Ich muss wirklich sagen, dass YoungTotti mit seinem tollen, umfangreichen Post mir fast zu 100% aus der Seele spricht.
Wie auch schon Max in der 34. Schlusskonferenz (die ich heute erst gehört habe) anmerkte, kam es letztendlich wohl darauf zurück, welche Erwartungshaltung man hatte.
Ursprünglich hatte ich schon das Gefühl, dass am Ende der letzten/Anfang dieser Saison grundsätzlich man das kommende Jahr Bundesliga als einen Glücksfall im Sinne von Schuldenabbau sah, ohne zu ambitioniert zu erwarten, die Klasse auch halten zu können.
Dass diese Einstellung - gerade nach dem doch gar nicht so schlechten Start, als man nach dem 6. Spieltag auf Platz 10 stand - im Laufe der Saison verloren/vergessen ging und natürlich niemand sagt, „Auf geht’s Jungs, lasst uns absteigen!“, ist denke ich verständlich und nachvollziehbar, trotzdem sollte man sich die Ausgangslage bewusstmachen. YoungTotti hat diese ja auch toll ausgeführt, Stichpunkte personelles (sowohl im Kader als auch im Trainerteam) als auch monetäres Kapital.
Letztendlich finde ich vor diesem Hintergrund und dem dann doch relativ unaufgeregten Ausgang der Saison mit Abstieg und dabei - für Club Verhältnisse - ruhigen Zuständen vor allem 2 Punkte sehr interessant:
Die „um jeden Preis“ Klassenerhalt Frage
Gerade vor der Winterpause, mit ausbleibenden Punkten und steigendem Druck auf das Trainerteam, wurde diese Aussage ein wenig zum geflügelten Wort. Im Kicker und in den sozialen Medien wurde immer wieder thematisiert, man müsse die Klasse eben „um jeden Preis halten“. Mir haben sich dabei jedes Mal die Nackenhaare aufgestellt, gerade wegen der noch jüngeren Nürnberger Vergangenheit. Aber auch losgelöst davon stelle ich immer wieder erschreckt fest, wie die Emotionen, die anscheinend in dem Moment hauptsächlich an den Verbleib in der ersten Liga gekoppelt sind, doch so viele Menschen übermannen können, dass man tatsächlich wieder erwägt, das langfristige Ziel zu opfern, wieder zu einem gesunden Verein zu werden, der dann vielleicht zumindest einigermaßen realistisch sich Hoffnungen auf einen der wenigen verbliebenen nicht-AGs und -Millionärsvereins (wobei ich die beiden genannten Formen übrigens auch nicht negativ behaftet so bezeichnen möchte, sondern einfach als realistische Klassifizierung) Plätze in der unteren ersten und oberen zweiten Liga machen kann.
Es gibt doch gerade aktuell auch wieder so viele Beispiele, wo man bestens nachverfolgen kann, dass ein aus Emotionen und Hauruck-Mentalität geleitetes Agieren gerade nicht zum Erfolg führt. Und das bei Vereinen, die teilweise einen viel größeren finanziellen Spielraum bzw. Etat haben.
Zum Glück hatte ich ab der Mitte der Saison das Gefühl, dass es zu diesem Thema wieder ruhiger wurde; vielleicht, weil man sich mit dem Abstieg doch so langsam abfinden musste und natürlich auch einfach keine Gelegenheit mehr da war, auf dem geschlossenen Transfermarkt Geld auszugeben. Natürlich kann man immer sagen, wie leicht es dieses Jahr gewesen wäre, dabei zu bleiben. Aber das ist Spekulation und wer spekulieren möchte, ist vielleicht bei einem nicht genannten – weil Werbe- und Sponsorenfrei – Wettanbieter besser aufgehoben. 
Die Trainierwechsel Frage
Das Club-Beispiel ist meiner Meinung nach mal ein gutes Beispiel um zu analysieren, inwiefern so ein Trainierwechsel in dieser Situation jetzt etwas bringt. Er ging einher mit sehr wenigen Transfers, insofern mussten beiden Trainer mit fast der gleichen Ausgangslage zurechtkommen, wenn auch Köllner am Anfang vielleicht mental noch etwas von der Euphorie des Aufstiegs profitieren konnte, Schommers hingegen von der in der ersten Saisonhälfte gewonnen Erfahrung der Spieler.
Letztendlich hatte ich mich lange massiv gegen einen Trainerwechsel ausgesprochen (nicht dass es meine wenigen Zuhörer – meinen Kumpels – groß interessiert hätte
), gerade weil ich mir dachte, dass für mich zu einem langfristigen Konzept eben auch eine langfristige Zusammenarbeit mit einem Trainer gehört. Aber ich konnte schon auch an mir selbst merken, wie mit steigendem Druck und immer verzweifelnder wirkenden Methoden des Coachs, man auch selbst in seiner Meinung etwas einknickt und konnte daher schon nachvollziehen, warum letztendlich gewechselt wurde.
Wobei gerade dabei ich vermute, dass auch viel mit der Machtposition Köllners im gesamten Verein zusammenhing und die anderen Parteien im Verein diese Verhältnisse anders ordnen wollten. Wäre dies, gerade im Zusammenhang mit der aufgrund ausbleibenden Punkte, schwächeren Verhandlungsposition Köllners auch mit ihm im Verein gegangen? Ein definitives vielleicht, dazu fehlen mir einfach jegliche Einsichten in die Strukturen in einem Fußball-Verein generell und dem Club im spezifischen.
Übrigens wäre das wirklich mal ein tolles Tribünengespräch. Mit einem – natürlich nicht mehr aktiven - Funktionär aus einem Verein über Abläufe und Strukturen im Zusammenhang mit Prozessen wie Trainerentlassung oder auch Einstellung, Vergabe von Posten, internen Vereinbarungen und Aufgabenteilungen etc. zu sprechen.
Noch ein Wort zum Theater mit Bornemann und Aufsichtsrat:
Irgendwie schade. Da macht ein Sportvorstand das, was man sich sonst immer etwas romantisierend wünscht und hält an seinem Trainer fest und dann wird er gleich mit entlassen. Ich glaube danach braucht wirklich niemand mehr sich über mangelnde Loyalität an irgendeiner Stelle – sei es Spieler oder Trainer – wundern.
Abschließend ist zu sagen, dass man natürlich traurig ist, gerade wenn man die vergebenen Elfmeter im Stadion miterlebt hat, aber letztendlich ist und bleibt der Club halt ein Depp – ein besonders liebenswerter. Und irgendwer muss nun einmal die (Auf- und Abstiegs) Rekorde knacken.
Mein Gericht-Vorschlag Zur Abstiegs-Saison vom Club:
Muttis Gemüsesuppe. Schmeckt nicht, aber hält einen hoffentlich langfristig gesund.
Zwei kleine Nachschläge:
- Den Support der Fans, die ja auch gerade beim Club sich gerne mal danebenbenehmen, fand ich dieses Jahr wirklich toll, als auch beim sich abzeichnenden Abstieg die Unterstützung kontinuierlich stark blieb.
- Den geschiedenen Finanzvorstand Meeske. Wirklich toller Typ, der uns hoffentlich in der Zukunft nicht zu sehr fehlen wird. Vielleicht sollte man auch mal diese Personalie mit den ruhigeren Zuständen und dem Erfolg beim VFL Wolfsburg in Verbindung bringen.