert und Königsdörffer als sehr offensiven Schienenspieler einsetzt, wodurch Kittel als freies Radikal übrig bleibt. Ab diesem Zeitpunkt hatte Magdeburg überhaupt keinen Zugriff mehr aufs Zentrum. Die Konsequenz war ein absolutes Freakspiel mit 26:5 Torschüssen in der zweiten Halbzeit (was glaube ich die meisten seit Datenaufzeichnung sein düften?!).

Gegen Paderborn hat man in einem bis dahin wilden Schlagabtausch in der Schlussphase auf Fünferkette umgestellt und dadurch die stärkste Offensive der Liga komplett neutralisiert. Paderborn hatte nach der Umstellung keinen einzigen Abschluss mehr.

Aktuell kan man denke ich ganz gut beobachten, dass Flexibilität teilweise auch durch Stabilität kommt. Wenn man nie mit einem Trainer in die zweite Saison geht, fehlt die Zeit, ein zweites System zu lernen. Bei den vorigen Trainern wirkten Systemumstellungen oft wie Aktionismus. Und genau das unterscheidet Walter von seinen Vorgängern. Im Gegensatz zu einigen HSV-Trainern aus Bundesligazeiten sind die bisherigen Zweitligatrainer Titz, Wolf, Hecking und Thioune offensichtlich alles keine schlechten Trainer. Aber sie haben gemein, dass sie keinen Weg aus ihrer ersten Ergebniskrise gefunden haben, die dich mit der medialen Breitseite in Hamburg natürlich noch etwas härter trifft, als bei vielen anderen Vereinen. Walter dagegen hat bisher jede Krise gemeistert, indem er mit dem Rücken zur Wand den Glauben an die eigene Spielanlage vorgelebt hat.

Die am Ende von Eva angesprochene Naivität würde ich dementsprechend auch eher als ein trügerisches Selbstvertrauen beschreiben, dass man sich die Gegner über weite Strecken des Spiels zurechtlegen und später durch individuelle Klasse entscheiden kann, selbst wenn man zwischenzeitlich in Rückstand gerät. Häufig klappt das zwar, aber manchmal führt das auch zu Spielen wie Magdeburg und Rostock, wo einem bei drückender Überlegenheit die Zeit davon läuft. Oder zu Spielen wie Fürth und Darmstadt, wo man sich von gezielt gesetzten Pressingphasen überrumpeln lässt und dann nicht wieder ins Spiel findet.

Das wären auch meine beiden Baustellen für die Rückrunde. Pressingphasen des Gegners besser erkennen und lösen. Und sich selber weniger auf die letzte halbe Stunde verlassen, sondern auch mal früher das Tempo verschärfen.

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