Rasenfunk Royal 21/22 – Euer Input zu Gladbach

Zwischen dem 16. und 24.Mai nehme ich den Rasenfunk Royal mit je einem Gast pro Verein auf.

Wie immer freuen die Gäste und ich uns über Input von euch zu den einzelnen Vereinen. Jeder Gast kann fünf Aspekte mitbringen, über die er oder sie sprechen möchte. Wenn ihr mögt, dann nennt hier doch eure Aspekte oder stellt gerne Fragen, die euch interessieren.
Ich würde diese Form vorschlagen:

Stichwort
Erklärender Absatz dazu. Warum ist das wichtig, wie schätzt ihr das ein.

Stichwort 2
Erklärung dazu. Die Fettung könnt ihr übrigens mit zwei Sternchen vor und nach dem Wort machen oder über das Formatierungsmenü.

Dieses Jahr bekommen alle Gäste wieder eine Frage, die sie beantworten müssen. Das ist manchmal etwas knifflig, auch hier freuen sie sich bestimmt über eure Ideen.

Die Frage lautet:
Welches Kleidungsstück wäre die Saison des von dir besprochenen Vereins?

Wie immer werde ich hier schreiben, wenn die Aufnahme im Kasten ist.

Danke euch schon jetzt für eure Mithilfe!

Rocharde
Gladbach war vor der Saison Teil der großen Trainer-Rocharde.
Wir erinnern uns: Rose zu Dortmund, Hütter zu Gladbach, Glasner zu Frankfurt und Wolfsburg kam auf die grandiose Idee mit Mark van Bommel.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie man diese erste Saison bewertet. Ich war zwischenzeitlich nicht mehr sicher, ob Hütter den Weg von Nagelsmann und Rose geht und trotz allem fest im Sattel sitzt oder ob es hier einen Trennung geben wird.
Warum also ist das so gekommen?

Abwehr
60 Gegentore nach 33 Spieltagen ist für eine Mannschaft, die man eigentlich eher in Europa erwartet grottenschlecht. Das kann man sicher nicht wegdiskutieren.
Aber gehen wir es mal chronologisch an:

  1. Spieltag. 1:1 gegen Bayern. Und damit war mein Verein noch gut bedient. Gladbach offensiv gut, defensiv ok.
    Dann aber: 0:4 in Leverkusen, 1:2 bei Union, ein Sieg gegen Bielefeld und dann ein 0:1 bei den absolut schwachen Augsburgern.
    Danach lief es eigentlich bis zum 13. Spieltag ganz gut, man hatte Lautern und Bayern (5:0) aus dem Pokal gehauen.
    Nun aber setzte es üble Klatschen: 1:4 in Köln, 0:6 daheim gegen Freiburg, womit man noch gut bedient war, 1:4 in Leiptig und dann 2:3 gegen Frankfurt. Auch in den Spielen in Dortmund (0:6), Stuttgart (2:3), daheim gegen Köln (1:3), in Freiburg (3:3) sollte es noch mehr als 2 Gegentore geben.
    Jetzt stellt sich nun die Frage für die Experten: woran liegt das? Falsche Taktik? Falsche Einstellung?

Eberl, Max
Man muss wohl nicht sagen, was für ein Schock es für viele war, wie plötzlich, aber auch mit welcher Begründung Eberl den Verein verlassen hat. Fachlich sicher ein Verlust, wobei auch er offenbar mit Trainer- und Spieler-Wahl in dieser Saison nicht das geliefert hat, was er sicher auch von sich selbst erwartet hatte. Jedenfalls nur so viel: gute Besserung.

Zusammenhalt
Von ganz außen betrachtet hatte man manchmal das Gefühl, dass es irgendwie im Team oder auch im Verhältnis zum Trainer nicht perfekt passt. Ob es nun die Gerüchte über Grüppchenbildung waren oder dass z.B. gegen Union nur 3 Spieler in die Kurve gingen: irgendetwas passte da nicht so richtig. Oder es entstand zumindest der Eindruck.

Ginter
Das Verhältnis von Gladbach und Ginter ist offenbar spätestens seit dem Vertragsangebot, das dieser nun als Alibi-Angebot bezeichnet, beschädigt. Es spricht nicht unbedingt für den Verein, wenn solche Diskussionen nun öffentlich geführt werden (siehe auch Süle, Niklas). Sportlich auf jeden Fall keine gute Nachricht für die Borussen, dass ein Spieler, der 27 Liga-Spiele bestritt, viele daovn über die volle Distanz, nun den Verein verlässt.

Fazit
Irgendwie eine Saison zum Vergessen. Dass man mit 0:3 in Hannover aus dem Pokal flog, passt da ins Bild.

Kleidung
Gladbach hat online ein ganz tolles Kleid bestellt. Auf den Bildern wirkte es modern, schick. Leider entpuppt es sich als C-Ware, die aus China über Bangladesh gelifert wurde. Und dazu noch enttäuschend anders ausschaut. Man kann es tragen, mehr aber auch nicht. 1 Stern bei ebay.

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Ich möchte gerne etwas zur Thematik „Ginter und Borussia Mönchengladbach“ sagen und fragen:
Ginters Interview mit den Moderatoren des Fan-Podcasts „MitGeredet“ finde ich sehr bemerkenswert. Total offen und ehrlich schildert er die Umstände seines Abgangs. Es wird total deutlich, dass ihm das Interview ein großes Anliegen war. Dabei möchte er zum Teil falsche Behauptungen klarstellen. Sehr deutlich wird, wie enttäuscht er vom Verhalten einiger Verantwortlichen ist, denn er hätte sich einen Verbleib grundsätzlich gut vorstellen können. Dabei spricht er nie schlecht über den Verein, die Verantwortlichen und seine Mitspieler, sondern findet für alle auch lobende Worte.
Dass Roland Virkus ihm nun „Nachtreten“ und indirekt auch schlechte Erziehung vorwirft, finde ich absolut ungeheuerlich. Ginter tritt nicht nach, sondern schildert bemerkenswert ehrlich seine Sicht der Dinge und erklärt seine Enttäuschung, die ich gut nachvollziehen kann. Wie gesagt, redet er nie schlecht über den Verein und seine Mitarbeiterinnen, sondert äußert ab und zu sachliche Kritik.
Dass er seine Sicht der Dinge erklären möchte, ist sein gutes Recht und hat mit Nachtreten rein gar nichts zu tun.
Nun frage ich mich, wie der/die Gladbach Expert
in das Interview von Ginter empfunden hat? Die Moderatoren zeigten sich ja auch beeindruckt von der Offenheit und Ehrlichkeit und können seine Sicht der Dinge nachvollziehen.
Und wie werden die Aussagen von Virkus gesehen? Ich habe sowieso den Eindruck, dass Virkus vor allem in der Öffentlichkeitsarbeit total überfordert ist.

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Danke, dem kann ich mich nur anschließen und dann den/die Gladbachexpert*in, warum Ginter nicht die Möglichkeit einer gemeinsamen Stellungnahme gegeben wurde und jetzt quasi auf einer alleinigen Deutungs- bzw. Darstellungshoheit „beharrt“ wird?

Außerdem noch eine Frage zu Hütter und Virkus:

Über die gesamte Saison konnte die Mannschaft nicht stabilisiert werden, oftmals gab es gute bis sehr gute 30 Minuten und dann einen totalen Einbruch. Dieser Trend begann ja spätestens mit dem verkündeten Rose-Abschied, ehrlicherweise Vom spielerischen Stil schon im Herbst/Winter davor. Auch die taktische Ausrichtung wirkte nicht immer klar und vor allem nicht immer passend Zum Spielermaterial.
Wie wird das im näheren Umfeld bewertet und welche Implikationen hat das?
Ein Weiter so kann und wird es bei der Masse an 2023 auslaufenden Verträgen nicht gehen und was soll die neue/alte Identität der Borussia sein? Wird man die tendenziell an Hütter knüpfen bzw. Ihm die Wünsche erfüllen oder eventuell sogar ohne ihn planen?

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Tja… wie anfangen?

Vielleicht mit einer Prämisse: Die Saison hat für Gladbach nicht im Sommer 2021 angefangen, sondern im Frühjahr, vielleicht sogar, mit @Torres1991 gesprochen, im Herbst 2020.

Ende der Ära Eberl
Das war kein guter Abschluss. Schon seit Jahresbeginn 21 wirkte Eberl sehr gestresst, es gab ständig Gerüchte und Ärger im Umfeld. Eberl wollte früher aufhören, der Vorstand wollte nicht. Mit etwas Abstand steht für mich die Frage im Raum, ob das nicht von beiden Seiten ein Fehler war: Vielleicht hätte Eberl nicht so lange verlängern sollen, vielleicht hätte er den Vertrag kündigen sollen (wenn das möglich gewesen wäre). Genauso: Vielleicht hätte der Vorstand ab Herbst an einem Eberl-Ersatz arbeiten sollen. So hat man monatelang Gerüchte und einen ausgezehrten Eberl mit sich herumgeschleppt; in einer Phase, in der sich die spielerischen und vertraglich-zukünftigen Probleme häuften. (Zu den Verträgen sage ich noch an anderer Stelle mehr) Das Ergebnis war aber, dass es seit Anfang 2021 keine Ruhe im und um den Verein herum gab. Tatsächlich wurden die Leistungen nach Eberls Abgang ein bisschen besser, auch wenn sie immer noch weit weg von dem sind, was sich viele erhoffen/erwarten. Ich habe Ende letzen Jahres gesagt, dass Eberl gehen muss, wenn er nicht mehr der „Richtige“ ist, seiner eigenen Philosophie folgend. Der Vorstand hat das anders gesehen und dadurch am Ende einen größeren Knall ausgelöst als nötig gewesen wäre.
Mit Virkus ist ein „Eigengewächs“ nachgerückt, das sich noch beweisen muss, aber gleichzeitig vor einem riesigen Scherbenhaufen steht. Bisher macht er das passabel (zur Ginter-Sache siehe unten), aber er hat nicht das Charisma eines Eberl. Sollte der Verein die nächsten Jahre im Nirgendwo rumdümpeln (was realistisch ist), dann werden wahrscheinlich viele das Virkus ankreiden und Eberl nachträglich glorifizieren. Was in meinen Augen verfehlt wäre. Denn: Eberl hat sinngemäß im Herbst gesagt, dass Gladbach eine gewisse Grenze erreicht hat. Corona hat zu finanziellen Schwierigkeiten geführt und insgesamt ist das finanzielle Wachstum ohne Geld von außen begrenzt. Damit aber auch die Wettbewerbsfähigkeit, wenn man weiter nach oben will (bzw. wollte). Daran kann Virkus nichts ändern und es bleibt spannend, ob Gladbach seine Struktur ändert oder nicht.

Kaderplanung
Auch Eberls Kaderplanung war nie zu 100% Gold. Hier sei bspw. auf Schulz und Lang verwiesen. Aber: Das Zusammenhalten des Kaders hat sich diese Saison als mittelfristiger Fehler erwiesen, der er wahrscheinlich schon letzte Saison war, der aber kaum zu vermeiden war. Vor Corona hatte Gladbach Spielräume, die durch den Verkauf von Spielern erweitert wurden. Mit Corona waren diese Spielräume sehr begrenzt, sodass eine Verstärkung ohne Qualitätsverlust, den man nicht haben wollte, nicht möglich war. Die Gladbacher Strategie war jahrelang Spieler zu holen, die Gladbach als Sprungbrett nutzen können, wenn sie wollen. Beide Seiten würden sich so verbessern. Wenn das aber nicht geht, weil die Spieler nicht gehen können, dann hat man ein finanzielles Problem und ein mannschaftsinternes: Enttäuschte Erwartungen sind nur bedingt gut für die Weiterentwicklung der Spieler und wenn die dann mit Verletzungen und einem sehr unruhigen Umfeld gepaart werden, dann steigt die Frustration. Genau das konnte man am Niederrhein sehen und letztlich hat das zu Stagnation oder Rückentwicklung von Spielern geführt. Diese Stagnation hat in der zweiten Rose-Saison eingesetzt. In einem Umfeld (der Bundesliga), wo man, salopp gesagt, stirbt, wenn man sich nicht weiterentwickelt.
Gleichzeitig kam die Unwucht des Kaders diese Saison vollends zum Tragen: Intensives Spiel ist Gladbachs Sache nicht und das liegt auch stark an den Spielertypen, die man hat. Viel schwerer wiegt aber, dass ich schon vor Jahren die mangelnde Breite in der Defensive bemängelt habe und diese Saison sich das zu einem grandiosen Problem entwickelt hat (siehe der Beitrag von @alex_muc86 ). Das war aber mit Ankündigung, denn die Probleme waren größtenteils schon Anfang 21 zu sehen (und teilweise davor).

Pech?
Die gesamte Saison hindurch gab es nicht nur unendlich viele Nebenthemen, sondern auch Rhythmusunterbrechungen: Spieler waren zu den schlechtesten Momenten verletzt, genesene mussten auf Positionen oder zu Zeitpunkten spielen, wo eine Pause notwendig gewesen wäre. Einerseits ist das nicht Gladbach-spezifisch, aber auch andere Vereine in solchen Phasen hatten ihre Probleme und haben nicht unbedingt das erreicht, was sie wollten oder könnten. Andererseits kommt hier wieder das Kaderproblem durch: Kramer, Jantschke, Stindl und Herrmann sind kein vollwertiger Ersatz mehr, die Qualität von Regionalligisten genügt oft nicht. So haben die Verletzungen etc. schonungslos die Schwachstellen des Kaders offenbart. D.h. auch die Schwachstellen vieler Spieler: Ginter, der kein Abwehrchef und nur ein guter Verteidiger ist, Thuram, der mit Rückschlägen anscheinend nicht gut umgehen kann, Pléa, der schon immer unkonstant ist. Neuhaus, der jemanden braucht von dem er defensiv lernen kann. Und zu guter Letzt fast alle Offensivspieler, die zu langsam lernen Defensivarbeit zu leisten.
Dieses Rhythmuspech war aber nicht nur für das Spiel ein Problem. Thuram wäre wahrscheinlich schon weg, Pléa vielleicht auch. DIe Struktur des Kaders hätte sich diese Saison wohl ändern sollen, aber es war nicht möglich. So hatte man 33 (bald 34) Spieltage lang einen unausgewogenen Kader, der klimatisch, von der Qualität her und spielerisch nicht mehr zusammenpasst.

Endlich! Ginter geht!
Keine Ahnung, ob Gladbach nicht gut mit Ginter umgegangen ist. Schön, dass er sich jetzt äußert und seine Sicht darstellen kann. Ich habe leider keine Zeit den Podcast zu hören, aber ich nehme mal die Stichpunkte auf, die von den Mitforenten genannt wurden. Dabei muss eines klar sein: Die Aussagen von Virkus sind normal. Eberl hat entsprechende Aussagen in der Vergangenheit in anderen Fällen auch getätigt und die allermeisten Manager verteidigen die Position ihres Vereins und stellen den Spieler als den negativen Part in der Verhandlung hin. Ich halte nichts davon zu fordern, dass man nicht schlecht über den alten Verein reden sollte - doch soll man, wenn man es so sieht. Das ist das gute Recht der Spieler und es ist dann wiederum das Recht der Manager dem zu widersprechen und das schlimm zu finden. Als Außenstehender ist es quasi unmöglich die Aussagen beider Seiten auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.
Feststellen kann man nur: Seit letzter Saison stehen die Zeichen auf Abschied. Ginter hatte gewisse Ansprüche, die nicht genau zu beziffern sind, die Gladbach aber nicht erfüllen will oder kann. Der beidseitige Umgang damit war aber nicht gut: Ginter hat mehrmals seine Großartigkeit betont, die er nicht hat. Gleichzeitig hat er schon im Frühjahr 2021 keine Äußerungen getätigt, die danach klangen, dass er gerne in Gladbach bleiben würde. Von außen wurde auch kolportiert, dass er gerne zu einem größeren Verein will und mehr Geld möchte. Das ist nicht nachprüfbar, aber sein Auftreten hat darauf hingewiesen, dass da etwas dran sein könnte. Das war womöglich eine Fehlkalkulation von seiner Seite, denn er hat bei weitem nicht die Qualität, um bei einem Verein zu spielen, der mehr als Europaanwärter ist. Zumindest ich hatte oft den Eindruck, dass er der Berichterstattung geglaubt hat, die immer betont hat, wie toll er sei und das er ja Nationalspieler ist.
Andersherum hat sich der Verein auch nicht geschickt angestellt: Eberl hat in seiner Eberl-Art sehr lange versucht ihn zu halten. Das war ein Fehler. Ob der Verein wirklich Ginters Ansprüche nicht erfüllen kann, sei dahingestellt - man kam offensichtlich die ganze Zeit über nicht zusammen. Dann hätte gelten müssen, was für alle gelten soll: Niemand ist größer als der Verein. Stattdessen hat man die Entscheidung bis Ende 2021 verschleppt. Das war nicht gut für das Mannschaftsklima, so zumindest der Eindruck von außen.
Ähnliches gilt für Neuhaus, Pléa und Thuram (wobei letztere nicht so öffentlich diskutiert wurden). Mit Neuhaus, Thuram, Pléa, Bensebaini und Hofmann sind da mehrere Säulen, die gehen könnten und zumindest teilweise die Saison über nur mittelmäßig gut zu motivieren sind. Deshalb das „Endlich“ in der Überschrift. Endlich werden die Widersprüche aufgelöst. Der Umbruch hat letzte Saison quasi begonnen, aber ohne das er vollzogen wurde(außer Zakaria). Jetzt folgt der Knall, aber er ist dringend notwendig. Es wird viel Qualität verloren gehen, aber dafür reduziert man (potentiell) die Gefahr für das Binnenklima und kann sich grundsätzlich mit engagierten Spielern neu aufstellen. Das ist gut, aber ein Jahr zu spät. Die wichtigste Frage ist im Nachhinein: Wäre das anders möglich gewesen? Die Antwort ist: Nein, wahrscheinlich nicht. Thurams Verletzung wäre nicht magisch verschwunden und Käufer für einen der anderen wachsen nicht auf Bäumen. Es ist unbefriedigend, aber die äußeren Zwänge und die Verkettung unglücklicher Umstände haben es unmöglich gemacht die Fehler der letzten Jahre in dieser Saison auszugleichen. Löcher stopfen, mehr war wohl nicht drin.

Hütter
Warum wurde er geholt? @GNetzer wusste es am Anfang der Saison nicht, ich weiß es nicht und die Verantwortlichen haben ihre Ideen nie deutlich gemacht. Ist Hütter vielleicht der Silva der Trainer (um den Titel kann er sich dann mit Rose streiten)? Die Verantwortlichen haben seinen Erfolg am Main gesehen und gedacht, „das reicht - muss ja passen“? Mein Eindruck ist: Das ist ein Teil der Wahrheit. Hütter war in Frankfurt bei ähnlichen Voraussetzungen erfolgreich - beide Vereine holen Spieler, die sich (international) weiterentwickeln wollen und beide zielen auf Europa.
Allerdings hatte ich den Eindruck, dass es auch tatsächlich eine inhaltliche Komponente gab: Seit Rose möchte Gladbach zu mehr Intensität kommen und Hütter kann und will da anknüpfen. Einerseits kann man Vereine ummodeln, wie Baumgart es in Köln gezeigt hat, andererseits hat der Gladbacher Kader gerade in diesen Punkten seit Jahren Schwächen. Kann Hütter diese Umstellung gelingen oder ist er nicht der richtige, um das zu tun? Ich finde es fast unmöglich das zu beantworten. Ja, es ist ihm nicht gelungen, aber ich habe die ständigen von außen verursachten Umstellungen und Nebenthemen schon angesprochen. Welcher Trainer hätte das schaffen können unter diesen Bedingungen? Nagelsmann ist es in München nicht vollständig gelungen, Rose nicht in Dortmund und Glasner ist es in Frankfurt in der Liga auch nicht gelungen.
Es kommt aber noch etwas anderes hinzu: Mir scheint, dass man in Gladbach anders geplant hatte. Der Kader sollte nicht so aussehen, wie er heute aussieht. Das hat Eberl Ende letzten Jahres so deutlich gesagt. Thuram hätte nicht mehr da sein sollen und dadurch hätte Gladbach umstrukturiert (auch mit Neueinkäufen, wahrscheinlich) werden sollen. Dazu u.U. noch frühzeitige Abgänge von Ginter und Zakaria. Nichts davon ist passiert und Hütter hat einen Kader übernommen, der so nicht geplant war.
Taktisch bin ich nicht versiert genug, um etwas über Hütters Qualität sagen zu können. Alle negativen Verdikte, die es (im Rasenfunk) zu seinen taktischen Fähigkeiten gab, waren aber für mich bisher nicht stichhaltig. Denn meistens wurde gesagt, dass das in Frankfurt schon nicht funktioniert habe. Leider aber ohne mir zu erklären, warum er in Frankfurt trotzdem erfolgreich war. So oder so frage ich mich aber auch, ob es überhaupt möglich war der Mannschaft eine taktische Entwicklung und Versiertheit beizubringen unter den ganzen äußeren Gegebenheiten.
Das alles mag jetzt nach einer reinen Verteidigung Hütters klingen, aber das soll es gar nicht sein. Ich sehe nur sehr viele Punkte, die dafür sprechen, dass es zumindest nicht alleine an ihm lag; die ihn sogar entschuldigen (können, nicht müssen).
Seine Bilanz ist ohne Frage schlecht, aber es gibt einen Punkt, der für ihn spricht und den man sich wahrscheinlich auch von ihm erwartet hat: Die Integration junger, neuer Spieler in den Kader. Gepaart mit deren Weiterentwicklung. Zumindest in meiner Wahrnehmung war das eine Stärke Hütters in Frankfurt: Neue Spieler integrieren, die Statik der Mannschaft dadurch zum Positiven verbessern und die Spieler und die Mannschaft damit auf ein neues Niveau heben. Wenn das auch die Idee in Gladbach war - das ist zumindest mein Eindruck - dann ist ihm diese eine Sache tatsächlich gelungen: Beyer, Netz, Scally und Koné konnten alle integriert werden und sich weiterentwickeln. Das ist etwas, was Rose in seiner Amtzeit wenig gelungen ist bzw. nur unter besseren Bedingungen (in der 1. Saison).
Was heißt das nun für die Zukunft? Wenn das Management den Eindruck hat, dass Hütter keinen neuen Schwung entfalten kann oder nicht gut genug ist, dann sollte er gehen. Andererseits finde ich das unglaublich schwer zu beurteilen, da er keine „normale“ Saison hatte.
Ich würde mir mal drei Monate wünschen, in denen Gladbach durchschnittliche Rahmenbedingungen hat, um Hütter wirklich einschätzen zu können. Heißt: Normale Vorbereitungen, durchschnittliche Verletzungen, durchschnittliche Unruhe im Umfeld und mit der Mannschaft. Läuft es dann immer noch nicht, dann spricht vieles dafür, dass Hütter nicht der Richtige ist. Vielleicht kommt dann irgendwann Eugen Polanski, der gerade intern aufgebaut zu werden scheint.

Fazit
Das Finanzielle und der mangelnden Nachwuchs sind jetzt noch ganz runtergefallen, aber es ist jetzt schon ein sehr langer Beitrag, deshalb nur noch kurz ein Fazit:
Es ist alles unbefriedigend. Es gibt haufenweise strukturelle Probleme und Fragezeichen. Es gab unglaublich viel Drumherum-Scheiß. Verletzungen, Aufreger + Corona. Das war eine Seuchensaison und ich beneide die Verantwortlichen nicht, jetzt die Weichen für eine bessere Zukunft stellen zu müssen. Gleichzeitig ist ganz viel offen: Im Kader, auf der Trainerposition, finanziell. Im Prinzip war das die Kater-Saison nach der CL-Saison und jetzt muss man die richtigen Mittel finden, um wieder fit zu werden. Ironischerweise heißt fit aber gar nicht Europaaspirationen. Fit heißt: Ruhe, Konstanz, Augenmaß. Und auf dem Feld Einsatz und Weiterentwicklung der Mannschaft. Ich konnte gar nicht auf die Fans eingehen, aber mein Eindruck ist schon, dass vielen der Tabellenplatz nicht so wichtig ist. Die Art und Weise wie gespielt wurde, war das viel größere Problem.

Kleidungsstück
Eine alte, mehrfach gestopfte Socke mit einigen losen Fäden. Aus Sentimentalität und Notwendigkeit hat man die Socke noch - sie kam immerhin von guten Freunden und hat jahrelang gute Dienste geleistet. Leider gibt es ständig neue Löcher und lose Fäden. Jetzt ist Zeit für eine neue - im Stil der alten, aber die Socke hat ihre Schuldigkeit getan und muss gehen.

PS: @alex_muc86 Ich finde es super, wie viel Input du schon zu den ganzen Royalsegmenten rausgehauen hast. Respekt und Danke!

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Da ich das eh nicht belegen kann außer mit einem Bauchgefühl, will ich gar nicht zu sehr meine Argumentation darlegen, aber mich juckt es in den Fingern - vorbehaltlich der Transferperiode und Saisonvorbereitung - Gladbach für die kommende Saison auf Platz 16 zu tippen. Nicht, dass ich glaube, sie würden in einer Relegation tatsächlich absteigen, aber irgendwie bringt der Verein mit den schwierigen Vertragssituationen, Max Eberls Abgang, Hütters Stand bei den Fans, der Gegentorflut und 2-3 anderen Faktoren so eine Melange mit, die mich sehr an das Wolfsburg aus den beiden Relegationsjahren erinnert oder auch an Schalke aus der letzten Saison (sicherlich in 30-40% weniger chaotisch). Ich muss dabei ergänzen, dass mich das Auftreten von Virkus bisher aus der Ferne betrachtet gar nicht überzeugt, was aber nichts über sein Verhandlungsgeschick und Krisenmanagement aussagen muss, von daher kann das auch völliger Quatsch sein, was ich schreibe.

Meine Frage ist: Hält man als Gladbach-Experte die Chance für realistisch, dass die Fohlen nächste Saison noch schlechter performen als diese Saison, was ja Grundvoraussetzung für mein Szenario wäre? Und was müsste konkret im Sommer unternommen werden, um die Mannschaft besser auf die kommende Saison vorzubereiten, als man es im vergangenen Sommer mit Blick auf diese nun abgelaufene Saison getan hat?

Hütter

Das Vertrauen der Mannschaft ins Risiko gehen zu können.

…Und es war nicht alles Gold was glänzt. Nicht umsonst war Krisenkommunikation in Frankfurt ein großer Kritikpunkt. Aber Erfolg und Euphorie haben Team und Trainer zusammengeschweißt, dies blieb in Gladbach aus.

Hatte ja schon mal etwas zum Thema Hütter und Psychologie geschrieben.
Wenn ich jetzt im Gladbach Gossip lese, dass die Mannschaft wohl völlig gespalten ist und ich mich korrekt an ein paar sehr offene Spielerinterviews nach Niederlagen zurückerinnere, dann male ich mir küchenpsychologisch folgendes Bild.

Hütter kommt und weiht das Team in seine Erfolgsformel ein. Habt Vertrauen in die Regeln die ich euch gebe, in den Weg wie ihr zu Denken und zu Sprechen habt und dann werdet ihr zu einem Meisterteam.
Jetzt kommen die Rückschläge. Jetzt sollten der Mannschaft eigentlich die Regeln die er ihnen gegeben hat helfen. Und in der ersten Saisonhälfte meine ich nach Niederlagen auch aus dem Team Antworten aus dem Hütter-Playbook gehört zu haben.

Andere können hier besser beurteilen, was dann genau schief gelaufen ist, aber der von Hütter versprochene Ergolg blieb aus.

Jetzt könnte folgendes passiert sein: Erste Spieler beginnen diesen zwanghaft wirkenden Optimismus (1:3 Verhältnis negativ/positiv Feedback) zu hinterfragen und tendieren vielleicht auch von ihrem Naturell aus schon dazu Probleme offener und konfrontativer anzusprechen. Ein Spieler sagt vlt zum anderen: „Diese Gipfelzeichnung an der Kabinenwand ist doch Bullshit, lass uns doch die Sch*** beim Namen nennen, wir sind auf Talfahrt“ oder „Wir sind auch ohne dieses Gelaber in die Champions League gekommen“.

So oder so ähnlich könnte es gewesen sein. Mein Eindruck war diese Saison, dass irgendwas mental nicht stimmt.
Der Kopf lähmt die Beine.
Wieso hast du eine so furchtbare Statistik für die 2 HZ.?
Hier liegt ja auch eine Wahrheit: Würde ein Spiel nur 45 Minuten dauern, wäre Gladbach als Dritter für die Champions League qualifiziert. Fohlen auf rosa Wolken. Dann wäre aber auch Leverkusen Meister. Eine unwirkliche Welt.

Die Gegentorflut ist ein spannender Punkt: Seit Ginter nicht mehr spielt, konnte ich Gladbach zweimal live sehen. Gegen Leipzig und gegen Frankfurt. Beide Male war man defensiv nicht 100% sattelfest und beide Gegner waren nicht in Topform(ation). Aber ich hatte beide Male den Eindruck, dass man hinten doch ein bisschen besser organisiert war als zuvor mit Ginter. Das ist Bauchgefühl und kann Zufall sein oder daran liegen, dass man sich in Gladbach seit dem Eberl Abgang tendentiell stabilisiert hat. Das ist dünne Stabilität, aber über die Saison gesehen sind die Auftritte seitdem im Schnitt etwas besser. Oft genug war das trotzdem erschreckend, aber zumindest meiner Wahrnehmung nach waren selbst die gewonnenen Spiele in der Hinrunde (außer gegen Bayern) sehr mau. Jetzt sind sie meist nur noch mau.^^ Vielleicht ist das aber auch einfach nur der Gewöhnungseffekt.

Was Virkus angeht: Es gelingt ihm definitiv nicht so souverän und jovial wie Eberl zu wirken. Allerdings wird da gerne vergessen, dass Eberl das zum Schluss auch nicht war. Ich weiß auch nicht, ob Eberl schon zu Beginn seiner Karriere immer so souverän war wie in den letzten Jahren (das ist zu lange her). Insofern kriegt er da bei mir einen Vertrauensvorschuss. Auch weil er diesen öffentlichen Druck jetzt zum ersten Mal in einer für Gladbach sehr schweren Situation hat.
Allerdings habe ich schon den Eindruck, dass es da auch eine gewisse mediale Verzerrung gibt: Jetzt wurde gerade geunkt, dass er sich nicht zu Hütter bekennen würde, weil er sagt, dass sie weiter mit ihm arbeiten wollen, aber sich erstmal zusammensetzen müssen und die endgültige Entscheidung noch nicht feststeht. Grundsätzlich stimmt die Aussage natürlich - er bekennt sich nicht -, aber das kriegt einen negativen Touch, der mich ein wenig irritiert. Wenn er sich bekennen würde und sie würden sich gegen Hütter entscheiden, dann wäre das Geschrei sehr groß. Würde er ihn jetzt direkt entlassen, obwohl die Strategie noch gar nicht festgezurrt ist, hätte er dasgleiche Problem. Also was soll er sonst sagen? Eberl hat bei Hecking damals genauso gehandelt.
Diese öffentlichen Auftritte finde ich allerdings nicht so wichtig, auch weil er bei mir quasi „Welpenschutz“ hat. Wichtiger finde ich, dass Virkus die Jugendarbeit wieder verstärken will. Da kam jahrelang zu wenig und ja, das war sein Bereich, aber ich habe den Eindruck, dass er nicht ganz die Möglichkeiten hatte, die er gerne bekommen hätte. Die Umstrukturierung läuft gerade und Polanski ist jetzt U19-Trainer. Auch da bin ich mir nicht sicher, aber die Hoffnung liegt Nahe, dass man in Gladbach versucht sich Trainer-Nachwuchs aufzubauen (wie es andere Vereine vorgemacht haben). Auch eine Stellschraube, die unter Eberl nicht (erfolgreich) angegangen wurde, obwohl er selbst den Weg vom Feld in die verantwortlichen Positionen gegangen war.

Platz 9 oder 16 wäre mein Tipp. Je nachdem, ob es gelingt die verbliebenen alten Spieler wieder in Form zu bringen und eine gewisse Grundqualität bei den Neuen zu erreichen.

@Erinmund Klingt alles sehr plausibel. Ich würde auch zu den Was-soll-das-Gelaber-Spielern gehören.^^ Allerdings habe ich den Eindruck, dass gerade die Spieler, die diesen Zwangsoptimismus am ehesten in Frage stellen würden - Hofmann, Kramer, Lainer, ein bisschen Embolo (natürlich nur eine Ferndiagnose) - diejenigen waren, die sich, wenn sie konnten am stärksten reingekniet haben. Wohingegen die, die stärker durch andere Themen aufgefallen sind - Ginter, Neuhaus, Thuram, teilweise Pléa, teilweise Zakaria - die größten Probleme bereitet haben. Vielleicht ist das eine totale Fehleinschätzung meinerseits. Der Kopf hat definitiv die Beine gelähmt, aber weniger durch den abgenutzten Zweck- und Zwangsoptimismus, sondern mehr durch die eigene Selbstüberschätzung und privaten Themen. Da wüsste ich dann auch wieder nicht, was Hütter machen soll - die Vertragsverhandlungen etc. sind ja nicht seine Aufgabe. Aber wie bereits gesagt, vielleicht schätze ich das völlig falsch ein.
Was die zwei Gesichter angeht: Mein Bundesligaeindruck der letzten Jahre ist, dass es fast keiner Mannschaft gelingt ein Spiel 90 Minuten zu kontrollieren, selbst Bayern nicht immer. Vielleicht weil außer Bayern niemand genügend Qualität hat. Aber klar diese Saison war das bei Gladbach extrem. Darüber habe ich mich schon unter Favre oft ärgern dürfen, dass zwei Halbzeiten oft zwei Gesichter waren. Nur hat dieser extreme Spannungsunterschied, wie es ihn diese Saison gab, obwohl es ihn bei der Qualität so eher nicht geben sollte, seinen Anfangspunkt auch unter Rose. Schon am Ende der ersten Rose-Saison war eine Hälfte oft gut, die andere durchwachsen. In der zweiten Saison war es dann eher gut und schlecht. Jetzt ist es eben meist gut und sehr schlecht. Das spricht gegen Hütter, aber vor allem deutet das für mich auf ein strukturelles Problem im Hintergrund, das nicht sein Aufgabenbereich ist.
Das war jetzt wieder ein bisschen Advocatus-Diaboli, aber insgesamt bleibt jetzt mit deinen Ausführungen ein vielleicht-doch-lieber-Hütter-raus bei mir stehen.

Ich bin jedenfalls gespannt, was ihr im Royal rausarbeitet und zu welchen Schlüssen ihr kommt.

PS:

Das ist gerade mein Fazit der letzten Phase der Ära Eberl (ab Rose).

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Danke für euren Input, das war im Grunde ein eigenes Segment hier. Bin gespannt, wie wir dem gerecht werden können. Aufzeichnung ist morgen Abend.