Rasenfunk Royal 18/19 - Saisonrückblick Wolfsburg

Wir nehmen zwischen dem 20. und 29. Mai den nächsten Rasenfunk Royal auf.

Hier ist der Ort, an dem ihr eure Fragen und Anmerkungen dazu los werden könnt. Wie jedes Jahr bringt der Gast fünf Aspekte mit, die ihr oder ihm wichtig zur Beschreibung der vergangenen Saison war. Gerne könnt ihr eure eigenen Vorschläge oder auch Fragen an den Gast hier posten.

Die Zusatzfrage für alle Gäste dieses Jahr lautet: Welches Gericht beschreibt die Saison deines Vereins gut?

Knüpft an das Küchenutensil aus dem Winter an. Erfahrungsgemäß freuen sich die Gäste besonders bei der Zusatzfrage um Tipps aus der Community.

Der Thread ist hiermit geschlossen, Vorbereitung zu Wolfsburg ist erledigt.

Der Thread ist hiermit wieder offen. Don’t ask. :see_no_evil:

Ich versuche mal, ein paar Gedanken aufzuschreiben:

  • der Trainer: zuletzt wurde Labbadia ganz schön abgefeiert. Es gibt auch nicht wenige Stimmen, die es beklagen, warum es mit ihm nicht weitergeht. Ich sehe diese Personalie etwas entspannter. 1. war es nach der letzten Saison eine Riesen-Überraschung, dass es mit Labbadia weiterging. Eigentlich schien dieses Kapitel bereits am Ende, nachdem seine Installation kaum einen Effekt gezeitigt hatte. Sein Standing bei den Fans war superschlecht. Das heißt, in der Vorsaison könnten weder Jonker noch Schmidt noch Labbadia den Verein in ruhiges Fahrwasser lotsen. Wichtiger als die Personalie Labbadia scheint mir daher die neue sportliche Leitung (Schmadtke und Schäfer) sowie die ausgezeichnete Kaderplanung. Das soll natürlich Labbadias Leistung nicht schmälern.

Als Grund für den Wechsel wird kolportiert, dass die Chemie zwischen Trainer und sportlicher Leitung nicht stimme. Das scheint mir persönlich als Begründung ein bisschen dünn. Auch ein Schmadtke muss ja seine Entscheidungen intern kommunizieren und da reicht es m. E. nicht zu sagen, dass ihm Labbadias Nase nicht passt. Das bewegt sich natürlich im Bereich des Spekulativen, aber ich habe mir darüber Gedanken gemacht, was letztlich für die sportliche Leitung gegen Labbadia gesprochen haben könnte. Und da fällt etwa auf, dass bestimmte Spieler unter Labbadia zuletzt gar keine Rolle mehr spielten. Da denke ich etwa an jemanden wie Uduokhai, der sich darüber ja auch sehr unzufrieden geäußert hat und zuletzt von Schmadtke (nicht zufällig?) öffentlich sehr positiv hervorgehoben wurde. Auch die Itters spielten gar keine Rolle mehr. Oder Brekalo. Das war unter Jonker und Schmidt noch anders. Ich glaube schon, dass das intern ein großes Thema war, dass Labbadia diese Spieler nicht geschafft hat einzubauen. Er hat ja auch im Laufe der Saison immer mehr auch junge Spieler eibgesetzt, Rexhbecaj und Klaus. Aber Labbadia hat es nicht geschafft, Spieler wie Uduokhai oder Brekalo weiterzuentwickeln.

  • die Mannschaft: auch in der letzten Saison hatte der VfL einen namhaften Kader mit Origi, Gomez, Didavi. Dazu im Vergleich sind eigentlich keine großen Namen verpflichtet worden, oder wer hätte Roussilion oder Weghorst auf dem Zettel? Tatsächlich wirkt der VfL 2018/19 aber als Mannschaft. Hervorgehoben wird ja immer, auch im Rasenfunk, Weghorst. Ja, kann ich auch nachvollziehen. Weghorst macht unheimlich viele Meter, ist ständig aktiv, stresst die gegnerische Abwehr permanent. Und mit seinen 2m ist er natürlich eine Kante, der auch mal den Ball abschirmen könnte. Aber so richtig der Stoßstürmer ist er m.E. gar nicht (gg. Augsburg jetzt ja, aber sonst eher nicht), sondern jemand, der sich auch oft fallen lässt und viel nach hinten mitarbeitet. Er hat jetzt eine gute Torausbeute, aber hatte auch nach meiner Erinnerung zwischendurch Phasen, wo er einiges liegengelassen hat. Vor allem ist er jemand, der immer am Ackern ist, ständig seine Mitspieler motiviert, viel auch spricht. Ich glaube, Weghorst ist einer, der auch der Stimmung im Team sehr gut tut.

Im zentralen Bereich praktiziert Wolfsburg Arbeitsteilung. In der IV lief der Spielaufbau fast immer über Brooks, wenn dieser fit war. Brooks hatte zwar defensiv immer wieder auch mal einen Klops drin und hat immer noch wieder zu seiner alten Stärke zurückgefunden. Aber für den Spielaufbau ist er ganz wichtig. Und dann natürlich Arnold, der so etwas wie das Herz im Spiel des VfL ist, der Taktgeber. Arnold wird ständig gesucht, hat eine unglaubliche Ballsicherheit und Spielübersicht. Wenn Arnold noch öfter das Tor treffen würde, würde er mit Sicherheit auch in der NM eine wichtige Rolle spielen. Das ist leider noch so ein bisschen sein Problem, dass er zu wenig Tore schießt.

Die Leistung von Guilavogui wurde zuletzt oft hervorgehoben. Er ist auch torgefährlich, auch Knoche hat einige Tore gemacht. Auch Ginczek ist ein unheimlich fleißiger Spieler, der aber ja zwischendurch auch immer wieder verletzt war. Das gilt auch für Mehmedi, den Labbadia zwischendurch auch mal auf die Bank gesetzt hatte, aber der sich immer mehr in die erste Elf gespielt hat.

Gerhardt würde im Rasenfunk ja sehr positiv hervorgehoben. Ich sehe ihn etwas kritischer. Ja, zuletzt ist er immer sicherer geworden, hätte jetzt gegen Augsburg ja sogar fast auch das Tor getroffen. Aber seine Entscheidungen waren meiner Meinung nach oft auch nicht so glücklich, im 1gg1 hat er meistens den kürzeren gezogen, weshalb er dann auch viele Sicherheitspässe gespielt hat. Aber man muss sagen, dass Gerhardt jemand ist, dessen Leistungen im Laufe der Saison immer besser geworden sind.

Ganz wichtig für das Spiel des VfL in dieser Saison waren dagegen die Außenspieler, Roussillon und William. Beide haben auch eine superstarke Saison gespielt. V.a. natürlich Roussillon. Aber auch William hat immer wieder viel Betrieb gemacht und eine gute Entwicklung gemacht.

  • der Fußball: ich weiß nicht, wie der Fußball des VfL sonst so wahrgenommen wurde, aber eigentlich müsste der VfL-Fußball was für Connaisseure sein. Der VfL wollte immer den Ball haben, ist eines der Teams mit dem höchsten Ballbesitz der Liga. Ja, Flanken ist ja ein Thema des Rasenfunk und der VfL schlägt, möchte ich annehmen, im Vergleich relativ viele Flanken. Aber auch viele gute Flanken, v.a. auch immer wieder Flügelwechsel. Ich würde sagen, dass der VfL kein Schema-F-Offensivspiel hatte, sondern da sehr variabel gespielt hat. Fast alle Spieler sind in der Lage gewesen gefährliche Situationen zu kreieren. Man wird sagen müssen, dass gegen den Ligatrend der VfL jetzt keine ausgesprochene Kontermannschaft ist, sondern immer sehr kontrolliert spielt.

Ich habe das Spiel des VfL aber auch immer als sehr kühl und rational wahrgenommen. Das 8:1 jetzt war da schon eine Ausnahme, der VfL hat normalerweise, würde ich sagen, sehr pragmatisch gespielt.

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich natürlich immer nur die Heimspiele komplett im Stadion gesehen habe. Die Auswärtsspiele habe ich höchstens mal gelegentlich in der Zusammenfassung gesehen. Das Spiel gegen München etwa habe ich gar nicht gesehen, da kann ich entsprechend auch nichts zu sagen. Auch das Spiel gegen Stuttgart, wo der VfL sehr schlecht gespielt haben soll, habe ich nicht gesehen. Ich kann in dieser Hinsicht aber der These folgen, dass der VfL taktisch einen Stiefel fährt und dann nicht in der Lage ist, umzustellen, wenn das nicht funktioniert. Das ist natürlich dann auch wieder etwas, das auf den Trainer zurückspiegelt. Stichwort: taktische Variabilität.

  • der Saisonstart: das war natürlich glücklich und hat allen im Verein gut getan. Auch etwa das Spiel gegen Leipzig war zum richtigen Zeitpunkt. Also natürlich hatte der VfL auch Glück. Es gab aber auch Spiele, etwa das gegen Hertha, die nicht so glücklich gelaufen sind und es gab zwischendurch auch Durststrecken (gerade so Mitte der Hinserie). Ich denke, der 6. Platz ist absolut leistungsgerecht und - auch wenn man die direkten Duelle sieht!- wäre auch Platz 5 absolut okay gewesen.

  • die Stimmung im Verein: ist immer besser geworden. Ja, die Wolfsburger Fans meckern gerne mal. Aber wie Labbadia gesagt hat, auch im VfL stecken viele Emotionen und es gab Spiele, wo die Stimmung im Stadion richtig geil war, etwa gegen Werder oder gegen Augsburg. Da wurde auch einiges gemacht, um die Atmosphäre zu verbessern. Ich denke, das haben Schmadtke und Schäfer als eine wichtige Baustelle erkannt und da schon einiges in die richtige Richtung bewegt.

  • Saison-Fazit: ich denke, alle sind sehr zufrieden. Auch die zweite Mannschaft hat ja ein sehr erfolgreiches Jahr hingelegt.

Man sieht ja an Bespielen wie dem HSV oder Stuttgart, dass es nicht leicht ist, aus dem Abwärtsstrudel auszukommen, selbst wenn die Bedingungen eigentlich gut sind (auch finanziell).

Als Faktoren würde ich da zuerst die Kaderplanung und die verbesserte Kommunikation (auch mit den Fans) nennen. Bei der Bewertung des Trainers bin ich etwas gespalten. Auch Labbadia hat seinen Anteil an der verbesserten Atmosphäre. Spieler wie William oder Rexhbecaj haben sich gut entwickelt. Dafür sind aber auch andere Spieler unter Labbadia komplett aus dem Fokus gerutscht: Brekalo (den Labbadia zwischendurch eingesetzt hat, der aber auch vieles liegengelassen hat, insofern kann ich hier Labbadia verstehen); Uduokhai und die Itters. Auch Malli, der aber natürlich selbst unter Schmidt Probleme hatte. Dazu kommt das Thema „taktische Variabilität“. Man hat Mitte der Hinrunde die gemerkt, dass Labbadia auf der Suche war nach der richtigen Formation, die seine Vorstellung vom Fußball umsetzen kann. Nachdem er diese gefunden hatte, unter anderem mit der Entscheidung Weghorst und Ginczek gemeinsam aufzustellen, hat er das dann relativ stur durchgezogen, soweit keine Verletzungen dazwischen gekommen sind.

  • das „VfL-Gericht“: ich würde eine Hühnersuppe vorschlagen. Wenn sie in Ruhe ziehen lässt, steckt viel Power drin; aber man muss aufpassen, dass sie nicht umkippt, dann wird’s ekelig.

Ja, so weit meine Eindrücke. :slight_smile: Vielleicht hilft es bei der Vorbereitung auf das VfL-Segment. Und es ist noch etwas Zeit für Reaktionen oder Rückfragen.

Vielen Dank für deinen Input! Jetzt ist der Thread aber wirklich geschlossen. Ich hoffe, in wenigen Stunden ist die Aufnahme im Kasten.