Rasenfunk Royal - Saisonrückblick 17/18 Borussia Dortmund

Es ist wieder soweit. Zwischen dem 14. Mai und dem 23. Mai zeichne ich die Royal-Segmente zu allen Bundesligisten auf. Wie immer in einer völlig undurchschaubaren Reihenfolge.

Ich freue mich auch diesmal über Fragen und Input eurerseits. Wie ihr wisst, ist alles rund um den Royal mit hohem Aufwand verbunden - von euch unterstützt zu werden bei der Vorbereitung, hilft mir da sehr.

Folgende Dinge sind für mich interessant:

Welche Spiele waren für den Verein besonders wichtig in der Saison (wie war der Saisonverlauf)?
Wie hat sich der Kader bewährt, mit Blick auf Neuverpflichtungen zu Beginn der Saison und generell?
Gab es wichtige Themen abseits des Platzes?
Wie war die Stimmung bei Fans und Umfeld?
Die Gäste werden wieder eigene Stichpunkte mitbringen, anhand derer wir uns durch die Saison hangeln. Da könnt ihr gerne auch Vorschläge machen, vielleicht schaut der/die ein oder andere hier ja vor seiner/ihrer Aufzeichnung rein.

Die Bonusfrage ist dieses Mal: Die Saison deines Vereins als Seriencharakter - wer ist es und warum?

Da die Bonusfragen immer sehr knifflig sind, freuen sich die Gäste hier sicher auch über Vorschläge. Es bleibt dann ihnen überlassen, ob sie sich daran orientieren oder nicht.

Danke für eure Mithilfe!

Viel, viel ist über den BVB gesprochen und diskutiert worden, die Gründe für diese wilde Saison sind so mannigfaltig, das würde vermutlich die Aufnahme sprengen, wenn all das im Einzelnen noch einmal aufgearbeitet werden würde (Fanlager pro/contra Tuchel plus erfolgsverwöhnt, kritische Trainerentscheidungen bei Wattke und Zorc, Spieler, die über ihren Zenit sind oder aber auch schlicht nicht gut genug für die hohe Anspruchshaltung, fehlende „Leader“ (ätzendes Wort) und vor allem der Anschlag). Mit Sammer und Kehl wird nun an den richtigen Stellschrauben gedreht, aber was mir nach wie vor (aktuell zumindest noch) schleierhaft ist: Welchen Fußball will dieser Verein spielen mit welchem dazu passenden Trainer (wohl Favre, wo aber ist hier die Vision?) und vor allem auch welchen Spielern? Wenn es zur ersten Frage eine Antwort gibt oder geben sollte, dann ist es aus meiner Sicht unumgänglich, den Kader recht radikal in diese Richtung anzupassen. Bedeutet: schmerzhafte Entscheidungen zu treffen. Rückt man wieder stärker an Klopps Pressingfußball, sehe ich schlechte Chancen für Spieler wie Schmelzer, Castro, Sahin, Sokratis, Yarmolenko (?). Aber ist es der Fußball, den Favre spielt? In Teilen, vielleicht. Ich glaube, dass es mindestens noch eine Saison, eher zwei braucht, um aus diesem verunsicherten und teilweise auch nicht mehr Spitzenteam ein eben solches zu formen. Ob Favre dafür der Richtige ist? Ich bin unsicher. Hierfür müssen dann auch die Transfers sitzen. Bei all den dembeles, Gündogans, Aubas oder auch Mickys und Pulisics, werden andere Transfers gern übersehen. Castro, (Toprak), Mor, Merino, Isaak, Toljan, mit Einschränkung auch zuletzt Guerreiro - nicht jede Millionen wurde in den letzten Jahren sportlich gewinnbringend eingesetzt. Es ist eine Menge Arbeit zu tun in Dortmund. Hoffnung gibt Reus Verlängerung. Vielleicht weiß er mehr, als wir derzeit wissen.

Mich würde interessieren, wie die Fans über den Vorstand, insbesondere Herrn Watzke, denken. Der neutrale Fan ist schon über die verbalen Attacken eines Herrn Hoeneß genervt, bei Watzke kommt es mir aber immer so vor, als ob er sich da Hoeneß zum Vorbild nimmt und sich gerne reden hört, ohne Hoeneß’ Intentionen verstanden zu haben. Das Beispiel mit der Geldstrafe für Rode war mal wieder so ein Fall. So eine Frage nach dem Trainer kommt in der Situation auch völlig überraschend.

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“Too close to the sun” So könnte man Dortmund spätestens seit der Saison 16/17 beschreiben. Die erste Saison unter Tuchel brachte sowas von atemberaubenden Fußball mit sich , man war “knapp” hinter den Bayern und scheiterte um Haaresbreite an Liverpool. Doch dann gab es so viele fragwürdige Management-Entscheidungen, zwischenmenschliche Probleme und unerklärlich schwankende Leistungen, sowohl vor als auch nach dem Anschlag. MMn begann es mit der Entscheidung, entgegen eigener Ankündigungen Mkhitaryan, Gündogan und Hummels ziehen zu lassen. Die 38 Mio für Hummels waren es aus meiner Sicht nicht wert, den Kapitän, wichtigsten Spieler, Abwehrchef zum damals noch größten Konkurrenten ziehen zu lassen. Sicherlich wäre er ein Jahr später umsonst gegangen, aber danach stand die Abwehr trotz Toprak, Bartra und Akanji (zusammen ca 40 Mio Ablöse) nie mehr so sicher wie zuvor. Ich glaube auch, dass er den Anstand gehabt hätte, noch ein Jahr zu warten.

2016/2017 merkte man, dass Dortmund Spiele hauptsächlich durch individuelle Klasse (Dembélé, Aubameyang, Reus, Pulisic) gewann, selten aber durch die systematische, mannschaftliche Überlegenheit wie im Vorjahr. Das war zugegeben sehr schwer, nachdem alle Neuzugänge (Rode, Götze, Mor, Schürrle, Guerreiro, Dembélé, Isak, Merino, Bartra) allesamt entweder häufig verletzt waren, schwach spielten oder menschlich nicht in die Truppe passten. Gerade die Ansammlung internationaler Top-Hype-Talente dürfte die Teamchemie (ja, FIFA Begriff) nicht positiv beeinflusst haben. In Top-Spielen (Real, Bayern, Leipzig) war die Mannschaft unfassbar gut, um dann in Ingolstadt und Darmstadt wirklich erbärmliche Leistungen zeigte. Hier verlor auch Tuchel irgendwann die Nerven, was sich in durchgemischten Aufstellungen und fragwürdigen Aussagen vor und nach Spielen zeigte. Das Zerwürfnis mit Mislintat war sicher auch kein Paradebeispiel für interne und externe Unternehmenskommunikation. Ich gehe soweit zu sagen, dass Dortmund in dieser Saison die Champions League hätte gewinnen können, hätte es den Anschlag nicht gegeben. Diese Mannschaft mit diesem Dembélé war in der Lage, jeden zu schlagen. Leider kam dann dieser unfassbar widerliche Anschlag, der den weiteren Verlauf (natürlich über die Saison hinaus) stark beeinflusste. Es führte leider nicht dazu, dass der Klub bzw. die Mannschaft enger zusammenwuchs, sondern sich mehr und mehr entzweite. Und das trotz gemeinsamer Erfolge wie dem Erreichen der CL und dem Pokalsieg. Ich finde es dermaßen schade, dass Tuchel gehen musste, obwohl ich hier natürlich nicht die Einzelheiten kenne. Hierbei finde ich verwunderlich, dass manche Spieler (Gündogan) von Tuchel in höchsten Tönen schwärmen, während andere (Hummels?) anscheinend nicht bereit sind, nochmal unter ihm zu spielen.

Leider gab es danach wieder Entscheidungen, die aus heutiger, aber auch aus damaliger Sicht diskutabel waren. Bosz zu holen, ohne bereit zu sein, seinen bekannten Spiel- und Führungsstil wenigstens eine Saison durchzuziehen, ist einfach nicht durchdacht. Wer den Saisonstart des BVB genau verfolgt hat, konnte sehen, dass die Abwehr dermaßen offen war. Selbst Mannschaften wie der HSV oder Köln hatten ausreichend gute Chancen. 2 Gegentore nach 7 Spielen war schier unglaublich. Danach fiel das System wie ein Kartenhaus zusammen und selbst sicher geglaubte Siege (Frankfurt, Schalke) wurden hergeschenkt. Die Entlassung war wahrscheinlich alternativlos, da auch Bosz mit seinem Latein am Ende schien. Hier zeigte sich aber die fehlende Strategie (Philosophie klingt so beschissen) des Vereins. Stöger war nahezu der einzig verfügbare Trainer, der aber einen völlig anderen Fußball spielen lässt. Sicher hat er die Defensive stabilisiert, aber auch bei Köln zeigte sich, dass er die Balance zwischen defensiver Stabilität und offensiver Flexibilität nicht hinbekommt.

Ich möchte Stöger und Bosz nicht die Schuld am Schlamassel geben, denn sie arbeiten mit einer völlig durcheinander gewirbelten Mannschaft. In dieser wurden nahezu alle menschlichen, aber auch spielerischen Säulen (Hummels, Subotic, Bender, Kuba, Ginter, Gündogan) nicht reibungsfrei ziehen lassen. Die verbliebenen, vermeintlichen Führungsspieler Piszczek, Sahin, Schmelzer und Reus sind entweder sehr häufig verletzt, einfach nicht leistungsstark oder machen durch komische Interviews (Sahin, Schmelzer) unnötig Stimmung. Die Theaterstücke Dembele und Aubameyang gehörten 2017 zur Tagesordnung. Von Zorc und Watzke gab es nie einheitliche Ansagen oder Vorgaben. “Dembele geht auf keinen Fall” “Naja jetzt streikt er, konnten wir ja nicht ahnen” “Das Angebot mussten wir ein paar Tage vor Transferfrist annehmen”. Die Neuzugänge schienen auch wieder eher per Zufall gewählt. Yarmolenko ist ein super Offensivspieler, defensiv aber teilnahmslos (wie kann so ein Spieler ausgerechnet von Dortmund verpflichtet werden?). Zudem nimmt er den jungen Spielern (Pulisic, Sancho, Philipp) wertvolle Spielzeit. Toljan wirkt so teilnahmslos, als hätte er seinen Bruder geschickt. Zagadou ist ein super Talent, aber auch der gefühlt 10. internationale Spieler den niemand “an die Hand nimmt”. Warum Dahoud nicht das Vertrauen gegeben wird, erschließt sich mir nicht. Seine Leistungen im schwarzgelben Dress waren immer ansprechend. Hier fehlen mir von Zorc und Watzke irgendwo die Ansagen an den Trainer á la:
“Wir sind der BVB, wir spielen auf die und die Weise und dafür haben wir diesen Spieler geholt. Solang der seine Leistungen im Training bringt, fit ist und sich ordentlich verhält, steht der in jedem Spiel in der Startelf”
Wie Sammer im TG gesagt hat, ein guter Sportdirektor muss auch mal als Trainer gearbeitet haben.

Insgesamt gibt es super viele Umstände warum es beim BVB nicht funktioniert. Der Anschlag ist ganz bestimmt zentraler Bestandteil, wenn man die Aussagen von Ginter & Co zu ihren Gefühlen vor einem Spiel liest. Ich glaube auch, dass Watzke und Zorc die Zeichen der Zeit erkannt haben und wieder mehr Ordnung und Struktur in die Mannschaft bringen wollen. Das zeigen die Entscheidungen Sammer und Kehl, aber auch die wahrscheinlich perfekten Verpflichtungen von Hitz und Lichtsteiner. Beide sind erfahrene, deutschsprachige Spieler, die jüngere Spieler leiten können. Zudem sind beides Spieler, die in der Vergangenheit auch viel auf der Bank verbracht haben, ohne zu murren. Lichtsteiner´s Einwechslung in Tottenham war der Grund für die Wende von Juves Achtelfinale.

Favre sehe ich als super spannend an. Seine Spielweise ist gar nicht so fern von Klopp und Tuchels BVB. Klopp war ja eher traurig, dass er damals keinen starken Ballbesitzfußball gegen schwächere Mannschaften in petto hatte. Ich könnte mir vorstellen, dass er den Grundstein für Nagelsmann legen soll, obwohl im Trainerbusiness natürlich nie langfristig geplant werden kann. Daher wäre es für den BVB wichtig, im Nachwuchs weiterhin auf junge Trainer, die einer gemeinsamen Strategie folgen, zu setzen.

Ich freue mich auf das Gespräch mit den gewohnt fachkundigen Experten von Schwatzgelb, Yellow Wall und Co!

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Wunschaufstellung Dortmund 18/19

Bürki - Lichtsteiner, Akanji, Pavard, Toljan - Weigl - Reus, Götze, Dahoud, Pulisic - Philipp
Ergänzungen: Hitz, Piszczek, Zagadou, Toprak, Burnic, Bruun Larsen, Castro, Rode, Sancho, Kagawa, Sergio Gomez, Schürrle, Gregoritsch

Das wird ein wirklich spannender Sommer für den BVB. Je nachdem wie früh die Aufnahme ist, kann es nur sein das einfach noch nichts wirklich entschieden ist.
Zuerst würde ich mir vom Verein eine generelle Aufstellung wünschen, wie will man spielen, wie soll die Neuausrichtung aussehen, wie lange wird es dauern und hat man vor in 3-5 Jahren wieder “der zweite große Leuchtturm Deutschlands” zu sein.
Zudem würde ich es begrüßen, wenn man einen Trainer verpflichtet mit der in das ausgewählte Konzept passt und öffentlich moderiert das er wirklich, ehrlich Zeit bekommt. Die letzen vier Trainer hatten wenig gemein und der Umgang mit letzteren war nicht gerade optimal. Ich bin von Favre nicht unbedingt überzeugt, wenn er aber kommt, sollte er Minimum eine Saison bekommen und zwar ohne den Hintergedanken, dass Nagelsmann ab nächster Saison frei ist. Hier würde man eine weitere Saison verschenken.
Auch der Kader muss dringend angepasst werden, wobei ich gerade die Verpflichtung von Akanji sehr gut finde. Bei Michi habe ich eher bedenken ob er sich soweit entwickeln möchte um auch aktiv defensive Aufgaben zu übernehmen.
Und ein Punkt den ich noch erwähnen möchte wären die generellen Strukturen. Wenn Spieler nicht zu einem Psychologen wollen, obwohl dieser zur freiwilligen Nutzung vom Verein gestellt wird, gerade nach den Ereignissen, sollte man evtl Überdenken was man sonst tun kann. Vielleicht doch das Hotel und/oder den Bus wechseln, psychologische Besprechung zur Pflicht für alle machen, Regeln für den Spieltag, die Kabine aufstellen.
Generell müsste man den Zugang von externen Beratern näher beleuchten, einige Aussagen von Spielern und ex Spielern lassen vermuten daß es so was wie generelle Berater (Ernährung-, Finanzen, social Media, etc…) nicht oder nur unzureichend gibt. Hier ist aber die Verpflichtung von Sammer und Kehl schon einmal ein positives Zeichen.

Die Körner hat der BVB in dieser Saison mehr intern verpulvert als auf dem Platz!

Es gab immer mal wieder intern Diskussionen und Disziplinlosigkeiten, welche nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen sind. Das kostet allen Spielern Kraft und diese fehlte um die Leistung auf den Platz zu bringen.

Ein weiterer Grund ist aber auch natürlich der Anschlag. Man hat klar und deutlich gesehen, dass es die Spieler weiter beschäftigt hat (was auch völlig normal ist). Der Kopf war auch deswegen nicht frei bei den Spielern die dabei gewesen sind.
Das ist die einzige Entschuldigung die ich komplett akzeptiere und den BVB da auch frei von Schuld spreche. Alles andere sind hausgemachte Probleme.

Auffällig: Nur ein Spieler (Jadon Sancho) hat eine Saisondurchschnittsnote mit einer 2 vor dem Komma. Alle anderen Spieler eine 3 oder schlechter. In der Schule bedeutet eine 3 Mittelmaß.
Ist der BVB Mittelmaß? Die Ansprüche sind sicher höher, aber es wurde viel zu wenig geleistet.

Unglückszahl 13?
Am 13. Spieltag verspielt der BVB eine 4-0 Führung im Derby gegen Schalke - Endstand 4-4! Das war ein extrem wichtiges Spiel für den BVB.
Der beste Torschütze vom BVB ist Aubameyang - 13 Tore! Der nächstbeste Torschütze ist M. Phillip (9).
Raphael Guerreiro (Rückennummer 13) konnte in nur neun Ligaspielen eingesetzt werden. Für mich war er vor der Saison ein Hoffungsträger für Dortmund. (Letzte Saison 6 Tore - drittbester Torschütze vom BVB als Abwehrspieler)

International, sowohl Champions League als auch in der Euro League, hat der BVB auch völlig enttäuscht! Das Ansehen und der Respekt internationaler Vereine kann darunter gelitten haben.
Auch für das Marketing und die Internationalisierung, welche laut den Verantwortlichen vorangetrieben werden soll, war das sicher nicht förderlich.

Der neue Trainer wird sehr viel Arbeit haben aus der Truppe wieder eine richtige Einheit zu machen. Die Einheit ist nämlich zwingend erforderlich um national und international wieder guten und erfolgreichen Fußball zu spielen.

Alle reden von großen Umbruch welcher zwingend notwendig sein soll. Hat der BVB überhaupt die Zeit um wirklich einen großen Umbruch zu machen?

Wichtige Stellschrauben? Muss wirklich in allen Mannschaftsteilen etwas gemacht werden?

Durch welche Spieler kann Platz für Neuzugänge geschaffen werden? Toprak, Rode, Yarmolenko, Isac??

Ich habe mich in dieser Saison immer wieder an die Abschiedsworte von Klopp aus der Vertragsaufloesungs-PK erinnert. In der er in etwa sagte: “Entweder muss jetzt ein grosser Kopf gehen[er] oder es muessen sich hier sehr viele Dinge aendern”. Er wurde dann noch expliziter und sagte, dass ein neuer Trainer noch sehr viel aus dem Kader herausholen kann.
Ich glaube, dass diese Analyse fuer die letzten zwei Jahre unter Thomas Tuchel sehr treffend waren, da Tuchel den Verein fussballerisch weiterentwickelt hat und speziell im ersten Jahr aus quasi der selben Mannschaft nochmal eine unfassbare Qualitaet herausgeholt hat. In der Folgesaison wurde ja dann schon zum ersten Mal das Vereinscredo der zweitbeste Verein hinter Bayern zu sein verfehlt, ein Trend der sich in diesem Jahr dann noch weiter verfestigt hat.

Ich glaube daher, dass die Analyse von Klopp eigentlich richtig war, es jedoch verpasst wurde im Hintergrund eben auch diese “vielen kleinen Dinge” die sich aendern muessen zu aendern. Nun hat man einen Kader mit einer sehr guten Ansammlung von Spielern jedoch auch sehr viele verdiente alte Spieler noch aus den Klopp-Jahren die vielleicht nicht mehr den derzeitigen Anspruechen des BVB entsprechen.

Das zentrale Thema der Dortmunder Saison ist aus meiner Sicht die Bewertung der möglichen Einflüsse des Anschlags und dessen Verarbeitung (intern, Gerichtsverfahren, etc.). Nach dem Anhören des Tribünengesprächs zum Thema Depression im Fussball sind mir da einige Parallelen zu Verhaltensweisen der Spieler aufgefallen.

In diesem Zusammenhang ist für mich auch auffällig, dass die “Probleme” in dieser Saison viele vom Anschlag betroffene Spieler betrifft, als auch einige mit Vereinswechseln und damit Abkehr von entsprechenden Ritualen (Spielvorbereitung im Hotel, selber Bus, etc.) eine positive Entwicklung nehmen konnten (Ginter, Bartra, Bender).

Die ganze Thematik ist wahrscheinlich eher Stoff für ein ganz separates Format oder ein Buchprojekt, es hat aber aus meiner Sicht auf allen Ebenen Einfluss auf die Einordung bestimmter Probleme der Saison. So hat der Anschlag auch mit dem Einfluss auf das Verhältnis Führungsebene/Trainer/Mannschaft generell zu einer Frontenbildung im Verein geführt. Dies zeigt sich plakativ in der fehlenden Gemeinschaftlichkeit der Fans (z.B. Pro-Tuchel gegen Pro-Watzke). Mangels Kommunikation nach außen sind die offenen Fragen zum Vorgang, zur Verarbeitung und den Konsequenzen weiterhin Diskussionsstoff auf allen Ebenen. Dies hat zusätzlich zu den psychischen Auswirkungen möglicherweise zu weiterer Defokussierung und Unkonzentriertheit bei der Mannschaft und auch in der Führungsebene geführt, so dass aufgrund der zusätzlichen Nebenkriegsschauplätze (Trainerwechsel, Dembelé, Aubameyang, etc.) der entscheidende Anteil Gemeinschaft, Fokus und Entwicklung/Verarbeitung verloren gegangen sein könnte.

Wenn der Anschlag weiter jedoch die entsprechenden Auswirkungen erzeugt, ist der erforderliche Umbruch unter ganz anderen Gesichtspunkten zu betrachten.

Besten Dank für den tollen Einsatz und die immer hörenswerten Formate!

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In letzter Zeit lese ich immer wieder Aussagen, die mich denken lassen, dass es innerhalb der Dortmunder Mannschaft dieses Jahr massive Probleme gab. Könnt ihr dazu vielleicht mehr sagen?

Als Beispiel:

Zorc weiter: „Wir werden verstärkt auf Werte wie Disziplin und Gier setzen und den Team-Gedanken wieder in den Mittelpunkt rücken.“

Sokratis über BVB-Zukunft: „Es braucht in der Mannschaft viele Wechsel“

Ich möchte gerne die Personalie Julian Weigl diskutieren.
Für mich ist er nicht der Spieler, der im nächsten Jahr gesetzt sein sollte. Meiner Meinung nach, zerrt er noch immer vom ersten Tuchel Jahr, danach ist er doch einiges schuldig geblieben.

Weigl ist in genau zweit Situationen gut. Wenn er zwischen den IV das Spiel aufbaut, oder wenn er auf der sechs maximal einen Gegenspieler hat. Und das ist sein Problem. Spielt er zwischen den IV schafft es der Gegener mittlerweile recht gut, die Passwege zuzustellen. In der defensive fehlt im völlig die körperliche Präsenz, was es als tiefstehender sechser eigentlich zwingend braucht. Wenn zeitgleich Götze oder Kagawa auf er 8 unterwegs sind, haben wir aufgrund ihres offensiven Denkens oftmals riesen Lücken im Mittelfeld. Dahoud orientert sich etwas tiefer, weshalb es in der Rückrunde mit Ihm auf der 6/8 etwas besser lief.
Spielt Weigl etwas weiter vone, muss der Gegener im Grunde nur seine beiden vorderen Spieler auf Weigl stellen und der BVB ist machtlos. Weigl schafft es viel zu selten, sich aus dem Deckungsschatten zu lösen, die schwächen im Spielaufbau unserer IV geben dann Ihr übriges dazu. Zusätlich lässt sich Weigl in der Defensiv-Bewegung viel zu häufig überspielen. Vertikale oder Risikoreiche Pässe schlägt er kaum.

Spielt Weigl auf der 8 oder als extrem hohe 6 wie unter Bosz, sodass ihm theoretisch eine Absicherung zur Seite gestellt werden könnte, ist er total harmlos da er scheinbar etwas Raum um sich braucht.

Auch wenn Tuchel sagt mit Weigl sei jeder Ball eine halbe Sekunde schneller vorne, bringt dies nichts, wenn er nicht anspielbar ist. Weigl hat es einfach verpasst in den letzten zwei Jahren an seinen schwächen zu arbeiten um den nächsten Schritt zu machen.

Seine Position ist zu wichtig und muss auch mit Blick auf einen zusätzlichen IV überdacht werden. Einen Spieleröffnden IV wie Hummels oder Bartra werden wir schwer bekommen, aber vielleicht einen Spielstarken und körperlich präsenteren sechser, der unserem offensiven Spiel mehr Struktur gibt und unsere Defensive stabilisiert.

Was meint Ihr?. Kann Favre, sofern er es wird, Weigl das nötige Handwerkszeug an die Hand geben und aus Ihm einen sechser auf Champions League Niveau machen? Oder muss sich der BVB nach einer Alternative umschauen?

Zur Stimmung der Fans:

Jürgen Klopp hat es damals verstanden. Wir Fans im Westfalenstadion können ein Wettbewerbsvorteil sein. Leider haben Tuchel und auch Stöger verpasst, diesen Vorteil zu nutzen. In dieser Saison hat sich die Stimmung von einem “Wir” Gefühl in ein “Wir und Ihr”- Gefühl verändert und dass nach einem so einschneidenden Erlebnis wie dem Anschlag. DIe Mannschafft hat sich mit ihrem emotionslosen gekicke von den Fans distanziert, dass wofür Borussia Dortmund in den letzten Jahren stand, findet man auf dem Platz nicht mehr wieder. Natürlich sind auch wir Fans erfolgsverwöhnter und werden schneller unruhig als vor ein paar Jahren. Trotzdem merken wir, dass die Mechanismen des Geschäfts auch bei uns vollumfänglich greifen. Spieler verlassen den Club nur des Geldes wegen, Trainer werden getauscht, der Verein ortientiert sich im Marketing eher richtung Asien als Dortmund.
Ja, auch wir sind ein ganznormaler Fußballverein der um die Champions League spielt. Ja, auch bei uns können Trainer nach Misserfolg entlassen werden. Ja, auch bei uns spielen Spieler aus rein monetären Gründen und nicht weil sie den Verein so toll finden. Ein bisschen hat man das in den letzten 10 Jahren in Dortmund verdrängt. Aber dann dürfen sich Spieler wie z.B. Bürki eben auch nicht beschweren, wenn nach teilweise erschreckender Leistung gepfiffen wird.

Eine Aufgabe des neuen Trainers wird auch sein, Fans und Mannschaft wieder aneinander zu führen. Das geht natürlich über Erfolg, aber auch über Leistungsbereitschaft und Vereinsidentifikation. Persönlich hoffe ich, dass der neue Trainer eine Aufbruchstimmung erzeugt und das erste Heimspiel wieder eine Einheit zwischen Fans und Mannschaft zeigt. Sonst wird der Wettbewerbsvorteil schnell zu einer riesen Belastung.

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Danke für euren Input! Aufzeichnung startet morgen früh.

Ich hoffe man darf hier noch antworten.
Tatsächlich ist das Thema Weigl sehr interessant. Ursprüngliche hatte ich auf eine Kombi von Weigl und Dahoud gehofft, was diese Saison ja aus diversen Gründen eher nicht so toll war. Es wäre interessant zu sehen ob die beiden bei einer längeren Vorbereitung und Spielzeit sich ergänzen, das könnte ich mir schon vorstellen.
Ansonsten fände ich die Personalie Rode auch noch interessant, solange er mal irgendwann wieder spielen kann. Hatte eigentlich viel von ihm gehalten. Gerade zusammen mit dahoud könnte das interessant sein.
Sollte man aber nicht auf Weigl und Rode setzen, bei letzterem nach der langen Ausfallzeit irgendwie auch verständlich, muss hier dringend nachgebessert werden.