Ich würde zurückspulen bis zum schmerzhaften Ende bei der WM. Dann kam noch gleich das 0-2 gegen Dänemark und dann kam Hrubesch.
Da hat der DFB gepokert, mit Hrubesch absoluter Fokus auf Olympia oder ein neuer Coach mit viel mehr Zeit und nur sehr wenig Druck um einen Umbruch einzuleiten.
Man hat sich für ersteres entschieden. Viel Druck, hohe Erwartungshaltung, eine verunsicherte Mannschaft, nur Pflichtspiele (fast immer mit must-win Charakter). Das sind Aspekte die nur sehr schwer unter einen Hut zu kriegen. Raum(wenn überhaupt) für irgendwelche Experimente gab es nicht. Da muss man pragmatisch sein um was erreichen zu können. Das bei Olympia wenig berauschender Fußball zu sehen war, war erwartbar. Wenn eine Mannschaft belastungstechnisch überm Limit ist, geht es nicht anders. In anderen Spielen gabs zwar mehr Tore, aber auch die Leistungen waren sehr überschaubar. Brasilien, US-Girls und die skandinavischen Mannschaften(dieses Jahr nicht vertreten, aber Schweden hat schon viele Medaillen abgegriffen) stehen voll im Saft und da läßt sichs auch einfacher Fußball spielen.
Das Ergebnis ist die Bronzemedaille und eine gefestigte Mannschaft.
Jetzt übernahm Wück, hat eine gefestigte Mannschaft, mit der er einen Umbruch einleiten muss. Dazu noch der Verlust von Popp, Hegering und Merle. Der Verlust von Popp und Hegering schmerzen am meisten, Merle(kein Affront gegen sie!!!) ist gleichwertig zu ersetzen. Einige Spielerinnen von Olympia noch angeschlagen. Mit diesem Set-up ging man in die Freundschaftsspiele.
Das Spiel gegen England und die Schweiz würde ich nicht aus der Wertung nehmen. England ist Deutschland ins Messer gelaufen, die Schweizerinnen haben in der ersten Halbzeit sehr konzentriert, kompakt im 5-3-2 verteidigt. In der zweiten Halbzeit waren die Abstände zwischen den Ketten zu groß, die Zuordnung chaotisch, viel Freiraum nicht nur für Freigang, die Flügel standen sehr oft offen.
Interessant sind die Konturen wie der Fußball unter Wück aussehen lassen sich erkennen.
In der Abwehr wird man hoffentlich endlich aufhören zwanghaft ein Linksfüßerin auf LIV zu installieren. Hinter den IV oder zwischen den IV war oft zu viel Platz und wenn z.B. Alisha Lehmann ein bisschen schneller zu Fuß ist, kriegt Winkler was zu tun. Es stellt sich ja auch immer die Frage mit welcher Charakteristik man aufbauen will und welche Spielerin eignet sich am besten dafür. Doorsoun mit sehr vielen carries. Andribbeln, marschieren und dann auch mal einen langen Ball auspacken, Hendrich kann das, Minge auch(die ist aber auch gelernt 6erin und da ist man daran gewöhnt den Ball am Fuß zu haben). Da muss der Counterpart auch mal absinken um abzusichern. Sowas muss sich einspielen. Giulia Gwinn kam mir insgesamt ein bißchen defensiver vor, mit nicht ganz so vielen offensiven Vorstößen. Wenn er seine Pärchen sucht braucht es noch feintuning. Da sucht man noch nach dem Gleichgewicht. Der Spielaufbau bestand größtenteils aus frühen Ballgewinnen aus dem Gegenpressing. Deswegen find ich das noch schwer einzuschätzen, gegen Italien hatte man in der ersten Halbzeit seine liebe Müh und Not.
Im Mittelfeld hat er die beiden vor der Abwehr immer leicht versetzt aufgestellt (z.B. Senß/Nüsken). Böse formuliert das man die beste Partnerin für Obi sucht, nur ist die halt noch nicht da. Die Hauptkandatinnen dürften Senß, Nüsken, Däbritz, Minge und Gräwe sein. Auch wenn das nur schwer umsetzbar ist, fände ich es interessant, wenn man sich das beste Mittelfeldtandem(Nüsken/Cuthbert) der WSL anschauen würde und sich da ein bisschen Input zu holen. Auf der 10 dürften Dallmann und Freigang die ersten Optionen sein. Es war schön zu sehen wie vehement sie teilweise in den Spielen den Ball gefordert hat und ihre Mitspielerinnen angeleitet hat. Wück hat oft „Wechsel“ ins Spielgeschehen gerufen und will das Seitenverlagerungen mit einem Kontakt über die Mitte/im optimalen Fall direkt gespielt werden. Gegen England ging das sehr gut auf. Das war auch der Matchplan gegen Holland, weil die immer massiv auf die Seite schieben, wo der Ball ist.
Auf dem Flügel hat man mit Bühl, Brand, Cerci, Zicai, Endemann, Lohmann, usw. eine ansehnliche Auswahl. Man hat sehr viel Tempo, gute Dribblerinnen, mit sehr guter Technik. Sie können nach innen ziehen oder auch mal bis zur Grundlinie gehen. Man muss halt einen guten Mix aus hohen/englischen Flanken, Flanken aus dem Halbfeld, Dribblings, scharfe Pässe in den Rückenraum um Spielerinnen zu finden die Einlaufen und Schüssen finden.
Als Mittelstürmerinnen sind Schüller und Hoffmann erste bzw. zweite Wahl. Schüller hat sich mit dem Rücken zum unter Hrubesch sehr verbessert, Kopfballungeheuer sowieso, macht viele gute Läufe. Hoffmann gute Wandspielerin, kann Bälle festmachen, weiterleiten, ablegen und hat einen guten Abschluß.
-Was ich krass fand, war wie groß der Unterschied beim Spiel gegen Australien, mit und ohne Popp war.
-Was Frappart bei den deutschen Länderspielen anstellt ist ziemlich wild, auch wenn man das Spiel auch so hätte gewinnen können/müssen
-Kleinherne ist irgendwie ein Mysterium, bei Hrubesch war sie wohl nicht der optimale Spielertyp, aber unter Wück hätte man ihr mehr Spielzeit geben können. Ich glaube mich erinnern zu können, das Wück bei einer PK auf Kleinherne angesprochen wurde und er sagte das er mit ihr Gespräche geführt hätte, das kann man aber in alle Richtungen interpretieren. Kleinherne kommt aus dem Jahrgang den Meinert beim DFB am Ende trainiert hat, also wird sie auch wissen, was man an ihr hat
-Feste Gerüstteile in der Startelf dürften mMn Gwinn, Linder, Bühl und Schüller sein. Auf der TW-Position werden wir sehen. AKB hat am Ende mal gewackelt, wurde aber auch als beste Keeperin der NWSL ausgezeichnet. Johannes spielt eine tolle Saison, Winkler macht einen super Job bei der SGS. Obi dürfte auch schon fest in den Planungen sein.
-Dieses Rumgejammer nicht genug Talente in der IV zu haben find ich übertrieben, da gibt es z.B. Ullbrich,
Landsberger, Veit, Aehling, Pucks. Die brauchen vllt noch 2 Jahre, aber damit könnte ich leben. Als AV gibt es eine Marie Müller, Sterner, Lührßen
-Die Standards waren echt nicht gut, allerdings hat man wenig dran gearbeitet mit Popp und Hegering hat man 2 Zielspielerinnen verloren. Das sind wohl jetzt Nüsken, Minge und Schüller