Rasenfunk Royal 21/22 – Euer Input zu Hoffenheim

Zwischen dem 16. und 24.Mai nehme ich den Rasenfunk Royal mit je einem Gast pro Verein auf.

Wie immer freuen die Gäste und ich uns über Input von euch zu den einzelnen Vereinen. Jeder Gast kann fünf Aspekte mitbringen, über die er oder sie sprechen möchte. Wenn ihr mögt, dann nennt hier doch eure Aspekte oder stellt gerne Fragen, die euch interessieren.
Ich würde diese Form vorschlagen:

Stichwort
Erklärender Absatz dazu. Warum ist das wichtig, wie schätzt ihr das ein.

Stichwort 2
Erklärung dazu. Die Fettung könnt ihr übrigens mit zwei Sternchen vor und nach dem Wort machen oder über das Formatierungsmenü.

Dieses Jahr bekommen alle Gäste wieder eine Frage, die sie beantworten müssen. Das ist manchmal etwas knifflig, auch hier freuen sie sich bestimmt über eure Ideen.

Die Frage lautet:
Welches Kleidungsstück wäre die Saison des von dir besprochenen Vereins?

Wie immer werde ich hier schreiben, wenn die Aufnahme im Kasten ist.

Danke euch schon jetzt für eure Mithilfe!

Ich habe mir spaßeshalber meinen Beitrag von vor einem Jahr zum Hoffenheim-Segment im Royal durchgelesen und könnte meine Fragen von damals im Prinzip 1:1 wieder so stellen, weil sich mMn nichts am damaligen Status Quo geändert hat.

Ist der Kader nicht immer noch zu groß?

Es gehört ja zur Philosophie der TSG, Wertsteigerungen und Weiterverkäufe seiner Spieler zu erreichen und insofern ergibt es auch Sinn, möglichst vielen Spielern im Kader eine signifikante Menge an Spielminuten zuzugestehen, aber man hat in dieser Saison wieder 29 verschiedene Spieler eingesetzt, was dem Schnitt der letzten Jahre von ca. 30 Spielern weitestgehend entspricht und wenn man die Spieler mit Kurzeinsätzen rausrechnet, sind es immer noch 18 Spieler, die mind. 700 Minuten gespielt haben, die meisten davon haben weit über 1000 Minuten gesammelt. Über 2000 Minuten, also über 2/3 der Saison auf dem Platz gestanden haben nur Baumann, Raum, Posch, Kramaric und Bebou; man kann das natürlich machen, zu sagen, wir haben ein Gerüst von 5-6 unverzichtbaren Spielern und die restlichen Plätze in der Startelf werden durchrotiert.

Man könnte im Fall von Hoffenheim sogar argumentieren, dass man auf vielen Positionen Rollenspieler hat, die sich durch 1-2 hervorstechende Attribute gegenüber ihren Mitspielern auszeichnen, beispielhaft in der IV (ich sehe nicht jedes TSG-Spiel, also darf mir gerne widersprochen werden, wenn meine folgenden Zuschreibungen nicht geteilt werden) mit Posch, Vogt und Hübner drei eher klassische IV mit Stärken im Zweikampf am Boden und in der Luft, Richards und Akpoguma als moderne Halbraumverteidiger mit Beweglichkeit und Übersicht und Grillitsch als technisch brillianten Quarterback, den Hoeneß ja offensichtlich als IV sehen möchte - man sieht es auch im ZM, wo sich viele Achter tummeln, die diese Position aber jeweils anders interpretieren; sodass man sagen könnte, dass dem Trainer viele Optionen geboten werden, seinen Spielstil auf den Gegner anzupassen und darauf aufbauend seine Rollenspieler für das eine Spiel eher braucht, für das andere Spiel vielleicht weniger.

Mein Eindruck ist allerdings ehrlich gesagt eher, dass die Rotation darauf zurückzuführen ist, dass mal der Eine verletzt ist, mal der Andere; dann sieht Hoeneß den Einen im Formtief, den Anderen im Formhoch; mal werden Rutter und Dabbur drei Spiele nur eingewechselt und dann wäre es gut fürs Binnenklima, wenn sie auch mal wieder von Beginn an spielen und so weiter. Hauptsache, möglichst viele im Kader sind halbwegs happy mit ihren Einsatzzeiten und was für das konkrete Spiel am Wochenende vielleicht notwendig wäre an Spielertypen, ist dann auch zweitrangig.

Mir geht es auch gar nicht darum, das zu sehr ideologisch zu denken, weil (Nicht-)Rotation auch nicht so sehr mit dem sportlichen Endergebnis korrelieren muss und ich Glasners Ansatz, 11-13 Spieler eine ganze Saison durchspielen zu lassen, nicht besser oder schlechter finde, das ist überhaupt nicht der Punkt.

Mein Punkt ist der, dass ich keine innere Logik bzw. Strategie in Hoeneß’ Aufstellungsverhalten sehe, es sei denn, man unterstellt ihm, dass er einfach möglichst viele Spieler bei Laune halten will. Und da bin ich dann als sehr weit entfernter Beobachter in einer Position, dass ich mich frage, ob das dem Leistungsprinzip entspricht; inwiefern sich ein Kaderspieler der TSG überhaupt in der Verantwortung sieht, Woche für Woche seine Leistungsgrenzen auszutesten, ob im Training oder im Spiel, um seinen Platz im Team zu behalten; und inwiefern Hoeneß das von seinen Spielern überhaupt glaubwürdig einfordern kann. Würde ein kleinerer Kader und der Fokus auf, sagen wir, 13-16 wirklich relevanten Spielern der sportlichen Entwicklung dieser einzelnen Spieler, aber auch der Mannschaft und damit des Vereins nicht zuträglicher sein? Letztendlich könnte man ja auch ketzerisch behaupten, dass die TSG in dieser Saison viele brauchbare und auf dem Transfermarkt sicher auch vermittelbare Teilzeitkräfte ins Rennen geschickt hat, aber wer davon (mit Ausnahme von Raum) hat nachgewiesen bzw. die Chance bekommen, nachzuweisen, dass er eine ganze Saison konstant auf hohem Niveau abliefern kann?

Welche Spieler sind durch Sebastian Hoeneß besser geworden? und: Wo ist die Leistungskultur hin?

Ich habs schon an anderer Stelle geschrieben und wiederhole es gerne: Ich bin nicht daran interessiert, Trainer rauszuschreiben oder mir anzumaßen, die Verantwortung eines Alexander Rosen übernehmen zu wollen. Aber Bilanz ziehen und eine eigene Meinung bilden kann ich mir ja mMn trotzdem erlauben, und wenn es nur zum Zeitvertreib ist; ich glaube nicht, dass ich mit dem, was ich hier schreibe, irgendwem zu nahe trete, geschweige denn Einfluss auf irgendwelche Entscheidungen vor Ort nehme. Jetzt ist Hoeneß aber zwei Saisons Trainer von Hoffenheim und wenn man sich die Bilanz anguckt, dann hat er immer noch einen marginal schlechteren Punkteschnitt als Alfred Schreuder; und bei dem scheint der Tenor ja recht einhellig gewesen zu sein, dass er zumindest mal nicht nach Hoffenheim passt.

Wenn ich nur die Spieler nehme, die beide Hoeneß-Saisons mitgemacht haben (weil das mMn geeigneter ist, Hoeneß’ Einfluss auf die Entwicklung des einzelnen Spielers zu bewerten als bei einem Neuzugang wie David Raum), dann fällt es mir mit Blick auf den Kader sehr schwer, einen Namen zu finden, dem man eine sportliche Weiterentwicklung unter Sebastian Hoeneß attestieren kann; ein Spieler, bei dem man sagt „seit Hoeneß da ist, läuft es bei ihm wie geschnitten Brot“. Da sehe ich ehrlich gesagt nur Baumgartner und mit deutlichen Abstrichen Bebou, wobei ich letzteren einige Male bei Hannover 96 hab spielen sehen und behaupten würde, dass er dort um 2018 herum seine individuell sportlich beste Zeit hatte, mit Ausnahme vielleicht seines zwischenzeitlichen Formhochs in dieser Saison; wobei 10 Scorer in 28 Spielen bei ihm für mich jetzt nicht gleichbedeutend mit einer unerwartbaren Leistungsexplosion sind, die zwangsläufig auf den Einfluss des Trainers zurückzuführen sind. Ich nenne Samassekou deshalb nicht, weil ich Salzburg nicht schaue und nicht einschätzen kann, ob er dort nicht vielleicht besser war, als in Hoffenheim.

Hoeneß hat jetzt noch ein Jahr Vertrag und man scheint ja mit ihm für die nächste Saison zu planen. Meine Frage wäre: Wenn es nicht der Punkteschnitt ist, wenn es nicht die Weiterentwicklung einzelner Spieler ist, und wenn es nicht die Entwicklung einer kohärenten Spielphilosophie ist, die das Hoffenheimer Spiel in einer Konstanz von Woche zu Woche definiert, die über 5 gute Spiele hinausgeht; wenn es das alles nicht ist, was genau ist dann der Bewertungsmaßstab, mit dem man einen Trainer in Hoffenheim bewertet und beschließt, mit ihm ins dritte Vertragsjahr zu gehen.

Wie gesagt, ich will keinen rauslabern und ich hab auch keine emotionalen Aktien an der TSG, ich verstehe nur nicht, was die Verantwortlichen sehen, was ich nicht sehe und ich sehe auch nicht, dass man sich an einem anderen Medienstandort ein drittes Vertragsjahr in der Konstellation überhaupt erlauben könnte - auch da: Das spricht nicht unbedingt für andere Medienstandorte, natürlich kann man in Hoffenheim ruhiger arbeiten und das macht dann Vieles leichter und angenehmer, gerade wenn man eine gewisse Konstanz vorleben will. Ich habe momentan lediglich den Eindruck, dass die von Nagelsmann etablierte Leistungskultur - man darf das nicht vergessen, dass Nagelsmann eine quasi tote, selbst vom Züchter Stevens als untrainierbar eingeschätzte Mannschaft vom Tabellenletzten zur zwischenzeitlich vierten Kraft im Oberhaus geformt hat - in den letzten drei Jahren quasi komplett flöten gegangen ist und man weniger von sportlicher Exzellenz auf der Trainerposition lebt und vielmehr von seinen Transfererlösen, die einem mittelfristig einen besseren Kader ermöglicht haben, als er es vor fünf Jahren war.

Wieder mal viel zu viel Text, aber ich möchte hier nichts mehr kürzen. Viel Spaß bei der Aufzeichnung :heart:

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Ich errinere mich an eine Rasenfunk Ausgabe, in der Max beim Bayern Schwerpunkt die Veränderungen in der Abwehrreihe und bei den 6-ern abgezählt hat um zu zeigen wie inkonsant da die Startelf ist und habe mir da beim hören damals gedacht „Ich wette Hoffenheim toppt das“. Naja, ich hab mich mal rangesetzt und einen ähnlichen Zettel verfasst, hier die Ergebnisse:
Hoffenheim hat in dieser Saison 37 Pflichtspiele gespielt und kommt auf 31 unterschiedliche Besetzungen im hinteren Mannschaftsteil in vier verschiedenen Grundformationen (jeweils 4er und 5er Kette mit einem oder zwei 6ern). In der Rückrunde wurde in jedem einzelnen Spiel mindestens ein personeller Wechsel in der Defensive vorgenommen. Am Ende der Spiele wird dann in den Interviews oft von den schwer erklärbaren individuellen Fehlern geredet, kaum aber darüber dass keine Abwehrformation sich bei Hoffenheim je hätte einspielen können.
31 unterschiedliche Defensivformationen kommen natürlich nur zustande, weil die einen ziemlich großen Kader hat. Gleichzeitig waren mit Richards, Nordtveit, Bicakcic, Hübner, John, Grillitisch, Geiger und Kaderabek ganze 8 Defensivspieler mehr als 10 Spiele durch Verletzungen nicht im Kader, einige davon auch deutlich mehr. Klar kann man hier jetzt das Wort Verletzungspech nutzen, da die letzte Saison aber hier kein Stück besser war glaube ich da mal nicht an einen Zufall. Dazu kommt die Unwucht im Kader: während in der Zentrale in Abwehr und Mittelfeld oft zu viele Spieler vorhanden waren musste bei Ausfällen auf den Außenverteidiger Positionen auf einmal Ilhas Bebou hier aushelfen.
So kommt man dann am Ende der Saison auf 60 Gegentore und auf eine absolute Achterbahnsaison, in der Hoffenheim abermals die am willkürlichsten zu tippende Mannschaft war. Denn klar kann eine neu zusammengestellte Abwehrkette mal funktionieren, wirklich planen kann man das aber kaum.
Ganz erklären tut das viele Gewechsle die enttäuschende Saison natürlich nicht, große Themen sind für mich auch die nach zwei Jahren unter Sebastian Hoeneß immer noch nicht spürbare Entwicklung im Spiel mit dem Ball sowie die ausbleibende Entwicklung von einstigen Hoffnungsträgern wie Skov oder Brunn Larsen. Und natürlich ist auch nicht alles schlecht, man ist immer noch etabliert in der Bundesliga, weit weg von den Sorgen der Prä-Nagelsmann Zeit und immer wieder mit guten Transfers unterwegs (Stiller, Raum und Rutter waren für den Faktor Wertsteigerung ohne Frage perfekte Transfers). Trotzdem sind Sebastian Hoeneß und auch Alexander Rosen in den letzten zwei Jahren ja daran gescheitert, eine Mannschaft aufzubauen die das Potenzial dieses Kaders ausschöpft und ich bin auch etwas spektisch das sich das nächste Saison ändert, auch wegen vielen Aspekten die @pitbullgiraffe ja schon genannt hat.

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Die anderen Beiden haben ja schon einiges an Input gegeben.

Ich musste heute nur an einen Satz denken, den ich in letzter Zeit öfter gelesen habe:

Würde Hoffenheim mehr Leute interessieren, wäre Hoeneß schon kein Trainer mehr.

Ich meine: die stehen auf Platz 4 und holen dann aus 8 Spielen klägliche 2 Punkte. Zwei!
Dazu wie @pitbullgiraffe schon geschrieben hat: wen hat Hoeneß in den zwei Jahren wirklich besser gemacht?

Dazu muss man natürlich über den Kader reden. Groß. Sehr groß.
Und: auf der einen Seite verleiht man echt einige Spieler, auf der anderen Seite leiht man dann Che und Richards. Ziel ist klar: man will und muss sie besser machen. Wenn das auch nicht mehr gelingt, dann werden sich Spieler in der Zukunft genau überlegen, ob sie den Leihweg zu Hoffenheim gehen.

Erwähnenswert - mal außerhalb des rein sportlichen: der Konflikt Hopp - aktive Fanszenen anderer Vereine scheint aktuell sehr beruhigt. Immerhin etwas positives.

Kleidungsstück-Input: Ed Hardy-Shirt. Grundsätzlich eher was für Leute mit (zu) viel Geld, man dachte kurz es sei der neue große Hype, aber dann hat man gemerkt, dass es keinen Stil hat.

Ist nicht so sassy gemeint wie es vielleicht klingt. Verweise auf die Saison sind natürlich der Absturz in der zweiten Saisonhälfte nachdem man auf einem Championsleagueplatz stand, und das vielerorts genannte Fehlen einer (wieder-)erkennbaren Spielidee.

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Ich finde es immer wieder toll, wie schnell unsere Diskussionen (z.B. „Hoeneß hat jetzt noch ein Jahr Vertrag und man scheint ja mit ihm für die nächste Saison zu planen.“) hier obsolet werden.

Klar: etwas dubiose Quelle, aber wahrscheinlich ist er ja nun auch weg…

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Ja gut, aber jetzt die entscheidende Frage: Wird es ohne Hoeneß besser? ODER War der Trainer das Problem? Ich habe so langsam meine Zweifel an Alex Rosen, das waren jetzt doch ein paar zu viele komische Entscheidungen.

Kleidungsstück
Eine Winterjacke - Macht nur ein halbes Jahr was her.

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Danke für euren input!