Podcast zum 23. Spieltag - Trainerentlassungen in der Bundesliga

Hi,

ich habe die Folge noch nicht zu Ende gehört (genau genommen bin ich erst bei Spiel 2…), aber da ich gerade Zeit habe und zu einem bereits angesprochenen Thema etwas sagen/schreiben möchte, das im Leverkusen-Segment nicht angesprochen wurde hau ich einfach mal raus. Falls es später in der Folge nochmal angesprochen wurde werde ich mich hier nochmal entsprechend dazu äußern.

Im “Intro” zur Folge hatte Max angesprochen, dass die Trainerwechsel in der Bundesliga sich häufen und dass er diese Entwicklung eher unschön findet bzw. viele Entscheidungen zu schnell fallen. Dieser Einschätzung stimme ich absolut zu und möchte noch einen weiteren Punkt anfügen, der mir bei den Trainerentscheidungen in der Bundesliga zunehmen auffällt.

Ein (gefühlt) zunehmendes Muster ist es, den Trainer zu entlassen, nur weil man ein Zeichen setzen möchte. In vielen (ich sage: zu vielen) Fällen geschieht das aber ohne einen Nachfolger (geschweige den eine “bessere” Lösung) parat zu haben. Infolgedessen wird immer häufiger ein Trainer aus den eigenen Reihen nachbesetzt. Manchmal direkt langfristig, häufig aber eben nur als Interimslösung. Dieser (häufig eher junge und unerfahrene) Nachwuchs/Amateurtrainer aus den eigenen Reihen wird dann sehr oft angepriesen, sowohl vom Verein als auch den Fans die nah dran sind und den Namen und manchmal auch die Arbeitsweise kennen.

Ein Effekt, der dann häufig eintritt ist der klassische “frischer Wind” Effekt, d.h. der junge Trainer “erreicht” die Mannschaft und bewirkt damit eine kurzfristige Verbesserung der Situation. Häufig (ich sage wieder: zu häufig) führt das dann dazu, dass der Trainer, auch wenn er nur als Übergangslösung geplant war dann einen langfristigen Vertrag erhält. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass dieses Modell durchaus mal funktionieren kann, aber ich würde behaupten (ohne das ad-hoc mit Zahlen belegen zu können), dass in der Mehrzahl der Fälle diese kurzfristige Lösung, die dann langfristig verlängert wird mittelfristig scheitert…

Auf diese Weise verlieren Vereine häufig innerhalb kurzer Zeit ihren Coach der ersten Mannschaft plus den Top-Mann aus der zweiten Reihe und stehen innerhalb von 1,5-2 Jahren dann doch wieder mit einem “dritten” Trainer, der oft/meist wieder erfahrener ist da. Damit tut der Verein sich oft selbst keinen Gefallen und auch dem jungen Trainer, der dann schnell als “verbrannt” gelten kann ist damit nicht geholfen…

Daher wäre ich froh zu beobachten, wenn künftig Interimslösungen aus den eigenen Reihen entweder sehr klar erfolgsunabhängige Interimslösungen bleiben, die dann wieder in ihren alten Job zurückgehen oder eben auch mal länger am “alten” Trainer festgehalten wird, im aller Mindesten bis man einen passenden Nachfolger in Sicht hat. Korkut finde ich dahingehend in Leverkusen einen sehr interessanten Mittelweg, der nicht das übliche “Nachwuchstrainer”-Schema passt, aber wo das “Risiko”, dass kurzfristiger Erfolg zu langfristigem Vertrag und mittelfristigem scheitern führt dennoch gegeben ist, obwohl das auf den ersten Blick schon sehr klar nach dem (von mir gewünschten) reinen Interims-Mann aussieht.

So, genug von mir: Wie schätzt ihr diesen Trend ein, bzw. seht ihr das überhaupt genauso?

Viele Grüße von einem Sport-Podcast-Kollegen!

Ich hatte mir auch schon überlegt zu dieser Thematik etwas zu schreiben, es dann aber aus Zeitgründen vergessen (zwei Ausreden auf ein mal…yeah!).

Mir fällt nämlich vor allem auch eine seltsame Einstellungspolitik der Vereine auf, die dann unweigerlich zu Entlassungen führen “muss”. Die allgemeine Diskussion der Trainerentlassungen und ob das zu viele sind gibt es eigentlich schon seit ich den Fußball verfolge (ja das ging erst 2001 mit dem Bayern Cl Sieg los, aber sind jetzt doch auch schon paar Jahre).
Gerade dieses Rumeiern mit Interimstrainern oder nicht oder wie oder was fällt mir extrem auf und ich sehe das auch eher kritisch, glaube aber, dass es eher das altbekannte Problem ist, dass die Vereine und die Verantwortlichen zu wenig “Mut” haben, nur verschärft durch die Problematik, dass viele klassische Trainerlösungen in den letzten Jahren abgesprungen sind und nicht mehr zur Verfügung stehen. Ich finde, Gladbach in den letzten beiden Saisons ist da ein hervorragendes Beispiel: Zuerst hat man einen Interimstrainer (Schubert), der klar als solcher kommuniziert wird und, wenn man den damaligen Berichten Glauben schenken darf, von Eberl noch sehr lange als solcher gesehen wird, obwohl unter ihm eine Siegesserie gestartet wird. Schließlich müsste Eberl sehr viel Mut aufbringen, um Schubert noch mal zu ersetzen, was er nicht tut und schon in der Rückrunde zeigen sich erste kleinere Probleme im Spiel der Gladbacher (wenn ich mich richtig erinnere war das vor allem die Organisation der Defensive und/oder ein Plan im Ballbesitzspiel), die er nicht behoben bekommt, was durchaus schon auf Probleme in der neuen Saison hindeutet. Wiederum hat Eberl aber nicht den Mut etwas zu machen (obwohl ich hier auch keine Berichte gelesen habe, dass dies geplant war, im Gegensatz zum Zeitpunkt seiner Einstellung) und zieht Schubert dann mit einer sehr gut zu vermarktenden und meiner Meinung nach schon leicht populitischen “Wir-entlassen-unseren-Trainer-nicht-so-schnell-Argumentation” bis zum Winter durch, nur um dann die nächste unkreative Lösung (Hecking) zu präsentieren. Offensichtlich kann dieser das Team kurzfristig stabilisieren, aber aufgrund seiner Aussagen zu Themen wie Taktik und seiner etwas hilflosen Herangehensweise in Wolfsburg (jedes “klassische” Register gezogen und es kam doch nichts dabei raus), bezwiefle ich seh stark, dass er Gladbach lang-/mittelfristig weiterentwickelt, was dann wiederum unweigerlich zu einer Entlassung führt, weil die Mannschaft stagniert und irgendwann die Ergebnisse fehlen werden, da andere Teams (kurzfristig) nicht stagnieren. Das kann ich jetzt natürlich alles nicht beweisen und vieles davon ist spekulativ, soll aber auch nur beispielhaft aufzeigen, worin ich das aktuelle Problem bei der Trainersuche in der Bundesliga sehe. Denn Gladbach ist hier nicht ein Einzelfall in meinen Augen, weitere ganz deutliche Beispiele in dieser Saison wären Bremen, Wolfsburg, HSV (vor Gisdol), Augsbrug (Schuster), Darmstadt (Meier), Ingolstadt (Kauczinski) und bestimmt noch mehr, die ich jetzt vergessen habe (in Klammern bedeutet, dass die Mannschaften sich inzwischen potentiell etwas verbessert haben, was die Trainerauswahl angeht).
Ich persönlich (und das persönlich gilt natürlich für den ganzen Beitrag, ich neige manchmal dazu, was als Wahrheit zu verkaufen, mein das aber gar nicht so, sondern bin bisschen in meiner Argumentation gefangen) denke, dass das Problem sehr häufig nicht die Entlassungspolitik der Vereine ist sondern deren Einstellungspolitik.