Da mir eine Einordnung der Saison des SC momentan noch etwas schwer fällt, will ich an dieser Stelle die Saison des SCF in groben Zügen Revue passieren lassen und diese anschließend bewerten.
In den ersten Spielen der Saison befand man sich in einer klassische Findungsphase, wobei insbesondere in den ersten beiden Heimspielen gegen die Eintracht (0:2) und den VFB (3:3) die angekündigte spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft bereits klar zu erkennen war. Das Spiel gegen Stuttgart markierte dann den Beginn einer spürbaren Stabilisierung der Leistungen. Von Spieltag drei bis Spieltag elf verlor man mit dem 1:4 in Augsburg nur eine Partie, wobei diese relativ müde Leistung am Ende einer intensiven englischen Woche nachvollziehbar war. Nachdem sich Streich anschließend gegen Mainz (1:3) klassisch “vercoacht” hatte, folgten - das 0:2 in Dortmund ausgenommen - gegen Bremen (1:1) und Leipzig (3:0) erneut fußballerisch hervorragende Auftritte.
Die Spieltage 15 bis 21 stellten dann trotz teilweise hinsichtlich der gewonnenen Punkte scheinbar erfolgreichen Begegnungen einen eindeutigen Rückschritt in der Entwicklung des SC dar. Die Mannschaft wirkte in der englischen Woche am Ende der Hinrunde sehr müde und schien meiner Meinung nach auch nur bedingt dazu in der Lage, gegen die “Kellerkinder” mit der allgemeinen - sicher auch der eigenen - Erwartungshaltung angemessen umgehen zu können.
Nichtsdestotrotz verlor der SC zwischen Spieltag 20 und 27 nur einmal (0:2 in Leverkusen). Neben dem - auch aufgrund der Situation des Gegners - furiosen 5:1 Sieg gegen Augsburg bleiben aus dieser Phase fußballerisch die Spiele in Gladbach (1:1) sowie die erste Halbzeit gegen die Bayern (1:1) positiv in Erinnerung.
Mit dem aufgrund des “Schneckenrennens” im Keller abnehmenden Druck wuchs der spielerische Anspruch der Mannschaft, was auch in der Öffentlichkeit entsprechend kommuniziert wurde. Beginnend mit dem abstrusen 0:5 in Mainz, in dem man die Mainzer zunächst so sehr beherrscht hatte, dass ich mir Gästeblock mehrmals verwundert die Augen reiben musste, verlor man bis heute fünf der letzten sechs Partien. Da diese Phase nach wie vor aktuell ist, ist auch meine Erinnerung daran am frischesten und trübt die Saisonbilanz doch spürbar. Dennoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass die Spiele bis auf die Begegnung gegen Hannover vergangene Woche, allesamt auch ungemein positive Aspekte mit sich brachten. In Leipzig lieferte man beispielsweise eine insgesamt wirklich gute Auswärtspartie ab und verlor nur denkbar knapp - und auch eine Woche zuvor war das 0:4 gegen den BVB nicht annähernd so deutlich wie es sich im Nachhinein liest.
Rückblickend sind auch die Durststrecken im Laufe der Saison teilweise nachvollziehbar. Auf den ganz offensichtlich sehr talentierten Roland Sallai musste man monatelang verzichten, auch Petersen und Waldschmidt fielen immer mal wieder aus. Hinzu kommt mit dem lange Zeit verletzten Robin Koch der Spieler im Kader, der meiner Ansicht nach das größte Potential im gesamten Kader mitbringt. Solche Ausfälle, vor allem die der Offensivspieler, kann ein Verein wie der SC Freiburg einfach auf Strecke nicht permanent auffangen. Klingt wie die “alte SC Leier”, ist aber nun mal nach wie vor Fakt.
Positive Entdeckungen der Saison sind neben Luca Waldschmidt und Sallai, der in seinen wenigen Einsätzen vielversprechende Ansätze bot, allen voran die Gebrüder Schlotterbeck. Beide haben einen starken linken Fuß, beide sind schon jetzt nach wenigen Einsätzen total abgeklärt und insbesondere Keven fiel wiederholt mit unglaublich mutigem und präzisem Aufbauspiel auf. Ich denke und hoffe, dass uns die beiden in den kommenden Jahren noch viel Freude bereiten könnten. Zu erwähnen ist außerdem Keeper Alex Schwolow, der die bislang beste Saison seiner Karriere spielte.
Fazit: im Vergleich zur letzten Saison war diese Runde des SC fußballerisch deutlich verbessert. Mitentscheidend war hierfür meiner Meinung nach, dass man mit Luca Waldschmidt endlich den gesuchten Philipp-Ersatz für das Spiel zwischen den Linien gefunden hat sowie zunächst mit Sallai und später mit Grifo die individuelle Qualität in der Offensive insgesamt doch enorm steigern konnte. Mit Dominique Heintz und den Schlotterbecks erfuhr die ohnehin gut besetzte Innenverteidigung ein zusätzliches Upgrade. Hannover und Düsseldorf (in Phasen) ausgenommen, empfinde ich die aktuelle (Ergebnis-) Krise auch als nicht so verheerend, wie sie von vielen gemacht wird. Meine These: wäre man nicht frühzeitig bereits so sicher gewesen, hätte man gegen Ende der Saison
- erstens den spielerischen Ansatz nicht derart konsequent (und riskant) erweitert
- und zweitens die Spiele neben der Taktik sicher auch mental um einige Prozentpunkte intensiver angenommen.
Auch wenn die letzten Wochen den Gesamteindruck der Saison etwas trüben, bin ich in Anbetracht aller geschilderten Umstände und des Standortfaktors Freiburg zufrieden mit dem Verlauf der Saison 18/19.