Rasenfunk Royal 21/22 – Euer Input zu Dortmund

Ich glaube Rose ist ein taktisch durchschnittlicher Trainer, der bislang von einer unheimlich guten Motivationsfähigkeit gelebt hat. Dadurch dass die Spieler von Rose und dem System überzeugt waren, konnten sie das Ding so durchlaufen. Machten sie das nicht, war auch prompt das System schwächer. Rose konnte schlechtere Laufleitungen nicht taktisch kompensieren. Man sah in Gladbach eine Korrelation zwischen Laufleistung und Ergebnissen. Dass da auch eine Kausalität war, ist naheliegend. Nur zu dieser Motivation gehört eben auch das Gefühl des Zusammenhalts. Man war intern davon überzeugt dass Rose bleiben würde. Kramer und Ginter haben sich seinerzeit sehr weit aus dem Fenster gelehnt.

Nur dann ging er eben trotzdem. Und dadurch hat er viele seiner eigenen Aussagen ad absurdum geführt. Er war vorher Teil der Mannschaft, die Spieler spielten für ihn. Als er dann als erster von Bord ging, fühlte man sich verraten. Ich glaube er hat brutal unterschätzt welche Wirkung das hat. Man muss sich nur anschauen wie viele Spieler auf beiden Seiten, mal für den anderen Verein gespielt haben. Dahoud, Schulz, Hazard, Hofmann, Ginter, Reus… Dazu die vielen Nationalspieler mehrerer Nationen. Die reden doch untereinander auch über ihre Trainer. Und wenn die Einen sich von ihrem Ex-Trainer nach Strich und Faden verarscht fühlen und der nun der neue Trainer von den Anderen wird, ist das ein natürliches Thema.

Dortmund kaufte einen taktisch durchschnittlichen Trainer mit überragender Motivationsfähigkeit und bekam einen taktisch durchschnittlichen Trainer, bei dem die Mannschaft genau wusste, dass sein Wort nur von Sieben bis Frühstück gilt. Und für den zerreißt man sich dann eben auch nicht so wie die Spieler auf Roses vorherigen Stationen.

Und dann war die Dortmunder Saison eben das was man erwarten konnte. Eine Mannschaft die von der hohen Qualität der Einzelteile lebte, aber die keinerlei Boost durch einen guten Trainer hatte. Die Trennung ist folgerichtig. Der Nachfolger zweifelhaft. Es ist nun mal was vollkommen anderes als Interims-Trainer einen zeitlich begrenzten Aufschwung zu kreieren, denn als langfristige Lösung. So wird ein taktisch durchschnittlicher Trainer durch einen taktisch durchschnittlichen Trainer mit Stallgeruch ersetzt.

Von außen drängt sich der Eindruck auf dass das Problem des Vereins Watzke heißt. Man muss sich nur mal schauen wer da verschlissen worden ist (Tuchel, Favre). Es gibt nun mal nur einen Klopp. Und normalerweise müsste man in der leitender Funktion dem Umfeld erklären, dass man auch mit anderen Trainertypen erfolgreich sein kann. OOOOOOOODER man schreibt ein Buch in dem man Klopp noch mal öffentlich hinterher weint und versucht jeden Trainer zu bekommen der halbwegs zu diesem Jürgen-Fetisch passt.

Frage an die BVB Experten.
Es wurde damals in der Folge mit dem BVB Schwerpunkt besprochen, dass Dortmund anscheinend mit 60% Zuschauerauslastung und dem CL Achtelfinale kalkuliert hat. Diese Aussage ist damals schon etwas untergangen finde ich. Ist das nicht komplett fahrlässig mit solchen Einnahmen zu kalkulieren?
Außerdem wäre meine Frage noch, warum aus dem Nachwuchs niemand bis nach oben durch kommt? Spielertypen wie ein Kevin Schade (SCF) oder ein Rutter (Hoffenheim) oder ganz besonders Außenverteidiger oder zentrale Mittelfeldspieler sollten doch möglich sein, dass die in der Akademie selber entwickelt werden. Vor allem wenn man bedenkt, dass die U19 und U23 sehr erfolgreich war und in der BL Mannschaft einerseits weder die Leistungen herausragend waren, anderseits auch enorm viele Ausfälle waren und somit die Chance auf Spielzeit bestanden hätte.

Schätze, dass der BVB da als CL-Teilnehmer und Dauergast auf den Plätzen 2-4 eher ein gutes Beispiel für zumindest eine gewisse Durchlässigkeit ist.

  • Moukoko (fest im Kader eingeplant)
  • Knauff (verliehen, mit Perspektive auf feste Eingliederung im Kader ab 23/24)
  • Reyna (Stamm)
  • Rothe (diese Saison hochgezogen)
  • Bynoe-Gittens (hochgezogen, fest im Kader eingeplant)
  • Maloney / Papadopoulos /Semic (durften mal kurz BL-Luft schnuppern)
  • Coulibaly /Kamara (perspektivisch geholt letzte Saison)

Noch dazu scharren Bradley Fink und Rijkhoff (U19 + BVBII) ordentlich mit den Füßen.

Klar ist: Nicht jeder wird es in die erste Mannschaft schaffen und wenn doch, sich vielleicht nicht dauerhaft durchsetzen. Auch richtig ist, dass sich der BVB vermehrt Perspektivspieler mit 15-17 Jahren in die Junioren einkauft. Bei ihnen von eigenen Nachwuchsspielern, die man vom Kindesalter an entdeckt gefördert hat, zu sprechen, ist sicher nicht richtig.

Dennoch sehe ich Borussia Dortmund als gutes Beispiel dafür, dass selbst die Talentförderung ab der U17 und speziell der U19 in der Breite in Ordnung ist. Die krassen Ausschläge a la "17-jähriger mischt die Liga auf und spielt sich nachhaltig in die Stammelf sind selten, wie sie bei jedem verein selten sind. Schade und Rutter müssen das schließlich auch erst noch beweisen. Ein Bellingham fällt nicht vom Himmel und ist sicher die krasse Ausnahme.

Generell finde ich aber die Arbeit des BVBs im Jugendbereich ziemlich okay, wenn man sicherlich auch Scouting- und Transfergebahren im Kinder- und Jugendalter grundsätzlich scharf kritisieren sollte.

So erfolgreich waren sie eben auch, weil u. a. die Mannschaften U17 und U19 am Wochenende zusammengehalten und mit ihnen nicht der oft sehr dünn besetzte Bundesligakader aufgefüllt wurde.